Fahrradtour von Bremen bis an die Mittelmeerküste Südfrankreichs
Von Hochstetten nach Montbeliard
5.6.2011
Hochstetten nach Montbeliard nach 116 km (6 Uhr bis 17:00 Uhr)
Heute am 10´ten Tag werde ich Deutschland verlassen ohne ein konkretes Ziel zu haben. Bisher wusste ich immer wo am Abend mein Zelt stehen sollte.. Aber nun war Ende mit Vorplanung. Dieses machte die Sache nicht einfach.
Ich wusste ich wollte bei Neuenburg am Rhein über die Grenze gehen und die Eurovelo 6 fahren. Hier hatte ich eine Fahrradkarte und habe mir einige mögliche Campingplätze ausgedruckt.
Bin morgens aufgestanden und habe mich nach dem Waschen mit Sonnencreme eingecremt. Habe hier eine Technik zum Rückeneincremen entwickelt. Man geht in die Dusche und cremt zunächst die Wandfliesen ein. Danach cremen einen die Wandfliesen den Rücken ein. Abschließend entcremt man die Fliesen mit Toilettenpapier.
Fahre morgens durch Hochstetten über eine neue Brücke zum Rheinradweg. Der Weg führt durch einen Wald. Irgendwann liegt ein Baumstamm quer auf dem Weg.
Ich finde das sehr ungewöhnlich. Zumal dieser Stamm schon eine zeitlang da gelegen haben muss. Ich trage mein Fahrrad über den Stamm und fahre weiter. Hiernach kommt eine Weggabelung. Hier ist keine Rheinradwegsbeschilderung vorhanden, nur ein allgemeines Fahrradwegsymbol. Ich folge diesem Symbol und fahre mitten in den Wald. Nach meinem Tourenbuch verläuft der Rheinradweg an dieser Stelle direkt neben den Rhein. Ich habe mich total verfahren. Kein Mensch im Wald, keine Hinweise auf die Richtung an den Rhein. Ich fahre immer weiter und komme irgendwann wieder an den Baumstamm über dem Weg. Ich trage mein Fahrrad rüber und könnte schreien da ich ungefähr eine halbe Stunde im Kreis gefahren bin. Es kommt eine Straße mit einem Menschen mit Hund. Er gibt mir den entscheidenden Hinweis der mich wieder an den Rhein bringt.
Es folgt eine ungefähr 30 Kilometer lange Strecke die zuvor der Schweizer am Vortag durchwanderte. Er sprach bereits von Einsamkeit und Monotonie. Wie recht er hatte. Diese Strecke führt über einen Schotterweg immer am Rhein entlang. Links der Wald. Immer mal wieder zwischendurch Wildcamper und Weinbergschnecken.
Irgendwann steige ich vom Rad um meinen vom Rad gefallenen Schlafsack zu bergen und bei dieser Gelegenheit eine Weinbergschnecke zu fotografieren da hält ein Fernradfahrer aus Brandenburg Ü 60 an. Er will an die Mündung des Rheins. In Neuenburg am Rhein verlasse ich nun endgültig Deutschland und fahre über den Rhein.
Hier fahre ich das erste Lokal an, trinke einen Kaffee, esse ein Baguette und schau in meine Michelin Straßenkarte vom Alsace. Ziel ist es auf die Eurovelo 6 zu kommen.
Ich fahre die D39 und dann die D 468 durch Ottmarsheim. Dann komme ich auf die D108 und lande irgendwann auf der Eurovelo 6 und fotografiere den ersten Wegweiser.
Definition Eurovelo 6:
Der Eurovelo 6 Radweg führt vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer und wurde 1994 vom Europäischen Radfahrerverband (ECF) ins Leben gerufen und ist eine von 12 Strecken des Euro Velo Netzes. Von 2004 bis 2007 haben 18 französische, deutsche und schweizer Partner am Bau des westlichen Teils des Euro Radweges vom Atlantik bis Ulm zusammengearbeitet. Dieser Radweg folgt den drei größten europäischen Flüssen, die zugleich Wiege der europäischen Zivilisation sind: der Loire, dem Rhein und der Donau. Er führt somit durch Frankreich, die Schweiz, Deutschland, Österreich, die Slowakei, Ungarn, Serbien, Kroatien, Bulgarien und Rumänien. Ziel des Eurovelo Programms ist es, den Radfahrern außergewöhnliche Landschaften entlang der Flüsse zu zeigen und zum Schutz derselben zu sensibilisieren.
Ich habe vor den Eurovelo 6 Radweg von Mulhouse bis nach Dole zu fahren. Hierfür habe ich eine Tourenkarte und außerdem ist dieser Radweg ausgeschildert. Der Radweg soll immer direkt am Kanal du Rhöne au Rhin geführt sein.
Zunächst geht es durch Mulhouse. Hier im Stadtgewirr ist die Beschilderung nicht auffindbar. Wenn ich jedoch mal anhalten musste um mich zu orientieren waren sogleich Helfer in Form von Radfahrern oder Fußgänger vor Ort die mir schnell weiterhelfen konnten. Es geht im Grunde in Mulhouse nur darum zum Kanal zu kommen. Ist man dort am Radweg angekommen geht es nur noch am Fluss entlang.
