Kanada - Praktikum und Rundreise entlang der Ostküste
Leben in Kanada: Elvis Festival & Wasaga Beach
Freitag abend. Rosi kommt in mein Zimmer und frägt ob ich spontan mit ins Kino kommen würde. Während der Woche ist Samantha, ihre große Schwester angreist und wird die nächste Woche bei uns verbringen. Zusammen mit ihr und Vicki wollen wir "The Conjuring" anschauen. Tja das Wort sagt mir erst mal nichts, aber Google hilft: Die Heimsuchung. Ein Horror Film. Das wäre dann also mein zweiter Horrorfilm ever... Aber man gönnt sich ja sonst nichts.
Also gehts los in die Bayfield Mall. Dort Kinokarten geholt und Popkorn bestellt. Ich werde gefragt, ob ich es mit Butter will? Na wenn das der Kanadier so isst?! Vicki gibt mir gleich mal ne Serviette an die Hand. Die braucht man beim Popkorn für...? Gut, ab geht es ins Kino. Der Film läuft in Deutschland erst am 15.08 an, ein komisches Gefühl
Es wird gruselig, mit Puppen, Dämonen und Dingen, die plötzlich um die Ecke kommen. Dennoch kann ich den Film durchaus weiterempfehlen.
Aber fast noch gruseliger ist, dass sich die flüssige Butter, die über das Popkorn gekippt wurde, im Laufe von Minuten durch sämtliche Popkorn durchgesappert hat und schließlich den Weg bis zum Pappboden und dort nach draußen gefunden hat. Lecker. Dann ist meine Ledertasche nun ein wenig geölt worden. Toller Zweifacheffekt.
Essen kann man das übrigens nicht. Das Ganze schmeckt wie altes Popkorn in aufgeweichter Fettpampe. Nein Danke.
Ein weiteres Wochenende steht an, auf geht es nach Collingwood. Die kleine Stadt an der Georgian Bay wurde mir schon im Flugzeug als wunderschön angepriesen. Außerdem soll es dort Berge geben, die blue Mountains, auf denen man im Winter auch Ski Fahren kann. Das ist hier nicht unbedingt was besonderes, weil man auch auf vielen Radwegen ein Symbol für Schnee Jets (oder wie das auch immer heißt ) sieht. Man kann also wohl auch mit den Skien zur Arbeit rutschen. Dennoch schaue ich mir die Berge dann mal auf Google Maps an. Das Google Mobil ist sogar die Pisten abgefahren, deswegen kann man alles durch Google Streetview in Bodenperspektive erleben. Schnell erübrigt sich aber die Idee, statt auf das Festival in die Berge zu gehen. Die sind nämlich leider immer noch ca. 10 km entfernt. Das lässt sich zu Fuß nicht mal eben schnell machen.
Timo und ich brechen allein auf, die anderen beiden Deutschen sind andersweitig unterwegs. Mit dem gelben Schulbus geht es nach Norden, vorbei an Wasaga Beach. Nach ca. 1 h sind wir dann in Collingwood. Das Wetter sieht von Anfang an schon wenig vertrauenserweckend aus, aber man ist ja mal optimistisch. Der Ausflug ist bis 5 Uhr abends angesetzt, also genügend Zeit erst mal 2 h am See entlang zu wandern, Bilder zu machen und die Landschaft zu genießen. Gesprächsstoff gibt es genug, schließlich studiert er an der gleichen Uni wie ich und hat teilweise dieselben Dozenten.
Um ca. 12 Uhr gehen dann auch wir auf das Festival, dass sich im Zentrum von Collingwood abspielt. Collingwood hat sich tatsächlich seinen Charme bewahrt und kann auch sowas wie ein Stadtzentrum aufweisen. Die Häuser sehen so aus, als hätten sie zumindest ein oder zwei Jahrhunderte auf dem Buckel und auch sonst ist es recht schön dort. Auf der zentralen Straße sind zahlreiche Buden und Stände aufgebaut, am Kopf steht eine große Bühne, vor der Gartenstühle aufgebaut wurden. Hier kann man sitzen oder stehen und den Auftritten der vielen Elvis Darsteller auf der Bühne lauschen. Getanzt wird natürlich auch, sowohl von Elvis, als auch den Fans. Auch sonst gibt es einiges zu sehen und zu kaufen. Bei den Koteletten angefangen, über goldene Sonnenbrillen und sonstigen Souvenirs, bis hin zu T-shirts, Tassen, Anhängern usw. Wir erkunden das ganze Treiben für einige Zeit und begutachten auch die anderen Bühnen im Ort, für die man aber Eintritt zahlen muss, wenn man die Künstler von vorne sehen will.
