Auf dem Jakobsweg - von Pamplona nach Santiago de Compostela
Vorbereitungen. Hamburg - Bilbao. Start in Pamplon: Portomarin - Ligonde
6. Juni 2014 Von Portomarin nach Ligonde 17 km
Um 6.45 Uhr stehen wir vor der Tür, hinter der Kirche leuchtet die aufgehende Sonne. Keine einzige Bar hat geöffnet, also muss man sich für alle Fälle am Abend vorher eine Kleinigkeit besorgt haben, denn der nächste Ort ist 9 km entfernt. An der Straße fällt mir ein rot umrandetes Verkehrsschild mit aufgemalten Pilgern auf, das Autofahrer auf die Wanderer hinweisen soll. Ein Witzbold hat "Pinguinos" darunter geschrieben.
Der Weg führt, parallel zur Straße, durch Eichenwald an einer aufgelassenen Ziegelfabrik vorbei. Die Massen, die am Vortag unterwegs waren, sind verschwunden. Eine ganze Weile laufe ich allein durch den Wald, überlege schon, ob ich mich verlaufen habe. Aber an dem Klopapier abseits des Weges erkenne ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Dann versperrt eine ganze Weile dichtes Brombeergebüsch den Zutritt zum Wald dahinter. Erst nach einem Kilometer führt wieder ein Trampelpfad in den Wald. Dort ist wieder alles voll mit den Hinterlassenschaften der Pilger.
Im nächsten Café treffe ich die Schwaben wieder, die Otto hinter sich gelassen haben. Sie wollen jetzt einen Zeitplan einhalten, um vor dem Rückflug noch Gelegenheit für einen Abstecher nach Finisterre zu haben. Otto mit seinem Herzinfarkt und dem schweren Rucksack kann das Pensum nicht schaffen. Sie haben immer wieder auf ihn gewartet, aber wenn er sie dann eingeholt hat, sind sie wieder aufgebrochen, so dass er dann doch keine Pause hatte.
Der camino geht lange an der Straße entlang. In einem Dorf sind zwei Hunde an ihre Hütten gekettet. Sie freuen sich, dass ich sie streichele und springen an mir hoch. Diese angebundenen Hunde sind für mich das absolut Negative am Jakobsweg. Nach der Überquerung der Schnellstraße sehe ich immer wieder an den Kilometersteinen die senkrecht geschriebenen dänischen Wörter: Kaerlighed und Kildevand und darunter THIT. Später finde ich heraus, dass die Wörter Liebe und Quellwasser bedeuten und THIT für that's it stehen. Wanda Gazal aus Brasilien hat wieder einen kleinen weißen Stein mit ihrem Namen davorgelegt. Dann überhole ich eine Brasilianerin mit Strohhut. Auf dem Weg finde ich ein blütenweißes Taschentuch aus feinem Stoff, etwas später sehe ich ein teures weißes Frotteehandtuch auf einer Bank liegen. Vielleicht hat jemand seinen Ballast loswerden wollen, aber ich lasse die feinen Sachen liegen.
In einem Wald spricht mich Wayne aus Cornwall an. Er arbeitet in einem Kernkraftwerk und ist für eine Woche auf dem camino unterwegs. Mit seinen Eltern war er als Kind eine Weile in Deutschland, weil der Vater bei der Army war. Aber er spricht kein Deutsch und sein Englisch ist für mich schwer zu verstehen.
Die Wolken kommen näher, der Wind wird stärker und bevor der Regen loslegt, bin ich an der Herberge in Ligonde. Dort sagt man mir, dass zunächst nur Wanderer aufgenommen werden, die ihren Rucksack selbst getragen haben. Aber wir hatten am Vorabend bei ihnen angerufen, und man hatte uns gesagt, dass sie zwar keine Betten reservieren, aber wenn wir vor 13 Uhr da wären, sei es kein Problem ein Bett zu bekommen. So werden wir in der Herberge der christlichen Missionsgesellschaft AGAPE aufgenommen. Es sind viele freiwillige junge Leute hier, die ein Praktikum oder Seminar machen und sich in praktischer Nächstenliebe üben. Jeder Pilger bekommt Tee oder Kaffee, kann sich bei dem einsetzenden Regen unterstellen.
