Frankreich - 2011

Reisezeit: September / Oktober 2011  |  von Uschi Agboka

Sarlat-La-Caneda – Creysse – Tal der Dordogne

17. September 2011 - 11. Tag - Gefahrene Meilen: 127 (204 km)

Sarlat-La-Caneda - Creysse - Tal der Dordogne

Rolf scheucht uns früh aus dem Bett, weil wir heute weit fahren müssen. Als Rolf Baguette holen geht, hat er bereits eine größere Anzahl von Jägern gesehen, die sich sammeln. Doch ich hoffe, dass unsere Enten hier am Campingplatz sicher sind, liegt die Insel doch mitten im Ort, Jagen ist dort sicher verboten! Um 9.10 Uhr starten wir, über Martel, Souillac nach Sarlat. Ankunft dort um 11.10 Uhr nach 47 Mei-len (75 km).

Die Abtei, um die herum sich Sarlat entwickelte, wurde wohl zwischen 820 und 840 von Herzog Pippin von Aquitanien gegründet. Der Ort wuchs im Schatten der Bruderschaft und erlangte im 13. Jh. Selbstständigkeit. Im Jahr 1317 erhob Pabst Johannes XXII. Sarlat zum Bischofssitz. Im 13. und Anfang des 14. Jh. blühte die Handels- und Kaufmannsstadt auf, der Hundertjährige Krieg richtete sie jedoch zugrunde. Sarlat wurde nie von den Engländern eingenommen, mit dem Frieden von Brétigny fiel Sarlat im Jahr 1360 schließlich dennoch in deren Hände. Bei den Kämpfen im Jahr 1370 reihte sich Sarlat in die Truppen Karls V. ein und war 1404 an der Wiedereroberung des Perigord beteiligt. Es war ein teuer erkaufter Sieg, der die Diözese in Ruinen zurückließ. Ohne zu zögern wurde der Wiederaufbau in Angriff genommen; aus der Zeit zwischen 1450 und 1500 stammen viele der im Stil der beginnenden Renaissance erbauten Häuser, auf die die Stadt heute so stolz ist.
Heute ist überall viel los, Feste etc. Daher herrscht reger Verkehr. In Sarlat sind alle Parkplätze belegt, doch mit dem Motorrad findet man immer einen Platz, wo man stehen kann. Rolf sucht sich ein Cafe, von wo aus er einen guten Überblick über das Markttreiben hat. Überall in den engen Gassen sind Stände aufgebaut mit Waren aller Art. Es duftet ganz herrlich. Für mich steht erst einmal ein Rundgang auf dem Programm, ich muss mir einen Überblick über die Preise verschaffen. Später kaufe ich Nussöl, getrocknete Steinpilze, Senf mit Nüssen, Küchenhandtücher, Topflappen und Walnüsse. All dies kommt in den Campingbus in unser "Vorratslager" für Zuhause. Rolf ersteht eine Messerhülle und 5 l trockenen Bergerac-Weißwein. Auf die Spezialität "Foie gras" verzichten wir. Ich mag das überhaupt nicht. Nachdem wir alles im Motorrad verstaut haben, machen wir einen Spaziergang durch die Altstadt, die eine Vielzahl von schönen Häusern, u. a. Gotik- und Renaissance-Stadtpalais, aufweist.

Die Altstadt wird von der "Traverse" - Rue de République - einer im 19. Jh. angelegten Hauptstraße in zwei Hälften geteilt. Der westliche Teil ist volkstümlich, während im Osten die eleganteren Häuser liegen. Der Altstadtkern von Sarlat blieb von großen Neubauten verschont. 1962 erließ die Regierung das Denkmalpflegeschutzgebiet. Die Sanierung der Altstadt Sarlat wurde ein Pilotprojekt und hat den ganz besonderen Reiz des Örtchens wieder aufleben lassen.