Der Kanal nach Mulhouse ist schnurgerade und es folgt im gleichmäßigen Abstand einer Schleuse der Anderen. Der Radwegsbelag ist top. Die Strecke an sich aber eher monoton. Das ändert sich aber vor Montbeliard. Hier wird die Strecke bis nach Dole immer schöner.
Es war wirklich etwas ungewohnt zum ersten Mal kein Etappenziel zu haben. Es war sehr warm und ich setzte mich nach Mulhouse in ein Lokal direkt am Radweg und machte eine kleine Pause. Dann fuhr ich eine lange Zeit und lernte einen 25 jährigen Franzosen kennen der aus Tolouse kam. Hier ist er gestartet, ist durch die Schweiz gefahren, durch Deutschland und will nun an die französische Atlantikküste und dann wieder nach Hause. Er sprach kaum Englisch. Daher war die Verständigung schwierig. Aber irgendwie konnten wir uns im Kauderwelsch mit Spanisch und Englisch teilweise verständigen. War sehr lustig. Da es zunehmend schwüler wurde und kein Lokal mehr kam bzw. Einkaufsläden (es war Sonntag) ging das Wasser zuneige. Ein Anwohner füllte uns dann die Wasserflaschen auf.
Ich hatte an diesem Tag nichts mehr zum Essen dabei. Der Franzose auch nicht (außer eine fast leere Erdnussflipstüte). Irgendwann kamen wir an einen Kirschbaum wo wir uns ein paar Kirschen pflückten.
Dann kam der Regen der sich am Horizont schon lange Zeit vorher angekündigt hatte. Wir erreichten noch eine Brücke wo wir uns unterstellen konnten. Hier befanden wir uns schon in Montbeliard.
Der Franzose telefonierte mit seiner Schwester, die im Internet für uns nach einen Campingplatz suchte. Es gab keinen in der Region. So fragte der Franzose nach Hotels und er bekam heraus, dass es gleich in der Nähe ein Etap Hotel und ein McDonalds geben sollte. Ich war froh, dass ich mich mal zurücklehnen konnte da ich ja sowieso nichts Verstand. Und ich glaube er fand es mal wieder richtig gut nach seiner Reise durch die Schweiz und Deutschland keine Verständigungsprobleme zu haben.
Wir teilten uns ein Zimmer im Etap Hotel und gingen vorher noch zu Mc Donalds. Nachdem wir unser Gepäck vom Rad ins Hotel gebracht hatten fuhren wir noch zu einem Quickshop in die Stadt. Mein Fahrrad war ja nun entladen aber meine kleine Bremenflagge war ja am Fahrrad festgeschnürt. Als wir so losfuhren und ich ihm zu verstehen gab, dass ich mich gerade fühle als ob ich mich zum Horst mache (ohne Gepäck aber mit Flagge) musste er sich den ganzen Weg beherrschen, dass er nicht vor Lachen vom Rad fiel.
Im Hotel quatschten wir noch lange. Ich erfuhr, dass er Gärtner war, den Grund warum er diese Tour machte, er mit 5 Bällen jonglieren konnte und dass er mich für Wahnsinnig hielt. Er hielt mich für Wahnsinnig weil er meine Frankreichkarte mit der von mir eingezeichneten Strecke studiert hatte. Er empfahl mir den Zug zu nehmen und bis nach Iyon zu fahren und dann immer an der Rhön bis ans Meer.
Als Grund nannte er die Berge. Er meinte man könnte außerdem nicht täglich 100 km fahren.
Er hatte ein Wörterbuch (Französisch-Deutsch) dabei und schrieb mir folgenden Satz auf "Besser machen weniger, por visite Frankreich Süd".
Ich nahm seine Warnung sehr ernst und zweifelte auf einmal total. Ich hatte bisher nur die Flussradwege genommen bzw. habe schon in Deutschland zwischen den Flüssen mit Bergen zu kämpfen gehabt. Er war Franzose und kannte sich hier aus. Ich hatte nur eine Straßenkarte ohne topographische Angaben. Dass ich täglich 100 km fahren konnte das wusste ich jetzt von mir. Aber die Berge?. Und an der Rhöne langfahren?. Hier waren keine Wege im Michelinstraßenplan eingezeichnet. Er gab mir zu verstehen, dass es da Wege gibt. Aber waren die ausgeschildert?
Er schrieb mir noch auf wie man auf Französisch jemanden bittet die Wasserflasche aufzufüllen oder nach einer Unterkunft fragt. Er wollte morgens um 6:50 Uhr noch nicht mit und wir tauschten Adressen aus. Schade zu viele Sachen konnten wir aufgrund der Verständigungsprobleme nicht klären. Ich wünsche Ihm alles Gute auf seinem Weg.
Aufbruch: | 27.05.2011 |
Dauer: | 3 Wochen |
Heimkehr: | 16.06.2011 |
Frankreich