Frankreich - 2011
Monbazillac – Bergerac - Limeuil
25. September 2011 - 19. Tag - Gefahrene Meilen: 110 (177 km)
Saint Capraise-de-Lalinde - Cingle Tremolat - Cingle Limeuil - Monbazillac - Bergerac - Limeuil
Unser Ziel heute heißt Bergerac, Weinanbaugebiet, Tabak-, Getreide- und Maisfelder. Im 12. Jh. erlebte die Stadt eine glanzvolle Zeit, im 16. Jh. war sie Zentrum des Protestantismus. Bergerac (Region Aquitanien) ist mit 29.000 Einwohnern nach Perigueux die zweitgrößte Stadt im Departement Dordogne.
Wie immer, wenn es schön wird, liegt die Dordogne morgens im Nebel. Geheimnisvoll wallen die Nebelbänke. Es ist nicht kalt. Die Engländer auf dem Campingplatz packen zusammen, sie fahren weiter. Am 30. September schliesst der schöne Platz. In Saint-Capraise-de-Lalinde machen wir unseren ersten Halt, ein Antiquitäten- und Flohmarkt hat unser Interesse geweckt. Viele schöne Sachen gibt es zu sehen, doch zu groß, um sie auf dem Motorrad zu transportieren. Rolf meint, ist mal wieder gespart. So kann man es auch sehen.
Wir fahren weiter, zu den Dordogne-Schleifen, Cingle Limeuil und Cingle Tremolat, die Aussicht hat uns vor Jahren schon begeistert. Hier fließt die von Pappeln gesäumte Dordogne, über die mehrere ockergelbe Steinbrücken führen, am Fuß hoher Felsen entlang, die einen Halbkreis bilden. Auf der anderen Seite des herrlichen Flußabschnittes erstrecken sich Äcker und Wiesen es sind Gerüste zu sehen, auf denen die Tabakblätter zum Trocknen liegen. Wir parken das Motorrad an einem Hotel, welches sicher mal sehr schön war. Doch auch vor 2 Jahren war es schon geschlossen und mittlerweile wächst es langsam zu.
Nachdem Rolf genügend Fotos gemacht hat, geht es kurvenreich weiter, durch dunkle geheimnisvolle Wälder (hier kommt meine Phantasie auf ihre Kosten!), verschlafene Dörfchen, alte Weinberge bis Monbazillac, hinauf zum Chateau. Inmitten der Weingärten erhebt sich das Schloss über dem Dordognetal. Es gehört der Winzergemeinschaft Monbazillac, die es restauriert und eingerichtet hat. Der Wein von Monbazillac geniesst sein Jahrhunderten hohes Ansehen. Es ist ein lieblicher Weißwein, ein ausgezeichneter Dessertwein, den man gerne zu Gänseleberpasteten trinkt. Beides nicht unser Geschmack. Das um 1550 erbaute elegante Chateau beherbergt auch ein Weinmuseum. Von oben am Schloss hat man einen herrlichen Blick über die Landschaft bis hin zu Bergerac. Bei wunderbarem Wetter machen wir einen Rundgang durch die Außenanlagen und Weinberge, ehe wir weiterfahren nach Bergerac.
In der Altstadt, in der bereits der Einfluss des französischen Südens zu spüren ist, finden sich wunderschöne Häuser aus dem 15. und 16. Jh., die restauriert wurden. Die Haupteinnahmequelle der Stadt sind die Landwirtschaft und der Tabakanbau. Bekannt wurde der Name Bergerac durch den mit einer übergroßen Nase gestraften Held des Bühnenwerkes von Edmond Rostand - Cyrano de Bergerac -, der den gleichnamigen Schriftsteller und Philosophen des 17. Jh. zum Vorbild hat. Dieser hatte nichts mit Bergerac zu tun, wurde aber dennoch mit einer Statue auf dem Place de la Myrpe geehrt Dieser schattige Platz ist umrahmt von bezaubernden kleinen Fachwerkhäusern. Leider lungern hier einige zwielichtige Gestalten herum, so dass wir machen, dass wir weiter kommen. Auf unserem Rundgang durch die Altstadt finden wir noch eine weitere Cyrano-Statue auf dem Place Pelissiere, überragt von der Kirche St. Jacques aus dem 12. Jh., die einst eine Station auf dem Weg nach Santiago de Compostela war. Auch die Eglise Notre Dame, im 19. Jh. im gotischen Stil erbaut, ist sehenswert.
