Rekordversuch
Stockholm
Heute beginnt mein Ausreißer nach Norden und wer sich jetzt fragt, warum das von der Reihenfolge der besuchten Städte so idiotisch ist, dem sei gesagt: Es passte flugtechnisch einfach nicht anders. Selbstverständlich wäre es sehr viel sinnvoller gewesen, mit Stockholm zu starten, aber es war tatsächlich billiger, von Venedig nach Stockholm zu fliegen und danach gleich wieder gen Süden, als alle anderen Alternativen, die ich selbstredend durchaus im Vorwege gecheckt hatte. Und Stockholm musste einfach sein.
Der Airportbus bringt mich morgens um 07.00 Uhr in 40 Minuten zum Marco Polo Flughafen von Venedig. Ich checke ein bei Norwegian, eine der preisgekrönten Low-cost-Airlines Europas und jette in gut 3 Stunden nach Schweden. Für einiges Extrageld habe ich eine Sitzplatzreservierung gemacht und mir die Erlaubnis gekauft, Gepäck einchecken zu dürfen. Das verschafft mir priority-boarding und einen Sitzplatz in der 2. Reihe. Für wiederum Extrageld frühstücke ich an Bord des Airbusses ein wirklich leckeres Frühstück und genieße die Tatsache, dass es an Bord von Norwegian internet-Zugang gibt über das eigene tablet. So vergeht die Zeit wirklich wie im Fluge.
Ankunft Stockholm Arlanda: Mein Gepäck ist in nullkommanichts da und ich kaufe ein Ticket am Automaten für den Arlanda-Express, den megaschnellen Flughafenzug in die City. Alles ist einfach im ach so perfekt organisierten Schweden und alles so gepflegt ! Der Arlanda-Express braust in 20 Minuten mit einer Geschwindigkeit von über 200 Km/h in die Innenstadt, wo es eigens für diesen Flughafen-shuttle ein Extra-Zugterminal gibt.
Mein Hotel Central habe ich wirklich klug gewählt ! Von der Endstation des Arlanda-Expresse brauche ich nur einmal die Straße überqueren und bin schon da. Ein schönes, stylishes, modernes Hotel, trotz der Lage mitten im Zentrum von Stockholm ruhig und Ich habe ein tolles Zimmer mit dem besten Hotelbett, das ich jemals weltweit genießen durfte.
wie man sieht: Ich kann mich recht schnell in Hotelzimmern einrichten und für mein persönliches, gemütliches Chaos sorgen
Skurril finde ich, dass es im Hotelzimmer in einem extra Regal 2 Hanteln unterschiedlicher Gewichtsklassen gibt. Die habe ich allerdings nicht angerührt...
Jetzt aber nichts, wie los ! Es ist ja schon nachmittags und ich mache mich als erstes auf kurze Erledigungstour in der unmittelbaren Hotelumgebung, denn auf gar keinen Fall werde ich im teuren Schweden in einem Restaurant essen gehen, sondern stattdessen auf Self-Catering und Fastfood setzen. Wobei: Eine Portion IKEA-Köttbullar wäre natürlich sehr geil, aber auch in Stockholm befindet sich IKEA natürlich nicht in der Innenstadt. Also besorge ich in einem nahegelegenen ICA-Supermarkt Schwarzbrot, Käse, Tomaten, Wasser, Softdrinks und Obst. Das lade ich alles schnell wieder im Hotel ab und begebe mich dann per pedes auf den Weg in die Altstadt von Stockholm - Gamla Stan. Ich komme unterwegs am Bahnhof vorbei und beschließe, mir für morgen sicherheitshalber ein Tagesticket für den Stockholmer ÖPNV zu besorgen in der dortigen Tourist-Info. Irgendwas ist komisch am Stockholmer Hauptbahnhof, die Menschen sitzen zuhauf draußen vor der Tür auf Bänken und sehen genervt aus. Drinnen stehen unzählige Reisende vor der großen Anzeigetafel und schütteln verzweifelt den Kopf. Keine Ahnung, was das Problem hier gerade zu sein scheint, ich gehe zur Tourist-Info und da ich ja am äußersten nördlichen Ende Deutschlands lebe, bin ich zwar des Schwedischen nicht mächtig (sondern nur rudimentär des Dänischen), aber die schwedische Standard-Begrüßungsfloskel ist mir sehr geläufig: Hej, hej ! Auf dänisch hätte ich den nächsten Satz auch noch herauswürgen können, aber auf