Fahrradtour von Bremen bis an die Mittelmeerküste Südfrankreichs
Von Fulda nach Bettingen
31.05.2011
Fulda bis Bettingen 135 km (6:00 Uhr bis 16:45 Uhr)
Morgens komfortabel im Hotelzimmer in einem Bett aufgewacht. Aufgrund dessen kann ich keine Aussagen über das Wetter von vergangener Nacht machen. Ich hab morgens mal wieder meine Ameisenverletzung verbunden, meine Sachen in die Packtaschen gedrückt und bin unten in die Gaststube geschlichen. Die Chefin hatte mir beim einchecken angeboten mir statt Frühstück (von 7 bis 9 Uhr) ein Lunchpacket zu schnüren. Das fand ich echt eine liebevolle Idee. Lob an dieser Stelle!!.
Dieses Lunchpaket wurde mir morgens von einer Angestellten übergeben. Ich holte mir mein Fahrrad aus der Garage und fuhr los.
Die bevorstehende Tour setzte sich aus mehreren Etappen zusammen:
- Fuldaradweg bis Schmalnau (ungefähr 20 km) Tourenplan Fuldaradweg
- Hessischer Radweg 2 Schmalnau bis Zeitlofs (ungefähr 33 km) Internetausdruck
- Radweg von Zeilofs nach Gemünden (ungefähr 30 km) Internetausdruck
- Mainradweg von Gemünden nach Bettingen (ungefähr 45 km) Tourenplan Mainradweg
Der Fuldaradweg von Fulda bis nach Schmalnau ist um diese Zeit wieder recht einsam bin mal wieder der einzige der auf den Beinen ist. Eigentlich nichts neues. Ich komme nach Schmalnau, ein hübsches Dorf welches gleichzeitig das Ende für mich auf den doch noch so schönen Fuldaradweg bedeutet. Komme hier in Schmalnau an einen Fahrradschild vorbei wo zum ersten Mal ein Fahrradschild zum Hessischen Radweg 2 auftaucht. Tschüs Fuldaradweg. Es war schön auf dir. Ich werde dich weiterempfehlen. Besonders deine Radseilbahn bleibt mir unvergessen.
Hallo Hessischer Radweg 2. Über dich habe ich mich so gar nicht informiert. Habe zwar eine Internetseite über dich gefunden und über einen Routenplaner mir deine Strecke halbwegs ausgedruckt, aber informiert, nein informiert habe ich mich nicht über dich. Ich möchte dich einfach nur bis Zeitlofs fahren und dieses sind ungefähr 33 km. Bitte mache mir keinen Ärger.
Der Hessische Radweg begrüßt mich sogleich in Schmalnau mit einer Mördersteigung. So ein Miststück!! Eine Frau schaut Ihrer Tochter lange hinterher, die wahrscheinlich gerade zur Schule geht während ich mich gänzlich nicht unbeobachtet von der Mama den Berg hochschraube. Oben angekommen gehen sogleich drei Straßen ab und die Streckenführung ist uneindeutig. Ich drehe mich um. Mama im Haus!. Keiner auf der Straße. Ich folge der richtigen Straße.
Der Hessische Radweg 2 führt mich über unglaublich hügelige Landschaft. Zunächst schaffe ich die Steigungen noch mit dem Fahrrad, dann schiebe ich nur noch. Ich bin ziemlich kaputt. Kommt das von dem Weg oder ist dieses das Ergebnis der letzten Tage. Hab die km der letzten Tage eigentlich nie gespürt. Kommt jetzt vielleicht der erste Einbruch. Ich denke nach und schiebe mein Fahrrad. Der Hessische Radweg 2 führt mich über Hauptstraßen aber auch über steinige Waldwege wo mir mindestens 4 mal mein Schlafsack, Wasserflasche oder Isomatte vom Gepäckträger fällt.
Ist das wirklich die richtige Wegführung?? Dieser Weg ist mir suspekt! Und alles so dermaßen einsam!! Auf diesem Weg hatte ich definitiv die ersten Zweifel ob ich wirklich das Etappenziel an diesem Tag erreichen konnte.
Ich komme durch Dörfer die keine Läden haben. In einen Dorf frage ich eine nette Frau wann denn mal ein Bäcker kommt. Sie sagt, dass hier alle Selbstversorger sind aber im nächsten Dorf neben Tabbert (Wohnwagenhersteller) gibt es einen Bäcker.
Hatte dann nach weiteren Durchfragen den Bäcker neben Tabbert gefunden. Hatte Durst und Hunger. Der Bäcker hinter Tabbert hatte zum Durstlöschen folgende Ware im Angebot: 2 Stück 0,5 L Mezzo Mix und 2 Stück Flaschen Kakao. Die 2 Flaschen Mezzo Mix wurden gesichert. Ich fragte ob Sie auch Wasser haben. Die gute Frau ging nach hinten und fragte ihren Chef. Nein haben wir nicht. Aber hier hat schon mal jemand danach gefragt (ich denke so bei mir, dass ich km weiter sicherlich auf sein Skelett stossen werde).
Ich bat darum meine leere Flasche mit Leitungswasser zu füllen. Sie tat es! Danke!