Dann ist es allerdings doch soweit. Es fängt zu regnen an. Timo und ich verziehen uns in die Stadtbücherei. Dort ist gerade eine Künstlerausstellung und so schauen wir uns in aller Ruhe die Bilder an, stöbern durch die Bücher und beobachten ein älteres Ehepaar bei der gemeinsamen Stammbaumrecherche ("Am I doing this or you?"
Draußen regnet es munter weiter und so fangen wir in der Spieleecke an, Schiffe versenken zu spielen. Timo kennt das Spiel, hat es aber noch nie gespielt?! Zeit das nachzuholen!
1,5 h verbringen wir in der Bib und es regnet immer noch Draußen haben die Leute mittlerweile auch keine Lust mehr unter dem Regenschirm zuzuhören. Außerdem werden die Bühnen nach kurzer Zeit des Regens geschlossen. Schade für das ganze Fest. Wir brechen daher auf in ein Café, das wir aus dem Fenster gesehen haben und gönnen uns eine heiße Schokolade. Obwohl es in der Bibliothek dank Klimaanalage kalt war, hat es draußen nicht wirklich abgekühlt und ist eher schwüler geworden.
Zwar hab ich immer regelmäßig auf mein Handy geschaut, doch plötzlich sind 6 Anrufe in Abwesenheit, 2 Voice Mails und 2 SMS auf meinem Handy. Nachricht von Joel vom International Office: Wir fahren schon früher heim, weil das Wetter so schlecht ist. Oh, ist uns noch nicht aufgefallen Also schnell zurück zum Bus. Sind noch nicht die Letzten, aber um 3 Uhr geht es dann zurück nach Barrie. Joel versucht noch zu retten, was zu retten ist, und bietet an, noch Halt bei einem Starbucks zu machen. Aber da hat nun leider auch keiner mehr Lust drauf.
Am Sonntag ist ein Ausflug mit Ingo, der mit mir in VS studiert und derzeit ein Praktikum bei seiner Firma in Toronto macht, geplant. Dort wird ihm von der Wohnung, bis hin zu Auto und Sprit alles gestellt und bezahlt. Das sollte man doch nutzen. Gegen elf kommt er daher zu mir und wir schauen uns zuerst mal meinen Arbeitsplatz, das College, an. Dann geht es weiter, die anderen einsammeln. Zusammen mit Timo, Patrick und Theresa geht es auf nach Norden, zu Wasaga Beach. Der längste Frechwater Beach der Welt ist tatsächlich ein tolles Ausflugsziel und auch bei Kanadiern sehr beliebt. Bei gutem Wetter muss man dort um einen Platz am See kämpfen. Doch die Tage davor hat es ja, wie gesagt, geregnet und so ist das Wetter eher zweifelhaft und auch der Sand nass und eklig. Dennoch sind der Strand und die Wellen schön anzusehen und auch dort gibt es einiges zu sehen. Die lange Strandpromenade lädt zum (Eis)Essen, Souvenirs und Badessachen shoppen oder einfach nur zum stöbern ein. Nachdem das Wetter dann doch nicht so badegeeinget ist, gönnen wir uns erst mal ein typisch kanadisches Essen. Poutine und Burger. Poutine ist Kartoffelpommes (aus echten Kartoffeln mit Käse und Bratensoße. Schmeckt ganz nett, ist aber auch nicht der absolute Burner, finde ich. Und weil wir grad in Fahrt gekommen sind, noch ein Joghurt-Softeis hinterher. Danach ein wenig die Promenade erkunden und stöbern. Schließlich wird aber auch das langweilig und wir beschließen einem Schild zu einer Minigolfanlage zu folgen. Die hat zwar auch schon bessere Tage gesehen, aber es ist ja nur zum Spaß. Talent ist bei mir sowieso keines vorhanden. Über das Hindernis komme ich immer leicht, schieße dann aber gerne 5 mal am Loch vorbei. Das mit dem Zielen sollte ich wohl noch üben
Ich werde überraschenderweise Letzer, aber das war auch nicht anders zu erwarten Zurück in Barrie geht es dann mal wieder ins Manhattans, diesmal aber keine Martinis, sondern Cocktails. Und weil wir heute ja noch nicht genug Fastfood hatten, gönnen wir uns noch einen Beaver Tail mit Ahornsirup. Die zusätzlichen Pfunde gibt es immerhin verhältnismäßig billig und schmecken tut es ja auch Welcome to Canada.
Die Blue Mountains. Mir wird langsam klar, warum sie blue sein sollen, als Berge gehen sie aber nicht durch... es sind dann wohl doch eher Hügel.
Aufbruch: | 26.06.2013 |
Dauer: | 11 Wochen |
Heimkehr: | 10.09.2013 |
Vereinigte Staaten