Einmal rings um Afrika
Marokko: Teil 1 – von 25.11. bis 03.12.2019 2120 km
Ziel: Von Tanger Med über Chefchaouen nach Meknes und Azrou, quer über den Mittleren und den Hohen Atlas, durch die Dades Schlucht und die Todhra Schlucht, über Rachidia nach Erg Chebbi, auf Off-Road Pisten durch die Sahara bis Zagora, von M’hamid aus erneut Off-Road über die Dünen von Erg Chegaga bis Foum-Zguid und weiter bis Tiznit.
Wetter: meist sonnig, < 20º, nachts kühl bis bitter kalt bei -5º.
Wir fahren von Tanger Med Richtung Süden, kommen an Tetuan vorbei, durchqueren auf einer neuen, zum Grossteil bereits 4-Spurig ausgebauten Strasse das Rif Gebirge
und erreichen Chefchaouen, die blaue Stadt, die uns beim letzten Mal schon so fasziniert hat.
Mit ihren alten Gebäuden, schmalen engen Gassen, ein Ort zum Verweilen, Bestaunen, Wohlfühlen.
Die letzte schlaflose Nacht steckt uns irgendwie noch in den Knochen, wir beschliessen am späten Nachmittag ‚genug gesehen‘ und fahren weiter Richtung Süden
bis wir nahe der UNESCO geschützten Römersiedlung Volubilis auf einem in I-Overlander gefundenen SP niederlassen.
Am nächsten Morgen erst mal eine Runde durch die Ruinen von Volubilis (E= Ausländer MAD 70, Einheimische MAD 30). Die Stadt um AD 0 für über 20.000 Ew. erbaut, um AD 200 aber wegen der permanenten Attacken der Berber schon wieder aufgegeben und beim grossen Erdbeben von Lissabon um 1755 endgültig eingeebnet.
Weiter geht es in das nahe gelegene Moulay Indriss, eine der heiligsten Stätten des Islam in Marokko (fünf Pilgerfahrten hierher gelten so viel wie eine Hadsch nach Mekka), schnell werden drei ‚offizielle‘ Fremdenführer mit ‚wir waren ja schon mal hier’ abgewehrt, wir gehen hoch zum Mausoleum, vom Balkon wird runter auf die Moschee, die Stadt geschaut,
noch eine Runde durch die Altstadt,
auf dem Markt die Fleisch- und Gemüsevorräte nachgefüllt,
noch ein letzter Blick zurück
und schon sind wir in Meknes, einer der vier Königsstädte Marokkos. Der ehemalige Palast immer noch von mächtigen Mauern umgeben,
der riesige Markt faszinierend wie ehe und jeh.
Die Zwiebeltrockenanlagen stehen immer noch am Wegesrand, trotz erneut verpassten Sonnenuntergang ist dieser Blick ins Tal immer noch faszinierend.
Wenige km weiter durchqueren wir dann Azrou und finden kurz darauf unseren IO-SP in den Zedernwäldern beim Tioumliline Kloster.
Unser Versuch nächsten Morgen die Klosterruine zu besichtigen endet vor verschlossenen Türen, also hoch auf den Pass, wo zahlreiche ‚Makaken Affen‘ auf die in Bussen hergekarrten Touristen warten um von ihnen ihre Portion Gemüse oder Erdnüsse zu erbetteln.
Schon schlau diese Viecher, wo Touristen, da auch Affen,
ansonsten macht dieser riesige Zedernwald einen recht unbelebten Eindruck wie wir auf unserer 2 stündigen Wanderung zur Gouraud Zeder deutlich feststellen können. Dieser Baum ist ca. 900 Jahre alt geworden und zählt mit 40m Höhe bei 10m Umfang zu den größten Zedern weltweit,
nur scheint er leider mittlerweile an Altersschwäche eingegangen zu sein, denn rindenlos und ohne jegliches grün???…
Dafür auch hier an diesem Touristen-Hot-Spot wieder zahlreiche Affen, die auf Futter warten.
Durch den Zedernwald zurück zum Parkplatz
und erst mal weiter Richtung Süden, bis wir bei Buolojul Richtung Süd-Westen abbiegen um den Atlas mal auf Nebenstrassen zu überqueren. Aus der Ferne grüßen die Schneewipfel des Dj. Ajachi,
am Wegesrand kleine abgelegene Bergdörfer
und trotzdem Schwerlastverkehr, bei dem wir teilweise die Sorge hatten ob der noch unter die Strom- und Telefonleitungen durchpasst.
