Einmal rings um Afrika
Mauretanien: Teil 1 – von 08.12. bis 14.12.2019 1510 km
Ziel: Von der Grenze nach Nouadhibou, in die Hauptstadt Nouakchott, weiter über die Oase Terjit nach Atar, von hier über Ouadane zum Guel er-Richat, dem Auge der Sahara, dann quer durch die Dünenfelder über Chinguetti, UNESCO Weltkulturerbe und zugleich siebt-heiligste Stadt des Islam und zurück nach Atar.
Wetter: Tagsüber sonnig, < 30º, Nachts angenehm, <20º.
Die Grenzabfertigung in Mauretanien eigentlich logisch, zügig, die Grenzhelfer, die hier für €10 ihre Dienste anbieten braucht man nicht. Gleich nach dem Tor links die Polizei, Pass und Auto werden in Computer und Listen eingetragen, direkt rechts daneben die Visastelle, die Fingerabdrücke nimmt, per Webcam ein Bild macht und noch schnell €55 für ein 30 Tagesvisum kassiert. Jetzt geht es zum Zoll um das ‚Laissez Passer‘ für das Auto ausstellen zu lassen, hier zwar wird versucht mal schnell €10 zu kassieren, aber ein ‚ist das nicht kostenlos?‘ beendet schnell die Diskussion. Nun nochmals zur Polizei kurz vor dem Ausgang wo erneut Listen geführt und die Visa ‚validiert‘ werden. Die ganze Prozedur dauerte bei uns um die 90 Minuten, ein letzter Check ob alle Stempel im Pass sind, wir durchfahren das innere Grenztor und sind damit in Mauretanien angekommen.
Unser erster Weg führt uns ins nahegelegene Nouadhibou, ähnlich Dakhla auf einer Landzunge liegend, am Stadtanfang ein netter CP, Kitesurfer in der Lagune,
aber dann, je weiter man Richtung Stadt vordringt, desto unwirklicher, ‚malerischer‘ wird die Umgebung. Wer die Randgebiete von Rio, Manila, Bombay kennt, versteht von was ich hier schreibe. In der Innenstadt versuchen wir eine Autoversicherung abzuschliessen, aber das Büro hat heute, sonntags, geschlossen. Dafür sind wir bereits am dritten Geldautomaten erfolgreich und der Kauf einer SIM Karte (EUR 4) samt Aufladung (EUR 2,5 für 2Gb/7 Tage) klappt schon beim ersten Versuch. Wir ziehen uns in den Süden der Stadt auf den I-Overlander freundlichen Riesenparkplatz bei Hotel Consado zurück. Genug Abenteuer für heute, morgen ist auch noch ein Tag.
Wir fahren die letzten Kilometer raus zum Cape Blanc,
wo die Sandbank von tausenden von Vögeln bevölkert ist,
aber von den seltenen Robben die hier nisten sollen, können wir leider keine einzige entdecken.
Zurück von der kargen Landschaft
durch den Stadtverkehr von Nouadhibou,
wo wir noch unsere Autoversicherung abschliessen, bevor wir die Stadt wieder Richtung Norden verlassen.
Das Strassenbild wird hier weiterhin von den Nomaden mit ihren Ziegen-
und Schafherden bestimmt.
Wir sehen heute zum ersten Mal den schwersten Zug der Welt,
in 200 Wagons wird hier täglich Eisenerz aus den 700km entfernten Minen im Hinterland zum Hafen von Nouadhibou gebracht. Vorbei an einer kleine Moschee am Strassenrand
erreichen wir Bou Lanouar und wollen von hier eigentlich auf einer Off-Road Piste entlang der Eisenbahn bis nach Atar fahren. Aber unser Navi lässt uns hier völlig im Stich, schon der Beginn der Piste bleibt unauffindbar, bis uns dieser nette Anwohner mal auf den Weg in die richtige Richtung bringt.
