Venedig - Italien - 2017
6. Tag - Cannaregio: Scalzi - Santa Maria di Nazareth
Scalzi - Santa Maria di Nazareth
Santa Maria di Nazareth, umgangssprachlich Scalzi, ist eine Klosterkirche in der Nähe des Bahnhofs. Sie wird zurzeit von Außen restauriert. Das ist sehr schade, denn auch gerade die Fassade ist sehr beeindruckend.
Im Jahre 1633 ließen sich die Unbeschuhten Karmeliter (scalzo = barfuss) in Venedig nieder.
1636 erhielt der Orden die Genehmigung zum Bau eines Klosters neben der von Palladio entworfenen Kirche. 1861 bis 1863 musste diese zusammen mit dem Karmeliterkloster dem Hauptbahnhof weichen.
1654 legte Longhena den Entwurf für die Kirche „degli Scalzi“ vor. Unter seiner Bauleitung entstand bis zur Weihe 1705 eine helle Saalkirche in der Nachfolge Palladios, mit zwei großen Seitenkapellen, die von je zwei kleineren Kapellen flankiert werden. Als Longhena 1682 starb, leitete Giuseppe Pozzo, Mitglied der Laienbruderschaft der Karmeliter, ab 1685 die Bauarbeiten und entwarf die mittleren Seitenkapellen und den Altar neu.
Die Kirche wurde 1853–1862 während der österreichischen Regierung gründlich restauriert.
Die zweistöckige Spätbarock–Fassade mit korinthischen, auf Sockeln ruhenden Doppelsäulen wurde 1672 bis 1680 von Giuseppe Sardi fertig gestellt, der anstelle des in Venedig üblichen Kalksteins aus Istrien, Marmor aus Carrara verwendete.
Die Fassade ist 25 Meter breit und 26 Meter hoch. In den unteren Nischen sind von links der heilige Sebastian, die heilige Maria Magdalena, die heilige Margareta und der heilige Johannes der Täufer zu sehen. Allegorische Figuren sind in den Eingangszwickeln, zwei Putten bilden den Schlussstein. In der oberen Reihe links ist eine Statue des heiligen Hieronymus und eine Darstellung des Glaubens. In der Mitte befindet sich die Gottesmutter mit dem Kind auf ihrem Thron, nach der die Kirche benannt ist. Die Statue der Hoffnung rechts davon ist beim Herabstürzen zerstört worden, rechts außen sieht man eine Statue des heiligen Bartholomäus. Die meisten Statuen der Fassade stammen von Bernardo Falconi. Der Giebel trägt das Wappen der Familie Cavazza. In der Mitte des Giebels steht der auferstandene Christus, an der rechten Ecke Eva mit dem Apfel und links Adam.
Der Innenraum ist 45 m lang, 25 m breit und 24 m hoch. 14 Fenster beleuchten die Kirche. Die Ausstattung gestaltete Giuseppe Pozzo, Bruder des Architekten Andrea Pozzo. Giuseppe Pozzo verwandelte Longhenas Kirche in eine dramatische, barocke Theaterszenerie.
An jeder Wandseite befinden sich drei Seitenaltären, zwei kleine und in der Mitte auf jeder Seite eine große Kapelle. Die beiden flankierenden kleinen Kapellen werden durch auf Sockeln stehende korinthische Pilaster vom Hauptschiff abgegrenzt. Die sieben Statuen zwischen den Pilastern stellen die Apostel dar und werden teilweise Bernardo Falconi zugeschrieben. Darüber befinden sich zwölf Büsten von Päpsten, Bischöfen und Presbytern, als deren Schöpfer Clemente Moli oder Giovanni Marchiori gelten.
Durch die Verwendung von polychromen Marmor und reichen Figurenschmuck wird das Licht der seitlichen Thermenfenster gedämpft. Der opulente Hauptaltar trennt das Presbyterium vom Mönchschor. Mehr als 60 Grabplatten in weißen oder roten Marmor befinden sich auf dem Fußboden.
Das große Deckengemälde von Tiepolo „Flug des Marienhauses nach Loreto“ wurde 1915 durch eine österreichische Fliegerbombe, die dem Bahnhof galt, fast völlig zerstört. Der Entwurf und Reste des Freskos befinden sich jetzt in der Accademia.
Seit 1934 ist das Bild durch das Deckengemälde „Proklamation der jungfräulichen Empfängnis beim Konzil von Nikäa von Ettore Tito (1859-1941) ersetzt. In der zweiten Seitenkapelle rechts von Tiepolo „Die Glorie der Heiligen Theresa von Avila. In der dritten Seitenkapelle links eine Statue des Heiligen Sebastian und drei Reliefs in vergoldeter Bronze mit Szenen aus dem Leben des Heiligen Sebastian. Außerdem finden wir in der Kirche ausdrucksstarke Statuen der karmelitischen Heiligen Theresa von Avila und Johannes vom Kreuz.
Die finanziellen Mittel, für die umfangreichen Dekorationsarbeiten stellte die Familie Manin zur Verfügung.
Im linken Seitenschiff ist der letzte Doge Ludovico Manin, der 1797 abgesetzt wurde, begraben.
Aufbruch: | 01.11.2017 |
Dauer: | 6 Tage |
Heimkehr: | 06.11.2017 |