Aber alles geht gut, bei der erst besten Gelegenheit werden wir vorbeigewunken und haben nun freie Aussicht auf noch mehr einsame Dörfer,
auf riesige tiefe Täler, die den Atlas durchziehen.
In Aghbala lernen wir die wahre Bedeutung des Begriffes ‚Marktstrasse‘ kennen, entlang der Hauptdurchgangsstrasse sind Marktstände aufgebaut,
der Strassenrand völlig zugeparkt und die verbleibende Wegfläche wird zur Flaniermeile degradiert. So schleichen wir nun von Popo zu Popo die Strasse entlang, bis wir am Ortsausgang die Marokkanische Doppeldecker-Version eines ‚Chicken-Taxi‘ sehen.
Während in Mittelamerika etwa 20 Passagiere sich nur auf der Ladefläche drängeln, wird hier der Fahrer/Fahrgastraum erst mal mit Schafen gefüllt, während die menschlichen Passagiere in einem Käfig auf das Dach verladen werden. Beim Weg hoch auf den Pass bei 2300m ein paar schöne Landschaftsbilder geschossen
und dann beim Weg runter etwa 10km nördlich von Imilchil auf knapp 2200m am Lake Tsir einen netten SP gefunden.
Gute Nacht Freunde,…
die Ihr die Nacht in euren warmen Betten verbringen durftet, bei uns war es bitterkalt, lt. Mini-Max Thermometer <-5º.
Langsam wieder aufgetaut werden wir in Alemrhou von der nächsten Marktstrasse begrüßt,
aber so langsam bekommen wir ja Übung im hindurch schlängeln und weiter südlich gehört das ja zur Tagesordnung.
In Argoudal biegen wir Richtung Dades Schlucht ab, klettern immer weiter den Hohen Atlas hinauf,
vorbei an kleinen, abgelegenen Bergdörfern,
überqueren bei 2820hm einen Pass und sind in einer traumhaft schönen Canyon Landschaft angekommen,
deren Mächtigkeit und Tiefe den Vergleich mit dem Grand Canyon nicht zu scheuen braucht.
Dass man hier oben so einsam und allein ist mag sicher an der ausgesetzten und ruppigen Bergstrasse liegen, denn kaum passiert man Tilmi
wird die Strasse deutlich ‚besser‘, ist geteert, der von Touristen gut besuchte Nordausgang der Dades Schlucht ist erreicht,
Auf der schmalen Strasse runter in die enge Schlucht
mit ihren mehrere hundert Meter hohen Felswänden,
noch ein letzter steiler Abstieg,
vorbei an den roten Felsen bei Ait Youl
und schon ist man in Boumalne Dades, einer modernen Mittelstadt angekommen.
Da wir schon in der Nähe sind, statten wir der nur 50km entfernten Todhra Schlucht gleich auch noch einen Erinnerungs-Besuch ab.
Die Schlucht sieht noch genauso aus wie vor 8 Jahren, die Souvenirverkäufer stehen immer noch an der selben Stelle.
Droben bei Tamtattouchte drehen wir um, fahren die ganze Schlucht wieder zurück, durchqueren noch Tinerhir
und finden 30km weiter östlich einen SP.
Auf dem Markt in Rachidia füllen wir unsere Fleisch-Obst- und Gemüsevorräte wieder auf, statten dem ‚Blautopf‘,
der Blauen Quelle von Meski einen Erinnerungsbesuch ab, schauen runter auf die riesige Oase von Tirhiourine,
die mittlerweile wie so viele Feuchtgebiete auf unserer Erde unter dem Schutz des Ramsar Abkommens steht.
Wir erreichen mit den Dünen von Erg Chebbi
den östlichsten Punkt unserer Kurz-Reise durch Marokko und lassen uns drunten am Salzsee von den wenigen verbliebenen Flamingos zum verweilen überreden.
SP am Salz See bei Merzouga.
