Frankreich - 2011
Collonges - La - Rouge – Turenne – Beaulieu
16. September 2011 - 10. Tag - Gefahrene Meilen: 74 (119 km)
Collonges-La-Rouge - Turenne - Beaulieu
Obwohl es gestern so heiß war, konnten wir gut schlafen. Es kühlte sich in der Nacht ab und der Bus war eh nicht so sehr aufgeheizt, da er unter Bäumen steht. Rolf hat einen anderen Bäcker entdeckt, der ein herrlich gutes Baguette macht. Mit dem Kletschbrot von gestern werden die Enten gefüttert. Beim Frühstück entdecke ich zwei interessante kleine Spinnen, eine ganz weiß und eine grasgrün. Ich muss erforschen, was das für Tiere sind, sie sahen sehr schön aus. Um 9.45 Uhr ist Abfahrt, wir wollen nach Turenne und Collonges-La-Rouge. Als wir los fahren, meckert Rolf über das Wetter. Wegen der dunklen Wolken am Himmel, meint er, es gäbe Regen, also zieht er noch ein langärmeliges Shirt über sein T-Shirt. Ich habe wie immer nur mein Shirt und meine Lederjacke an. Wer uns zwei sieht, muss denken, einer von denen tickt nicht sauber. Rolf meint, das sei ohne Zweifel ich. Zunächst fahren wir durch die Pampa, im wahrsten Sinne des Wortes. In einem kleinen Dorf ist plötzlich die Straße gesperrt, keine Umleitung vorhanden. Als Ortsunkundiger ist man da aufgeschmissen. Doch wir fahren einem Laster hinterher und Rolf findet natürlich, wie sollte es anders sein, die richtige Straße, auch Dank seiner guten Michelin-Karten und seines guten Orientierungsvermögens. Es ist warm, doch es regnet leicht. Zunächst erreichen wir Collonges-La-Rouge, welches zu den schönsten und malerischsten Dörfern Frankreichs gehört. 1982 rief der Bürgermeister Charles Ceyrac, der von 1977 bis 1998 in Collonges amtierte, die Vereinigung "Die schönsten Dörfer Frankreichs" ins Leben, mit dem Ziel, den Tourismus in kleinen Landgemeinden mit beachtlichem historischem Erbe zu fördern.
Mit dem Motorrad finden wir gleich einen optimalen Parkplatz, kostenlos. Der ganze Ort ist ein Museum, für Autos gesperrt, wunderschön, doch für die Bewohner des Ortes wohl nicht so angenehm, Tag für Tag die vielen Menschen vor der Nase zu haben. Wir machen einen Besichtigungsrundgang, schauen uns die Kirche und eine Kapelle an. Während Rolf fotografiert, stecke ich meine Nase in jedes Geschäft, eines schöner als das andere. Hier kann man herrliche Dinge erstehen, von Handwerkern und Künstlern, keinen Ramsch. Eine kleine Minihexe und ein Bild des Ortes für unsere Andenkenwände Zuhause werden gekauft.
Collonges-La-Rouge - aus purpurrotem Sandstein erbaut -
mit ca. 400 Einwohnern, liegt mit seinen kleinen Herrensitzen, alten Häusern und der romanischen Kirche inmitten einer Landschaft mit Wacholdersträuchern, Nussbäumen und Weingärten. Das Dorf ist im 8. Jh. um die Kirche und das Priorat entstanden. Collonges-La-Rouge war eine alte Relais-Station auf dem Jakobsweg und eine Vogtei der Vicomte von Turenne. Im 16. Jh. wurde es zur bevorzugten Sommerresidenz der hohen Beamten der Vizegrafschaft. Diese ließen die hübschen, von großen und kleinen Türmen eingerahmten Herren- und Wohnhäuser bauen, die den Charme von Collonges ausmachen. Der Ort wirkt sehr harmonisch, hier wurden ausschließlich traditionelle Baumaterialien verwendet und es wurde auf ein harmonisches Zusammenspiel der unterschiedlichen Häuserkategorien geachtet.
Die Kirche aus dem 11./12. Jh. wurde im Laufe der Religionskriege (16. Jh.) befestigt. Der große Bergfried wurde als letzter Zufluchtsort wehrhaft ausgebaut und mit einem Wehrgang versehen. Das Castel de Vassinhac wurde 1583 errichtet und ist mit mächtigen Türmen sowie Zinnentürmchen und Kreuzstockfenstern geschmückt. Die Schießscharten zeugen davon, dass es ursprünglich Verteidigungszwecken diente.