Die Gemeinschaft hat ein altes Bauernhaus zur Herberge umgebaut, unten sind Küche und ein großer Gemeinschaftsraum, oben zwei große Schlafkammern, eine für die Praktikanten und die vordere mit zehn Liegen für Pilger. Die Betten stehen dicht beisammen, ohne Zwischenräume, und eines ist aufgestockt. Die besten Plätze sind schon belegt, und ich habe die Wahl zwischen Platzangst oder Furcht vor dem Herunterfallen. Nach dem Probeliegen in dem oberen Bett ohne Reling nehme ich lieber eine Liege auf dem Boden und freue mich über die frische Bettwäsche. Der Schlafsack kann mal im Rucksack bleiben kann. Das Stockbett findet auch noch einen Schläfer, einen älteren Engländer, der nachts erbärmlich schnarcht. Als ich ihn abends fragte, ob er schnarcht, sagte er lächelnd, nein, denn er hätte einen Bann darüber gesprochen.
Inzwischen gießt es in Strömen und etliche Pilger finden sich an dem langen Tisch ein. Auch Felipe, ein Straßenkünstler, den ich schon in Portomarin auf der Straße jonglieren sah, sitzt hier mit seinem Freund. Sie haben Brot und Käse mitgebracht und lassen uns probieren. Christian, ein chinesischer Franzose, mit einem fröhlichen Pumuckl-Gesicht, und zwei Praktikantinnen kommen dazu. Es entsteht eine nette Kauderwelschunterhaltung, weil die beiden Spanier kein Englisch sprechen und wir kaum Spanisch.
Nachmittags ist es so kalt geworden, dass sich die meisten Herbergsgäste zum Aufwärmen ins Bett legen. Neben mir liegt Gabriele, die sich ihre mit heißem Wasser gefüllte Thermoskanne auf ihren Bauch legt. In einem verdunkelten Raum wird später ein Film über Jesus gezeigt, den ich auslasse, weil ich mir lieber den Ort ansehen möchte. Es hat aufgehört zu regnen, und ich frage die Einheimischen nach dem Pilgerfriedhof, finde aber nur eine wilde Wiese mit einem Hinweisschild davor. Zwei Arbeiter bauen an einem Haus, schichten und schleifen Natursteine ohne Augen- und Ohrenschutz. Die Straße ist voller Kuhmist. Etliche kleine Bauernhöfe, hinter einem Haus melkt ein alter Mann eine Kuh, die Milch spritzt in einen schmutzigen Eimer, und die Bäuerin füttert die Kühe mit Heu. Sie ist ganz klein und verhutzelt, hat nur noch wenige Zähne im Mund. Freundlich sagt sie: "Mucho frio, mucho viento".
Um 19 Uhr sind wir zum Beten eingeladen, in allen Sprachen, die vertreten sind. Anschließend wird der lange Tisch gedeckt und es gibt ein sehr leckeres Essen, sogar mit Rotwein und einem Schnaps hinterher. Es ist eine bunte lustige Gemeinschaft, die hier zusammengekommen ist. Nach dem Essen kann jeder Pilger über seine Erlebnisse auf dem camino berichten. Eine junge Belgierin erzählt, dass ihr in Triacastela der Rucksack gestohlen wurde. Sie hatte ihn nur kurz vor einer Herberge abgestellt, und nach einer Minute war er verschwunden. Geld, Kamera und Handy hatte sie aber am Körper getragen. Nachdem sie kurze Zeit wütend war, hat sie sich einen neuen kleinen Rucksack gekauft, und viele Sachen geschenkt bekommen, so dass für sie alles wieder ok war. Einer Irin wurden zwei T-shirts von der Leine gestohlen, so brauchte sie weniger zu tragen. Eine Deutsche beklagt sich darüber, dass so viele junge Leute mit dem Handy in der Hand pilgern, dass so viele so früh morgens losgehen und keine Zeit und keinen Blick für die Natur haben. Der Abend in dieser Gemeinschaft war ein besonders schönes Erlebnis.