Ich fahre weiter und an einer Bank angekommen wechsel ich meinen Armeisenverband danach kommt der schon erwähnte steinige Waldweg in der totalen Einsamkeit. Irgendwann das Ortsschild "Zeitlofs" in Bayern. Bayern! ich bin tatsächlich in Bayern mit dem Fahrrad angekommen. Hierbei muss ich erwähnen, dass der Ausdruck Bayern für uns Nordlichter gleichbedeutend mit dem Begriff "ganz weit weg" daherkommt.
In Zeitlofs frage ich 3 Dorfbewohner nach dem besten Weg nach Gemünden. Die 3 sind sehr nett und machen sich richtig Gedanken wie sie mich dahin kriegen!! Nach internem Kompetenzgerangel schickt man mich los und die Wegbeschreibung war top.
Der Weg führt mich noch eine Zeitlang den Hessischen Radweg 2 entlang und kommt dann ausgeschildert als Sin Radweg (Vom Sinn zur Rhön) daher. Auf dem Sin Radweg kann sich das Wetter heute nicht entscheiden. Mal Regen (Regensachen an: Regenhose, Regenponcho, Regenüberzieher für die Schuhe). Mal kein Regen (alles wieder aus, Klamotten trotzdem nass weil man so geschwitzt hat!!). Die Strecke führt durch herrliche Naturlandschaft und teilweise direkt parallel zur Eisenbahn. Ein Paar Ü55 fährt lange vor mir und man überholt sich gegenseitig immer mal wieder.
Irgendwann komme ich in Gemünden am Main an. Ich stehe auf der Brücke schau den Main an und bin glücklich. Ein weiterer Etappenabschnitt.
Ich stecke das Tourenbuch über den Mainradweg in die Lenkertasche und gehe die letzten 45 km bis zum Etappenziel an. Die ersten km am Main kommen als Radweg mit vereinzelten Obstbäumen in hügeliger Hintergrundperspektive daher.
Der Weg bis zum Campingplatz zieht sich und zieht sich. Das Wetter droht permanent einen Mörderschauer an der aber nie kommt. Heftiger Wind. Der Weg führt mich durch Dörfer wie Hofstetten und Städte wie Marktheidenfeld. Irgendwann kommt ein Supermarkt in Sichtweite. Hier hole ich mir Fertigfrikadellen und esse sie zügig. Irgendwann bei Homburg frage ich nach der Entfernung zum Campingplatz. Es verbleiben noch ungefähr 6 km.
Die letzten beiden Tage waren die anstrengendsten der bisherigen Tour und bleiben die anstrengendsten der gesamten Tour. Ich komme am Campingplatz an. Die Jungs an der Rezeption sind sehr nett. Der Platz ist fest in Holländischer Hand. Im nach hinein erfahre ich über einen Aushang am Campingplatz, dass der Junge an der Rezeption Fechteuropameister war (tja Tauberbischoffsheim ist nicht weit entfernt).
Ich stelle mein Zelt an der zugewiesenen Stelle in 2. Reihe zum Main auf. Beim Duschen schaue ich in den Spiegel und stelle fest, dass ich Tränensäcke unter den Augen habe. Glücklicherweise verschwinden diese ein Tag später wieder. Abends esse ich auf dem Campingplatz im Gartenlokal am Tisch mit einem Holländischen Paar.
Nachts höre ich Regentropfen auf mein Zelt prasseln und bin irgendwie platt. Schlägt die Anstrengung der letzten Tage durch? Ich glaube es war das Gesamtpacket: Die letzten Tage, die Tränensäcke unter den Augen, die Ameisenverbrennungen am Knie, der Regen.
Irgendwann mitten in der Nacht spüre ich meine nassen Füße im Schlafsack. Nasse Füße?. Ach Du Scheiße ich habe die Hauptplane vom Zelt nicht geschlossen sondern nur das Insektennetz. Ich Volltrottel.
Mit meinen Handtüchern wird der Zeltboden getrocknet und der endgültige Entschluss gefasst, dass ich nächsten Tag einen Ruhetag einlegen werde.
Campingplatz Wertheim Bettingen: morgendlichen Kaffee als Service nur für Radfahrer. Total nette Idee. Sowieso total netter Campingplatz.,
1.06.2011
Ruhetag auf dem Campingplatz in Bettingen.
Tagesprogramm:
1. lange geschlafen
2. im noch geschlossenen Gartenlokal unter dem Unterstand im strömenden Regen gefrühstückt. (Brötchen und Nutella an der Rezeption gekauft)
3. wieder lange geschlafen
4. glorreiche Idee gehabt eine selbstaufblasende Isomate noch ein bisschen mehr mit den Mund aufzublasen. Draufgelegt. Knall !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!. Zisch !!!!!!!!!!!. Isomatte schrott!!
5. wieder lange geschlafen.
6. am spätnachmittag etwas über den Platz gelaufen.
7. wieder lange geschlafen
8. Abends im Restaurant mit 2 Holländern und 2 Deutschen im Restaurant gegessen. (Tagesthema befinden wir uns eigentlich in Bayern oder Baden Württenberg)
9. geschlafen.
Morgen geht´s endlich weiter!!
Aufbruch: | 27.05.2011 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 16.06.2011 |
Frankreich