Was mich etwas stört, sind die vielen Restaurants, fast in jedem Haus. Zum Abschluss statten wir der Cathedrale Saint-Sacerdos noch einen Besuch ab. 1504 wurde mit ihrem Bau durch Bischof Gontaud-Biron begonnen, der die alte Kirche aus dem 12. Jh. abreißen ließ. 1519 verließ der Bischof Sarlat und der Bau der Kathedrale wurde erst im 16./17. Jh. fertig gestellt. Die Empore mit der schönen Orgel von Lépine ist besonders sehenswert. Erst nach 14 Uhr fahren wir weiter. Wir besichtigen einige Campingplätze in Verac und Vitrac, doch wir sind verwöhnt, uns gefallen die Plätze nicht. In La Roque-Gageac finden wir jedoch einen traumhaften Platz, direkt an der Dordogne. Es ist sehr warm, schwül, doch kein Regen, obwohl es heute früh danach aussah. In Souillac trinken wir in einer Einheimischenkneippe Kaffee. Mit Belustigung sehen wir einem Engländer zu, der versucht, in eine Parklücke einzuparken. Doch nach x Versuchen gelingt es ihm nicht und er fährt weiter. Unser Weg führt uns nun über kleine Straßen vorbei an Chateau La Treyne (heute ein kl. Luxushotel), die Grotten de Lacave (Höhlensystem, 1912 ent-deckt), Chateau Belcastel (auf einem steil aufragenden Felsen über dem Zusammenfluss von Dordogne und Quysse), St. Sozy. Von dort nach Creysse und Gluges, vorbei an ca. 50 m hohen ockergelben, teilweise überhängenden Felswänden, durch das Tal der Dordogne, ein herrliches Fleckchen Erde. In Creysse machen wir Halt. Die malerischen schmalen Gassen und die mit Außentreppen und Weinspalieren geschmückten schönen Häuser liegen am Fuß eines Felsens, auf dem sich eine frühmittelalterliche Kirche (Saint Germain) mit einer seltsamen Zwillingsapsis erhebt. Sie war einst eine Burgkapelle. Wir klettern über eine steil ansteigende steinige Gasse hinauf zu einer Terrasse, von wo aus man einen tollen Blick über den Ort hat. Natürlich schauen wir uns die Kirche an, denn sie ist geöffnet, was sonst eher selten ist. Creysse ist berühmt für seine Foie gras, wir sehen eine Vielzahl von Gänsen. Gänsebraten ist auch vorläufig von der Speisekarte gestrichen. Wir passieren nun den Belvedere de Copeyre. Von diesem Felsen hat man einen herrlichen Blick auf den Cirque de Montvalent. Am Fuße der Steilfelsen fließt die Dordogne in einer weitgezogenen Schleife an von Pappeln gesäumten Feldern vorbei. Über Betaille fahren wir zurück zum Campingplatz, Ankunft 17.10 Uhr. Wir haben noch beim Intermarche eingekauft und getankt. In diesem Jahr funktionieren die deutschen Kredit- und Scheckkarten an den Zapfsäulen. Welch ein Fortschritt! Es ist sehr warm und wir sind rechtschaffen müde. Wir haben viel angeschaut, sind viel gelaufen. Nicht nur schöne Dörfer haben wir gesehen, sondern auch riesige Tabakfelder und große Schaf- und Ziegenherden. Zum Dinner gibt es heute Lammsteaks mit Pilzen, Salat, Baguette und Rotwein. In Sarlat habe ich eine köstliche Auberginen-Paste gekauft, super lecker. Doch Rolf schmeckt sie nicht, es erinnert ihn an Sauerkraut, für mich zum Totlachen! Gott sei Dank sind unsere Enten noch da. Wir füttern sie, auch die Fische im Fluss und unser Haustier, die kleine Ratte, bekommen ihr Teil. Schließlich wollen alle leben. Der Film, den wir anschauen, ist langweilig, also gehen wir früh schlafen.

© Uschi Agboka, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Tour über 39 Tage, von Niederbayern, durch Frankreich (Zentralmassiv) und weiter nach Italien (Ligurien - Aosta-Tal) Hier der erste Teil - Frankreich.
Details:
Aufbruch: 07.09.2011
Dauer: 6 Wochen
Heimkehr: 15.10.2011
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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