schwedisch...nej. "Can i get a map of Stockholm and a day-ticket for the public transport, please ?" Die junge, natürlich hellblonde Schwedin, grinst mich an und sagt "sure ! I am so happy, to meet someone, who wants something else, than train Information" "Why ? What´s going on here ?" "Swedish rail is on strike". Oh, shit. Aber das kennen wir ja auch zur Genüge von der DB, gut zu wissen, dass es woanders auch nicht besser ist. Ich erhalte meinen Stadtplan kostenlos, dazu sehr nette Erklärungen, ohne überhaupt danach gefragt zu haben. Für ich-weiß-nicht-mehr-wieviele-SEK bekomme ich das ÖPNV-Ticket hinzu und die junge Dame fragt mich noch, ob sie mir sonst noch helfen könne, was ich vorhabe, ob sie irgendwelche reservations oder bookings für mich erledigen solle. Ich bin beeindruckt ! So eine erstklassige Tourist-Info mit soviel Engagement habe ich in meinem ganzen Leben noch nie irgendwo gefunden. Und ich nutze die Situation, da ich tatsächlich eine Frage habe: "How about the City hall tour ? Do you think, there is a chance to get on a tour today ? And can i buy the ticket for it right here ?" Die hellblonde Vorzeige-Schwedin schüttelt bedauernd den Kopf, nej, für heute sei es zu spät, und die Tickets seien auch nur direkt in der City hall zu kaufen, außerdem sind sie hier noch immer im Winter-Modus und die City-hall-Touren werden nur bis max. 14.00 Uhr angeboten. Okay, dann eben morgen. Hoffentlich.
Das Stadtschloss ist riesig, abweisend und kalt. Aber normalerweise besuchbar. Nur heute und morgen leider nicht, das hatte ich vorab herausgefunden.
Schwedens Royalties sind normalerweise sehr volksnah und unkompliziert. Deswegen ist das Stadtschloss eben auch zugänglich - und auch sogar das Wohnschloss außerhalb Stockholms Drottningholm
Ein wenig frustriert ziehe ich mir in der Altstadt einen Hotdog rein und bin gleich wieder versöhnt: Sobald man es nämlich mit den Schweden persönlich zu tun bekommt, geht einem sofort wieder das Herz auf: Die sind hammernett, alle sprechen englisch, sie haben Humor und sie sind total locker und unkompliziert.
Und irgendwie schön ist Stockholm auch zu dieser noch etwas unwirtlichen Jahreszeit. Nicht umsonst kommen die meisten Besucher allerdings im Sommer, dann ist es hier vermutlich bildhübsch !
Kathedrale von Stockholm, wo Kronprinzessin Victoria vor einigen Jahren diesen - für meinen Geschmack - etwas seltsamen Daniel geheiratet hat.
Tyska Kirka - Deutsche Kirche. Aber auch leider schon geschlossen. Winter-Modus in Schweden, die drehen erst ab Mai auf.
Für jede Stadt habe ich mir realistische Pläne gemacht. Ungefähr 2-3 Stunden benötigt man alleine schon, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, Organisatorisches zu erledigen und für den ersten Rundgang durch die nähere Umgebung. Dass man in so kurzer Zeit nicht alle Sehenswürdigkeiten abgrasen kann, ist ja klar. Auch für Stockholm habe ich mir nur die absoluten Highlights herausgesucht und während ich mein selbst zubereitetes Abendessen aus Käsebrot mit Tomate genieße, bastele ich am Zeitplan für morgen.
Mein erster und wichtigster Anlaufpunkt befindet sich auf der Insel Djurgarden, wo sich u.a. der Vergnügungspark Gröna Lund befindet, aber auch noch so einiges mehr. Dorthin fährt aber leider keine Metro, sondern nur die Tram, Busse und ansonsten Fähren. Weil ich mich mit diesen Verkehrsmitteln und schon gar nicht den Fahrplänen hier auskenne und ich wirklich oberpünktlich da sein muss, beschließe ich, morgen früh ein Taxi zu nehmen. Mit diesem Gedanken sinke ich müde in die weichen Kissen des Central Hotels und schlummere selig ein in Schweden.
Aufbruch: | 03.04.2015 |
Dauer: | 17 Tage |
Heimkehr: | 19.04.2015 |
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