Frankreich - 2011
Tal des Tarn -Brousse Chateau– Viadukt Millau
30. September 2011 - 24. Tag - Gefahrene Meilen: 109 (175 km)
Millau - Tal des Tarn - Montjaux - Le Truel - Barrage de Pinet - Barrage de la Jourdanie - Les Raspes sur Tarn - Brousse le Chateau - Viadukt Millau
Es ist Freitag und wir fahren zunächst nach Millau. Der neue bestellte Reifen muss montiert werden. Da wir gestern Abend "Dracula" geschaut haben, hatte ich die schlimmsten Albträume in der Nacht und wurde mehrfach durch mein eigenes Schreien wach. Meine Phantasie spielt mir so manchen Streich. Unser Platz am Tarn bietet jeden Morgen einen herrlichen Sonnenaufgang und sobald die Sonne da ist, ist es auch warm. 9.45 Uhr fahren wir los, nach Millau. An dem Hauptplatz in der Altstadt lässt Rolf mich absteigen, er fährt zum Motorradhändler, Reifen wechseln. Zunächst mache ich einen Bummel durch die Gassen, schaue mir die vielen kleinen Boutiquen an, es gibt sehr hübsche Sachen, nicht teuer. Dann entdecke ich, dass heute Markt in Millau ist. Vor 2 Jahren hat mich dieser Markt mit seinem vielfältigen guten Angebot schon begeistert. Und so mache ich einen Rundgang, um mir einen Überblick zu verschaffen. Es gibt eine Fülle von Waren aller Art. Ich erstehe Kaninchenfilet, Kaninchen-Frikasee, Eier, verschiedene Salate, Zucchini, Trauben, Tomaten. Meine Tasche, schön verziert mit einer schwarzen Katze, die ich vorher gekauft habe, ist voll. Also lasse ich mich in einem Cafe nieder und beobachte die vorbei eilenden Menschen. Millau hat uns vor Jahren sehr gut gefallen und auch heute begeistert mich die Stadt wieder. Die alten Häuser sind mit Blumen geschmückt und sehr gepflegt im Zentrum der Altstadt. Ich rufe Rolf an, er ist mit der Montage des Reifens fast fertig und wird so gegen 12 Uhr am vereinbarten Treffpunkt sein - einer kleinen Bar am zentralen Platz.
Nachdem Rolf sich ein bisschen von der Reifenmontage erholt hat, machen wir uns auf den Weg, durch das Vallee du Tarn (D 41), eine liebliche Landschaft, nicht so wild wie die Gorges du Tarn. Über Comprenac, Candas nach Montjaux - Mont Jovis. Ein Jupitertempel soll auf der Spitze des Berges gestanden haben, wo später die Burg erbaut wurde, heute nur noch Ruinen zu sehen. Die Häuser des kleinen Ortes klammern sich an die Felsen, ein interessanter Anblick. Von Le Truel haben wir einen phantastischen Blick auf die Cevennen und das Viadukt von Millau. Man sieht, es wird Herbst. Die Blätter der Bäume leuchten in verschiedenen Gelb-, Rot- und Grüntönen, Indian Summer in Frankreich, ein wunder-schöner Anblick. Vorbei an der Barrage de Pinet, in der Nähe des Ortes Viala-du-Tarn, im Herzen der Raspes, der erste von vielen Staudämmen am Tarn. Barrage de la Jourdanie, ein weiterer Staudamm wird passiert. Wir durchfahren die Landschaft "Les Raspes sur Tarn", eine wildromantische, wenig frequentierte und wunderschöne Gegend im Tal des Tarn. Wir sind allein auf den Straßen unterwegs. Grüne Wiesen schlängeln sich an den Steilfelsen vorbei, von oben bieten sich atemberaubende Ausblicke. Auf Felsvorsprüngen sehen wir kleine Kirchen und hübsche Dörfer. Die Uferstraßen am Tarn bieten viele schöne Überraschungen.
