Verdammt hoch oben hier: Unterwegs in Bolivien
Unterwegs mit dem Zug in die Wolken
02.12.2011
Gestern waren wir noch am Bahnhof, um Tickets fuer den Tren de las Nubes ("Zug in die Wolken") zu kaufen.
1889 wurden erste Machbarkeitsstudien fuer eine Zugstrecke von Argentinien nach Chile gemacht. Zur Erinnerung: Zwischen diesen Laendern stehen die Anden "im Weg". Baubeginn dieser Bahnlinie war 1921. An der Errichtung dieser Strecke war uebrigens auch ein Josip Broz beteiligt, spaeter besser bekannt unter dem Namen Marschall Tito, Machthaber in Jugoslawien. 1930 fuehrte ein Staatsstreich zu einem sechsjaehrigen Baustopp, der Weltkrieg fuehrte ebenfalls zu Verzoegerungen, so dass die Strecke von Salto zum chilenischen Hafen Autofagasta schliesslich erst 1948 fertig gestellt wurde.
Zu dieser Zeit existierte allerdings bereits eine Strasse, so dass die Zgstrecke nie gewinnbringend betrieben werden konnte. 1971 entstand die Idee eines Touristenzuges, der ab 1971 1x in der Woche in den Wintermonaten fuhr. Nachdem der Zug mitten auf der Strecke ohne Treibstoff mitten auf einem Viadukt liegen geblieben war, wurde die Konzession entzogen.
Erst seit dem 6. August 2008 faehrt der Zug wieder. Derzeit ist auf dieser Strecke einmal in der Woche ein Gueterzug nach Autofagasta unterwegs und zweimal wochentlich der "Zug in die Wolken".
Im ersten Moment erscheint die Fahrt mit 118 Euro recht teuer, allerdings faehrt man insgesamt 217 Kilometer und ist 16 (!) Stunden unterwegs. Mit Tempo 35 faehrt der Zug (Spurweite 1.000 mm) gemaechlich von Salta (1.187 Meter) bis kurz vor die chilenische Grenze auf 4.188 Metern. 21 Tunnel, 13 Viadukte, 2 Kehrschleifen und 2 Spitzkehren warten auf uns. Unterwegs koennen wir zweimal aussteigen, an einem spektakulaeren Viadukt, wo der Zug wendet, und in der Minenstadt San Antonio de los Cobres, mit 3.775 Metern hoechstgelegene Stadt Argentiniens.
Begleitet werden wir von drei Fahrzeugen, zwei Waegen vom Sicherheitsdienst und einem Krankenwagen. Krankenwagen? Falls jemand die Hoehenluft nicht vertraegt... Sicherheitsdienst? Es gibt keine Schranken oder Andreaskreuze, also werden die Gleise bei jedem Bahnuebergang entsprechend mit Blinklicht gesichert.
Spektakuläre Ausblicke!
Diese Zugfahrt ist absolut spektakulaer, schliesslich startet man in einem fruchtbaren Tal, bald folgen Tabakfelder, spaeter Kakteen, es wird immer trockener. Und der Zug steigt und steigt... Unglaubliche Ausblicke auf die Anden eroeffnen sich, wir fahen an Lamas und Eseln vorbei, einheimische Kinder winken uns zu.
An der Endstation erwartet uns ein Markt, wo es zahlreiche Andenken aus Lamawolle und Steinen gibt.
Auf der Rueckfahrt stehen Lindsay, der lange ueberlegt hat, ob er mitfaehrt (das ist jetzt ueberhaupt keine Frage mehr!!!), und ich an der Bar (wer kann solange sitzen?!) und geniessen das unglaubliche Panorama, das durch die warme Abendsonne noch unglaublich an Reiz gewinnt.
Am Abend sind wir zwar geschlaucht, aber der argentinische Blues ist verflogen!
Am Markt gibt es viele Kleinigkeiten zum Kaufen, aus Lamafellen, aus Steinen. Oder lieber etwas zum Essen? Als Verläufer werden gerne Mädchen und ungs im Alter von ca. 8 bis 15 Jahren vorgeschickt, bei ihnen sind die Touristen offenbar kauffreudiger.
Aufbruch: | November 2011 |
Dauer: | circa 4 Wochen |
Heimkehr: | Dezember 2011 |
Peru
Argentinien
Chile