Work & Travel in Australien

Reisezeit: Oktober 2005 - März 2006  |  von Ferdinand Kopietz

Sydney - Ein grosses Abenteuer Down Under: Mein erster Arbeitstag

Geschafft. Ich habe meinen ersten Job. Eigentlich ist es ueberhaupt kein Problem in Sydney einen Job zu finden. Tausende von Anzeigen in allen moeglichen Branchen. Nur man muss sich eben mal zusammenreissen und telefonieren. Es ist schon nicht leicht einen Australier auf der Strasse zu verstehen - geschweige denn am Telefon und wahrscheinlich noch mit Kaugummi im Mund. Wenn man dann noch den ganzen Tag nur von Menschen umgeben ist, die nicht englische Muttersprachler sind, fuehlt sich das Wasser noch kaelter an, in das man geworfen wird.
Das ist leider der Nachteil am Wohnheimleben. Erstens gibt es hier viel zu viele Deutsche und zweitens sind alle froh darueber auf englisch ne Pizza bestellen zu koennen. Wenn man dann mal versucht seinen aufgestockten Wortschatz anzuwenden, kommt man nicht weit und bleibt dann beim 0815 Vokabular.

Nun, irgendwann konnte ich mich dann nicht mehr vor dem ersten Bewerbungstelefonat druecken. Ich habe die Nummer eingetippt, auf den gruenen Hoerer gedrueckt und sofort wieder aufgelegt Nach dem fuenften Mal hat Dennis auch seine Geduld verloren und ich hatte keine Wahl mehr. Also, waehlen und dranbleiben. Es hat auch alles erstaunlich gut funktioniert, abgesehen davon, dass ich die Haelfte der offenen Fragen gar nicht erst gestellt habe. Naja, ich war wenigstens soweit, dass die Lady meinen Lebenslauf haben wollte, Tschaka Ok, nach diesem Gespraech brauchte ich dann erstmal 30min. um mich wieder zu sammeln - ich war am Ende, fix und fertig!

Zwei Telefonate spaeter hatten wir bereits unser erstes Bewerbungsgespraech fuer den folgenden Tag sicher. Dabei ging es um einen Job bei einem Catering Service - der Tipp kam aus dem Wohnheim. Das Gespraech an sich verlief sehr erfolgreich. Wir Dennis, Saskia und ich sind angekommen, wurden erstmal vom oesterreichischen Chef begruesst und dann von der Personalbeauftragten ca. 20min eingefuehrt. Die Frau wollte uns nicht zu Wort kommen lassen. Insgesamt sind von unserer Seite vielleicht drei Saetze gefallen - sie hielt unser englisch indessen fuer perfekt (ungelogen). Da sag ich nicht Nein Wir hatten schon das Gefuehl, dass sie Angst davor hatte uns zu verlieren. Genau, sie befuerchtete, wir koennten den Job absagen. Haben wir natuerlich nicht gemacht. Und eine Woche spaeter hatte ich dann meinen ersten grossen Auftritt als Kellner bei einer Weihnachtsfeier von Yahoo.

Ich war selbstverstaendlich sehr nervoes - den ganzen Tag. Und als wenn das nicht schon schlimm genug ware, hat es dann auch noch begonnen zu regnen. Hallo, wie stellt sich das der liebe Gott denn mit meinen Haaren vor - da musste ich dann durch.

Die Leute waren dann alle wirklich sehr nett. Einige etwas seltsam, aber das wird schon irgendwie klappen. Selbstverstaendlich habe ich dann noch jahrelange Kellnererfahrung vorgetaeuscht und mich um die Getraenke gekuemmert.
Ok, grosses Problem. Auf einmal hatte ich dann viele verschiedene Glaeser und ganz viele verschiedene Getraenke vor mir stehen. Was muss jetzt in welches Glas? Ich habe dann nach dem Ausschlussprinzip gearbeitet und den Rest nach Gefuehl gemacht. Und ich bin mir nun sicher: "Da oben muss jemand sein, der in diesem Moment meine Hand gefuehrt hat!"

Anschliessend durfte ich mich dann mit einem Tablett und min. zwoelf Getraenken an den Empfang stellen und den eintretenden Herrschaften etwas anbieten. Da habe ich dann erstmal gewartet und gewartet und irgendwann habe ich auch gezittert und gewartet und dann habe ich gar nichts mehr gespuert, bis auf einmal das Tablett leichter geworden ist - DANKE.

Anschliessend musste ich dann mit ner Kanne oder Flasche durch die Menge und die Glaeser nachfuellen. Ehrlich gesagt war mir das schon sehr unangenehm. Wenn ich mir vorstelle als Gast staendig vom Personal unterbrochen zu werden, wuerde mich das schon nerven - genauso unerwuenscht habe ich mich dann auch gefuehlt. Wenn ich Durst habe, dann geh ich doch an die Bar oder nehme mir einen Drink vom Tablett. Nun, anscheinend ist es hier aber ueblich, also habe ich mich angepasst und meinen inneren Schweinehund ueberwunden.

In meiner Nervositaet zu Beginn habe ich mich natuerlich nicht mit der Produktpalette auseinander gesetzt, d.h. ich hatte keine Ahnung welche Getraenke ich ausschenke. So stand ich dann auch da, als ich das erste Mal nach der Biersorte gefragt wurde. Irgendwas musste ich ja sagen, also ich ueberleg "Welches Bier trinken die Jungs hier immer in den Clubs?". Hab dann mal schnell ne Biersorte genannt und bin schnell zum naechsten Gast - schade, das mir die falschen Worte in den Mund gelegt wurden. Hat die Lady aber nicht gestoert - hauptsache es schmeckt.

Nach 4h hatte ich es dann geschafft. Vor der Tuer merkte ich auch erst, wie laut es ueberhaupt innen gewesen ist. Und wie entspannend es war erstmal gar nichts zu hoeren.

So wie es ausschaut, bin ich wohl gar nicht so schlecht gewesen. Am naechsten Tag habe ich dann bereits die naechsten vier Auftraege, fuer die kommende Woche, bekommen.
Tschaka.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ab nach Australien, um Sprache, Menschen und Kultur kennenzulernen. Und auch ein wenig Spaß zu haben:-)
Details:
Aufbruch: 07.10.2005
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 05.03.2006
Reiseziele: Australien
Der Autor
 
Ferdinand Kopietz berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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