Auf nach Ägypten ... und dann?
Als Moslem aus der Wüste in den Djungel: Auf einer Insel und im Djungel
22. Juli 2013
Rechtzeitig sind wir mit unserem Hab und Gut vor dem Hotel und ich richte mich auf längere Wartezeit ein, hole mir aus dem 7/11 nebenan einen Kaffee und setze mich auf einen Stuhl vor dem Hoteleingang. Hossam braucht eine Weile, Entscheidung zu treffen, geht dann auch in das 7/11 und der Minibus kommt. In seiner Aufregung und um sein Getränk nicht wegschütten zu müssen, stürzt er es in einem Zug seine Kehle herunter.
Die Fahrt ist unspektakulär, für thailändische Verhältnisse langsam und vorsichtig und es werden mehrere Pausen eingelegt. Hossam unterhält sich mit einem Grundschullehrer aus Holland und flirtet mit einer 16-jährigen, wobei ich mehr den Eindruck habe, dass das Mädchen nicht wirklich an meinem Draufgänger interessiert ist. Jedenfalls geht sie nicht auf Hossams Versuche ein, sich mit ihm auf Koh Chang zu verabreden.
Am Endpunkt der Fahrt mit dem Minibus am Meer steigen alle Reisenden aus und wir sollen umsteigen in einen anderen Minibus, der zur gebuchten Fähre und dann auf der Insel die jeweiligen Hotels ansteuern wird. Wie nicht anders zu erwarten, wird dafür erneut ein Fahrpreis von 80 Baht je Person fällig.
Ein junger Mann aus der Gruppe erklärt mir, dass der Fahrpreis für ein Ticket zurück hier bei der Angestellten der Busgesellschaft wesentlich günstiger ist als bei den Reiseagenturen und auch ich kaufe schon mal die Rückfahrttickets für den 29. Juli und spare somit ca. die Hälfte.
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Die Fahrt zum Fähranleger dauert ungefähr 10 Minuten, das Verladen der Massen an Gepäck und das Sortieren der Fahrgäste mehr als die dreifache Zeit. An dem Fähranlieger sind wir 40 Minuten vor fahrplanmäßigem Ablegen und die Überfahrt dauert auch noch mal die gleiche Zeit. Die Familie, zu der auch das Mädchen gehört, mit der Hossam wohl gerne befreundet wäre, wird zuerst an ihrem Hotel abgesetzt - Hossam wird das Mädchen nicht wieder treffen -, danach erreichen wir unser Ziel bzw. werden an einem Weg abgesetzt, den hinauf wir nach ca. 100 Metern am "Island Lodge" ankommen. Zum Einchecken brauche ich meinen Reisepass und die Reservierung, die ich per E-Mail bestätigt bekommen hatte.
Als wir dann unser Cottage sehen, ist Hossams Reaktion eindeutig. Dies ist auf keinen Fall das, was er erwartet hatte. Zwölf Quadratmeter im Geviert, 2 Betten und eine kleine Ablage, dazu Toilette und Dusche. Für mich schlicht, einfach und sauber - für ihn die pure Enttäuschung. So hat er sich den Urlaub "reicher" Europäer nicht vorgestellt.
Ich erkläre ihm - nicht zum ersten Mal - dass sein "spezieller" Wunsch, nicht im selben Bett mit mir zu schlafen, sei es auch noch so groß, sondern auf 2 getrennten Betten zu bestehen, die Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten erheblich einschränkt. Tatsächlich hatte ich nur diese eine Möglichkeit im Internet gefunden, wobei bei den meisten Hotelbeschreibungen sicherlich nicht im Vordergrund steht, ob ein Zimmer mit Kingsizebett oder Twinbett ausgestattet ist. Für mich ist vor allem der Preis und die Lage entscheidend ... und hier stimmten diese beiden Aspekte.
Die meiste Zeit der nächsten 5 Tage verbringen wir am Strand. Hossam buddelt im Sand, jagt kleine Krabben - er hat viel Kindheit nachzuholen. Den "Kulturschock" Pattaya hat er längst nicht überwunden, nur vorläufig verdrängt. Wir mieten ein Motorbike und besuchen einen gut touristisch erschlossenen Wasserfall, zu dem ein ausgebauter Weg führt, der auch so eine Art "Lehrpfad" sein soll. Der Eintrittspreis ist entsprechend hoch und Hossam ist begeistert, hat so etwas ja noch nie gesehen.