Nach 12 Uhr verlassen wir den schönen Ort und fahren nach Turenne. Auch dieser Ort gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Unten am Berg parken wir und laufen vorbei an wunderschönen alten Häusern bis hinauf zur Kirche. Kirche und Altarbild stammen aus dem 17. Jh. Weiter oben auf dem Hügel befinden sich die weitgehend erhalten gebliebenen Bauten der mittelalterlichen Festung, darunter der Wachturm "La tour Cèsar" aus dem 7. Jh.
Nachdem wir die Kirche besichtigt haben, setze ich mich unter einen Kastanienbaum, schreibe und beobachte eine Gruppe Radfahrer, ältere Herrschaften schon, die sich streiten, einige wollen dort oben an der Kirche Picknick machen, die anderen wollen ins Restaurant. Schließlich teilen sie sich. Obwohl ich kaum Französisch sprechen kann, verstehe ich Einiges. Rolf macht sich auf den Weg zu den Burgruinen, aber es war geschlossen, Mittagszeit. Das Wetter ist toll geworden, der Wind hat die Wolken vertrieben. Hin und wieder fallen Kastanien vom Baum, die ich einsammle für die Deko auf der Terrasse Zuhause. Wir spazieren durch den Ort zurück, zu einer kleinen Bar, trinken dort Wasser - 0,25 l 2,60 €. Schon happig. Doch wir haben einen tollen Platz und es gibt eine urige, saubere Toilette, was nicht immer der Fall ist. Um 14 Uhr fahren wir weiter, auf engen und kurvigen Straßen (für große Wohnmobile oder Campingcars ungeeignet) über Beynat, Argentat bis nach Beaulieu zum Campingplatz, wo wir um 15 Uhr eintreffen. Es ist sehr sehr warm geworden. Wir ziehen uns zivilisiert an, d. h., die Motorradklamotten aus und laufen in den Ort.
Schon vor Jahren hatte uns die Eglise St. Pierre fasziniert. Diese ehemalige Abteikirche gehört zu den bedeutendsten Zeugnissen romanischer Baukunst im Südwesten Frankreichs. Der Bau der Abteikirche begann kurz nach 1100 und dauerte fast 200 Jahre. Es handelt sich um eine typische, geräumige benediktinische Wallfahrtskirche der damaligen Zeit, mit einem dreischiffigen Langhaus, einer geräumigen Apsis mit Chorumgang und einem beidseitig symmetrischen Querhaus. Bemerkenswert sind das Südportal von 1125 mit szenischen Skulpturen, geschaffen von Künstlern aus dem gesamten südwestlichen Frankreich. Das riesige Tympanon mit dem Thema des Jüngsten Gerichts wird in der Mitte von einem Trumeaupfeiler gestützt. Der für eine romanische Kirche recht helle Innenraum mit hohen Tonnengewölben ist sehr schlicht gestaltet. Der Glockenturm an der Südwestecke wurde erst im 14. Jh. angefügt, 1556 erhöht und diente als Wehrturm. Nachdem Rolf ein Foto nach dem anderen gemacht hat, spazieren wir weiter durch die Altstadt mit ihrem malerischen Gewirr enger Gassen. Viele alte Häuser sind erhalten. Auf dem Place de la Bridolle, gegenüber dem Westportal von St. Pierre, findet sich das "Maison d'Adam et Eve", ein hübsches mit Statuen und Medaillons verziertes Renaissancegebäude. Die Altstadt ist eine Fundgrube von schönen Gebäuden.
Bei einem Metzger kaufe ich noch für unser Abendessen ein: Paté, Rilliettes, Schinken. Dazu gibt es verschiedene Salate, Käse, Baguette und Rotwein. 2 Eisvögel, wunderschön anzusehen, haben ihr Nest in einem Baum in unserer Nähe. Doch diese kleinen prächtigen Vögel sind so schnell, Rolf kann sie nicht fotografieren. Eine kleine Ratte sucht nach Futter am Kiesstrand unterhalb unseres Stellplatzes. Auch sie ist sehr flink und dazu schreckhaft. Sie wird unser neues "Haustier". Nach einem weiteren Wallander-Film gehen wir schlafen. Morgen wollen wir nach Sarlat-La-Caneda, zum berühmten Samstagsmarkt, ca. 74 km entfernt.
Aufbruch: | 07.09.2011 |
Dauer: | 6 Wochen |
Heimkehr: | 15.10.2011 |