Zwischen Rapsfeldern und Streuobstwiesen
Michelstadt I
Zwischen Erbach und Michelstadt fällt die vielen bekannte Koziol-Fabrik mit angeschlossenem Outlet ins Auge, ein Wechsel in die absolute ‚Moderne‘.
Viele tolle Ideen für Dinge, die man nicht wirklich braucht, werden im Kunststoffspritzgußverfahren vollautomatisch hergestellt. Man kann in die Produktion hineinschauen - es ist beeindruckend wie Roboter die Arbeit ohne Menschenhand verrichten.
Trotz ausführlichem Stöbern im Outlet widerstehen wir jeder Versuchung, einige dieser Plastikteile zu kaufen.
Erst in Michelstadt haben wir dann die Möglichkeit einen Kaffee zu trinken. Wir beginnen unseren Altstadtrundgang natürlich am historischen Rathaus.
Das Baujahr 1484 ist mit, in der Spätgotik üblichen, arabischen Ziffern in das Holz eingehauen. In der offenen Rathaushalle tagte das Zentgericht, Bürger und Zentmannschaft bildeten dabei den sogenannten Umstand. Im Obergeschoß hatte das ehrbare Gericht, später Rat der Stadt genannt, seinen Sitz. Heute dient das' Gebäude u.a. als Trauzimmer.
Der Erzengel Michael steht auf einem Würfelstein, der das gräfliche und das städtische Wappen zeigt und hält mit dem Flammenschwert und der Seelenwaage das Böse von' der Stadt ab. Der aus Sandstein gehauene Schutzpatron ist nicht der Namensgeber der Stadt. Michelstadt - michlinstat - kommt von dem Althochdeutschen Wort michlin (= groß).
Das ehemalige Gasthaus „Zum goldenen Löwen" erbaute der Gräfl.-Erbach-Fürstenauische Marsch-Commissar Johann Nicolaus Friedrich. Seine Initialen sowie das Erbauungsjahr 1755 schmücken den Ziergiebel des Barockbaus. In dem heutigen Verwaltungsgebäude befand sich früher zudem einmal eine Posthalterei von Thum und Taxis.
Die Stadtkirche ist im Wesentlichen in der Zeit vor 1461 bis 1537 entstanden und wurde dem Erzengel Michael und dem heiligen Kilian geweiht. An ihrem Platz stand in früherer Zeit eine Holzkirche der Iroschotten, die durch eine karolingische Steinkirche ersetzt wurde. Die hier befindliche Gruft der Grafen zu Erbach ist eine wichtige Grablege.
An der Stadtmauer befindet sich der Diebesturm. In diesem Eckturm der Kellerei wurden Straftäter bis zum Gerichtstag oder von der Urteilsverkündung bis zur Urteilsvollstreckung festgehalten. Die untere Tür war nicht vorhanden, die Gefangenen wurden durch eine Falltür in Stockwerkshöhe in das Verlies gebracht.
Ebenfalls fast in die Stadtmauer integriert ist die Kainsbacher Mühle, 1426 erstmals erwähnt, als historische Getreidemühle aus Nieder-Kainsbach im Gersprenztal stammt.
All dies liegt in einem wunderschönen großen Innenhof, an dessen Kopfseite die sog. Kellerei ein Museum beherbergt/ beherbergen soll. Es wird derzeit massiv umgestaltet.
Das Areal kam 815 durch Schenkung in den Besitz Einhards, dem Biograph Karls des Großen. Das Kloster Lorsch trat dessen Erbe an und ließ durch Abt Gerbodo den fränkischen Hof ausbauen. Der Zerstörung im Jahr 1307 folgte der Wiederaufbau. Ab dem 16 Jhr. wohnte hier ein gräflicher Verwaltungsbeamter, der so genannte „Keller".
Auf dem Rundgang haben wir die Menukarten vom Hotel Drei Hasen und vom Grünen Baum studiert und uns entschieden, im zweiten zu essen, u.a. weil dieser in der TV-Sendung 'Hessen geht essen' vorgestellt wurde. .
Gegen 18.00 Uhr treffen wir dann im Grünen Baum ein; alle Tische reserviert! Trotzdem geht noch was und wir entscheiden uns für Wildsülze mit Bratkartoffeln (U) und Lammhaxe mit Bohnen und zweierlei Knödel. Zuhause steht dann Bordbuch von gestern und heute an.
Aufbruch: | 23.04.2017 |
Dauer: | 9 Tage |
Heimkehr: | 01.05.2017 |