Auf nach Ägypten ... und dann?
Lonely Homeless Traveler again: Dörfliche Homestayerei
Eingang zum Hotel ... aufgenommen von Sayha Sam, meinem Wirt im Stelzenhaus.
13. August 2013
Ich werde noch ein paar Tage bleiben, das nächste Ziel ist aber schon angepeilt. Eine kleine Insel mitten im Mekong, zu der ich eine Fahrt bis zur Grenze nach Laos und - nach Grenzübertritt mit dem Boot hin kommen kann. Drei Stunden Landweg die 150 Kilometer, Grenzüberquerung an die 1-2 Stunden und dann noch einmal 3-4 Stunden mit dem Boot - soweit man den Einheimischen in Zeit-und Entfernungsangaben trauen kann - kann man nicht - also nehme ich den frühesten Bus, der fährt um 7 Uhr morgens.
Gibt auf der ganzen Insel aber wohl nur Hütten, die so 3.000 oder 4.000 Kip die Nacht kosten. Internet wird es nicht geben, die Netze da sind feinmaschig geknüpft und sollen Mücken abhalten.
Essen auch typisch laotisch, also Reis mit Nichts oder Etwas.
Hört sich an wie die Gefangeneninsel aus dem Film "Papillion" an - aber da will ich hin!
Nach Wikitravel soll da auch der wasserreichste Wasserfall in Asien sein ... na wenn das nichts ist.
Wenn es mir dann da zu wässrig, mückig, langweilig oder sonst wie -ig wird, habe ich immer noch die Möglichkeit, schnell den Koffer zu packen und nach Pakse zu flüchten - sind nur 3 bis 4 Stunden Busfahrt, sobald jemand bereit ist, mich auf das Festland zu schaffen.
In meinem Hotel funktioniert das Internet immer noch nicht und wenn ich danach frage, schüttet sich derjenige aus vor Lachen und versichert mir "crazy thing this internet". Ich tue so, als wenn ich was zusammen knülle und dann in den Papierkorb werfe und sie können nicht mehr vor Lachen ... wirklich ein sonnig-kindliches Gemüt haben diese Leute hier.
So sitze ich also in einem Restaurant in Stadtmitte, das wahrscheinlich einen anderen Internetprovider hat oder nur einen anderen Sendeturm und suche hier nach den Informationen, die ich so bitter nötig brauche. Die Information vom Hotelchef, dass die Regierung das Internet abgeschaltet hat, war also auch eine kleine Lüge. Wenigstens habe ich eine Telefonnummer vom "Paradise Guesthouse". Bin gespannt, ob das Hotel in der Lage sein wird, dort für mich telefonisch zu reservieren.
Im Internet finde ich das "Paradise" in Don Det, nur keine Möglichkeit es zu buchen. Eine Telefonnummer steht dabei und ein paar Bewertungen. Ich bitte einen Hotelangestellten, dort anzurufen und für mich vom 18. bis 21. zu reservieren.
Nach ein paar Stunden treffe ich diesen jungen Mann wieder - ich erkenne ihn am Zettel, den ich ihm gegeben hatte mit der Telefonnummer drauf. Wir kommen in ein längeres Gespräch und erfragt mich, ob ich ihm einen Weg zeigen könnte, wie man zu einer eigenen Internetseite kommt.
Wir verbringen mehr als 2 Stunden damit, dass ich ihm zeige, wie man so eine Website gestaltet, dann fallen mir fast die Augen zu und ich habe auch schon ein paar Mückenstiche.
Der junge Mann lädt mich für den nächsten Tag zu sich nach Hause ein, damit ich seine Familie kennen lerne ... und offensichtlich will er, dass ich ihm seinen Internetauftritt fertigstelle?
14. August 2013
Mein neuer Freund erwartet mich bereits und kann es kaum erwarten, dass ich mit dem Früstück fertig werde. Er hat einen Minichip dabei und ich lade seine Bilder mit Hilfe meines USB-Internet-Stick auf meinen Laptop. In dem Muster ersetze ich die vorhandenen allgemeine durch seine Bilder, bin aber verwundert, dass er einen Internetauftritt für das "Silver Dolphin" machen möchte ... dieses Hotel hat so was längst, schließlich habe ich darüber gebucht.