7. Juni 2014 Von Ligonde nach Casanova - 14 km
Um 6.45 Uhr stehen wir vor der Tür, hinter der Kirche leuchtet die aufgehende Sonne. Keine einzige Bar hat geöffnet, also muss man sich für alle Fälle am Abend vorher eine Kleinigkeit besorgt haben, denn der nächste Ort ist 9 km entfernt. An der Straße fällt mir ein rot umrandetes Verkehrsschild mit aufgemalten Pilgern auf, das Autofahrer auf die Wanderer hinweisen soll. Ein Witzbold hat "Pinguinos" darunter geschrieben.
Der Weg führt, parallel zur Straße, durch Eichenwald an einer aufgelassenen Ziegelfabrik vorbei. Die Massen, die am Vortag unterwegs waren, sind verschwunden. Eine ganze Weile laufe ich allein durch den Wald, überlege schon, ob ich mich verlaufen habe. Aber an dem Klopapier abseits des Weges erkenne ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Dann versperrt eine ganze Weile dichtes Brombeergebüsch den Zutritt zum Wald dahinter. Erst nach einem Kilometer führt wieder ein Trampelpfad in den Wald. Dort ist wieder alles voll mit den Hinterlassenschaften der Pilger.
Im nächsten Café treffe ich die Schwaben wieder, die Otto hinter sich gelassen haben. Sie wollen jetzt einen Zeitplan einhalten, um vor dem Rückflug noch Gelegenheit für einen Abstecher nach Finisterre zu haben. Otto mit seinem Herzinfarkt und dem schweren Rucksack kann das Pensum nicht schaffen. Sie haben immer wieder auf ihn gewartet, aber wenn er sie dann eingeholt hat, sind sie wieder aufgebrochen, so dass er dann doch keine Pause hatte.
Der camino geht lange an der Straße entlang. In einem Dorf sind zwei Hunde an ihre Hütten gekettet. Sie freuen sich, dass ich sie streichele und springen an mir hoch. Diese angebundenen Hunde sind für mich das absolut Negative am Jakobsweg. Nach der Überquerung der Schnellstraße sehe ich immer wieder an den Kilometersteinen die senkrecht geschriebenen dänischen Wörter: Kaerlighed und Kildevand und darunter THIT. Später finde ich heraus, dass die Wörter Liebe und Quellwasser bedeuten und THIT für that's it stehen. Wanda Gazal aus Brasilien hat wieder einen kleinen weißen Stein mit ihrem Namen davorgelegt. Dann überhole ich eine Brasilianerin mit Strohhut. Auf dem Weg finde ich ein blütenweißes Taschentuch aus feinem Stoff, etwas später sehe ich ein teures weißes Frotteehandtuch auf einer Bank liegen. Vielleicht hat jemand seinen Ballast loswerden wollen, aber ich lasse die feinen Sachen liegen.
In einem Wald spricht mich Wayne aus Cornwall an. Er arbeitet in einem Kernkraftwerk und ist für eine Woche auf dem camino unterwegs. Mit seinen Eltern war er als Kind eine Weile in Deutschland, weil der Vater bei der Army war. Aber er spricht kein Deutsch und sein Englisch ist für mich schwer zu verstehen.
Die Wolken kommen näher, der Wind wird stärker und bevor der Regen loslegt, bin ich an der Herberge in Ligonde. Dort sagt man mir, dass zunächst nur Wanderer aufgenommen werden, die ihren Rucksack selbst getragen haben. Aber wir hatten am Vorabend bei ihnen angerufen, und man hatte uns gesagt, dass sie zwar keine Betten reservieren, aber wenn wir vor 13 Uhr da wären, sei es kein Problem ein Bett zu bekommen. So werden wir in der Herberge der christlichen Missionsgesellschaft AGAPE aufgenommen. Es sind viele freiwillige junge Leute hier, die ein Praktikum oder Seminar machen und sich in praktischer Nächstenliebe üben. Jeder Pilger bekommt Tee oder Kaffee, kann sich bei dem einsetzenden Regen unterstellen.
Die Gemeinschaft hat ein altes Bauernhaus zur Herberge umgebaut, unten sind Küche und ein großer Gemeinschaftsraum, oben zwei große Schlafkammern, eine für die Praktikanten und die vordere mit zehn Liegen für Pilger. Die Betten stehen dicht beisammen, ohne Zwischenräume, und eines ist aufgestockt. Die besten Plätze sind schon belegt, und ich habe die Wahl zwischen Platzangst oder Furcht vor dem Herunterfallen. Nach dem Probeliegen in dem oberen Bett ohne Reling nehme ich lieber eine Liege auf dem Boden und freue mich über die frische Bettwäsche. Der Schlafsack kann mal im Rucksack bleiben kann. Das Stockbett findet auch noch einen Schläfer, einen älteren Engländer, der nachts erbärmlich schnarcht. Als ich ihn abends fragte, ob er schnarcht, sagte er lächelnd, nein, denn er hätte einen Bann darüber gesprochen.
Inzwischen gießt es in Strömen und etliche Pilger finden sich an dem langen Tisch ein. Auch Felipe, ein Straßenkünstler, den ich schon in Portomarin auf der Straße jonglieren sah, sitzt hier mit seinem Freund. Sie haben Brot und Käse mitgebracht und lassen uns probieren. Christian, ein chinesischer Franzose, mit einem fröhlichen Pumuckl-Gesicht, und zwei Praktikantinnen kommen dazu. Es entsteht eine nette Kauderwelschunterhaltung, weil die beiden Spanier kein Englisch sprechen und wir kaum Spanisch.
Nachmittags ist es so kalt geworden, dass sich die meisten Herbergsgäste zum Aufwärmen ins Bett legen. Neben mir liegt Gabriele, die sich ihre mit heißem Wasser gefüllte Thermoskanne auf ihren Bauch legt. In einem verdunkelten Raum wird später ein Film über Jesus gezeigt, den ich auslasse, weil ich mir lieber den Ort ansehen möchte. Es hat aufgehört zu regnen, und ich frage die Einheimischen nach dem Pilgerfriedhof, finde aber nur eine wilde Wiese mit einem Hinweisschild davor. Zwei Arbeiter bauen an einem Haus, schichten und schleifen Natursteine ohne Augen- und Ohrenschutz. Die Straße ist voller Kuhmist. Etliche kleine Bauernhöfe, hinter einem Haus melkt ein alter Mann eine Kuh, die Milch spritzt in einen schmutzigen Eimer, und die Bäuerin füttert die Kühe mit Heu. Sie ist ganz klein und verhutzelt, hat nur noch wenige Zähne im Mund. Freundlich sagt sie: "Mucho frio, mucho viento".
Um 19 Uhr sind wir zum Beten eingeladen, in allen Sprachen, die vertreten sind. Anschließend wird der lange Tisch gedeckt und es gibt ein sehr leckeres Essen, sogar mit Rotwein und einem Schnaps hinterher. Es ist eine bunte lustige Gemeinschaft, die hier zusammengekommen ist. Nach dem Essen kann jeder Pilger über seine Erlebnisse auf dem camino berichten. Eine junge Belgierin erzählt, dass ihr in Triacastela der Rucksack gestohlen wurde. Sie hatte ihn nur kurz vor einer Herberge abgestellt, und nach einer Minute war er verschwunden. Geld, Kamera und Handy hatte sie aber am Körper getragen. Nachdem sie kurze Zeit wütend war, hat sie sich einen neuen kleinen Rucksack gekauft, und viele Sachen geschenkt bekommen, so dass für sie alles wieder ok war. Einer Irin wurden zwei T-shirts von der Leine gestohlen, so brauchte sie weniger zu tragen. Eine Deutsche beklagt sich darüber, dass so viele junge Leute mit dem Handy in der Hand pilgern, dass so viele so früh morgens losgehen und keine Zeit und keinen Blick für die Natur haben. Der Abend in dieser Gemeinschaft war ein besonders schönes Erlebnis.
7. Juni 2014 Von Ligonde nach Casanova - 14 km
Morgens erwartet uns ein leckeres Frühstück, daneben eine Spendenbox. Jeder kann für Übernachtung, Abendessen und Frühstück geben, was er für richtig hält. Für all das Gute gebe ich gern 20 €. Ich bin als letzte fertig, werfe den Rucksack auf den Rücken und will meine Stöcke nehmen. Bei der Ankunft hatte ich wegen des wuseligen Trubels im unteren Raum ein ungutes Gefühl gehabt und die Stöcke mit nach oben in den Schlafraum genommen. Heide wollte für Ordnung sorgen und sie zu den anderen Stöcken in den Behälter gestellt. Aber offensichtlich hat nun jemand seine mit meinen verwechselt und ist damit schon unterwegs. Bevor ich mich zu ärgern beginne, sage ich mir: Der Diebstahl eines Rucksacks hätte eine ganz andere Dimension, und außerdem habe ich dafür andere bekommen. Ich gehe schneller und überhole Mary, die Australierin. An der nächsten Bar sehe ich meine Walkingstöcke stehen. Die neue Besitzerin, Annette, hatte die Verwechslung noch gar nicht bemerkt. Ihre Stöcke sind wie die meinen von der Marke Leki. Wir tauschen die Stöcke zurück. Ein Stück weiter sitzt Otto, der sein Frühstück allein im Wald einnimmt. Ein Eichelhäher fliegt vor mir auf.
In Palas de Rei ist Wochenmarkt. Es gibt eine großen Auswahl an frischen Kirschen, Erdbeeren. Pfirsichen, Käse und Schinken, ein paar lebende Hühner und Kaninchen sind auch zu haben. In einer Kirche hole ich mir einen Stempel, ein freundlicher Kirchendiener wischt nach jedem Besucher den Boden. In einer Kneipe trinke ich einen Kaffee, zwei Männer spielen Karten, im Fernseher läuft eine blödsinnige Show mit Frauen mit künstlichen Brüsten, dazwischen Werbung vom Media-Markt.
Hinter dem Ort beginnt eine abwechslungsreiche Landschaft, immer wieder auch Eukalyptusbäume, die duften. Die Baumart ist hier nicht heimisch, wird aber wegen des schnell wachsenden Holzes angepflanzt. In den netten kleinen Dörfern fallen mir winzige Häuschen mit löchrigen Ziegeln auf. Sie stehen auf hohen Beinen und großen Platten, die Mäusen und Ratten zu den Vorräte verwehren. Können. Immer wieder mal überrascht mich ein Schauer und der Wind schlägt mir das Cape um die Ohren.
Gegen 13 Uhr erreiche ich die kommunale Herberge in Casanova und muss noch eine Weile warten, bis die Señora aus dem Haus gegenüber kommt und die Tür aufschließt. Es regnet den ganzen Nachmittag und ich höre die ersten Kapitel des spannenden Hörbuchs Die Todesliste von Frederic Forsyth. Inzwischen hat sich der Schlafsaal mit seinen zehn Betten gefüllt. Über mir liegt ein junger Amerikaner mit großen durchgestanzten Löchern in den Ohrläppchen, im Doppelbett neben mir ein Paar aus Seattle und darüber ein Paar aus Australien. Über Heide hat sich ein Ungar einquartiert und am Ende des Zimmers ein Paar aus Norwegen.
Gegen Abend werden wir mit dem Auto abgeholt und zu einem Restaurant gefahren, das ein Stück abseits des Weges liegt. In Casanova gab es zwar noch eine Herberge mit Restaurant, aber wir konnten nicht wissen, dass wir später ein so grottenschlechtes Essen bekommen würden. Die dünne Nudelsuppe riecht nach ranzigem Öl und das Hähnchen wurde in altem Fett frittiert, nur der Rotwein ist genießbar. Die Unterhaltung mit den Amerikanern ist spannend, der Bruder der Frau ist von einem verrückten Rollstuhlfahrer erschossen worden. Sie erzählen, dass es in den USA jetzt für die Wohlfahrtsempfänger Kreditkarten gibt. Als in den USA während der Immobilienkrise die Häuser sehr billig wurden, hat sich das Paar in Arizona ein Haus für 80.000 Dollar gekauft. Dort verbringen sie jetzt den Winter und den Sommer in Seattle. Mir gegenüber sitzt Isabel aus Puerto Rico, die Ozeanographie studiert und zuversichtlich ist, mit einer guten Ausbildung später auch einen Job zu bekommen.
Aufbruch: | 13.05.2014 |
Dauer: | 5 Wochen |
Heimkehr: | 14.06.2014 |