Eine davon ist der Ort Brousse le Chateau, gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Das Dorf drängt sich idyllisch am Zusammenfluss von Tarn und Alrance, unterhalb einer Burg, deren Ursprung auf Karl den Großen zurückgehen soll. Es gibt viele alte Häuser, steile Gässchen und Treppen, eine hübsche Kirche, leider geschlossen und eine kleine Kapelle. Der älteste Teil des Ortes ist über eine, mit Flusskieseln gepflasterte Brücke (1366), mit einem romanischen Bogen versehen, zu erreichen. Die Burg aus dem 10. Jh., erbaut zur Überwachung des Tarn, erstreckt sich auf einer ausgedehnten Felsenplattform über dem Fluss. Vom 13. bis 18. Jh. war sie im Besitz der Adelsfamilie Arpajon. Noch heute wirkt das Bauwerk, nur wenig restauriert, mit seinen dicken Mauern, dem Wohntrakt und den Türmen sehr authentisch. Besonders im Ehrenhof mit dem Garten kann man die besondere Atmosphäre dieser uralten Mauern geniessen. Rund um den schönen Ort sind an den Hängen noch die alten Terrassengärten zu erkennen, wo einst Wein- und Obstbau betrieben wurden. Wir halten uns lange in dem schönen Dorf auf, es ist warm, doch es weht ein starker Wind.
Die Rückfahrt erfolgt durch ca. 500 m lange dunkle Eisenbahntunnel, über die ehemaligen Eisenbahntrassen. Rolf liebt das, mir wird immer flau im Magen wegen des Gegenverkehrs, doch heute sind wir fast allein unterwegs. Über St. Izaire, St-Affrique mit viel Verkehr, da das Wochenende vor der Tür steht, vorbei an großen Landwirtschaftsbetrieben, mit vielen Überquerungen des Flusses Dourdou, welcher ein Nebenfluss des Tarn ist. Wir machen einen weiteren Halt am Besucher-Point des Viaduc de Millau. Hier habe ich die schönsten und saubersten Toiletten in ganz Frankreich vorgefunden. Im Besucherzentrum gibt es viele interessante Erläuterungen über den Bau der Brücke, ein einmalig schönes elegantes Bauwerk. Von diesem Informationszentrum hat man wohl den schönsten Blick auf die Brücke und erkennt die atemberaubende Höhe.
Viadukt von Millau, von Michel Virlogeux entworfen und von Norman Foster gestaltet, am 14.12.2004 eingeweiht, mit 2.460 m die längste Schrägseilbrücke der Welt, mit einer maximalen Pfeilerhöhe von 343 m, überspannt in 270 m Höhe das Tal des Tarn. Sie gilt als die höchste Brücke der Welt, zusätzlich zu der Höhe der Fahrbahn auf ca. 270 m über dem Tarn kommen noch die ca. 98 m hohen Pylone der Brücke, so dass sich eine Gesamthöhe von knapp 370 m ergibt, atemberaubend. Die Brücke ist für Windlasten bis zu einer Geschwindigkeit von 205 km/h ausgelegt.
Konzessionär der Autobahnbrücke (Brückenmaut bis 2079) ist ein Tochterunternehmen der Eiffage, ein auf Gustave Eiffel zurückgehender Konzern. Das Unternehmen trug die Kosten des Brückenbaues, rd. 400 Millionen Euro, und erhielt dafür über 75 Jahre die Mautkonzession für die Überfahrt zugestanden. Danach geht das Bauwerk in Staatsbesitz über. Bis 2079 ist die Firma auch für den Unterhalt der Brücke zuständig.
Nach vielen Fotos geht es über Millau und die Gorges du Tarn zurück auf unseren Platz, wo wir gegen 18 Uhr eintreffen. Dort muss Rolf zunächst einmal einen Stein aus dem Zahnriemen des Motorrades entfernen, nicht so ganz einfach, wie sich herausstellt. Erst nach 19 Uhr können wir essen, Kaninchenfrikasee mit Zucchini, Salat, Baguette, Trauben und Rotwein. Ein fürstliches Mahl auf unserem schönen Platz an der Tarn. Später sehen wir noch einen Film über Alcatraz an, der auf einer wahren Geschichte beruht. Sehr bewegend. Nach 23 Uhr gehen wir schlafen.
Aufbruch: | 07.09.2011 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 15.10.2011 |