Nur seine weitere Beschreibung wie: ‘bleibt immer zwischen den Geleisen und den Tafeln der vergrabenen Telecom Leitung‘ nutzt uns hier wenig, hier sind einfach keinerlei Spuren eines Tracks zu erkennen
und ohne zuverlässiges Navi als Solofahrer in diese Sandwüste, wo auf jedes Eingraben ein stundenlanges Ausgraben folgen würde??? – Nein, Danke, dafür fühle ich mich langsam zu alt. Schweren Herzens drehen wir um, folgen der Hauptstrasse noch für ein paar Stunden Richtung Nouakchott
und beziehen dann bei Chami ‘ein Wüstencamp’.
Zurück auf der Hauptstrasse geht es weiter Richtung Süden, der Sand wird von kräftigen Böen über die Strasse geweht, die kleinen Dörfer am Stassenrand verschwinden im Staub im Nebel.
Ganz vorn am Meer, ein kleines Fischerdorf, eines der Boote kehrt gerade vom Fang zurück,
die Sicht hier ist viel klarer, aber für das Weiterfahren ‚auf der Strandstrecke‘, einem nur bei Ebbe befahrbaren Sandstreifen direkt an der Wasserlinie Richtung Nouakchott reicht für uns die Zeit bis zum Einsetzten der Flut nicht mehr. Also zurück auf die Hauptstrasse, an den zahlreichen Kontrollpunkten fleissig unsere Fiche abgegeben und so wird endlich Nouakchott erreicht. Breite, gut beleuchtete Einfallstrassen begrüßen uns schon 30km vor der Stadtgrenze,
der Verkehr ungeregelt, die Taxis etwas hektisch, aber bei weitem nicht so schlimm, wie in vielen Berichten geschildert. Wir durchqueren die Stadt, kommen an den Heuhändlern
und den Möbelschreinern vorbei
und schaffen es dann den ganzen Marktbereich im Auto zu durchqueren. Hier ein paar Stimmungsbilder, wobei wir aber bewusst auf das fotografieren der Menschenmassen verzichtet haben.
Vorbei an der Marokkanischen Mosche,
den auf Kundschaft lauernden Taxifahrern,
durchs ganz normale Verkehrsgetümmel
erreichen wir den Palast des Präsidenten.
Hier stellen wir das Auto eine Weile ab, gehen ein bisschen zu Fuss durch die Stadt bis zur Saudi Moschee
und dem Handy Market, weiter noch bis zur Grand Moschee,
bevor wir die Stadt wieder Richtung Atar verlassen. Nach ca. 100km mit vier weiteren Fiche-kassierenden Kontrollposten finden wir abseits der Strasse unseren SP für heute.
Impressionen von der Weiterfahrt wie Stillleben am Strassenrand,
Querverkehr in Tarnfarben,
Gegenverkehr im Sandnebel,
Kupferabbaugebiete um Akjoujt,
mal ältere
und mal modernere Wohngebäude,
ein Fichesammler auf dem Weg zum Arbeitseinsatz,
eines der Iglu-artigen Strohgebäude typisch für die Oasenstadt Terjit
in der ab hier €5 Eintritt?, Wasserbewunderungsgebühr??, oder gar Kurtaxe ??? fällig werden.
Ohne uns, noch ein paar der Häuser hier fotografiert
und dann nichts wie weiter nach Atar,
Hauptort dieser Gegend, in dem neben Bank und Tankstelle auch der CP Bab-Sahara (UM 600/Nacht) , ein Treffpunkt der Overlander auf uns warten.
Die Strasse Richtung Ouadane führt gleich mal steil hoch zum Ebnou Pass,
unterwegs tierischer Gegenverkehr,
‚droben auf’m Berg‘ eine tolle Aussicht
und natürlich der nächsten Kontrollposten. Die Hüter dieses alten Fort wollen gleich mal 60 MRU Bewunderungsgebühr
und die für die Besichtigung der Petroglyphen nahebei wird nochmals der selbe Betrag fällig.