Der zweite Wasserfall ist nur über ein Privatgelände zu erreichen, für dessen Überquerung der Besitzer 40 Baht Wegezoll je Person verlangt. Ein Trampelpfad durch dichten Regenwald, der zu einem Bach führt, der über Kaskaden Richtung Meer stürzt. Unter dem dritten oder vierten Fall ist ein tiefer Pond, aufgestaut durch eine kleine Betonmauer und ich entledige mich meiner Sachen und genieße das Bad im kühlenden, klaren Bergwasser. Danach warte ich, dass Hossam endlich auftaucht und als er nach einer halben Stunde noch nicht da bzw. in Sichtweite ist, gehe ich zurück.
Er mag nicht weiter in den Urwald vordringen ... hat Angst vor der Enge, vor eventuell versteckten gefährlichen Tieren darin - eben ein Großstadtjunge, der höchstens noch mit den Weiten der Wüste Sahara vertraut ist.
Da wir ja in Pattaya und darum herum schon ein paar Tempel besichtigt hatten und er Fotos gemacht hatte, ist er auch nicht weiter an Tempel interessiert "sehen doch alle gleich aus" - so sein Kommentar.
Nun, wenigstens versalzt er sich sein Essen nun nicht mehr, hat begriffen, dass grüner Salat hier nicht zu jedem Essen dazu gehört, sondern ein gesondertes Mahl für Vegetarier ist, dass er zwar in gehobenen Gaststätten oder Bars einen Milchshake bekommt, nicht aber in einfachen Thai-Garküchen. Allerdings musste ich schon mal fragen, ob er hier Kuhherden gesehen hat und ihm einiges über die unterschiedliche Laktoseunverträglichkeit in den Gebieten der Erde erklären.
Sich den sozialen Gegebenheiten anzupassen, auch mal die Hände vor der Brust zusammen zu legen und sich für etwas zu bedanken oder jemanden zuzulächeln - das schafft er immer noch nicht.
Schräg gegenüber unserer Hütte haben wir regelmäßig unser Frühstück und auch Hossam trinkt einen Kaffee und akzeptiert schon mal indisches Curry mit Reis als Alternative zu Toast und Marmelade. Im "Tuk Tuk", ein Restaurant und Hüttenkomplex weiter Richtung Hauptstraße gibt es Lunch oder Dinner und auch mal ein Bier. Der Besitzer ist im Phnom Penh geboren und - soweit es meine und vor allem seine Sprachkenntnisse zulassen - versuche ich Informationen über sein Vaterland zu erhaschen.
Am zweiten Abend, als ich gerade in diesem Restaurant liege und den Tag ausklingen lasse, kommt ein "Neuzugang" und fragt mich, wo er wohl den Besitzer der "Island Lodge" finden würde. Ich gehe mit ihm nach nebenan und rufe aber es ist offensichtlich niemand da, der ihm und seinem Freund Mario den Bungalow öffnen könnte.
Letztendlich nehmen die beiden eine Unterkunft für eine Nacht hier im "Tuk Tuk" zum doppelten Preis und werden am folgenden Tag unsere Nachbarn.
Mit Martin aus Holland und seinem Reisebegleiter werde ich mich in den kommenden Tage viel unterhalten, erstaunlich wie viele unserer politischen und kulturellen Ansichten annähernd deckungsgleich sind.
Hossam geht am frühen Abend schlafen, stellt sich den Wecker auf 1 Uhr nachts und chattet dann via Facebook mit seiner Freundin und seinen Freunden mehrere Stunden. Zu der Zeit sind die Einschränkungen, die der Ramadan den Gläubigen an Tage auferlegt, beendet. Er verzichtet auf Ramadan und ich habe ihn nicht ein eiziges Mal beten gesehen. Nur die panische Angst vor Schweinefleisch und die Verklemmtheit in körperlich-sexuellen Dingen offenbaren ihn als Mohameddaner.
Ich genieße die Stunden am Strand, das Erkunden der Umgebung mit dem Motorbike. Ich schätze, die Insel ist nicht mehr als 15 Km in der weitesten Ausmessung, hat dafür aber relativ hohe Berge mit über 600 Metern und die Fahrten über Serpentinen durch den Regenwald auf gut ausgebauten Straßen machen einfach nur Spaß.
Ich habe dieses Mal auch eine etwas stärkere Maschine, die auch die kräftigen Anstiege mühelos bewältigt.
Das Wetter ist überwiegend bedeckt, nur ab und an scheint die Sonne. Sollte es dann doch mal schauern, habe ich die Plastikkutte bereit und muss entscheiden, ob ich darunter im eigenen Dunst schwitze oder es bleiben lasse und die warme Dusche über mich ergehen lasse. Trockene Sachen, nach dem Niederschlag anzuziehen, sind auch dabei.
