Ben & Nadja: Südamerika - USA - Australien - Thailand - Alles kann, nichts muss!
Kolumbien: Minca
13.07.2013 - 17.07.2013
Minca ist ein kleines kolumbianisches Bergdörfchen mitten im Wald. Bei der Kirche angekommen, sollten wir angeblich links die Treppe hoch zu unserem Hostal. Mit meinem riesen Koffer schaffte ich es gerade mal ein paar Stufen weiter bis zum Sportplatz. Ich kapitulierte quasi schon unten. Ich kroch und keuchte schon mal hilfesuchend den Berg hoch. Verschwitzt angekommen wurde mir Gesuchtes auch schon angeboten. Ein netter Argentinier hüpfte leichtfüssig den Weg nach unten, buckelte meinen Koffer und trug ihn, am fluchenden Ben vorbei, nach oben. (Benjamin hat das Lastenbuckeln jetzt, ein Monat später und nach dem Arbeiten in der Ökokommune, bestens im Griff) Belohnt wurden wir mit einem Glas klarem Bergquellwasser und einer atemberaubenden Aussicht pünktlich zum Sonnenuntergang.
Am nächsten Tag machten wir uns auf zum Wasserfall mit den natürlichen Pools. Das war genau mein Ding: mitten im Dschungel, glasklares Wasser und praktisch keine anderen Leute. Ausser am Wochenende, da kamen die grossen Familien mit den grossen Kochtöpfen und Kellen und da wurde gekocht, gefeiert und gebadet was das Zeug hält. Sah sehr einladend aus.
Den Fluss und seine Umgebung erkundeten wir die nächsten drei Tage lang. Obwohl es Benjamin so ganz ab vom Schuss manchmal ein bisschen mulmig wurde, er wollte da nicht plötzlich vor einem Guerilla stehen oder/und ein geheimes Kokain-Versteck entdecken.
Nach einem erfrischenden Bad ging es meistens weiter. An dieser Stelle möchte ich unsere verschiedenen Wanderstile mal erwähnen. Ben ist ja eher der Bodengucker, "man muss ja schauen wo man hintritt"... Dafür findet er allerhand Nützliches oder Interessantes am Boden wie Früchte, zB. Avocado, Tierchen oder Geld. Ich bin eher der Umgebungsbestauner und Luftibus, daher stolpere ich auch öfters. Die Aussicht fesselt mich so, dass es mir schwer fällt, mich auf den Weg zu fokussieren.
Benjamin hat eine Avocado gefunden. Danach wurden wir ganz fanatisch und kletterten die Böschungen rauf und runter bis die Rucksäcke voll waren. Wir dachten, dass wir die verkaufen, um eine Nacht länger im Hostel bleiben zu können Das haben wir dann gelassen.....
Mal besuchten wir eine Kaffefinca, wo wir uns auf Spanisch den Herstellungsprozess erklären liessen und die Tour mit einem Schlückchen Kaffee beendeten. Oder ein anderes mal, als wir vom Regen überrascht wurden, liessen wir uns von einem vielversprechenden Pfeil am Wegrand verführen, welcher mit "Chocolate y Cafe" beschriftet war. Der Weg führte einen steilen und rutschigen Berg hinauf. Nach 15 Minuten oben angekommen, begrüsste uns eine eher zurückhaltende, alternative Frau. Wir erklärten, dass wir gerne Kaffee trinken würden und die Dame führte uns in ihren Garten, wo ihr Mann gerade sein eben Gerauchtes ausdrückte, der Duft verriet ihn dennoch. Benjamin wusste natürlich sofort was Sache war und hakte nach. So verbrachten wir ein paar gemütliche Stunden, den Regen und Kolibris beobachtend, lachend alleine im Garten. Als sich der Hunger langsam aber sicher bemerkbar machte, verabschiedeten wir uns und rutschten im leichten Regen den Berg herunter. Nach ca. 20 Minuten unterwegs, bemerkte Benjamin, dass er seine heiss geliebte Cap vergessen hatte....Natürlich gingen wir wieder den Berg hinauf, um sie zu holen.
Zu Hause angekommen, grillten wir Würstchen, Kochbananen, Gemüse und Arepas. Es war uns nur erlaubt, Essen auf dem Grill zuzubereiten, da das Hostal auch Essen verkaufte. Das war uns aber sehr recht, da dies unserem Abenteuergeist eh mehr entsprach, auch dem Porridge (Eingekochte Haferflocken in Milch) am Morgen bekam die rauchige Note ganz gut. Auch sonst gings im Hostal sehr kolumbianisch zu und her: kalte Duschen, Wohnraum teilen mit Hund, Katz und Huhn und Schlafen in offenen Räumen im Wald. Hier durften wir eine besonders schöne und entspannte Zeit verbringen, die wir sehr genossen haben!
Hühnchen auf dem Weg vom Hostel nach unten getroffen.....
Besuch auf der Kaffeefinca. Zur Erntezeit im Oktober kommen viele Erntehelfer zur Handernte und wohnen in dieser Zeit auf der Finca, welche eigentlich eher einen Dorf gleicht.
Der Señor erklärte uns sämtliche Arbeitsschritte: Die Bohnen werden mit Hilfe von Wasser selektioniert, auf Rüttelsieben nach Fremdkörpern, Qualität und Grösse sortiert, entfleischt, fermentiert dank der Schleimschicht, gewaschen, getrocknet, von der Silberhaut befreit - also geschält und poliert, noch einmal auf dem Rüttelsieb nach Grösse sortiert, luftgereinigt und handverlesen.
Kaffeebeeren, Kaffebohnen mit Silberhäutchen und fertig getrocknete aber noch ungeröstete Kaffeebohnen
Hier wird der noch ungeröstete Kaffee (geröstet wird immer erst im Verkaufsland) in die Säcke abgefüllt.
Die eine Nacht in diesem Luxusbungalow haben wir Benjamins Computerkenntnissen zu verdanken. Die anderen nächtigten wir in der offenen Mehrbettüberdachung rechts hinten im Bild.
Innenleben des Bungalows, war eher ungemütlich und eng. Die Mehrbettüberdachung war mehr unser Ding.
Da der Ara auf dem Foto kaum erkennbar gewesen wäre, haben wir ihn durch den Feldstecher fotografiert. Et voilà!
Feines Abendessen: Arepas (Maismehlfladen), Kochbananen, Chorizos, Gemüse und als Dessert ein Arepa mit Nutella. Nein Mami, Ben will immer Nutella kaufen!
Aufbruch: | 05.05.2013 |
Dauer: | 9 Monate |
Heimkehr: | Februar 2014 |
Panama
Kolumbien