Ben & Nadja: Südamerika - USA - Australien - Thailand - Alles kann, nichts muss!
Panama: Panama City
26.06.2013 - 04.07.2013
Wir sind wohl im schönsten Stadtteil von Panama City untergekommen - in Casco Viejo. Ein wunderschönes Viertel, das von der UNESCO wegen seinen historischen Kolonialbauten und/oder Ruinen (bin mir nicht sicher welchem Artikel ich Glauben schenkten soll) zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Nun boomt Casco Viejo, Häuser werden restauriert, überall gibt es coole Bars, Restaurants und Cafés mit interessanten Innenleben und Konzepten. Die einladenden Patio, sowie die hohen, hellen und luftigen Räume machen insgesamt einen edlen Eindruck. Unser Hostel, das "Panamericana" ebenso; ein erstaunliches Gebäude.
Der Fußballplatz direkt vor unserem Zimmer. Hier an einem Morgen während eines Fußballspiels zwischen zwei Schulmannschaften.
Schon am ersten Tag haben wir Milton, den Inhaber der Kampfsportschule von Costa Rica, wieder getroffen. Er ist als Part der Jury einer MMA (mixed martial arts) Veranstaltung eingeflogen. Wir trafen ihn im Hotel, wo die Kämpfer der UCC 15 (Ultimate Combat Challenge 15) Veranstaltung im hoteleigenen Casino gewogen wurden. Diese vertraute Atmosphäre erwärmte Benjamin das Herz. Und prompt bat Milton Benjamin, als Teil der Jury als Punkterichter zu fungieren, da ein Mitglied kurzfristig abgesagt hat. Das war für Benjamin natürlich eine riesen Sache!
An dieser Stelle übernimmt Benjamin kurz, da er seine Eindrücke besser selbst beschreiben kann:
"Auf der Kampfsport-Veranstaltung am 28.06.2013 ergab sich für mich die einmalige Gelegenheit, bei einer Mixed Martial Arts Gala als Punkterichter einzuspringen und meine ersten Erfahrungen beim Punkten und Bewerten eines MMA Fights zu sammeln. Ich bin überwältigt über das Vertrauen, welches mir Milton entgegenbringt und gleichzeitig sehr stolz.
MMA (für Alle, die es nicht kennen) ist wie Muay Thai / Kickboxen ein Vollkontaktwettkampf, der allerdings nicht im Ring, sondern einem Oktagon (Käfig) stattfindet, in dem die Kämpfer Techniken aus verschiedenen Kampfsportarten anwenden. Die Kämpfer bedienen sich sowohl der Schlag- und Tritttechniken (Striking) des Boxens, Kickboxens, Muay Thai und Karate als auch der Bodenkampf- und Ringtechniken (Grappling) des Brazilian Jiu-Jitsu, Hapkido, Ringens, Judo und Sambo. Auch Techniken aus anderen Kampfkünsten werden benutzt. Dass auch im Bodenkampf geschlagen und zum Teil getreten werden darf, ist das Hauptunterscheidungsmerkmal zu anderen Vollkontaktsportarten.
Aus diesen Gründen gibt es sehr viele Merkmale, an dessen ein MMA Fight bewertet werden muss. Aggressivität, Kontrolle des Käfigs, Angriffs- und Verteidigungstechniken, Take Downs (Gegner zu Boden bringen), physische und psychische Überlegenheit, Punkte durch Boxen (Striking) und Tritttechniken Im Stand und vieles mehr. Ich weiß natürlich, wie ein Kickboxkampf gewertet wird, in dieses Thema musste ich mich allerdings vorher noch ein wenig einarbeiten und ein paar Kämpfe schauen und probeweise bewerten, um ein besseres Gefühl zu bekommen. Kurz vor Veranstaltungsbeginn sind Milton und ich auch noch ein paar Kämpfe auf Youtube durchgegangen, bevor es dann nach hinten mit allen Kämpfern zur Vorbesprechung und Erklärung der Regeln ging. Hier herrschte die für mich bekannte angespannte Stimmung zwischen den Kämpfern und selbst ich habe kleine Adrenalinschübe bekommen, obwohl ich an diesem Abend nicht in den Ring steigen musste. Die Regeln wurden auf englisch und spanisch erklärt.
