Rekordversuch
Nizza
Brutal früh am Morgen stehe ich auf, checke frühstückslos aus und entere den Arlanda-Express zum Flughafen. Dort angekommen, werde ich mit der perfekt organisierten Self-Service-Welt konfrontiert: Norwegian.com ist nunmal Billigflieger und in Schweden bedeutet das: So, jetzt mach´mal wirklich alles selbst und ganz alleine ! Online eingecheckt war ich schon seit gestern Abend, aber ich möchte Gepäck aufgeben. Also Automat, klappt hervorragend. Gepäckaufkleber ausgedruckt, Bordkarte ebenfalls. Dann zum Baggage-drop-off. Selbst der ist in Stockholm nicht mehr personell besetzt, also auch selbst das Gepäck auf´s Band hieven, wiegen - pieps, Gewicht ist ok - Gepäckbanderole anbringen und der Tasche den finalen Schubbs verpassen, damit sie sich hoffentlich weiterhin selbsttätig durch den Flughafen Arlanda zum A 320 von Norwegian.com nach Nizza bewegt.
Es folgen ca. 3,5 Stunden ereignisloser Flug mit ein wenig Essen, Internet und Lesen.
Bienvenue à France ! Dank der super Instruktionen von Agnès weiß ich ja nun, wohin ich muss: Zum Busterminal des Flughafens und ein Ticket für Bus Nr. 98 kaufen. Gesagt, getan, das Ticket kostet 6 EUR am Schalter. Etwas irritiert bin ich allerdings, als der Ticketverkäufer sagt, der nächste Bus käme vielleicht in 5 Minuten, vielleicht aber auch erst in 1,5 Stunden. Hääh ??? Ganz ehrlich: Ich halte das für einen Scherz. Es streiken ja zwar die Fluglotsen, aber doch nicht die Busfahrer ??? Nee, ich nehme das echt nicht ernst und warte draußen, zusammen mit vielen anderen. Es kommen etliche Busse, die diverse Orte an der Cote d´Azur anfahren, aber weder Bus Nr. 98 Richtung Altstadt, noch Nr. 99, der zum Bahnhof von Nizza fährt (den hätte ich ansonsten zur Not auch genommen), erscheint auf der Bildfläche. 20 Minuten sind jetzt bereits vergangen. Der Ticketverkäufer fühlt sich nun offenbar doch bemüßigt, draußen zu erscheinen und den Wartenden mitzuteilen, dass der nächste Bus in 2 (!) Stunden kommen würde. Geht ja gar nicht ! Die 6 EUR bekomme ich erstattet, als ich das Busticket zurückgebe. Irgendjemand fragt, was denn wohl ungefähr ein Taxi ins Zentrum von Nizza kosten würde ? Antwort: "Keine Ahnung." Ja, auch schön, super Service am Airport von Nizza. Transport-technisch läuft´s ja schonmal echt klasse...
Selbstverständlich rangeln jetzt viele Leute um ein Taxi. Ich ergattere schnell eines und bin versöhnt: Der Taxifahrer ist sehr nett und erklärt mir ungefragt auf der Fahrt, an welchen besonderen Spots von Nizza wir gerade vorbeifahren. Vor dem Justizpalast in der Altstadt muss er mich allerdings hinauswerfen, weil die Altstadt weitestgehend autofrei ist, aufgrund der engen Gassen. Aber er weist mir noch den Weg: Das Hotel liege neben der Kathedrale und ich könne dort drüben ja schon den Kirchturm sehen. Angekommen an bewusster Kirche habe ich sogleich den Verdacht, dass dieses Kirchlein niemals die Kathedrale von Nizza sein könne. Ist sie auch nicht. Ich frage in einem Café nach dem Weg, auf englisch. Ich bekomme die knappe Antwort "keine Ahnung". Toll. Zweiter Versuch in einem kleinen Laden, diesmal frage ich auf französisch, dessen ich - Gott sei Dank - einigermaßen mächtig bin. Antwort "deuxième à droite". Na. also, geht doch !
Nach ca. 15-minütigem Irrlauf durch die schmalen Gassen von Nice vieille ville lande ich im äußerst schönen Hotel Rossetti - direkt neben der Kathedrale Sainte Réparate an der place Rossetti
Jetzt aber nichts, wie raus und an den Strand und ans Mittelmeer, Seeluft schnuppern !