Am Morgen besuchen wir nochmals die Flamingos,
bekommen noch einen Gegenbesuch von einer Kamelherde
und fahren dann weiter nach Taouz, zum Beginn der Off-Road Piste durch die Sahara. Geschäftstüchtige ‚Helfer‘ auf Mopeds bieten uns ihre Begleitung an, warnen uns vor einer Solo-Fahrt, vor der Durchquerung des reißenden Ziz-Flusses – der, wie wir später von einer entgegenkommenden Gruppe Italienischer Motorradfahrer erfahren, derzeit völlig trocken ist und die Weichsandstellen bei der Einfahrt einfach zu befahren sind. Weiter geht es mal auf Sand,
mal über Geröll, Steine und Wellblech-Rüttelpisten. Hinter Ramlia muss dann ein Dünenfeld mit knapp 2km Weichsand durchquert werden, aber dank eingelegter Reduktion und dem um 50% reduzierten Luftdruck bereitet uns diese Stelle auch keinerlei Probleme – schliesslich haben wir das Fahren im Sand in Australien und in der Gobi schon ausreichend geübt. Die Fahrt ist wesentlich kurzweiliger als erwartet, denn schaut man auf die Karte, so meint man hier stundenlang durch die Einsamkeit zu fahren, aber dann steht hier alle paar km so ein schönes Hotel/Camping/Restaurant am Wegesrand,
das zum Verweilen / Fotografieren einlädt. Noch einen ausgetrockneten Salzsee überquert
und dann immer weiter nach Westen, bis wir bei Ali-ou-Hasso auf die Teerstrasse Richtung Süden stossen. In Zagora das berühmte Schild: ‚nur noch 52 Tage mit den Kamelen bis Timbuktu‘,
doch bei der derzeitigen Lage im Norden von Mali wird das Erreichen dieser sagenumwobenen Stadt wohl noch länger ein Traum vieler Overlander bleiben. Wir fahren noch ein Stück weiter Richtung Süden und übernachten in den Hügeln vor M’Hamid.
Im M’Hamid gehen wir erst mal zum Metzger, zum Obst- und Gemüsehändler, füllen auch noch unsere Wassertanks auf und machen uns dann auf den Weg zu den Dünen von Erg Chegaga. Die ersten km gleich hinter der Stadt sind so eine Art Schlüsselstelle, Dünen mit Weichsand so weit das Auge reicht,
der Rest dann eine einfach zu befahrende Schotterpiste durch die Steinwüste.
Die Sicheldünen von Erg Chegaga sind schon beeindruckend,
wir finden sie noch mächtiger und schöner als Erg Chebbi, eigentlich könnte man hier schon ein paar ruhige Tage verbringen, trotzdem fahren wir nach einem kurzen Spaziergang weiter Richtung Westen. Unser Tagesziel ist Foum-Zguid, nur die Piste dahin eine reine Katastrophe.
Es geht über gut 100km quer durch die Steinwüste, durch ausgetrocknete Flussbetten, endlose Kies-, Schotter- und sonstige Steinpassagen. 5 Stunden lang werden wir gerüttelt und geschüttelt, bevor wir bei Foum-Zguid wieder Asphalt erreichen. Genug Off-Road für heute, wir suchen uns einen SP ganz in der Nähe, drunten ‚im trockenen Flussbett‘.
Über Tata erreichen wir die Oasie Akka,
aber von den in Führer versprochenen süßen Datteln ist zumindest heute nichts zu sehen. Also noch ein paar Stunden weiter durch die Ausläufer der Sahara,
bis wir dann endlich am frühen Abend Tiznit erreichen.
Hier hat uns bei letzten mal schon ein Sattler neue Schon-Bezüge für SL2 gemacht und den beauftragen wir heute wieder uns Schonbezüge für SL3 anzufertigen und nebenbei den Hersteller-Pfusch an unseren Recaro Sitzen zu beheben, die Seitenwangen am Fahrersitz nach gut 2 Jahren total durchgesessen, gerade aus der Garantie und Kulanz für diese ‚schwäbische Firma‘ natürlich ein Fremdwort,….
Für die nächsten 2 Tage lassen wir uns auf dem städtischen CP von Tiznit nieder, geniessen das Leben bei Lammkoteletts, nutzen die Gunst der Stunde – sprich das schnelle WiFi hier am Platz und stellen den ersten Teil unseres Marokko Berichtes ins Netz.
Ansonsten lassen wir die Seele baumeln und harren der Dinge,….
Aufbruch: | 23.11.2019 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | April 2020 |
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