Rekordversuch
La Serenissima
07.30 Uhr aufstehen, kurz duschen, Frühstücksbereich aufsuchen im Erdgeschoss. Im vermutlich hässlichsten Frühstücksraum Europas ziehe ich mir kurz ein Brötchen + Philadelphia + Kaffee + O-Saft + Rührei rein und bin schon kurz nach 08.00 Uhr auf der Straße bzw. dem Canale. Vaporetto-Anleger Piazzale Roma, Jacke an, es ist noch kühl am Morgen und jetzt echt straight zum Markusplatz. Dauert knapp 20 Minuten. Passt. Palazzo Ducale, keine Warteschlangen und ich kann eh so durch, weil ich ja das e-ticket habe.
morgens sieht man auch ganz schön, wie eigentlich so der Alltag organisiert ist, wenn alles per Boot geregelt werden muss: Müllabfuhr, Warenlieferung, Post z.B. Aber ich sehe auch ein Ambulanzboot und ein Polizeiboot... Sicherlich hat jeder hier in Venedig einen Bootsführerschein, ein Boot und 3 Außenborder zuhause...
Für die meisten Häftlinge ist dies der letzte Blick auf Venedig und dann auch Grund genug für einen tiefen Seufzer angesichts ihres bevorstehenden Schicksals, das meistens nicht gut ausgeht...
Ich will an dieser Stelle nun keinen Geschichtsunterricht geben, wer sich für den Dogenpalast usw. explizit interessiert, kann es ja an bekannter Stelle erfahren. Nur soviel: Ich habe mich etwa 1,5 Stunden im Dogenpalast aufgehalten, Zugang zu den privaten Gemächern der Dogen gibt es heute leider nicht und auch nicht zu den berühmten Bleikammern unter dem Dach des Palazzos, in denen Casanova einst schmorte, bevor ihm die Flucht gelang. Nur soviel: Die Bleikammern waren insofern so brutal, weil unter dem Bleidach des Palastes eine unerträgliche Hitze herrschte, es gab nur eine winzig kleine Luke für Frischluftzufuhr, die aber keinerlei Luftzirkulation zuließ. Die Gefangenen wurden hier praktisch bei lebendigem Leibe gar gekocht.
Die Besichtigung des Dogenpalastes hat mir viel Spaß gemacht und ich bin immer wieder staunend stehen geblieben: Super schön und mega-interessant. Um sich die gesamte Audio-Tour anzuhören, benötigt man sicherlich 3 Stunden, aber soviel Zeit und Muße habe ich einfach nicht.
Der Eintritt in die Basilika San Marco kostet nichts, jedenfalls keine Euro-Penunzen. Nur Zeit und Geduld. Heute morgen um kurz vor 10.00 Uhr geht´s aber noch. Die Schlange schiebt sich beständig Richtung Kirchenportal und nach relativ entspannten 15 Minuten stehe ich vorm Eingang, wo ich jedoch abgewiesen werde, weil ich einen Rucksack dabei habe. Den müsse ich bitte deponieren im cloak room in der Seitengasse xyz gleich "da drüben". Fingerzeig in Richtung "middle of nowhere". Ich verstehe noch soviel, als das ich mich nicht wieder in der Schlange hinten anstellen müsse, sondern direkt nach Abgabe des Rucksackes gleich wieder hier vorkommen dürfe. Prima ! Ich trolle mich in Richtung middle of nowhere, frage noch mal unterwegs, finde aber alles kurzfristig und deponiere meinen Krempel gegen Aushändigung einer Gepäckmarke im drangvollen Verschlag. 2 Minuten später drängele ich mich wieder an den Eingang von Venedigs Kathedrale vor und komme auch pronto hinein. Und stecke eigentlich sofort wieder fest. Es ist voll. Übervoll.
Ja, da freut man sich, in eine bedeutende italienische Kirche ohne Eintrittsgeld hineingekommen zu sein, schon ein Loch in den Bauch. ABER: Es kommt anders. Möchte man nämlich nicht einfach nur im Kirchenschiff herumstehen, sondern auch die Kirchenschätze betrachten, wird man zielsicher in die entsprechenden Ecken der Basilika gelotst, wo dann eine kleine, bemannte Kasse aufgebaut ist. Schatzkammer ? 2 EUR per favore. Naja, investiert man ja gern. Pala d´oro: Und wieder 2 EUR, grazie. Auf diese Weise klimpert die Kasse der katholischen Kurie in Venedig denn doch...