Es ist ein Kiesstrand und man ist sich noch sehr uneinig hier: Einige sitzen in warmen Jacken an der Promenade, andere liegen in Badeklamotten am Strand. Und ein paar ganz wenige sind sogar schon im Wasser. Ich hab´s probiert: Die Wassertemperatur ist brrrrr !
Irgendwo hier entdecke ich den kleinen Touri-Bummelzug, der für 8 EUR eine kleine Stadtrundfahrt durch Nizza mit einem macht. Das ist perfekt für mein Projekt "einen ersten Eindruck und Orientierung verschaffen".
Jetzt muss ich echt mal ´ne krasse Story erzählen: Ich will ja von Nizza aus auch einen Ausflug nach Monaco machen, bietet sich ja an. Kann man natürlich per Zug auf eigene Faust ganz easy machen, aber ich dachte, ich frage mal in der Tourist Information nach organisierten Ausflügen per Bus, auf denen dann unterwegs noch ein paar andere Highlights der Cote d`Azur angefahren werden. Ist ja vielleicht ganz nett und fragen kostet ja nichts. Also hinein in die Tourist Info an der Proménade des Anglais. Ich frage auf englisch nach einer solchen Tour. Antwort: Ja, da hinten ist ein Prospektständer, da müssen Sie mal gucken. Ich gucke, sehe die Angebote von diversen Anbietern, die alle das gleiche im Programm haben zum gleichen Preis, ich greife mir einen der Flyer und gehe zum Schalter zurück. "Geht diese Tour vielleicht morgen ?" Die Dame schaut mich an und sagt "da müsste ich anrufen und fragen". Punkt, keinerlei weitere Reaktion oder Aktion. Ich: "Ja, würden Sie dann bitte fragen für mich ?" Sie greift zum Telefon, redet, legt auf, schaut mich an und sagt "no". Nichts weiter, einfach nur "no". Ich frage " dann vielleicht ein anderer Anbieter ?". Sie: "Da müssten Sie dann da hinten am Prospektständer nochmal schauen". Ich schaue und schleppe den nächsten Flyer an. "Würden Sie bitte da mal fragen ?" Griff zum Telefon, Antwort nach kurzer Zeit "no". Ich zurück zum Prospektständer, jetzt schleppe ich alle Flyer der verbliebenen Anbieter an. Es wird mir schon langsam zu blöd, sowas habe ich noch nie irgendwo erlebt ! Wir spielen das Spielchen noch 2 weitere Male, jedesmal erhalte ich die äußerst eloquente und informative Antwort "no". "Merci beaucoup", ich gehe unverrichteter Dinge, die können mich doch mal kreuzweise !
Das berühmte Hotel Negresco, bekannt aus dem Film "Über den Dächern von Nizza" mit Grace Kelly und Cary Grant. Bei den Dreharbeiten lernte Grace Kelly ihren späteren Ehemann Fürst Rainier von Monaco kennen
Hier ungefähr ist auch die Haupthaltestelle für die Citysightseeing-Busse. Aus dem Prospektständer greife ich den Flyer und werde mir den ansehen und heute Abend überlegen, ob ich die Tour machen soll, morgen. Wie sich zeigt, liegen alle von mir gewünschten Sehenswürdigkeiten en route des Busses, also oui. Eines sollte man nämlich über Nizza wissen: Es ist die fünft-größte Stadt Frankreichs und die Sehenswürdigkeiten verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet, teilweise auch etwas in Gegenden, die mehr-oder-weniger reine Wohngebiete sind und somit etwas komplizierter zu erreichen.
Ich bin jetzt seit ca. 13 Stunden oder so auf den Beinen und kann nicht mehr. Selbst ein Restaurantbesuch wäre mir heute Abend zu viel des Guten. Also kaufe ich in einem Supermarkt nahe der Altstadt ein für mein Abendessen, Baguette, Tomaten, Käse, Apfel und Banane, Joghurt + Getränke und schmeiße mich anschließend auf mein Hotelbett. TV an, wifi an, Telefon an. Irgendwann klopft noch Agnès an die Tür und fragt nach meinen Wünschen für´s petit déjeuner. Alles klar, 09.00 Uhr. Bonne nuit !
Aufbruch: | 03.04.2015 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 19.04.2015 |
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