Bin ich über-vorsichtig? Er will, dass ich meinen Laptop mit zu ihm nach Hause nehme und ich erkläre ihm, dass wir dort nicht weiter an seinem Projekt arbeiten können, weil mein Stick in diesem Land ohne entsprechende SIM- Karte nicht funktioniert. Er will dafür die SIM- Karte kaufen und da ich die Idee nicht schlecht finde (ich möchte auf der Insel Don Det ja auch das Internet nutzen), fahren wir los, eine zu kaufen. Die kostet mich einen Dollar, funktioniert aber nicht, obwohl mir in Hurghada, wo ich den Stick gekauft hatte versichert wurde, ich könnte den überall benutzen.
Der Verkäufer ist nicht in der Lage, die Sperre aufzuheben. Wir fragen bei zwei weiteren Shops nach und in einem bekommen wir zur Antwort, dass jemand nach Phnom Penh fährt und die Freischaltung dann morgen am Nachmittag möglich ist.
Ich bestehe darauf, meinen kleinen Rucksack in das Hotel zu bringen, danach fahren wir los zu seinem Haus, ein paar Kilometer am Mekong hinauf.
Wir kommen auch vorbei an einer Klosteranlage mit ein paar niedrigen Tempeln und Unterkünften - und auf diesem Gelände auch ein Rummelplatz mit Riesenrad? Schon witzig diese Religion. Klosterleben und Rummelplatz - bisher für mich konträr ...
Sein Haus ist tatsächlich sehr groß, das Wohnzimmer bestimmt mehr als 30 Quadratmeter, zwei Schlafzimmer, Küche und Toilette/Dusche. Etwas davon entfernt ein Unterstand mit erhöhter Sitzplattform, alte Frauen und kleine Kinder darauf und es wird auch Essen bereitet. Eines der Kinder ist der 18-monatige Spross meines Gastgebers, ich bekomme Essen angeboten, hatte aber ja gerade ausgiebig Frühstück im Hotel.
Wir sitzen dann auf der Terrasse des Hauses und schwatzen und mir wird klar, was dieser Mann wirklich bezweckt, als er mir erklärt, dass wir den Namen in der Homepage ändern müssen und statt Guesthouse "Homestay" schreiben werden. Er will Gäste in seinem Haus unterbringen und die über Internet akquirieren mit meiner Hilfe, sich quasi selbstständig machen.
Ich fordere ihn auf, mit mir einen Spaziergang zu machen und wir gehen los zu einem nahe gelegenen See. Wir kommen an einer Holzwerkstatt vorbei und mein Freund geht freudestrahlend auf die dort unter einem Vordach sitzenden Leute zu. Eine Frau liest zusammen mit einem Knaben in einem Schulbuch ... und diese Frau wird mir als die Gattin meines Begleiters vorgestellt, die gerade Nachhilfeunterricht gibt. Wir setzen uns dazu. Die Lehrerin liest die selbe Seite mit dem Kind wohl ein Dutzend Mal. Eine eigenwillige Lernmethodik. Der Knabe jedenfalls ist mehr an dem Fremden interessiert als an seinem Schulstoff, schaut mich an, spricht aber weiter - er kennt den Text offensichtlich längst auswendig.
Zurück in seinem Haus, ist auch die 5-jährige Tochter des Hausherren inzwischen aus der Schule eingetroffen und ich werde gefragt, ob ich Rührei mag. Ich habe aber immer noch keinen Hunger.
Gegenüber im winzigen Kaufmannsladen kaufe ich zwei Dosen Limo und frage, was die Kinder denn als Süßigkeiten mögen - die Antwort: Kartoffelchips.
Für die Limo und die Chips zahle ich einen Dollar.
Wir fahren zurück in das Hotel, halten auf meinen Wunsch unterwegs noch einmal an und ich lasse das Moped betanken.
Im Hotel fragt mich mein neuer Freund, ob ich nicht eine Nacht sein Gast sein möchte, damit ich ihm weitere Hinweise zu seinem Projekt als Homestay- Anbieter geben kann. Ich gebe weder Zu- noch Absage, er bittet aber um meinen USB- Stick, um anderweitig zu versuchen, den freischalten zu lassen.
