Einmal rings um Afrika
Mauretanien: Teil 2 – von 15.12. bis 22.12.2019 1760 km
Ziel: Von Atar über Tidjikja zu den Sahara-Krokodilen bei Matmata und Metraucha nahe Kiffa, auf einer anspruchsvollen 4W Drive Piste nach M’bout, auf mal mehr, mal weniger guten Strassen über Kaedi und Boghe nach Rosso, schliesslich über die Dammpiste zur Grenze bei Diama.
Wetter: Tagsüber sonnig, < 30º, Nachts angenehm, <20º.
Heute Morgen erst eine längeren Plauderei mit zwei Overlandern, dann stehen noch Einkaufen, Wasser fassen und Tanken auf dem Programmzettel und so wird es fast 13h bis wir uns auf den Weg machen. Die gut 400km lange Strasse nach Tidjikja mittlerweile bestens gepflegte Aspalt, landschaftlich wohl die schönste und abwechslungsreichste Strecke, die wir bisher in Mauretanien gefahren sind. Es geht erstmal an der vor ein paar Tagen besuchten Oasenstadt Terjit vorbei, hoch über einen schönen Pass
und dann hat die Strecke es in sich.
Sie führt nun durch endlose Dünengebiete
und so begegnen wir gar mancher Wanderdüne auf ihrem Sonntagsausflug.
Zwischendurch dürfen wir heute mal den ‚Schutzengel‘ spielen, ein Hilux ganz da vorne oben im Bild hatte sich festgefahren, die Sandbleche schon abgeladen, Fahrer und Beifahrer beim Schaufeln. Da haben wir den Lux mal schnell an die Winde gehängt, ein kurzer Ruck und er war wieder mobil. Die Freude war gross, aber die gutgemeinte Einladung zum Mittagessen haben wir dann doch dankend abgelehnt, so gross war unser Aufwand ja wirklich nicht.
Uns war es eher wichtig un-eingegraben durchzukommen,
beziehungsweise an Stellen, an denen die mehrere Meter hohen Verwehungen die Strasse unpassierbar machten,
eine geeignete Umfahrung zu finden. Die Sonne geht unter, Nachtfahrten wollen wir hier eigentlich vermeiden, so beziehen wir ca. 120km vor Tidjikja ein Wüstencamp ‚hinter den Dünen‘.
Eine riesige Düne am Wegesrand liefert das Material für die nächsten Verwehungen,
ein kleines Bergdorf sorgt für weitere Abwechslung,
bevor Tidjikja erreicht wird, einst ein wichtiger Stützpunkt an der Karawanenstraße,
heute eine nette Kleinstadt,
in der der Fiche-kassierende Polizeiposten natürlich nicht fehlen darf. Ein paar Dörfer weiter offensichtlich Schulschluss,
Gruppen winkender Kinder / Jugendlicher zieren den Strassenrand, bevor das Landschaftsbild sich dann zu einer dunklen, fast schwarzen Steinwüste ändert.
Wir durchqueren Nbeika,
biegen am Ortsende links ab und folgen den nächsten 25km einer mal mehr, oft aber auch weniger gut zu erkennenden tiefsandigen Piste, bis wir Matmata erreichen. Hier geht es auf einer Felsenplatte steil bergauf,
droben weiter durch dunkle Geröllfelder
bis dann endlich der Endpunkt dieses Tracks, ein sandiger Parkplatz im Flussbett erreicht ist.
Ab hier wandert man knapp 2km Flussabwärts, bis zu einer steilen Geländestufe, zur Regenzeit ein Wasserfall. Hier ist man an einer der letzten Stellen angekommen, an der man noch Sahara-Krokodile in freier Wildbahn beobachten kann.
Sei es beim Faulenzen,
beim Spaziergang ins Wasser
beim Schwimmen,
beim Nichtstun,
beim Verdaungsschlaf
oder beim Chillen im Pool.
Wir haben heute Nachmittag 10 Krokodile gezählt, morgen früh wollen wir die Gegenprobe machen, unser SP daher der Parkplatz im Trockenbett.
Am nächsten Morgen zurück an dem Tümpel finden wir zwar eine Gruppe von französischen Touristen, die hier mit Führer, Fahrer und Koch unterwegs sind
und seit 8h morgens schon auf die Krokodile warten, aber als sich dann in der nächsten Stunde immer noch keines blicken lässt, brechen wir die Aktion hier ab und fahren auf der tiefen Sandpiste zurück nach Nbeika.
