Südamerika mit eigenem Fahrzeug
Bolivien
Abstecher nach Bolivien
Wir fahren von Arica am Meer östlich wieder in die Anden. Nach 140 km immer steil nach oben kommen wir nach Putre, einem Bergdorf auf 3550 m. Zum Akklimatisieren übernachten wir hier. Dieses mal klappt es, ich werde nicht (mehr) höhenkrank.
Am nächsten Tag dann beginnt der Ärger.
Allein für die 50 km bis zur bolivianischen Grenze brauchen wir drei Stunden, weil die Straße ständig gesperrt ist für Bauarbeiten. Fast der gesamte Straßenabschnitt ist nur einspurig befahrbar, d.h. halbe Stunde warten , bis der Gegenverkehr durch ist. Diese landschaftlich wunderschöne Strecke, die durch den Lauca Nationalpark auf bis zu 4700 m geht, ist die Hauptverkehrsader von Bolivien ans Meer. Kilometerlange Staus von hunderten Lastwägen. Unglaublich.
Die Grenze liegt auf 4500 m. Zum ersten Mal haben wir richtig Probleme. Was jetzt schon x-mal gut geklappt hat, wird zum Staatsakt. Nach eineinhalb Stunden hin und her geht es dann doch. Die Nerven flattern.
Wir fahren weiter durchs bolivianische Altiplano (Hochland). Ich hab mir einen Höhenmesser runter geladen, wir sind die ganze Zeit auf 3900 m. Sehen Chullpas (Grabtürme) aus Lehm und Stroh. Datiert auf 1200 - 1500 nach Christus. Mit Inhalt.
Bis La Paz schaffen wir es aufgrund der Verzögerungen nicht mehr und halten zum Schlafen in Patacayama an. Hunger, Durst und das Auto braucht auch Sprit. Und jetzt kommt der absolute Hammer. Wir stehen an der Tanke und bekommen kein Benzin. Der Tankwart schaut aufs Kennzeichen und winkt ab. An der nächsten Tankstelle das gleiche Spiel. Verzweiflung wallt durch unsere Adern. Der Witz ist, es war uns bekannt, dass in Bolivien der Sprit subventioniert ist und nur die Einwohner in den Genuß des billigen Treibstoffes kommen sollen. Der Ausländer muss den doppelten Preis zahlen. Aber nach unseren Informationen betrifft das nur Diesel. Und wir würden ja den höheren Preis zahlen. Man muss ja tanken. Aber das wir gar nichts kriegen. Die Stimmung ist auf dem totalen Tiefpunkt. Mattes rennt mit dem Benzinkanister durch die Stadt und bekommt in einem Hinterhof 10 l. Toll, dass hilft ja viel......
Wir suchen einen sicheren Platz zum Übernachten. Wild campen geht hier gar nicht mehr. Zu gefährlich. Der Unterschied zu den europäisch wirkenden Ländern Uruguay, Argentinien und Chile ist echt krass. Kleiner Kulturschock. Aber andererseits haben wir schon schlimmeres gesehen. Wir kommen in einem Alojamiento unter, das ist ein großer, abgeschlossener Innenhof, wo Lastwagenfahrer nächtigen. Man kann ein Zimmer nehmen oder eben im Fahrzeug bleiben. Mit 10 Bolívar (7 sind ein Euro) recht günstig.
Am nächsten Tag sind es noch 100 km nach La Paz. Wir ergattern nochmal 10 l Benzin und kommen so doch noch an unser Ziel, das Hotel Oberland (mit Camping) im Vorort Mallasa. Die erste Adresse für alle Langzeitreisenden. Der Schweizer Walter führt dieses Haus. Mit seiner Hilfe schaffen wir es vielleicht auch, das Auto vollzutanken, damit wir dieses ungastliche Land auch wieder verlassen können.
Aber jetzt sind wir da und wollen La Paz auch besichtigen.
LA PAZ:
Eigentlich kann man die Stadt gar nicht richtig beschreiben. Das muss man einfach gesehen haben. La Paz liegt ein einem steilen Tal und zieht sich über viele Hänge von 3200 m bis hinauf auf 4100 m. Drei Seilbahnen meistern die Höhenunterschiede. Acht weitere sind im Bau. Walter vom Hotel hat uns einen Stadtführer vermittelt und wir haben dankend angenommen. Gert ist aus Lübeck und lebt hier seit 35 Jahren. Er konnte uns wirklich in einem Tag das Beste zeigen.
Inzwischen wissen wir, das die Tankstellen so eine Art doppelte Buchführung betreiben müssen und auch kameraüberwacht sind. Vielen ist der Aufwand zu groß und deshalb geben sie gar nichts an Ausländer ab. Man muss also "nur" eine Tanke finden, die die doppelte Rechnung über Computer machen können. Wenn man schon fast auf Reserve ist, ein schwieriges Unterfangen.
In der Nähe des Oberlandhotels war glücklicherweise eine, die uns volltanken ließ.
Wir haben aber keine Lust auf weitere Experimente und werden Bolivien über den Titicacasee verlassen.
Zu diesem Zeitpunkt wußten wir noch nicht, dass wir den Abstecher nach Bolivien fast bereuen würden.
Mit zwei Seilbahnen hintereinander schwebten wir über die Dächer von La Paz hinauf nach El Alto. Der Stadtteil liegt auf dem Altiplano und man hat tolle Ausblicke.
Riesiger Markt. Wir konnten einige Frauen in der bolivianischen Tracht ablichten. Sie tragen viele Röcke über einander und haben diese komische Melone auf dem Kopf.
Der Hexenmarkt. Hier gibt es jedes legale und illegale Pülverchen. Oben an der Decke hängen neugeborene Lamas. Werden getötet und getrocknet. Wird als Opfergabe verwendet für Hauseinweihung, Glück im Beruf und solche Sachen. Rechts ist Gert, der hat uns alles erklärt.
Aufbruch: | 01.12.2016 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | 24.03.2017 |
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