Work and Travel in Australien

Reisezeit: August 2005 - August 2006  |  von Melanie Krauss

Brisbane - hello Australia!

Zeit, von Thailand Abschied zu nehmen. Die erste Etappe ist geschafft - nun geht es endgueltig ans andere Ende der Welt. Nochmal 9 lange Stunden...
Unser Flieger ist keine 30 Minuten in der Luft, da habe ich schon die Adresse und Telefonnummer von meiner Nebensitzerin, Judy, in der Hand. Sie wohnt in Brisbane und erzaehlt, dass einer ihre Soehne 3 Jahre in Deutschland gelebt hat. Ich soll mich doch in den naechsten Tagen mal bei ihr melden... (was ich auch tat - aber das ist eine Geschichte fuer sich! Geduld...)

Die ersten 2 Naechte verbringe ich in einem kleinen, ruhigen Hostel etwas ausserhalb der City - gerade richtig, um sich einzuleben und den Jetlag auszukurieren. Ich lasse es langsam angehen, schliesslich habe ich keinen Zeitplan, sondern bestimme mein Tempo selbst. Ich schlendere durch die City, die von Anfang an meine Sympathie geniesst, obwohl Brisbane oft ein Schattendasein fuehrt. Es empfaengt mich ein angenehm warmer Fruelingstag mit strahlend blauem Himmel - und ueberall freundliche Menschen.
Ich hole mir mein Visumlabel ab, beantrage meine Lohnsteuerkarte und eroeffne ein Bankkonto, alles scheint so einfach hier. Geniesse es, durch die Stadt zu schlendern, die Leute zu beoabachten...

Einige Tage spaeter beschliesse ich, umzuziehen - in ein Hostel, das mitten in der City liegt, das "Palace Backpackers". Es ist riesig gross, ein ehemaliges Hotelgebaeude, das unter Denkmalschutz steht und nun ein gut organisiertes Hostel ist.

Ich habe Glueck, am ersten Wochenende faengt hier das "Riverfestival" an - wie der Name schon impliziert, ein Festival rund um den Fluss, den die "Brissies" hier lieben. Ein Riesenspektakel, Shows, Musik, sogar das australische Militaer ist praesent und am Abend wird ein atemberaubendes Feuerwerk geboten - im Hintergrund die Skyline von Brisbane, das Feuerwerk wird von Booten, Bruecken und Gebaeuden in der City gestartet, begleitet von Musik. Jeder ist begeistert und es ist brechend voll. Ein schoenes Erlebnis.

Lone Pine Koala Sanctuary

Etwa eine halbe Stunde von Brisbane befindet sich eine Art Koalastation, wo - wie der Name schon sagt - Koalas untergebracht sind (die groesste Koalastation in Australien), jedoch auch andere Tiere wie Kaengurus, Wallabys (Kaenguruhs im Miniformat sozusagen), Papageien, ein tasmanischer Teufel, Wombats...und Schafe (natuerlich, wir sind ja in Australien). Der Tag dort ist absolut lohnenswert, ich kann gar nicht genug Fotos von den suessen Koalas machen, die den ganzen Tag nichts anderes tun als schlafen und essen (was fuer ein Leben).
Was sehr interessant ist - man darf die meisten Tiere anfassen: So durfte ich mal einen Koala auf dem Arm halten, eine Schlange streicheln, Kaenguruhs in einem Gehege fuettern und streicheln usw. Ausserdem wird die Arbeit der "sheep dogs" vorgefuehrt - sehr beeindruckend, wie gut sie auf die Kommandos reagieren und eine Herde Schafe dirigieren koennen.
Ich bekomme den Eindruck, dass es den Tieren hier sehr gut geht - anders als in den typischen Zoos. Viele Tiere haben hier extrem viel Freiraum, manche laufen sogar frei im Gelaende rum (wie z.B. die zahlreichen Truthaehne) und das Geld, das man dort ausgibt (z.B. fuer ein Foto mit einem Koala) fliesst ausschliesslich in eine Stiftung.
Der Tag hat sich gelohnt.

Ein ganz normaler Abend in Australien...

Einige Tage spaeter rufe ich Judy, meine Flugbekanntschaft, an. Sie ist erfreut, von mir zu hoeren und laedt mich fuer Sonntag abend zum Abendessen ein. Sie holt mich sogar vom Hostel ab.
Auf dem Weg nach Hause zeigt sie mir noch eine Aussicht auf Brisbane bei Nacht von einer Anhoehe, den wohl nur die wenigsten Touristen zu sehen bekommen. Wow!