Von hier geht es dann auf der bekannten Strasse weiter Richtung Süd-Westen, die Bergdörfer am Wegesrand im Sandstaub fast verborgen,
dann plötzlich ein paar schneeweise Sanddünen, die uns an White Sands, die Gipsdünen in New Mexico erinnern.
Eines der vielen Dörfer, die wir heute durchfahren,
eine nette Moschee,
noch so eines Dörfchen am Wegesrand
und dann erreichen wir Kiffa, eine Mittelstadt mit ca. 40.000 Ew.
kaufen ein paar Baquettes am Strassenrand,
lassen aber das restlichen Marktgeschehen links liegen,
denn wir wollen heute trotz aller Fiche-sammelnden Kontrollposten noch weiter raus aufs Land,
in eine Gegend in der die festen Gebäude von Zelten abgelöst werden, sich das ganze Leben ‚Open Air‘ abzuspielen scheint.
Irgendwie scheuen wir uns davor noch weitere detailliertere Fotos zu machen, dafür diese Bild vom blühenden Einzelhandel.
Wir erreichen Foum el Cherat und biegen dort nach links auf eine ca. 5km lange Piste ab,
die uns zum Guelta Metraucha bringt, einer der wenigen Orte, an denen man diese Sahara Krokodile noch sehen kann. Die Sonne geht bereits unter, als wir am ‚Parkplatz‘ endlich ankommen, na dann schlafen wir uns eben erst mal aus und verschieben die Krokodilsuche auf morgen früh.
Pünktlich um 7h werden wir von einer durchziehenden Kuhherde geweckt, dann schauen 2 Esel bei uns vorbei und am Schluss zieht eine Herde Affen (Paviane??) durch,
um sich dann am gegenüberliegenden Berghang lautstark auszutoben.
Das kleine Wasserbecken mit den Krokodilen ist schnell gefunden,
doch die Tiere sind hier recht scheu, kaum nähern wir uns an,
verziehen die sich ins Wasser, tauchen unter, nur selten noch sind dann Auge und Nase zu sehen. Ganz anders diese Riesenechse, die lässt sich durch uns bei ihrem Sonnenbad nicht stören
und auch einige Kühe, die zum Trinken an diesen Tümpel kommen, scheinen mit den Krokodilen Freundschaft geschlossen zu haben, denn sie waten furchtlos ins Wasser, saufen sich voll und ziehen weiter. Auch wir brechen die Beobachtung nach einer guten Stunde ab und fahren zurück Richtung Kiffa, bewundern nochmals diese ‚Open Air Wohnungen‘,
lassen in Kiffa nochmals 10 Kopien unserer Fiche erstellen und fahren dann ca. 50km Richtung Süden um Mauretanien hier ganz weit drunten, nahe der Grenze zu Mali zu durchqueren. Unser Atlas lügt mal wieder, statt der versprochenen Strasse finden wir hier nur eine Off-Road Piste vom allerfeinsten. Erst Track/Spurensuche im Sand, ein paar tiefsandige Dünenquerungen und dann rauf aufs Hochplateau mit klassischem Rock-Hopping.
Droben gehen die Fahr-Übungen stilecht weiter,
der km-Schnitt sinkt auf unter 20, die Sonne geht langsam unter, wir beziehen unseren SP ‚hinter den Felsen‘ etwa 100km vor M’bout.
Hier im Nirgendwo sind zwar immer wieder mal Spuren davon zu sehen, dass hier mal an so etwas wie einer Strasse gebaut wurde, wie u.a. solche mittlerweile wieder von der Umwelt zerstörten, verfallenen Brücken beweisen,
aber sonst ist das ganze eine reiner Off-Road Track.
Hier will unser Navi partout quer durch ein eingezäuntes, abgesperrtes Feld und erst Dank der Hinweise einiger lokaler Bauern finden wir den Weg ausserum Richtung M’bout.
Die am besten erhaltene Brücke von allen und selbst diese bereits mit einer beachtlichen Trittstufe.
In M’bout am Ende des Tracks dieser stolze Wegweiser: ‚Kiffa 300km‘, wehe dem ahnungslosen Fremden, der da ohne gutes Navi und ohne 4WD reinfährt.