Ein Kämpfer aus den Staaten hat dann eine taktische, aber makabre strategische Frage im Beisein seines Gegners gestellt: "Darf ich, wenn ich zum Armhebel ansetze, den Arm auch brechen?" Jeder weiß, dass so etwas passieren kann, respektvolle Kämpfer legen es darauf aber nicht an. Es geht darum, den Gegner am Boden zu fixieren/kontrollieren und zum Aufgeben zu zwingen, nicht aber ihm langfristigen Schaden zuzufügen. Es ist immer noch Sport! Trotzdem verursacht dieses Bild im Kopf eines Kämpfers natürlich zunächst ggf. Angstgefühle und bringt sein Gehirn dazu, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und es damit aus dem Konzept. Jeder weiß, dass ein Mensch in Angst- / Wutsituation (emotionale Handlungen) anders und eher unüberlegt handelt, als wenn er im Bereich des Gehirns arbeitet, der für logisches Denken verantwortlich ist. Gerade das entscheidet im Kampfsport oft über Sieg oder Niederlage. Ich spreche hier aus Erfahrung und befasse mich auf dieser Reise viel mit diesem Thema und den Methoden, mehr Kontrolle über diese Bereiche des Gehirns zu gewinnen, um im Wettkampf stärker zu werden und einen höheren Prozentsatz meiner persönlichen Trainingsbestleistung im Ring abrufen zu können. Nun aber zurück zur Veranstaltung...
Kurz nach der Besprechung stellt Milton mir Gianni Carriello vor, den Thaiboxtraininer aus Panama City, bei dem ich die nachfolgenden Tage trainieren durfte. Er ist Italiener und hat selbst ganze sechs Jahre in Thailand gelebt und trainiert!
Zurück am Käfig händigt mir Milton noch die Bewertungskarten aus, erklärt mir nochmal die Vorgehensweise und weist mich nochmal darauf hin, niemandem auch nur eine Frage zu irgendeinem Kampf zu beantworten und die Karten immer verdeckt bei mir zu tragen. Dann nahm ich Platz auf meinem Jury-Platz vor dem Käfig.
Nadja durfte auch direkt vor dem Käfig alle Kämpfe hautnah miterleben, sie ist allerdings nicht begeistert von dieser Art des Wettkampfes und bevorzugt ganz klar Kick- bzw. Thaiboxen, was ich gut verstehen kann. Für mich gehört MMA zum Kampfsport und damit zu meiner Sportart, die ich liebe! Trotzdem werde ich dem Muay-Thai treu bleiben und mich auf diesen Stil konzentrieren, welcher mir einfach besser gefällt. Die Techniken im MMA sind dennoch sehr interessant und für die persönliche Selbstverteidigung unheimlich wertvoll, gehen mir im Wettkampf aber zu weit, aber jedem das seine.
Die ersten Kämpfe bin ich noch etwas aufgeregt, nach den ersten drei Durchgängen habe ich schon ein routiniertes Gefühl und freue mich immer auf den nächsten Kampf. Ein großer Mehrwert beim Punkten ist, dass man sehr genau hinschaut und sich auf die Handlungen (Details) konzentriert, sodass man für sich selbst auch Erkenntnisse aus verschiedenen Situationen ziehen kann und diese im nächsten Training oder Sparring trainieren und anwenden kann.
Der Referee, der im Käfig für Ordnung sorgt, ist nicht irgendein Referee. Es ist Dan Miragliotta, ein bekannter Referee aus dem UFC. Ein Berg von einem Mann, ein Tier, aber unheimlich lieb und sympathisch! Wen man im UFC die Kämpfer kontrollieren muss, muss man diese Art von Statur haben.
(Ultimate Fighting Championship (UFC) ist eine US-amerikanische Mixed-Martial-Arts-Organisation. Sie ist der weltweit größte MMA-Veranstalter und Marktführer. Das Unternehmen gehört Zuffa LLC, einem US-amerikanischen Sportvertrieb mit Hauptsitz in Las Vegas, Nevada.)