Nach 150km mäßig gepflegter Staubstrasse mit teils recht heftigen Wellblechabschnitten
erreichen wir Ouadane,
wo wir bereits von zahlreichen ‚Führern‘ erwartet werden, die uns gegen Gebühr ihre Altstadt zeigen wollen.
Wir lehnen dankend ab und brechen stattdessen zur Fahrt durch die umliegenden Sanddünen auf,
denn Anja hat unser Navi endlich dazu überreden können, das zu tun was es soll und nicht nur das was ihm mal gerade Spass machte und so ist unser Tagesziel für heute das Guelb er-Richat, das Auge der Sahara,
ein Krater mit 40km Durchmesser, der aus mehreren konzentrischen Ringen besteht und der nach letzten Theorien auf einen ‚Beinahe-Vulkanausbruch‘ zurückzuführen ist. Leider ist der Krater relativ seicht, die Bilder, die vom Rand gemacht werden können, sind wenig spektakulär, aber schaut Euch dafür mal die Luftaufnahmen an, die es davon massenhaft im Internet gibt,…
Unser SP für heute: mittendrin im Krater.
Wieder zurück über den Kraterrand
folgen wir im wesentlichen unseren Spuren von gestern,
enddecken dabei diesen Brunnen mitten in der Sandwüste
und kommen so zurück nach, wo wir beschliessen anstatt 150km über übles Wellblech zurückzufahren, dass wir es versuchen wollen, Chinguetti auf der Piste durch die Dünen zu erreichen. Am Anfang sind noch Spuren der Piste im Sand zu erkennen
aber irgendwann hat der Wind alles verweht, konturenloses Gelände soweit das Auge reicht.
Und dann kommt es, wie es kommen muss, ein kleiner dummer Fahrfehler – und wir sitzen im Weichsand fest.
Am Abend noch gut 3 Stunden lang versucht, das Auto auszugraben, am nächsten Morgen schon wieder 3 Stunden geschaufelt und plötzlich steht unser ‚Schutzengel‘ neben dem Auto, ein Hirte, der so 3km weit weg sein Zelt hat und einfach mal nachschauen kam was hier so los ist, warum da immer wieder mal ein Auto brummt. Mit seiner Hilfe und Erfahrung waren wir nach weiteren 30 Minuten frei, er ging dann sogar noch ein Stückchen voraus
um uns zurück auf die immer noch meist unsichtbare Piste zu bringen.
Selten solche klaren Stellen,
meist eher ein erahnen des Weges entlang der vom Navi vorgeschlagenen Richtung,
wobei dann solche kleinen Highlights schon dankend angenommen wurden.
Kurz vor Chinguetti Ruinen am alten Flussufer,
im Ort selbst die üblichen Souvenir Läden.
Der Ort selbst wurde schon im 13Jh gegründet, hatte als Etappenstation auch schon mal über 20.000 Ew. und zählt als siebt-heiligste Stadt des Islam. Wurde unter UNESCO Schutz gestellt und beherbergt unzählige alte Schriften und Dokumente.
Da sich aber keiner von seinen alten Schriften trennen möchte,
werden diese nicht, wie mal von der UNESCO geplant in einer zentralen Bücherei untergebracht, sondern jeder der irgendein altes Buch besitzt hat ein Schild mit ‚Bücherei und Museum‘ an seinem Haus angebracht und hofft auf zahlwillige Touristen.
Wir fahren zurück nach Atar und übernachten diesmal auf dem CP Inimi.
Eine ausgiebige Dusche um den Wüstensand abzuspülen und dazu ein ruhiger Abend um den ersten Teil dieses Mauretanien Berichtes abzuschliessen.
Morgen geht’s dann weiter im nächsten Kapitel.
Aufbruch: | 23.11.2019 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | April 2020 |
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