Bei ihr angekommen, empfaengt mich ein warmes Hallo. Ihr Ehemann begruesst mich hocherfreut, ausserdem sind noch zwei ihrer Soehne und ein Freund hier. Ich werde gefragt, was ich trinken moechte und zur Auswahl stehen wohl nur alkoholische Getraenke, also entscheide ich mich fuer Rotwein. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung, wie der Abend noch weiterging. Es sollte einer meiner bisher lustigsten Abende werden...
Es ist Vatertag in Australien und der Hausherr scheint das ausgiebig zu feiern - mit einem Drink nach dem anderen. Und immer muss ich mit ihm anstossen und er ist sichtlich erfreut, "this lovely German lady" in seinem Haus zu haben (O-Ton). Wir sitzen beisammen und lachen, schwatzen - diskutieren alles durch. Politik, Urlaub, Wetter,...
Als wir das koestliche Essen geniessen (was fuer ein Luxus nach der Backpacker-Kost der letzten Tage), wird er immer lustiger und nach dem Essen holt er mit einem verschmitzten Grinsen eine Flasche Cointreau hervor. Ich muss natuerlich mit ihm anstossen. Die Glaeser macht er bedrohlich voll...
Als er anfaengt, "Ein Prosit..." (auf deutsch!) zu singen, komme ich mir fast wie auf dem Oktoberfest vor. Seine Aussagen werden immer gewagter, sie fangen an bei "I wish I could be young and adventureous again" und enden bei "I wish I could be a backpacker and smoke dope all day". Zu dem Zeitpunkt kann ich mich - seine Soehne eingeschlossen - vor Lachen kaum noch auf dem Stuhl halten. Judy verdreht nur entsetzt die Augen...
Zum Schluss dreht sich auch bei mir etwas der Kopf und ich steige auf Bier um.
Der Abschied ist ebenso herzlich wie der Empfang - ich MUSS (!!!) mich unbedingt wieder melden, wenn ich wieder in Brisbane bin. "You always have a place to stay, like a family".
Ein unvergesslicher Abend mit unheimlich gastfreundlichen und humorvollen Menschen. Ich haette nirgendwo sonst sein wollen. Und was blieb - ein Brummschaedel am naechsten Morgen...

Ich hoffe, ich lerne noch viele solcher Leute kennen. Gestern abend hatte ich zum ersten Mal das Gefuehl, wirklich in Australien angekommen zu sein - abseits der etwas kuenstlichen Welt der Backpacker, von denen die wenigsten eintauchen (wollen?) in das Leben der Locals, sondern lieber unter sich bleiben. Genau das will ich vermeiden. Der Kontakt mit den Einheimischen ist das, was fuer mich zaehlt. Nicht, wieviele Partynaechte ich hatte oder wieviele Orte ich abgehakt habe. Aber das ist eben nur meine Meinung.

Ganz spontan habe ich mich vor ein paar Tagen entschlossen, nach Cairns zu fliegen - ein Schnaeppchen im Internet liess mich die Entscheidung noch leichter faellen. Dort moechte ich am Great Barrier Reef tauchen und einige Ausfluege in die Umgebung machen - und dann irgendwann wieder Richtung Sueden reisen.
Bald geht es los, ich bin gespannt...

Brisbane vom Mount Koot'tha

Brisbane vom Mount Koot'tha

Was macht man, wenn man keinen Strand hat? Brisbane legt sich einfach einen kuenstlichen an! (urspruenglich fuer die EXPO)

Was macht man, wenn man keinen Strand hat? Brisbane legt sich einfach einen kuenstlichen an! (urspruenglich fuer die EXPO)

Im Lone Pine Koala Sanctuary - im Kaenguruh-Gehege (schaut er nicht brav in die Kamera?).

Im Lone Pine Koala Sanctuary - im Kaenguruh-Gehege (schaut er nicht brav in die Kamera?).

Ist er nicht suess??? So ein Koala kann ganz schoen schwer sein (etwa 8 kg).

Ist er nicht suess??? So ein Koala kann ganz schoen schwer sein (etwa 8 kg).

© Melanie Krauss, 2005
Du bist hier : Startseite Australien & Ozeanien Australien Brisbane - hello Australia!
Die Reise
 
Worum geht's?:
"Der Sinn des Reisens besteht darin, die Meinung mit der Wirklichkeit auszugleichen, und anstatt zu denken, wie die Dinge sein könnten, sie zu sehen, wie sie sind." (Samuel Johnson)
Details:
Aufbruch: 15.08.2005
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: August 2006
Reiseziele: Thailand
Australien
Town Of 1770
Der Autor
 
Melanie Krauss berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors