Work and Travel in Australien

Reisezeit: August 2005 - August 2006  |  von Melanie Krauss

Koh Tao - das Paradies hat einen Namen

Solangsam wird es schwieriger, sich zu erinnern, welches Datum heute ist. Ich verliere das Zeitgefuehl. Man lebt einfach, geniesst, plant nicht. Seltsam, wie intensiv und voller Eindruecke die Tage hier sind. Ich vertreibe mir die Zeit, am Strand, mit bummeln, essen, tauchen... langweilig ist mir nie. Diese Insel hat mich binnen Tagen in ihren Bann gezogen und etwas mitleidig muss ich an meine Leute daheim denken, die im Regen sitzen, waehrend ich hier mit Shorts, Top und Muschelkettchen umherwandere. Habe ich soviel Glueck wirklich verdient?

Interessante Begegnungen pflastern auch weiterhin meine Reise, wie die von Dominic. Ihn habe ich vor ein paar Tagen am Strand kennengelernt, beim Schnorcheln. Er ist schon einige Monate hier, ein Weltenbummler, der seit 12 Jahren unterwegs ist und sich in den verschiedensten Laendern mit Jobs durchschlaegt.
Abends zeigt er mir ein tolles Thai-Lokal abseits des Trubels, wo wir ein wahrhaft einzigartiges Essen zu uns nehmen. Dabei erfahre ich, dass Dominic sich eigentlich keiner Nationalitaet zugehoerig fuehlt, am ehesten noch Kanada, da er dort aufgewachsen ist. Aber ueberall fuehlt er sich heimisch. Und wirklich - auf Koh Tao scheint ihn jeder zu kennen. Mittlerweile spricht er viele Sprachen.

Er erzaehlt mir, wie er dem Tsunami knapp entgangen ist, da er einige Tage zuvor Phuket verlassen hatte. Jedoch hat er kurz davor eine junge Frau kennengelernt, die auf dem Weg dorthin war - bis heute weiss er nicht, ob sie ueberlebt hat. Einige Wochen spaeter kehrt er dorthin zurueck, als Helfer. Er hilft, die Truemmer der Huetten zu beseitigen und berichtet von manch grausigem Fund, den er lieber nicht in Worte fassen moechte.

Wie klein wir doch sind und wie leicht die Natur uns mit einem Schlag ausloeschen koennte.
Dennoch, als wir gegessen haben, meint er "If someone shot me right now, I'd die happily."

Mein Tauchkurs - ein wunderschoenes Abenteuer

Es ist endlich soweit. Mein Tauchkurs faengt an. Als ich die Tauchschule betrete, bin ich die Einzige. Ausser mir scheint heute niemand anzufangen, d.h. ich bekomme Privatstunden. Erst bin ich ein wenig enttaeuscht, habe ich mir doch vorgestellt, dass es mit mehreren Leuten lustiger ist. Jetzt, wo ich alles hinter mir habe, muss ich mich berichtigen - es war das beste, was mir passieren konnte! Dadurch habe ich extrem viel gelernt und es blieb mehr Zeit fuer den Teil, der wirklich Spass machte.
Sehr intensive 3.5 Tage, in denen ich ich meinen Open Water Diver (ein Tauchschein, mit dem ich bis zu 18m tauchen darf) ablege.

Ich lerne Bob, meinen Tauchlehrer, kennen. Er ist Brite und lebt hier seit 4 Jahren. Man muss sich vorstellen, dass es mittlerweile ueber 30 Tauchschulen auf Koh Tao gibt - ich hatte schon die Befuerchtung, dass alles sehr ueberlaufen sei, was aber nicht der Fall ist. Die Einzelstunden waren natuerlich zusaetzlicher Luxus.

Als Bob erfaehrt, dass ich Physiotherapeutin bin, lacht er und meint, "oh, a physical terrorist"... er erzaehlt mir, dass er schon ein paar Mal die Bekanntschaft mit uns gemacht hat, nach diversen Tauchunfaellen. So eine Begruessung macht ja Mut...

Die ersten 3 Vormittage ist Theorie angesagt, Bob bringt mir alles bei, laesst mich Lehrvideos ansehen und mich Fragebogen ausfuellen. Sogar Hausaufgaben gibt's. Schnell merke ich, dass ich hier wirklich viel lerne und er sehr viel Wert auf Sicherheit legt.

Am 3. Tag kommt mein grosses Examen, ein Multiple Choice Test, den ich bestehe - jippieh!

Unser erster Tauchgang, der am 2. Tag und im seichten Wasser stattfindet, ist schon faszinierend genug. Hier auf Koh Tao fahren wir mit dem Boot auf die Nachbarinsel Koh Nang Yuang, wo wir inmitten unter faszinierenden Korallenriffen verschiedene Tauchuebungen durchfuehren. Diesmal geht es nicht tiefer als 6 m.

Am naechsten Tag tauchen wir richtig - bis zu 12 m. Meine Ohren machen zunaechst ein wenig Probleme, da sie den Druckausgleich nicht gewohnt sind, aber bald legt sich das auch. Zwei Tauchgaenge stehen heute auf dem Plan.
Am naechsten Morgen treffen wir uns schon um 7 Uhr, um die restlichen 2 Tauchgaenge durchzufuehren. Diesmal waren wir wirklich unten bei 18 m. Wieder ein paar Uebungen (wie ich z.B. meinen Auftrieb kontrolliere, Atemuebungen mit dem Lungenapparat, Notfallsituationen z.B. meine Luft geht aus usw.) und am Schluss bringt mir Bob die Navigation im Wasser mit dem Kompass bei. Knapp unter der Oberflaeche soll ich unser Boot, ohne zu schummeln, nur mit dem Kompass wiederfinden. Tatsaechlich, es funktioniert, auch wenn das Meer heute sehr unruhig ist und ich gegen die Wellen ankaempfen muss.
Es bleibt noch massenhaft Zeit, um die Umgebung zu erkunden, also nimmt mich Bob auf eine Tour - "play with the fish" wie er es nennt.

Was soll ich sagen? Es ist faszinierend - wie fliegen. So aehnlich muessen sich die Astronauten im All fuehlen. An Land fuehlt sich das schwere Geraet noch unertraeglich an, aber sobald man (mit einem grossen Schritt ins Leere)springt, fuehlt man sich voellig schwerelos. Man gleitet vorbei an wunderschoenen Korallenriffen, ueberall Fische, teilweise bizarr aussehend, Meerschlangen, und viele andere Lebewesen, fuer die ich noch keinen Namen weiss. Jetzt weiss ich endlich, warum die Insel den Spitznaman "Koh Taoch" besitzt. Eine farbenfrohe Unterwasserwelt, man ist in einer voellig anderen Dimension.

Die Muehe hat sich gelohnt - ein intensiver Kurs, der aber trotzdem total locker ablief.
Zum Schluss sitzen wir bei einem Kaffee noch zusammen und Bob stellt meinen Tauchschein aus. Nebenbei gibt er mir noch die letzten Tipps und meint, dass er voellig fasziniert von meiner ruhigen Atmung sei (fast so ruhig wie seine)...hmmm, ich atme doch immer so! Fuer meine Weiterreise nach Australien gibt er mir noch seine Email-Adresse und meint, wenn ich in Cairns bin und am Great Barrier Reef tauchen will, soll ich ihm schreiben - er hat dort eine Bekannte, die mit mir tauchen gehen koennte.

Ein paar schoene Tage in Mae Haad gehen zu Ende, mein Rucksack ist gepackt und ich mache mich nun auf den Weg in den Sueden der Insel, an eine ruhige Bucht, um dort noch 2-3 Tage auszuspannen und die Insel zu erkunden.

Erstens kommt es anders...

Ja, so dachte ich. Gelandet bin ich allerdings - nach einer weiteren Odysee mit Pick-ups und Wanderungen durch den Dschungel mit vollem Gepaeck - jedoch nicht im Sueden (meine Wunschbucht war komplett voll), sondern in einer kleinen Bucht im Osten der Insel, Tanote Bay. Traumhaft, ein Paradies zum Schnorcheln und abseits jeglichen Rummels.
Zumal ich nicht direkt unten am Meer war, sondern weiter oben (die Wanderung hoch und runter liess mich jedesmal die Kalorien verbrennen, die ich aufgrund des fabelhaften Essens zu mir genommen hatte).
Tja, was soll ich sagen, die 3 Tage waren traumhaft schoen - und traumhaft ruhig. Schon der Empfang war warmherzig: Jula, die Chefin, empfing mich wie eine eigene Tochter, schnell kannte mich hier jeder beim Namen (Me-Laa-Ni)und am liebsten haette sie mich wohl dabehalten, um mich mit ihrem Sohn zu verheiraten...
Meine Huette habe ich mich mit 2 Riesengeckos (ca. 30 cm) geteilt, nachdem wir uns zu Anfang gegenseitig einen Riesenschreck eingejagt hatten, gruendeten wir eine Zweck-WG: Ich gewaehrte ihnen Mietfreiheit, waehrend sie mir das Ungeziefer vom Leib hielten. Klappte hervorragend.

Ansonsten laesst sich noch folgendes erwaehnen - herrliches Essen, tolle Landschaft, nette Leute, Natur pur und halsbrecherische Fahrten auf der Ladeflaeche eines Pickups (die sie hier lustigerweise Taxi nennen) auf moerderischen Pisten. Einen Tagestrip mit dem Boot, einmal um Koh Tao, habe ich mir noch gegoennt, wo wir ein paar Mal zum Schnorcheln anhalten.

Dann heisst es wieder Abschied nehmen - diesmal mit Umarmung und Kuesschen, man hat sich liebgewonnen. Fuer mich geht es weiter nach Koh Samui, wo ich mich mit 2 Freundinnen, Tanja und Melinda, treffen moechte. Also, morgens runter zur Pier und mit dem High Speed Boot nach Koh Samui...denke ich...

Am Strand von der Insel Koh Nang Yuan, im Hintergrund Koh Tao.

Am Strand von der Insel Koh Nang Yuan, im Hintergrund Koh Tao.

Meine zweite Huette, oberhalb der Tanote Bay.

Meine zweite Huette, oberhalb der Tanote Bay.

Tanote Bay - ein kleines Paradies

Tanote Bay - ein kleines Paradies

(ohne Worte, einfach nur zum Geniessen)

(ohne Worte, einfach nur zum Geniessen)

© Melanie Krauss, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
"Der Sinn des Reisens besteht darin, die Meinung mit der Wirklichkeit auszugleichen, und anstatt zu denken, wie die Dinge sein könnten, sie zu sehen, wie sie sind." (Samuel Johnson)
Details:
Aufbruch: 15.08.2005
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: August 2006
Reiseziele: Thailand
Australien
Town Of 1770
Der Autor
 
Melanie Krauss berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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