Ich hatte schon bei der Waage einen Tag zuvor die Ehre, ihn persönlich kennenzulernen und erste Fotos zu machen. Milton arbeitet schon lange mit ihm zusammen und so war es für mich ein noch größeres Highlight, an diesem Abend ein Teil des Teams, zu dem auch er gehörte, zu sein.
Nach dem Finalkampf hat er sich bei mir für die gute Zusammenarbeit bedankt und noch ein Foto mit uns gemacht! Ein prägender fantastischer Abend!"[/k]
Das Bild haben wir im Internet gefunden zwischen den Presseberichten. Der rasierte Kopf von Benjamin steht hier natürlich im Vordergrund.
In den nächsten Tagen schauen wir uns die Stadt noch etwas genauer an, erkunden das lebendige Zentrum von Casco Viejo und besuchen die größte Mall in Panama City, um ein paar Notwendigkeiten einzukaufen und die Köstlichkeiten der Essensmeile zu genießen.
Die coolen mit Graffitis überladenen "Chicken"-Busse fahren die Leute parallel zum normalen Busnetz bei Salsamusik in jede Ecke der Stadt!
Mitten vor der Hauptstraße die offene (Outdoor) Barberia, wo sich Benjamin für 4 Dollar Haare und Bart stylen lässt mit einer Präzision, von der sich viele Friseure eine Scheibe abschneiden können.
Ein weiteres must see ist der Panamakanal. Ein historisch aufregendes und technisch unheimlich beeindruckendes Werk: Der Bau erstreckte sich über mehrere Jahrhunderte, mehrere Herrschaften, mehreren Fehlschlägen und Bankrotte und viele-viele Tausende Arbeiter liessen auf Grund verschiedener Tropenkrankheiten, welche zum Teil durch die primitive hygienische Bedingungen gefördert wurden, ihr Leben.
Während Benjamin in der Muy Thai Schule in Panama Viejo bei Gianni in der 40 Grad heißen Halle trainierte (45Min Busfahrt), joggte ich der Bahia de Panama entlang, von Casco Viejo zum modernen Panama City-Teil. Vor und zum Sonnenuntergang, da vorher zu heiss, ist hier Alt und Jung unterwegs, entweder zum Sporttreiben, musizieren, Glace (Eis) oder Ceviche schnabulieren oder um einfach der wunderschönen Skyline entlang zu schlendern. Ein wahrhaftig einmaliges Erlebnis.
Mit Trainer Gianni Carriello - sehr wertvolle Trainingstage mit einigen neuen Erfahrungen, vor allem im Clinch -
Mit der Muay Thai Mannschaft, die in ein paar Wochen auf den Meisterschaften in Panama an den Start geht
Die beeindruckende Bahia de Panama, die zum Sport machen, entlangschlendern und abhängen einlädt - im Hintergrund das prächtige und moderne Bankenviertel (es gibt angeblich mehr angemeldete Unternehmen als Einwohner hier
Hier in Panama-City wird uns eigentlich zum ersten Mal die Tragweite unserer Freiheit so richtig bewusst. Wir können wirklich tun und lassen was wir wollen, müssen einfach irgendwie zu Geld kommen. Man wird so offen, träumt, philosophiert und schmiedet Pläne. Bei einem über-feinem Rindsfilet, gegrilltem Gemüse und hausgemachten Kartoffelstock mit Milton kamen wir auf folgende Idee: nächstes Jahr im Februar/März 2014 könnten wir direkt nach Thailand wieder nach Costa Rica, San Jose, zurück. Benjamin könnte bei Milton in der MMA Schule arbeiten, sich mit dem Champion Franklin Rivas Mairena gleichzeitig auf die Weltmeisterschaften der IKO (International Kickboxing Organisation) in Orlando (Florida) im Juli 2014 vorbereiten lassen und ebenso den Crossfit-Trainer absolvieren. Da Crossfit in Deutschland eher erst im Kommen und in den Staaten schon heftig am Boomen ist. Wir sehen darin noch eine Marktlücke in D, welche Benjamin bei seiner Rückkehr füllen könnte. Was ich, ausser dem Spanisch aufpolieren, in der Zeit mache, ist noch ungewiss.
Aufbruch: | 05.05.2013 |
Dauer: | 9 Monate |
Heimkehr: | Februar 2014 |
Panama
Kolumbien