VW-Bullie - Korsika: 1:0
24. September – Nackenstarre am Capu D'Muru
Porto bleibt nun weit hinter uns.
Über zwei Stunden geht es gen Süden.
Und warum Nackenstarre? Weil das Capu die Muru wieder so eine korsische Perle ist, die wir zu Beginn der Wanderung, bar jeglicher Lerneffekte, wieder nicht erwarten.
Der Beginn noch recht verhalten: Durch hohe Machia zu zwei Genuesertürmen, außer uns nur noch ein anderes Pärchen unterwegs, deren unauffälliges "Bon jour" auch nicht darüber hinwegtäuscht, dass das Mädchen einen Rother-Führer in der Hand hält.
Wäre interessant zu wissen, wann das letzte Mal ein Franzose das Capu die Muru aufgesucht hat.
An der Küste schließlich ein Freilicht-Atelier mit Ausstellungsstücken der letzten ...20.000Jahre? Man weiß es nicht.
Nie ist ein professioneller Steinkundler zur Hand, wenn man ich Mal braucht.
Anschließend geht es auf die Südseite des Golfes von Propriano und es begrüßt uns Campomoro - das Törchen zur Welt.
Wer verschlafene Nester, in denen nichts passiert, zu stressig und beklemmend findet, dem sei Campomoro herzlichst empfohlen. Ein Dörfchen wie eine Sanduhr - eigentlich vergeht nur die Zeit ohne dass mehr passiert, aber es macht Spaß dabei zuzugucken.
Als wir ankommen ist der sich in unserer preislichen Liga bewegende Campingplatz gerade geschlossen und wird laut Schild erst um 18 Uhr, also in 45 Minuten, aufmachen.
Die Dame des Hauses hüpft also zum Strand, ich hüpfe vor die Rezeption und warte.
Dann geht's los.
Ein alter Mann tritt aus einer Haustür, ein anderer kommt zeitgleich mit etwas an, das früher wohl ein PKW gewesen ist.
Der Alte redet auf Französisch, der motorisierte Herr antwortet auf Italienisch, ich stehe direkt dabei. Machen die das wegen mir? Wohl nicht, sie beachten mich nicht, wäre auch vergebene Mühe, da ich weder das eine noch das andere verstehe.
Schließlich schaut der Alte mich an. "Sorry, do you have space for one caravan?" frage ich.
"Haha, (unverständlich weil Französisch), space, NOW HAHAAA!!....!!".
Beide fangen lauthals an zu lachen. Ich überlege... habe ich etwas verwechselt? Ist das vielleicht gar kein normaler Campingplatz sondern vielleicht einer der zahlreichen anormalen Campingplätze? Hab ich Zahnpasta im Gesicht? Hat mir jemand ein "Kick-Me-Post-It" auf die Stirn geklebt?
Während der Alte noch lacht - der Italiener verabschiedet sich mit einem letzten ungläubigen Kopfschütteln - sagt er mir mit aufrichtig verärgerter Miene, dass er leider keinen Quadratzentimeter Platz hat.
Ich frage, ob wir denn die Nacht nicht auf dem großen leeren Platz vor der Rezeption verbringen könnten - morgen würde doch bestimmt etwas frei werden.
Aber das geht nicht, warum auch immer, wir sollten zur Konkurrenz gehen, die Straße runter.
Ich frage noch ein Mal nach. Er ist resigniert und verärgert, dass er mir nicht helfen kann. Aber mit einer neuen energischen Handbewegung fordert er mich auf das ganze Gelände abzugehen. In jeder besetzten Nische sagt er "No Space!" und schaut, als müsste ich nun seinetwegen die Ferien unter einer Brücke verbringen.
Ich habe schon ein richtig schlechtes Gewissen, da der Alte offenbar ein richtig schlechtes Gewissen hat.
Dann, nach 5-7 Minuten stätigen "You See, no Space", reißt er zugekniffenen Augen auf: "Wait! This! There! But VERY small! Very small!".
Er führt mich zu einer Zelteinbuchtung, in der ich mit Mühe unsere Kiste parken kann.
Hier also Werbung für einen alten Herrn, der wahrscheinlich seinen Küchenboden zur Verfügung stellen würde, wenn Camper keine Übernachtung finden:
Peretto le Roseaux - 20110 Belvédère-Campomoro.
Aufbruch: | 06.09.2013 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 29.09.2013 |