Jetzt sitze ich in meinem Hotelzimmer, nachdem ich eine erfrischende Dusche genommen habe, schreibe diesen Bericht und überlege, wie es weitergehen soll ... immerhin habe ich noch bis 18. Zeit.
15.August 2013
Mein "Freund" hat offensichtlich schon alles arrangiert. Jedenfalls hat er mir beim Frühstück erzählt, dass ich bis 11 Uhr ausschecken soll und wir dann zu ihm nach Hause fahren werden.
Ich werde meinen Koffer packen, wobei ich immer noch ein Gefühl der Unsicherheit habe.
Nach dem Frühstück sehe ich jungen Männern zu, die mit einem übergroßem Kescher in Mekong kleine Fische fangen.
An die 200 Meter weiter trommeln, pfeifen, klimpern und blasen an die 200 Jungen und Mädchen durcheinander und bereiten sich auf ihre Übungsstunde vor. Als dann ihr Musiklehrer erscheint, gewinnt das Treiben auch etwas an Harmonie. Alle Kinder haben ein Instrument, mit dem sie Töne oder Takt produzieren können - im weitesten Sinne könnte man es noch als Kapelle bezeichnen.
Diese Amies ... der gute Mann hat gestern eingescheckt und ist jetzt los, sich ein anderes Zimmer suchen, weil das Internet wieder mal nicht geht.
Ich gehe auch in das Zentrum um nach neue E-mails zu sehen und treffe ihn hier wieder. Er hat im "Star-Hotel" für eine Woche gebucht und zahlt 35 $ dafür. Er regt sich auf, dass er bereits ein Baseballgame versäumt hat - nun ja, was der Mensch denn so braucht.
Mit dem Hoteleigner hatte ich zuvor auch kurz gesprochen und der war bisher zufrieden mit seinem Provider und er meinte auch, dass er einen Jahresvertrag hätte. Die Nichterfüllung des Vertrages durch den Provider sollte ein Sonderkündigungsgrund sein - aber wir sind in Asien ...
Ich habe aus dem Hotel ausgescheckt und 61,50 $ bezahlt für 6 Tage das Zimmer, und was ich in der Zeit so alles verbraucht habe. In anderen Restaurants habe ich aber auch gegessen, dazu die Zigaretten und kleinere Ausgaben, sodass ich von den 300 $, die ich mir geholt hatte, noch 190 $ in der Tasche habe.
Mein Koffer ist noch im Hotel und ich hoffe, dass ich heute am Abend, wenn mein "Freund" Feierabend hat, mit ihm zu seinem Haus fahren werde und ich dort 2 Tage bleiben kann. Ansonsten nehme ich mir hier in Kratie wieder ein Zimmer. Ein Problem ist das wirklich nicht.
Gegen Mittag sollte mein USB-Internet-Stick entsperrt sein ... inzwischen ist es 18 Uhr und der ist noch immer nicht fertig - wir sind in Asien.
Ich unternehme einen Ausflug zu einem Tempel in der Nähe. Der Ausflug wird mir unentgeltlich angeboten ... die Besichtigung des Tempels dafür die Abzocke. Es der mieseste Tempel, den ich bisher in ganz Asien gesehen habe und ich werde um eine Spende von 1.000 Riel gebeten. Trotzdem war der Ausflug es wert, denn der Rückweg geht über schlimmste Wege am Mekong zurück, entlang der Hütten, in und um denen herum das Leben brodelt. Ich werde an die englische Queen erinnert bzw. an eine Persiflage, in der eine Mechanik ihr das Winken aus dem fahrenden Automobil heraus abnimmt. Ich muss persönlich die ganze Zeit winken, kein mechanischer Arm übernimmt das für mich. Alle Kinder und viele Erwachsene aus ihren Hammocks heraus rufen mir ihr "HALLO" zu und winken, mir wird der Arm lahm und ich spüre erste Krämpfe in den Muskeln, die zum gefrorenem Lächeln benötigt werden.
