Höhepunkte Jordanien
Gerasa - röm. Provinzstadt (I)
Nach der Mittagspause starten wir die umfangreiche 'Wanderung' durch die Provinzstadt Gerasa.
Eine derartige Vielfalt an erhaltenen Straßenzügen ist uns nicht einmal in Rom annäherungsweise begegnet. Im Gegensatz zu Ajloun ist hier alles gekennzeichnet und mit Plänen dokumentiert. Selbst unser Führer meint: so 3 bis 3,5 Stunden benötigen wir schon als Minimum. Der Eintritt ist daher mit 10 Dirham auch recht hoch, ist für uns ja erledigt – ähnlich auch an den beiden anderen Besichtigungsorten und das Visum.
Die abwechslungsreiche Geschichte von Gerasa beginnt etwa 6000 v. Chr.. Doch erst Alexander dem Großen ist die Entwicklung zu nennenswerter Größe zu verdanken. Zeitweise wurde sie Antiochia Chrysorhoas (Goldfluss) genannt. Als die Nabatäer ihr Reich auch nach Norden ausdehnten, entwickelte sich Gerasa zwischen 84 und 72 v.Chr. zu einem Handels-Stützpunkt auf dem Nordabschnitt der Weihrauchstraße nach Damaskus. Unter den Römern wuchs die Siedlung u.a. auch durch die Erzfunde in den Bergen von Ajlun zu einer wohlhabenden Stadt.
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Nach einem zwangsweisen Zugang durch einen riesigen Souvenirshop erreicht man zunächst das dreiteilige Hadrianstor. Der heutigen Erscheinung fehlen die oberen Teile, denn das Tor hatte einmal die stattliche Höhe von 21,5 m (fast neun heutige Stockwerke!) und nahm für seine drei Tore eine Breite von 25 m ein.
Im Anschluß läuft man entlang des Hyppodroms, in dessen Areal ein paar Sitzreihen erhalten blieben. Die 244 m lange Pferderennbahn bot immerhin 15 000 Zuschauern Platz. Es handelte sich für römische Verhältnisse allerdings um eine eher kleine Anlage.
Ein längerer Weg führt zum eigentlichen Stadtbezirk, den man durch das Südtor betritt. Das dem Hadrianstor ähnliche Südtor war eines von insgesamt vier Toren in der 3.5 km langen und 2.5 m breiten Stadtmauer aus dem 1.Jh. n.Chr..
Eigentlich ist der stellenweise ziemlich starke Geländeabfall Richtung Flussbett keine gute Voraussetzung für die Gründung einer Stadt. Archäologen haben bis heute außer einer Begründung wegen des vorhanden Flusswassers keine weitere Erklärung gefunden.
Für die größeren Bauten mußte eine aufwändige Geländenivellierung erfolgen, was man auf dem Weg zum Ovalen Forum erkennen kann.
Auch zur Errichtung des Ovalen Forums war die Erschaffung eines Sockels erforderlich, der mit 6-8 m Höhe eine Senke des Geländes ausgleichen musste.
Noch immer ist das Forum mit den Original-Steinplatten gepflastert und von ca. 60 ionischen Säulen begrenzt - ein architektonisch beeindruckender Anblick. Die Säulen tragen Namensinschriften der 'edlen Spender'.
Vom Forum blickt man über ein Feld größeren Ausmaßes (ehem. Temenos) ohne für den Laien erkennbare ehem. Bebauung auf den imposanten Zeustempel aus dem 2. Jh. n. Chr.
Der Zeustempel lag auf einer Anhöhe, erkennbar ist noch das Podest und die Säulen der Front. In byzantinischer Zeit wurde das Gelände geplündert und die Bauelemente in den zahlreichen Kirchen und weiteren öffentlichen Gebäuden der Stadt verwendet. Einiger Schaden entstand auch, als die lokale Bevölkerung hier nach verborgenen Schätzen suchte...
Aufgrund der Topographie, der Zugang zum Zeustempel ist winklig zur Achse des Cardo, ist der Platz oval ausgeführt, und es ergibt sich durch den architektonischen Kniff der Eindruck eines runden Platzes. Der 80 x 90 m messende mit Steinplatten geflasterte Platz ist von ca. 60 Säulen umgeben, früher lagen darum herum Ladengeschäfte.
Direkt neben dem Zeustempel ist das Südtheater in den Berg gebettet bzw. von Tonnengewölben abgestützt. Es gehört zu den schönsten Bauwerken der Stadt. Der im 1. Jh. n.Chr. erbaute und zumindest teilweise von wohlhabenden Bürgern finanzierte Komplex wurde wahrscheinlich ebenfalls durch das katastrophale Erdbeben 747 zerstört und ab 1925 restauriert. Er ist, wie die meisten römischen Theater, nach Norden ausgerichtet, damit die Zuschauer nicht von der Sonne geblendet werden.
Die Anlage bietet etwa 4 000 Besuchern auf 32 Sitzreihen Platz, die in zwei Ränge unterteilt sind. Die Sitzplätze waren offenbar nummeriert, noch heute sind - vor allem rechts der Bühne - griechische Zahlen zur Kennzeichnung der Sitze zu entdecken. (Dumont)
Aufbruch: | März 2019 |
Dauer: | unbekannt |
Heimkehr: | März 2019 |