Auf nach Ägypten ... und dann?
Lonely Homeless Traveler again: Ich werde beklaut ?!
9. August 2013
So schlecht begann dieser Tag eigentlich nicht. Um 5 Uhr aufgewacht, kurz unter die kalte Dusche, noch einmal alles durchgesehen ... und die Kamera doch nicht gefunden. Die hatte ich entweder auf dem 2. Bett liegen, auf dem Stuhl zwischen den Betten, in meinem kleinen Lederrucksack oder am Gürtel meiner Hose ... nun ist die weg - ich habe echt keine Ahnung, wo die abgeblieben sein könnte. Zu vermuten ist, dass ein geschickter Taschendieb mir die abgenommen hat, ich kann aber auch nicht ausschließe, dass ich die schlichtweg verloren habe, am ehesten wohl auf einer Toilette. Ein herber Verlust jedenfalls - und das ist nur der Beginn der Pechsträhne des heutigen Tages.
Da es noch ewig Zeit ist bis zur Abholung um 6:30 Uhr, lege ich mich noch einmal hin und strecke mich so richtig aus. Als ich dann wieder aufwache, zeigt meine Uhr 7:10 Uhr an.
Vor der Tür steht ein alter Minibus, ich steige ein und wir fahren los zum Bushalteplatz Rein mit dem Koffer und los geht es. Auch der Bus hat an die 25 Minuten auf mich gewartet - Asien ... same same - but different ...
Ich habe den Platz Nr. 18, der aber bereits besetzt ist. Ich setze mich auf Platz 22, ein Fensterplatz und werde von dort 5 Minuten später verscheucht. Nun sitze ich auf Sitz Nr. 21 am Gang und neben mir eine nette, etwas zudringliche Khmerlady. Sie kennt sich in Anatomie aus und ich habe eine Erektion, die über die nächsten 3 Stunden anhalten und mit der Zeit schmerzhaft wird. Wenn ich noch weiter Richtung Gang rutsche, falle ich vom Sitz. Nicht das es mir unangenehm wäre aber ich kann mir weder Erleichterung verschaffen, noch mit der Lady im vollbesetzten Bus intim werden. Zwischenzeitlich erreichen wir eine Stadt am Mekong. Am ersten Stopp gehe ich raus aus dem Bus eine Zigarette zu rauchen und kaufe mir am Stand ein Kilo rote Früchte mit Borsten dran, die Früchte schmecken wie Litschi. Mein Geldscheinbündel in der rechten Hosentasche bestand als ich in den Bus gestiegen bin aus vier 10-Dollar, zwei 5-Dollar, zwei ein Dollar und mehreren 1000-Riel-Scheinen. Nun beim Bezahlen der Früchte habe ich noch einen 5-Dollarschein, die beiden 1-Dollar-Scheine und die Riel. Ich mache die Zigarette aus, steige wieder in den Bus, der auch sofort losfährt und setze mich wieder neben meine Lady. Gemächlich packe ich mein Taschenmesser aus und halte es der Dame vor die Augen. Ihr Gekreische sichert uns die Aufmerksamkeit aller Businsassen. Ich öffne mit dem Messer eine Frucht und erkläre dem Angestellten der Busgesellschaft, dass die Frau neben mir mein Geld gestohlen hat und wir sie an der nächsten Polizeistation in Haft geben sollten, weil sie eine Diebin ist.
Von Polizei will er nun aber gar nichts wissen, Lady weigert sich, das Geld wieder rauszurücken ... eine recht komische Pattsituation in der wir nun stecken. Wenigstens hat sich mein Problem mit der Erektion erledigt.
An der Endhaltestelle wird mein Koffer schnell umgeladen und drei Männer verfrachten mich in den Minibus nach Kratie, mein (nicht allzu ernsthaft gemeinter) Einwand, dass wir noch die Sache mit der Diebin polizeilich zu klären haben, wird schlichtweg ignoriert und mir bleibt die Begegnung mit der Polizei erspart ... ihr auch.
Ich bin halt in Asien, da tickt die Zeit und da ticken auch die Leute anders. Was die Männer mit der Frau anstellen? ... keine Ahnung. Der Blöde bin auf alle Fälle ich, denn ich bin mein Geld los und so komme ich gegen 17 Uhr mit einer Barschaft von 6 Dollar in Kratie an.
