Zwischen Rapsfeldern und Streuobstwiesen

Reisezeit: April / Mai 2017  |  von Herbert S.

Michelstadt-Erbach I

Wir wollen in Erbach unser Programm beginnen, Ulrike findet den Ort jedoch nicht im Navi! (Ortsteil von Michelstadt) Daher fahren wir über Michelstadt dorthin. Die Rapsfelder neben den Obstweisen gefallen uns sehr und müssen natürlich auch festgehalten werden.

In Erbach können wir direkt vor dem Schloß parken und erfahren in der T-Info, dass wir uns für die 11.00 Uhr Führung durch die herzöglichen Sammlungen schon beeilen müssen. Leider ist das Elfenbeinmuseum heute geschlossen, so dass wir nur den geführten Rundgang durch das Schloß machen können.
Aus einer mittelalterlichen Tiefburg hervorgegangen, erhielt das Erbacher Schloss Mitte des 18. Jahrhunderts seine heutige Gestalt. Hinter der prunkvollen Barockfassade birgt es die kostbaren Sammlungen von Graf Franz I. zu Erbach-Erbach (1754-1823), der seine Reiseandenken in eigens dafür eingerichteten Räumen zur Schau stellte.
Ein Glücksfall, dass die Räume mit den dazugehörigen Ausstellungsstücken erhalten sind! Fühlen Sie sich mehr als 200 Jahre zurückversetzt und bestaunen Sie die bedeutende Antikensammlung, den prunkvollen Rittersaal mit seinen Waffen und Rüstungen sowie die Hirschgalerie und erahnen Sie einen Hauch des einstigen gräflichen Familienlebens in den Privatgemächern.

Schloss Erbach mit Orangerie

Schloss Erbach mit Orangerie

Die Dame, die das macht, macht es hervorragend. Sie ist in der weiten Familiengeschichte des deutschen Adels recht bewandert und kann diverse Zusammenhänge herstellen. Man merkt ihr die Begeisterung an. Bereits am Eingang erklärt sie uns, dass die vielen ‚großen‘ V als Zahlen ‚5‘ nebenbei die Jahreszahl des Schlosses angeben. Auch sollen wir uns beim Betreten der ersten Eingangshalle nicht in einem Jagdschloß fühlen, obwohl alle Wände voller Geweihe hängen. Der Hausher war Sammler und hat alle ‚absonderlichen‘ Geweihe gesammelt, so dass man heute Wissenschaftler einlädt über die verschiedenen Krankheiten der Tiere zu forschen. Eine weitere riesige Sammlung umfasst hunderte von Gewehren aller möglichen Bauarten (Vorderlader , Steinschlaggewehre, Perkussiongewehre …)
Absolut einmalig ist die im Festsaal untergebrachte Sammlung von Rüstungen – leider darf man nicht fotografieren, mal sehen was daraus geworden ist.
Die Säulen in diesem Rittersaal genannten Raum wirken wie Stein sind jedoch aus Holz und auch das Kreuzgewölbe ist eine abgehängte Holzdecke.
Der Rittersaal mit seinem Kreuzrippengewölbe ist ein bedeutendes Beispiel früher neugotischer Innenarchitektur aus dem frühen 19. Jahrhundert. Der repräsentative Saal wurde mit mittelalterlichen Glasfenstern ausgestattet. Das älteste dieser prächtig gefärbten meterhohen Kunstwerke ist 7S0 Jahre alt. Das Licht fallt durch sie auf eine der ältesten Sammlungen mittelalterlicher Waffen und Rastungen Deutschlands. Der kunstvoll aus Eisen gearbeitete weltberühmte .Ortenburger Sattel', der hier zu sehen ist, stammt vermutlich aus den Jahren um 1550. In der gegenüberliegenden Waffenkammer befinden sich zahlreiche, prachtig verzierte Schusswaffen und eine große Kollektion an jagdlichen Blankwaffen sowie Jagdzubehör.

Im ersten Stock geht der Rundgang durch verschiedene Schloßzimmer mit weiteren Sammlungen weiter. Griech. Vasen, chinesische Produkte, römische Büsten, Porzellan, etc. 75 min sind schnell vorüber, vor allem da in der kleinen Gruppe (5 Pers) ein Mann mit vielen Fragen und aber auch sinnvollen Beiträgen teilnimmt.
Die Hirschgalerie beeindruckt durch die wunderbar geschnitzte Holzdecke aus dem 17. Jahrhundert. Graf Eberhard XV. (1818-1884) ließ sie hier im Schloss einbauen und schuf den über 20 m langen Saal als Rahmen für die berühmte natur und jagdkundliche Sammlung seines Großvaters Franz I. mit ihren kapitalen Geweihen, kostbaren Prunkwaffen und seltenem Jagdzubehör.

von den römischen Zimmer gibt es drei

von den römischen Zimmer gibt es drei

Die Hubertuskapelle zeigt ein monumentales Kunstwerk der Spätgotik, den Schöllenbacher Altar, aus dem Jahre 1515. Der mehr als vier Meter hohe und über fünf Meter breite Flügelaltar bildet den Stammbaum Christi, zwölf Könige aus dem Alten Testament sowie Szenen aus dem Marienleben ab. Ursprünglich stand der vom Grafenhaus Erbach-Erbach gestiftete Altar in der Wallfahrtskirche in Schöllenbach. 1873 ließ ihn Eberhard XV. ins Schloss transportieren und baute für ihn die heutige Kapelle. Zwischen 2006 und 2010 wurde der Altar aufwändig restauriert.

Fremdfoto (von einer Abbildung abfotografiert)

Fremdfoto (von einer Abbildung abfotografiert)

Rundgang durch die kleine Altstadt

In der ehemaligen Residenzstadt der Grafen zu Erbach-Erbach bereiten Ihnen das Ensemble aus Barockschloss mit mittelalterlichem Wehrturm und der Lustgarten mit seiner Orangerie einen prunkvollen Empfang.
Bei einem Spaziergang an der munteren Mümling entlang, am Alten Rathaus vorbei durch das Städtel mit seinen verwinkelten Gassen, der Stadtkirche und den liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern lassen Sie die beschauliche Atmosphäre vergangener Tage auf sich wirken.
Die stolzen Burgmannenhäuser scheinen auch heute noch über den Stadtkern zu wachen. Das Kunsthandwerk der Elfenbeinschnitzerei und der Holzbildhauerei, deren Traditionen die Jahrhunderte überdauert haben, ist hier noch lebendig.

Tempelhaus - erbaut 1378 - befesdtigter Wohnturm der Burgmannenfamilie Echter

Tempelhaus - erbaut 1378 - befesdtigter Wohnturm der Burgmannenfamilie Echter

Die schon im Heimatmuseum kennengelernten verschiedenen Arten von Schindeln können wir in einer Nebenstrasse an manchen Häuserfassaden bewundern.

eine Schnitzerwerkstatt finden wir doch noch

eine Schnitzerwerkstatt finden wir doch noch

der Rundgang endet wieder am gräflichen Schloß mit mächtigem Wehrturm

der Rundgang endet wieder am gräflichen Schloß mit mächtigem Wehrturm

© Herbert S., 2017
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Hessen Drei brachte eine ganze Reihe von Sendungen über die Perlen des Landes, die uns Lust machte mal eine Woche im Odenwald zu verbringen.
Details:
Aufbruch: 23.04.2017
Dauer: 9 Tage
Heimkehr: 01.05.2017
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Herbert S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Herbert sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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