Ben & Nadja: Südamerika - USA - Australien - Thailand - Alles kann, nichts muss!

Reisezeit: Mai 2013 - Februar 2014  |  von Ben Pietzner

Costa Rica: San José die Zweite

04.06.2013 - 09.06.2013

Vier Wochen sind wir nun schon insgesamt unterwegs, welche wirklich unglaublich schnell an uns vorbei gingen. Zeit für eine Zwischenbilanz.

Von Santa Teresa geht's wieder zurück mit dem öffentlichen Bus zu unserem Ausgangspunkt "San José", wo wir uns eine kleine Strand- / Surfpause gönnen. Außerdem nutzen wir diese Gelegenheit, um unter Anderem ein paar alltägliche Dinge einzukaufen, zum Friseur zu gehen (hier stehe ich vor der Entscheidung, mir die Haare komplett abzurasieren, damit mein Bart, den ich mir in den letzten vier Wochen zugelegt habe, besser zur Geltung kommt und uns Gedanken über das nächste Ziel zu machen. Ich freue mich vor allem auf ein paar Trainingseinheiten in unserem Lieblingsgym, um mich nach der "langen" Trainingpause mal wieder ein bisschen zu quälen und in Form zu bringen. Als nächstes Ziel steht entweder der Corcovado Nationalpark auf dem Programm oder Bocas del Toro in Panama.

Sechs Stunden Busfahrt sind nach so vielen Erlebnissen leicht zu überstehen, da man das Erlebte verarbeiten kann und einem bewusst wird, wie gut man es hat. Zunächst geht es zur Fähre, die uns über den Golf von Nicoja nach Puntarenas in 70 Minuten überführt. Eine schöne Abwechslung mit schöner Aussicht und einem guten traditionellem Casados aus dem Restaurant am Hafen. Im Bus stellen wir uns vor, dass unser vierwöchiger Urlaub nun zu Ende ist und stellen uns die Frage, ob wir damit zufrieden wären. Im gleichen Moment überkommt mich ein Glücksgefühl, als mir wieder klar wird, dass wir gerade erst am Anfang unserer Reise sind und uns noch Alles offen steht sowie jeden Tag aufs Neue entscheiden dürfen, wie wir ihn gestalten wollen. An dieser Stelle muss ich trotzdem auch erwähnen, dass gerade diese Situation eine große Herausforderung darstellt. Man muss zunächst lernen zu verstehen und zu genießen, dass einem niemand mehr zusieht. Im normalen Leben zu Hause hat man Pflichten und Aufgaben, die einem in gewisser Weise auch die Sicherheit geben, nach der wir letztendlich streben, weil wir es so gelernt haben. Diese Hürde ist überwunden und der Genuss wird von Tag zu Tag größer und intensiver! Bald bin ich in dem Entspannungsmodus, den ich mir gewünscht habe.

Als wir dann mit dem Bus in San José ankommen, geht es mit dem Taxi zum "Castle Tam Hostel". Auf dem Weg fallen uns die unzähligen Prostituierten und vielen Obdachlose, die sich unter Müllbergen vergraben, unangenehm ins Auge. Der Stadtteil, in dem sich der Busbahnhof befindet, gehört wohl zu den schlechteren Vierteln. Das Gefühl hatten wir damals schon, als wir unsere Bustickets abgeholt haben, allerdings ist es jetzt um 20:30 offensichtlicher. Zu dieser Zeit sind wir froh im Taxi zu sitzen.

Am nächsten Tag ziehen wir los in die Innenstadt. Unser Hostel liegt diesmal direkt in "San Pedro", unserem Lieblingsviertel in San José. Wir besuchen kurz Sensei Milton in seinem Trainingsgym und stimmen uns kurz zu den Trainingszeiten und Kursen ab. Er lädt mich für abends 18:00 in sein Gym zum Freundschaftssparring ein, bei dem ich mit seinen Kämpfern, sie sich auf einen internen Wettkampf vorbereiten, im Ring arbeiten darf. Nadja nimmt parallel dazu wieder am High-Performance-Kurs teil, der ihr jetzt schon ein unangenehmes Gefühl bereitet. Auch ich freue mich zwar auf das Training, erwarte jedoch aufgrund der dreiwöchigen Pause eine große körperliche Herausforderung. Danach begeben wir uns auf direktem Wege zum Friseur. Ich stehe vor der Wahl, meine Haare komplett abzurasieren oder der Friseurin versuchen zu erklären, wie sie mir die Haare schneiden soll. Die Motivation, mir die Haare abzurasieren, habe ich schon vor der Reise aufgebaut, so kurz davor bin ich mir trotzdem sehr unsicher. Nachdem ich mich bei Nadja dann ein paar Mal absichere und sie die Entscheidung sogar positiv beeinflusst, betreten wir den Salon. Ich bete, dass Nadja's Spanischkenntnisse ausreichen, um ihr meinen Wunsch klar und deutlich zu machen. (die englische Sprache ist selbst in der Hauptstadt, außer in den Hostels, nicht so weit verbreitet) Meinen Bart, den ich mir nun seit über vier Wochen wachsen lasse, wird auch direkt präpariert. Sie gibt sich sehr viel Mühe und arbeitet sehr genau. Ich bin sehr zufrieden und erstaunt, dass es mir doch ganz gut gefällt. Darüber hinaus ist der zukünftige Pflegeaufwand auf dieser Weltreise schwindend gering.