Der Strand kann mit dem, was ich in Goa genießen durfte nicht mithalten, verdient aber durchaus einen Spitzenplatz im Ranking.
Den Abend habe ich mit Jekatharina aus Jekatharinenburg, den beiden Holländern Martin und Simon sowie Erika aus Costa Rica im Restaurant eines Kambodianers verbracht. Die Flamen sind fast am Ende ihrer Reise, nachdem sie in Saigon gestartet, über Siam Reap nach Thailand gekommen und über Bangkok ausreisen werden.
Was ich allerdings über Siam Reap gehört habe, hat mich noch in dem Wunsch bestärkt, dorthin zu fahren.
Im Internet gibt es Unterkünfte dort ab 2 $ pro Nacht zu buchen bei insgesamt 542 gefundenen Unterkünften, sodass auch für mich was dabei sein dürfte. Ob ich die Warnung betreffs Malaria einfach ignoriere oder mich hier in einen Apotheke nach dem entsprechenden Prophylaxe-Mittel erkundige, werde ich noch heute entscheiden.
Übermorgen jedenfalls fahren wir mit dem Sammeltaxi um 9 Uhr früh zum Pier der Centerpointferry, die um 10 Uhr ablegen soll und ungefähr 40 Minuten zum Festland benötigt, wo um 11:30 Uhr der Minibus nach Bangkok abfahren soll. Die Rückfahrt habe ich bereits in weiser Voraussicht während der Anreise gekauft, denn Reiseagenturen hier sind von Hause aus Halsabschneider. Mag sich nicht viel anhören aber es läppert sich eben doch zusammen. Die Reiseagentur wollte erst 700 Baht für die Fahrt auf die Insel haben und ich konnte auf 550 Baht herunter handeln. Der Busgesellschaft gab ich für Retour die verlangten 300 Baht für Fähre und Minibus.
In Bangkok habe ich schon für 2 Tage im Nasa Vegas Hotel gebucht - dieses Mal eben auch etwas Luxus, was mich pro Tag dort 12,50 € kostet.
Wie lange ich bis Bangkok brauchen werde? Auf die Antwort der Busgesellschaft vertraue ich längst nicht mehr. Aus Pattya hierher sollte die Fahrt an die 4 Stunden dauern. Ich bin um 8 Uhr dort gestartet und war gegen 15:30 Uhr dann an meiner Hütte im Djungel.
Ich habe also 2 Tage Zeit, den Hauptbahnhof (Hualampong-Station) dort zu finden, mir einen Zugfahrschein 3. Klasse nach Aranyaprathet an der Grenze für 48 BHT (sind 1,20 €) zu kaufen und dann am 1.8. um 5:55 Uhr in der Frühe die Reise über 561 km anzutreten.
Endstation des Zuges ist ca. 6 km von der Grenzstation entfernt, sodass auf die Hilfe der Tuk-Tuk- und Taxifahrer angewiesen bin, sofern ich nicht mit Gepäck den Weg laufen möchte.
Ich fühle jetzt schon Wut in mir hochsteigen, wenn die mich zum überhöhten Preis nicht dorthin bringen werden, wohin ich möchte, sondern mich unbedingt zum Kauf des Visa am Travelagent absetzen wollen.
Es wird mich auch ärgern, dass ich zu den 20 $ für das Visa noch einmal 100 BHT an den Cambodianischen Beamten als Servicegebühr abdrücken soll, denn die gibt es offiziell nicht.
Ich habe aber ein paar Passbilder dabei, sodass wenigstens die Kosten für eine Passkopie entfallen.
Auf der anderen Seite der Grenze gibt es dann einen kostenlosen Shuttleservice zur Busstation ... und je nach der vorzufindenden Situation fahre ich nach Siam Reap mit dem Bus für 9, mit dem Minibus für 11 $ oder teile mir mit anderen Reisenden ein Taxi, das insgesamt 40 $ kostet. Finden sich 4 Leute zusammen, sind das pro Tourist 10 $.
Ein Problem habe ich noch ... nicht genug Dollarnoten in kleiner Stückelung. Da ich aber vermutlich nicht die ganze Zeit in dem Touristenort bleiben werde, sondern auch in Kambodscha rumreisen möchte, muss ich eben an den ATM und einheimische Währung ziehen und mich an das Zahlungsmittel "Riel" gewöhnen.
Fazit: Mir geht es prächtig, komme meist dort an, wohin ich will, habe noch genug Barreserven und auch Geld auf dem Konto. Körperlich und seelisch in Bestverfassung ... was will ich mehr!?
Aufbruch: | 20.06.2013 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 11.09.2013 |
Thailand
Kambodscha
Laos