Entlang der Hauptstrasse zum Ortsende
und weiter bis Kaedi, wo wir gleich mal einen kurzen Abstecher zum Ufer des Senegal River machen. Der Personen-Grenzverkehr mit den Einheimischen hier blüht, die Fähren sind voll beladen,
nur wir können und dürfen da nicht rüber.
Also wieder einmal quer über den Central Market
zurück in die Innenstadt zum Krankenhaus, das für diese Rundhütten einen internationalen Architekturpreis bekommen hat
und dann weiter Richtung Westen, bis wir ca. 30km vor Boghe unseren SP ‚unter Bäumen‘ finden.
Stadtbesichtigung in Boghe, eigentlich fahren wir gleich quer durch die Stadt runter zum Fluss,
dort ein kleiner Binnensee / Lagune mit Badestrand
und gegenüber der lokale Markt, neben dem heute zusätzlich noch ein Tiermarkt abgehalten wird.
Hoch ans Flussufer, wieder mal einen Blick rüber nach Senegal geworfen
und nebenher den Fischverkäufern zugeschaut, die ihre auf Eis liegender Fische direkt vom LKW an die wartenden Hausfrauen verkaufen,
die ihre Einkäufe dann auf dem Kopf nach Hause tragen.
Weiter geht es auf einer relativ neuen, gut ausgebauten Strasse Richtung Rosso, die Gegend erscheint irgendwie reicher,
vom nahen Senegal Fluss gespeiste künstliche Seen, Wasserbecken, werden als Waschhaus und Badeanstalt genutzt.
In Rosso, der drittgrößten Stadt Mauretaniens müssen wir erst mal zum Markt um weitere Kopien unserer Fiche anfertigen zu lassen,
haben wir doch allein seit Kiffa schon 38 mal diesen Zettel abgeben müssen und wer weiss, wie viele Kontrollpunkte uns noch erwarten. Wir durchqueren das Marktgebiet
und gehen runter zum Fluss, wo man mit dem Fahrzeug nach Senegal übersetzten kann. Wir haben schon die tollsten Stories von hier gehört – und auch heute:
eine lange LKW Schlange vor dem Hafentor, im Hafenbereich ca. 50 PKW/Kleinlastwagen abfahrtbereit aufgereiht und die zwei Fähren liegen festgemacht im Wasser, warten offensichtlich auf bessere Zeiten.
Wir beschliessen bei unserem Plan zu bleiben und über die ‚Dammstrasse‘ nach Diama zu fahren um dort die Grenze zu überqueren. Unterwegs begegnen wir noch ein paar Affen,
mehrere Rotten solcher Wildschweine
und schaukeln ansonsten in erhöhter Schrittgeschwindigkeit auf einer ausgefahrenen, zerquetschten Lehmpiste Richtung Grenze. 6km vor dem Grenzposten geht die Sonne unter, wir verziehen uns für die letzten zwei Nächte in Mauretanien nochmals ‚hinter die Dünen‘.
Bevor wir das Land endgültig verlassen legen wir einen ‚Planungstag‘ ein, überdenken nochmals Route und Visa-Strategie, entstauben das Auto vom Wüstensand, machen wieder mal ‚klar Schiff und geniessen diesen ‚Ruhetag‘ in vollen Zügen.
Aber dann am übernächsten Morgen geht es endlich weiter, die letzten paar km zum Grenzposten sind schnell abgeschaukelt, die Passe werden geprüft, der Zöllner der das Auto ausstempelt arbeitet fix, kassiert schnell noch UM 400 für ‚Extra Arbeit‘ gegen Quittung. Der Gemeindekassierer will UM 100 gegen Quittung für Dorfstrassenbefahrung und dann will der Polizist auch noch mal UM 400 oder EUR 10 OHNE Quittung für das Ausstempeln der Pässe. Leider haben wir erst mal gute 20 min auf den Ausstempler warten müssen und so war meine Laune entsprechen. Ich erklärte ihm klipp und klar: keine Quittung = kein Geld und notfalls fahre ich auch ohne seinem Stempel weiter, denn wen interessiert der schon? Geht doch, nach ein paar weiteren Minuten haben wir unsere Stempel im Pass, wechseln unsere restlichen UM in FCA und fahren über den Damm nach Senegal,…
Aufbruch: | 23.11.2019 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | April 2020 |
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