Wir verbringen ein paar sehr schöne Tage in San José, essen gut, trinken einige von diesen in Costa Rica verbreiteten köstlichen "Fruit Bebidas", 0,5 Liter Fruchtshakes für 2 USD mit frischem köstlichem Obst und, wenn gewünscht, ein paar Löffeln Proteine .
Vor allem das Training ist wieder unheimlich wertvoll und effizient. Ich habe insgesamt fünf Trainingseinheiten in drei Tagen und sammle davon in zwei Sparringssitzungen insgesamt über 25 Runden mehr Erfahrung. Ich habe viele verschieden Sparringspartner, mit denen ich meine Techniken und Kombinationen aus vergangenen Vorbereitungsphasen in Deutschland verbessern kann. Der Champ in diesem Gym heißt Franklin Rivas Mairena und ist World Classic Champion 2012 der IKF World Classic in Orlando geworden. Wir kämpfen in den beiden letzten Tagen sehr intensiv miteinander und können beide eine gute Erfahrung mitnehmen. Für mich ist es eine Ehre, mit einem Kämpfer dieser Klasse in diesem Umfang trainieren zu dürfen und so akzeptiert und respektiert zu werden. Eine noch größere Freude ist es, dass ich mit meiner Bandscheibenverletzung sehr gute Fortschritte erzielt habe und die Verletzung mir im Ring keine Probleme bereitet hat. Ich fühle mich nach mehr und habe aufgrund der guten und wiederholenden Kampfsituationen einen Teil meiner psychischen Hürde überwinden und abstellen können, ich schaffe es wieder und besser, konsequent Druck auszuüben und Folgetechniken kraftvoll umzusetzen, sowie ein gewisses Selbstbewusstsein im Kampf aufrecht zu erhalten. Ich werde dieses Gym nie vergessen und danke vor allem Sensei Milton Castro für die gute und wertvolle Zeit, die er mir ermöglicht hat!

Danke auch an Alle zu Hause, die mich begleitet und mir mit guten Tipps und Erfahrungen beiseite gestanden haben, manche Tipps lassen sich erst im richtigen Moment umsetzen!

Wir haben uns dafür entschieden, in Richtung Panama weiterzureisen, den Corcovado Nationalpark im Südosten von Costa Rica auszulassen und uns direkt den schönen warmen karibischen Inseln im Norden zu widmen. Daher nehmen wir am 09.06.2013 den Direktbus nach Panama und verabschieden uns vom schönen Costa Rica. Wir konnten viele positive Eindrücke gewinnen und Land und Leute sehr gut kennenlernen. Costa Rica ist ein absolutes Naturhighlight mit sehr freundlichen und herzlichen Menschen! Die Nationalparks und Schutzgebiete sind einzigartig und in jedem Fall eine Reise wert. Für uns ist überraschenderweise San José einer der Orte, die uns am besten gefallen haben in Costa Rica. Wir haben die Stadt vor allem wegen der tollen neuen Freundschaften ins Herz geschlossen und würden jederzeit wiederkommen.

Leider sorgt vor allem der Tourismus aus den USA für stark ansteigende Preise und wachsende touristische Gegenden. Viele Einheimische springen auf dieses Boot auf und nehmen leere Hotels in Kauf. Hotels sind überteuert und stehen deswegen sogar oft leer, selbst in der Low-Season bleiben die Preise auf einem hohen Niveau. Traveller sind nicht bereit, die hohen Preise zu bezahlen und bevorzugen daher mehr und mehr die angrenzenden Länder wie Panama, Kolumbien, Nicaragua, Guatemala, usw., die mindestens genauso viel zu bieten haben. Hostel-Besitzer befürchten daher einen Rückgang des wertvollen hoch-frequentierten Backpacker-Tourismus.

An dieser Stelle übergebe ich an Nadja und wünsche Euch viel Spaß mit den nachfolgenden Berichten über Panamá!

Mit meinem Sparringspartner, Franklin Rivas Mairena, IKF World Classic Champion 2012

Mit meinem Sparringspartner, Franklin Rivas Mairena, IKF World Classic Champion 2012

Mit Franklin Rivas Mairena & einem weiteren Champ vom American Top Team, Daniel Aziz Badran (USMTA Champion & IKF World Classic Champion 2011 (Muay Thai))

Mit Franklin Rivas Mairena & einem weiteren Champ vom American Top Team, Daniel Aziz Badran (USMTA Champion & IKF World Classic Champion 2011 (Muay Thai))

Mit neuem T-Shirt von Sensei Milton von MMA Costa Rica und neuer "Frisur"! ... und etwas angeschlagen vom Sparring, aber sehr glücklich

Mit neuem T-Shirt von Sensei Milton von MMA Costa Rica und neuer "Frisur"! ... und etwas angeschlagen vom Sparring, aber sehr glücklich

© Ben Pietzner, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Am 05.05.2013 ist es endlich soweit! Nach einer langen Planungsphase, großer Vorfreude und vielen Entscheidungen, die getroffen werden mussten, begeben wir uns auf eine ca. 10-monatige Reise quer durch die Welt. Um uns voll und ganz unserem Traum zu widmen und einen sauberen Schnitt zu machen, haben wir unsere Jobs gekündigt und können uns jetzt in den letzten vier Wochen auf Familie & Freunde konzentrieren. Ein seltsames und gleichzeitig fantastisches Gefühl, loszulassen und frei zu sein!
Details:
Aufbruch: 05.05.2013
Dauer: 9 Monate
Heimkehr: Februar 2014
Reiseziele: Costa Rica
Panama
Kolumbien
Der Autor
 
Ben Pietzner berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.
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