Frankreich - 2011
Avignon – „Stadt der Päbste“ - Provence
3. Oktober 2011 - 27. Tag - Gefahrene Kilometer: 236
Avignon - "Stadt der Päbst" - Provence
Campingplatz La Bagatelle, gegenüber dem Palast der Päbste
Gestern Abend waren wir ja die einzigen Gäste auf dem Campingplatz. Unsere Alarmanlage hat verrückt gespielt und gehupt, ohne Grund. Rolf und ich haben uns den Film "Schicksaljahre", Geschichte der Ursula Heye mit Maria Furtwängler angeschaut. Der Film hat viele Erinnerungen an Erzählungen meiner Großmutter wachgerufen. Wir gingen erst spät schlafen, nach 24 Uhr. Heute Morgen scheint die Sonne, es ist warm. Rolf fährt zum letzten Mal Brot holen, den Campingplatz hat er gestern schon bezahlt. Wir frühstücken gemütlich, geniessen die warme Sonne, das muntere Zirpen der Vögel, das Geschnatter unserer Enten, die jeden Abend angeflogen kamen, um gefüttert zu werden. Auch die Reiher sind zum Abschied erschienen. Es waren 7 sehr schöne Tage am Tarn.
Mit ein bisschen Wehmut verlassen wir um 10.30 Uhr den herrlichen Platz, Richtung Montpellier. Über das Plateau Larzac bis La Caylar, auf die Autobahn 75, über Belvedere L'Escalette, von dort hat man eine grandiose Aussicht. Unser Weg führt uns heute an vielen Orten vorbei, die wir 2009 besucht haben, u. a. St.-Guilhem-Le-Desert. Riesige Weinberge liegen rechts und links der Autobahn. Sie wechseln sich ab mit Wald und Felsen. Obwohl so viel Wein in Frankreich angebaut wird, trinken viele Franzosen Bier, u. a. sah ich ein rotes Bier. Der Wein, auch der offene, ist in Restaurants in Frankreich sehr teuer. Doch in den Supermärkten findet man gute Weine zu erschwinglichen Preisen. Wir haben die Cevennen nun verlassen, befinden uns im Languedoc. Gegen 12.15 Uhr sind wir in Montpellier. Es ist viel Verkehr, überall Stau, rücksichtslose Fahrer, eben eine Stadt. Also möglichst schnell weg von hier. Es ist sehr warm, 30 Grad. Wir fahren auf der N 113, Richtung Nimes. Erst nach 13.35 Uhr können wir Nimes und den ätzenden Verkehr hinter uns lassen. Mir gefällt es hier überhaupt nicht, alles sehr gammelig und ungepflegt. Noch ca. 35 km bis Avignon. Pont du Gard erreichen wir um 13.55 Uhr, Avignon um 14.30 Uhr. Rolf findet schnell den Campingplatz La Bagatelle, wo wir übernachten wollen.
Für mich ein Horrorszenario, enge Stellplätze, voll, jeder schaut dem anderen auf den Tisch, in den Wagen und es ist laut aufgrund der vielen Menschen. Das ist es, was ich wirklich hasse, ich bin eben kein wirklicher Camper, sondern stehe entweder lieber wild oder möglichst allein. Da ich Avignon und seine Kulturgüter von einer siebentägigen Schulfahrt kenne, ruhe ich mich aus. Mir ist hier zu viel Lärm und Hektik. Ich mag auch nicht mein Badezimmer mit 200 Menschen teilen. In den letzten 4 Wochen war das anders, da waren max. 6 Hansel auf dem Platz und nicht 200. Gott sei Dank haben wir ja unser eigenes kleines Badezimmer und Toilette an Bord. Ich bin froh, wenn wir Morgen weiterfahren. Rolf macht einen Besuch im Pabst-Palast, zum Behindertenpreis, mit Audioführer in Deutsch. Nach seiner Rückkehr essen wir: Kaninchenfilet, Tomatensalat, Zucchini, Baguette, Rotwein.
Die Altstadt von Avignon mit ihren prächtigen, mittelalterlichen Häusern ist von einer intakten und imposanten Befestigungsmauer umgeben. Die Altstadt mit dem gotischen Papstpalast (Palais des Papes) aus dem 14. Jh., der Bischofsanlage, dem Rocher-des-Doms und der berühmten Brücke Pont St. Bénézet aus dem 12. Jh. zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der Name der Stadt reicht ungefähr bis ins 4. Jh. v. Chr. zurück. 1309 wurde Avignon unter Papst Clemens V., zur Zeit des Konzils von Vienne, päpstliche Residenz. Sein Nachfolger Johannes XXII., ein ehemaliger Bischof der Diözese von Avignon, machte diese zur Hauptstadt des Christentums und baute seinen ehemaligen Palast zum ersten Papstpalast um. Darauf folgte Benedikt XII., der den Alten Palast baute und Clemens VI., der den Neuen Palast errichtete. Dieser kaufte die Stadt am 9. Juni 1348 von Johanna I. aus Neapel, der Königin von Neapel und Gräfin der Pro-vence. Innozenz VI. ließ die Stadtmauern zu einer befestigten Ringmauer ausbauen. Seine zwei Nachfolger Urban V. und Gregor XI. hatten den Wunsch, nach Rom zurückzukehren, was dem Letzteren auch gelang. Jedoch löste der frühzeitige Tod des siebten Papstes von Avignon das Große Abendländische Schisma aus. Clemens VII. und Benedikt XIII. herrschten erneut in Avignon. Insgesamt gab es folglich neun Päpste, die sich im Papstpalast abwechselten und diesen im Laufe ihres Pontifikats ausbauten. Froissart beschrieb den Palast als "das schönste und überwältigendste Anwesen der Welt". Der Palast wurde auf dem Rocher des Doms errichtet, der einzigen Anhöhe, die sich nahe genug an der Rhône befand und auf der auch die Kathedrale Notre-Dame des Doms steht. Wenn man die Altstädt verlässt und sich den Uferböschungen zuwendet, gelangt man zur berühmten steinernen Brücke von Avignon, der Pont Saint-Bénézet. Von ihren zweiundzwanzig Brückenbogen, die im 14. Jh. über die Rhône gebaut wurden, hielten der Flut von 1668 nur vier Bogen stand, so dass die Brücke heute im Fluss endet. Das Bauwerk, das eine im 12. Jh. errichtete Holzkonstruktion ersetzte, ist durch das Volkslied "Sur le pont d'Avignon" - Auf der Brück' von Avignon - bekannt geworden. Der Ursprung dieses Liedes, das ur-sprünglich Sous (unter) le pont d'Avignon hieß, liegt in der Zeit, als die Brücke noch bis auf die Île de la Barthelasse führte.
Die Forsetzung des Reisetagebuches findet Ihr unter Italien 2011 - Ligurien (Riviera di Ponente).
Ausführliche Bilderalben zu dem Bericht könnt Ihr auf der Seite meines Mannes Rolf anschauen - www-harley-rolf.de.
Aufbruch: | 07.09.2011 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 15.10.2011 |