Bevor es los geht, wird es 19 Uhr und die Fahrt dauert auch länger als erwartet. Zuerst kaufen wir noch ein für das Abendessen, dann laden wir eine Mülltonne ein und noch einige Sachen. Unterwegs wird das alles an mehrere Stellen ausgeliefert. So benötigen wir für die 7 Kilometer letztendlich doch mehr als eine halbe Stunde. Ankommen tun wir mit meinem Gepäck und einer Kabeltrommel.
Das Haus ist heute reichlich bevölkert. Ich zähle 13 Erwachsene und 7 Kinder. Die Begrüßung dauert dementsprechend. Ich packe meine letzte Tafel Schokolade aus und verteile die stückchenweise an die Kinder.
17.August2013
Morgen früh geht es nun weiter. Das Leben hier im Dorf ist schlicht. Wir gehen alle zeitig schlafen und stehen mit Sonnenaufgang auf. Die Eigentümerfamilie bewohnt ein Schlafzimmer, zwei weitere Schlafzimmer sind vermietet. Meine Ecke in großen Wohnbereich besteht aus einer Schaumstoffmatratze in "King-Size-Größe", eine Tagesdecke darüber und auch Kissen und eine dicke Decke. Darüber ist ein großes Mosquitonetz gespannt. Ich benutze meine eigene dünne Decke. In der ersten Nacht hatte ich aber doch mit Mücken Probleme. Die kamen nicht etwa durch das Netz ... ich hatte einfach nicht bedacht, dass unten im Fußboden ja Ritzen sind, durch die die Biester hindurch können. Danach habe ich stets darauf geachtet, dass das Netz mit der Matratze abschließt. Die Schlafgelegenheit an sich war die beste, die ich auf dieser Reise bisher hatte.
Ein geliehenes Motorbike steht vor der Veranda und ich fahre nach Lust und Laune in der Gegend herum. Wo immer ich hier auch anhalte, werde ich heran gewunken und mir wird eine Sitzgelegenheit oder auch eine Hängematte angeboten. Anders als in Indien oder in Touristenzentren sind die Menschen aber nur neugierig oder freuen sich einfach nur, dass mal ein Fremder vorbei schaut.
Komme ich dann wieder im Stelzenhaus an, wird mir Essen vorgesetzt. Da keinerlei verbale Verständigung möglich ist, esse ich oder lehne halt dankend ab.
Wirklich schön, dieses ländliche Leben und ich genieße es.
Klar gibt es auch weniger schöne Seiten. Nachts wache ich auf, weil irgend etwas die Hunde aufgebracht hat und die einen entsetzlichen Lärm machen. Früh noch vor 6 Uhr in der Dämmerung wird das Federvieh mobil und die Hähne krähen um die Wette. Die uralte Oma (84 Jahre) stößelt was in einem winzigen Mörser und rotzt alle paar Minuten durch die Ritzen im Fußboden oder einer der Männer hört Geplapper aus einem alten Transistorempfänger in Kurzwellenqualität mit entsprechendem Geschnarre und Gequietsche. Da ist es dann Zeit für einen Spaziergang oder einen Ausflug mit dem Krad für mich. Einen Fernseher gibt es nicht. Das Waschwasser ist sehr weich - es ist Regenwasser und wird aus 4 riesigen Tonkrügen geschöpft. Die Toilette ist asiatisch mit "Handspülung" und die Waschgelegenheit ist Eimer und Schöpfkelle. Licht kommt aus einer Autobatterie ... wird Strom benötigt, muss der Generator angeschmissen werden.
Ich brauche nicht noch einmal nach Kratie zurück, um den Minibus zu erwischen, der muss ohnehin am Stelzenhaus vorbei und wird mich dort einsammeln.
Wie ich finanziell den Aufenthalt abgelten soll, da habe ich noch keine Ahnung. Wenn sein Angebot im Internet dann mal fertig ist, möchte Seyha 2 $ je Person und Nacht haben, das Bike kostet 5 $ je Tag. Was er aber für meine Verpflegung und das Waschen meiner Wäschen haben will, entzieht sich meiner Kenntnis, da haben wir vorher keine Preise vereinbart.
Sayhas ganzer Stolz - sein 18 Monate alter Sohn.
Aufbruch: | 20.06.2013 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 11.09.2013 |
Thailand
Kambodscha
Laos