Basilika San Marco, die aus Alexandria geraubten Gebeine des heiligen Markus habe ich nirgendwo ausmachen können, dafür gab´s auch keine extra 2-EUR-Kasse, also sind die heiligen Reliquien wohl irgendwo unter Verschluss...
Ehrlich gesagt, könnte ich jetzt gut einen Kaffee gebrauchen, bevor ich weitermache und es gibt ja wohl kaum einen schöneren Ort, als den Markusplatz, um gemütlich an der frischen Luft einen wie-auch-immer gearteten Kaffee zu trinken. Aber als gut vorbereiteter Besucher Venedigs weiß man um die Preise der beiden historischen Café`s sowohl auf der Südseite, als auch auf der Nordseite des Platzes. Es sind die beiden Etablissements "Caffè Florian" und "Caffè Quadri", beide sind uralte Lokalmatadoren in Venedig aus der Zeit, als Kaffee das erste Mal Europa überhaupt erreichte. Beide dürfen sich mit Tischen und Stühlen relativ weit auf den Platz hinauswagen, zahlen dafür wahrscheinlich eine horrende Miete oder Lizenzgebühr, nehmen es aber umgekehrt auch wieder von den Lebendigen für jede einzelne Tasse Kaffee, so 8 EUR. Dafür spielt dann auch eine Live-Band Jazz oder halbwegs anspruchsvolle italienische Klassiker.
Nö, Kaffee hin oder her, da bleiben bei mir die Euro´s definitiv in der Tasche. Ich überquere den Platz Richtung Museo Corrèr. Ebenfalls Bestandteil meines e-tickets und weniger gut besucht von Touris, erstaunlicherweise. Ich bin ohne Wartezeit sofort drinnen.
Ab hier springe ich mit den Fotos jetzt ein wenig hin und her, um noch ein paar Eindrücke und Ansichten der Lagunenstadt zu zeigen. Mein nächster Programmpunkt ist, das Opernhaus La Fenice zu begucken (nur von außen möglich), dann Kaffee am Rialto-Markt, etwas Souvenirshopping, dann zurück zum Bahnhof, dort in der Nähe essen, Transport für morgen früh zum Flughafen organisieren, zusammenpacken und schließlich Füße hoch. Morgen wird wieder ein langer, anstrengender Reisetag...
Es gibt unsäglich viel (teuren) Kitsch zu kaufen, insbesondere die Masken und natürlich alles aus echtem (oder gefälschtem) Muranoglas. Ich kaufe einen Bilderrahmen aus echtem Muranoglas.
scheinbar beliebter Treffpunkt in Rialto: In den umliegenden Bars und Cafés kann man sich z.B. einen Aperol Spritz im Plastikbecher kaufen und dann direkt am Canale Grande die Beine baumeln lassen.
Hier geht´s zum berühmten Rialto-Markt, der heute am Feiertag jedoch nur aus ein paar wenigen geöffneten Obstständen besteht.
Meine warme Mahlzeit des Tages besteht heute aus meinen heißgeliebten Spaghetti Carbonara, die ich natürlich erst recht in Italien essen muss. Sie sind nicht schlecht, aber ich hatte schon bessere außerhalb des Erfinderlandes. Und außerdem sind sie enorm teuer, trotzdem ich weit abseits des Markusplatzes speise: 25 EUR für Spaghetti + Coke Zero = happig. Aber es ist halt Venedig...
Den Transfer zum Flughafen organisiere ich mir in einem Ticketoffice an der Piazzale Roma. Da muss man ein wenig aufpassen: Es gibt den Linienbus der Venediger Verkehrsbetriebe, der billiger ist, aber auch viel langsamer ist und den Airportbus, der von einer sehr ähnlich heißenden Firma betrieben wird, aber direkt fährt. Wissen sollte man natürlich auch, welchen Flughafen man ansteuern will, denn es fahren auch Airportbusse zu den Flughäfen von Triest und Verona. Ich jedoch kaufe ein Ticket für den Marco Polo Flughafen von Venedig.
Aufbruch: | 03.04.2015 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 19.04.2015 |
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