Nach Hotelbeschreibung ist dieses nur 200 Meter vom Busbahnhof entfernt, ich ignoriere also die 321 Tuk-Tuk-, Taxi und Mopedfahrer und mache mich mit meinem Rollenkoffer als Anhang zu Fuß auf den Weg runter zum Mekong. In dem Fahrerpulk habe ich dabei den übersehen, der da mit einem Schild steht, auf dem mein Name geschrieben ist.
Der holt mich ein, nachdem ich mindestens 700 Meter gelaufen bin und freut sich, dass er mich nun endlich gefunden hat ... bis zum Hotel sind es von hier wirklich nur noch 100 Meter, die ich dann auch noch schaffe. Ob der Mopedfahrer nun sein Geld vom Hotel für die Abholung bekommt oder nicht, ist mir schnuppe.
Im Hotel begrüßt mich ein Knabe - sein Name ist Hayh (ich habe mir seinen Namen buchstabieren lassen)und er sieht aus wie ein 10-jähriger, wird aber so an die 12 Jahre alt sein, wenn nicht gar 13 oder 14. Er zeigt mir mein Zimmer und wirft den Ventilator an. Ich bedanke mich bei ihm und lade ihn auf eine Cola ein. Ich durchsuche nochmals erfolglos meinen Koffer nach der Kamera.
Dann beschließe ich, ganz gegen meine Gewohnheiten, mir meinen Kummer mit eine Khmer-Whisky on the Rocks zu erleichtern und gehe runter zur Rezeption. Bei jeder Reise geht irgendwas von meinem elektronischem Kram verlustig!
Hayh freut sich über meine Bestellung, schwingt sich auf ein Motorrad und braust davon. Offensichtlich bin ich nun der Hotelmanager ... ist aber ein einfacher Job. In den nächsten 15 Minuten kommt nur ein holländisches Pärchen und will den Schlüssel zu ihrem Zimmer haben und ich gebe ihnen den.
Gebucht habe ich dieses Hotel im Internet, habe auch dafür eine meiner Kreditkarten benutzt, von der aber nur die 10% Vermittlungsgebühr abgebucht werde. Den Preis für das Zimmer habe ich vor Ort zu bezahlen ... und ich habe 6 Dollar in der Tasche!
Ich frage Hayh, wo die nächste Bank oder ein ATM ist. Er meint, nur 100 Meter nach rechts am Mekong entlang. Das ist genau der Weg, den ich gekommen bin ... da war aber keine Bank und kein Geldautomat. Nach 200 Metern frage ich erneut ... die Richtung stimmt, es sollen an die 500 Kilometer! sein oder 15 Minuten Fußweg. Das mit den 15 Minuten kam auch in etwa hin. Die EC-Karte geht nicht aber mit der Kreditkarte bekomme ich 300 Dollar - uffz...
Ich habe Hunger, den ganzen Tag noch nichts gegessen außer den paar Früchten. Hayh gibt mir die Speisekarte und ich wähle süß/sauer mit Schweinefleisch, worauf der Junge verschwindet - dieses Mal zu Fuß. Schwein ist ausgegangen und ich sage ihm, dass Hühnchen auch in
Ordnung für mich wäre, er flitzt wieder los und ich bekomme es von ihm gebracht ... aus der Küche ein paar Häuser weiter. Zwischenzeitlich ist auch eine junge Frau aufgetaucht, die nun hinter der Rezeption sitzt.
Was ich bisher vom Ort gesehen habe auf der Suche nach einer Bank, ist aber doch recht angenehm. Am Mekong entlang die Promenade stammt noch aus Zeiten französischer Besatzung und bedarf der Rekonstruktion, alles etwas "bröckelig". Es ist auch alles etwas zu groß geraten für solch einen kleinen Ort, diese weitläufige Uferpromenade mit den unzähligen Laternen und Bänken, die meisten Gaststätten ohne Gäste dafür aber mit schönen geschnitzten Stühlen und Tischen. Etwas ist noch von den französischem Flair vorhanden, wie es vielleicht mal geplant war und ich habe ein ähnliches Gefühl als wenn ich in einen der Nobelbäder an der Ostsee wäre, nur eben ... "same same but different".
Gegen 22 Uhr schließt das Restaurant meines Hotels. Zwei Männer kommen und schleppen die Teile eines Bauzaunes um den Eingang. Ich beschließe, diesen etwas unglücklichen Tag zu beenden, wünsche der Lady am Empfang eine gute Nacht - Hayh daddelt am PC und seine Aufmerksamkeit ist daran gefesselt - und es will immer noch keiner von mir Geld haben.
Aufbruch: | 20.06.2013 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 11.09.2013 |
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