Nicht nur heute haben wir auf unseren Touren entdeckt, dass viele Häuser zum Verkauf stehen, Menschen ziehen weg oder haben sich verspekuliert. Und dann die Friedhöfe, hin und wieder sieht man Plastikabdeckungen über den Grabsteinen, das schaut dann wie ein Gewächshaus aus, absolut scheusslich! In den Wäldern stehen Jäger am Straßenrand, denen ich immer freundlich zuwinke, als Vorsichtsmassnahme, wir wollen ja nicht erschossen werden! Denn überall warnen Schilder vor dem Betreten des Waldes während der Jagdsaison. Es ist sehr dämpfig, schwül geworden.
Über kleine Straßen, Cours de Pile, Varennes, Lalinde, Badefols-sur-Dordogne bis Limeuil. Es ist eine sehr schöne Strecke, durch malerische Dörfer, mit hübschen Häusern und blühenden Gärten. Auf den Feldern sehen wir Fasane und Wachteln. Hin und wieder schweben Falken am Himmel, ein toller Anblick. In Limeuil trinken wir um 15 Uhr unter schattigen Bäumen Kaffee. Limeuil liegt auf einem schroffen Felsen in einer malerischen Lage am Zusammenfluss von Dordogne und Vezere, wo zwei Steinbrücken im rechten Winkel zusammenstossen. Schmale Gassen führen hinauf zum einstigen Standort der Burg und zur Kirche. Limeuil war aufgrund seiner strategisch günstigen Lage früher hart umkämpft und befand sich eine zeitlang in den Händen aufständischer Bauern, der "Croquants". Jahrhundertelang ankerten schwerbeladene Frachtkähne im "rettenden Hafen" von Limeuil. Uns gefällt der Ort immer wieder.
Erst um 16.25 Uhr sind wir zurück auf dem Campingplatz, wo Rolf gleich das Motorrad auf den Hänger fährt, da jetzt alles trocken und damit nicht rutschig ist. Heute ist unser letzter Tag in La Roque Gageac. Morgen fahren wir Richtung Millau, Tarnschlucht. Zum Dinner haben wir heute Abend Hühnerbrust in Kräutern, mit verschiedenen Salaten, Trauben, Baguette und Rotwein. Ein weiterer herrlicher Tag geht zu Ende, nachdem wir uns noch "Superman II" angeschaut haben.
Zauberei und Aberglaube - Themen, die, wie Ihr sicher erkannt habt, mich sehr beschäftigen.
Das Berry ist voll von Hexenmeistern, die ihre mysteriösen Kräfte, sofern sie sie nicht direkt vom Teufel beziehen, aus dem Wissen um die Naturgeheimnisse schöpfen. Ihr unheilvolles Werk verrichten sie oft mithilfe verwunschener Tiere (Wölfe, Eulen, Kröten). Der Gegenspieler eines Hexenmeisters ist der "Gegen-Hexer", ein Priester. Durch Kenntnisse heiliger Texte kann er den bösen Zauber bannen. Weihwasser wurden große Kräfte zugesprochen, daher wurde es früher in großen Mengen verbraucht. Auch unter der Stadtbevölkerung war der Hexenglaube stark verbreitet. An manchen Bauwerken sind verschlüsselte Symbole zu entdecken. Der Kirche ist es trotz Errichtung von Steinkreuzen und Kapellen nie gelungen, die Überreste altheidnischen bzw. keltischen Glaubens den Garaus zu machen. Sicher ist, dass noch heute in bestimmten Gegenden Kompassnadeln aus unerklärlichen Gründen nervös ausschlagen ... Und noch heute ist Vorsicht geboten, nicht zuletzt beim Besichtigen von Kirchen. Der Schlüsselverwahrer, so erzählt man sich hinter vorgehaltener Hand, sei fast immer mit dem Teufel im Bunde!
Aufbruch: | 07.09.2011 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 15.10.2011 |