Ein bischen Spanisch und gaaanz viel Spaß und Erfahrung
Ecuador: Cotopaxi
Jaja der Cotopaxi...
Ich erzaehl´s einfach mal der Reihe nach:
Am Morgen des 9.10 starteten wir unser grosses Bergsteigerarbenteuer zusammen mit unserem Guide, Julian, mit einem Jeep von Latacunga aus.
Der Jeep setzte uns am Parkplatz des Cotopaxi ab, von wo aus man das Refugio bereits sehen konnte... dem entsprechend hielten wir die erste Etappe des Trips auch fuer einen Katzensprung. Dieser einstuendige Katzensprung war zwar nicht ganz einfach, zumal wir noch unseren grossen Rucksack trugen, doch lernten wir schon unsere erste Lektion von Julian... "slowly, slowly"
der Weg vom Parkplatz zum Refugio
Das Refugio selbst ist im Vergleich zum Ilinizas Refugio ein wahres Luxushotel. Das Innere war nett mit Holz verkleidet und 2 grosse Kuechen stellten die Sammelstelle vieler Guides dar. Julian bediente uns sogleich mit vielerlei bzw. REICHLICH Essen (brot, Kaese, Wurst, Marmelkade, Suppe, Nudeln, Haehnchen, Aprikosen, Schokoladenkuchen.......), so dass wir uns gemuetlich zuruecklehnen konnten und uns ganz wie auf einer Oesterreichischen Alm fuehlten. Das war wohl auch genau das richtige vor den bislang nicht geahnten Qualen des naechsten Tages.
Ausblick vom Refugio
das Refugio / die Alm
Nachdem wir unseren "gemeinsamen" Daypack (ich durfte ihn am naechsten Tag fast ausschliesslich tragen) gepackt hatten machten wir uns gegen 7 Uhr Abends auf ins Bett.
Warum so frueh? Bereits um Mitternacht begann das grosse Aufbrechen und die etwa 40 Bergsteiger (von denen es nur 15 schafften) des Refugios standen auf, kleideten sich, hatten "Fruehstueck" und auf gings an den Berg!
So gingen auch wir mit Hardcase-Plastikstiefeln, Fleecehose, Ueberziehhose, Harness, Fleece-Pullover, ein paar Shirts, Wintersturmhaube, Goretex Jacke, Eisaxt und Headlamp bei Vollmond Richtung Gletscher.
noch guter Dinge
Bis zum Gletscher, etwa 30 Minuten, ging auch noch alles glatt. Dann wurden die Steigeisen untergeschnallt und der Unangenehme Part begann.
Mit einem Seil verbunden ging es fuer Julian, Moritz, und mich nun auf den Schnee/ das Eis.
ab in die Steigeisen
Ich merkte schnell, dass ich die naechsten 5-7 (fuer Julian 2,5) Stunden Aufstieg wohl mit zu grossen Schuhen bewaeltigen musste, was besonders gut kommt, wenn man teilweise nur mit der Fussspitze im Eis stecken sollte!
Moritz plagten sehr schnell sehr starke Bauschschmerzen, was uns zu Pausen zwang, in denen er sich vor Schmerzen kruemmte. Ausserdem quaengelte er ueber Blasen an den Fersen und meine Steigeisen loesten sich zwischenzeitlich, Julians gleich 2 mal und Moritz Crampons beschlossen auch nach einigen Stunden nicht mehr zu wollen. Die Materialprobleme konnten wir aber beseitigen.
Moritz Magenprobleme waren auf zu kaltes Wasser am Morgen zurueckzufuehren und liessen sich mit Hilfe von Julians Atemanweisungen beheben.
nur vom Mond belaeuchteter weg durchs Eis
Trotzdem erschwerten Blasen und zu grosse Schuhe den ohnehin anstrengenden Weg. So mussten wir immer wieder Pausen einlegen und Moritz dachte nicht nur einmal ans Aufgeben (weshalb der Rucksack auch bis auf weiteres bei mir blieb). Zudem draengte nun die Zeit, da man bis spaetestens 8 Uhr den Gipfel erreichen musste, da sonst der Abstieg gefaehrlich wird, da die Sonne den Schnee schmelzt.
Pause im eis... Moritz (rechts) fix und fertig
schinbar tot... wohl eher gelangweilt... unser Guide Julian
Warum dann noch Schnee da ist? Genaue Temperaturen sind unklar, doch war mein Finger nach 3 Fotos hintereinander so eingefroren, dass ich ein weiteres nicht machen konnte und die Getraenke im Rucksack hatten grosse Eiswurfel... so dass eine Nachttemperatur WEIT unter 0 wohl wahrscheinlich ist.
Kurz vor Sonnenaufgang dann die scheinbar frohe Nachricht auf 5700m (von 5897m zu besteigenden) augekommen zu sein. Diese machte Moritz Entschluss klar, nicht aufzugeben. Und ich fuehlte mich inzwischen relativ gut zumal Moritz immer vor mir lief und ich sah, wie schlecht es einem gehen kann
der sonnenaufgang
eigentlich schoen genug... aber wir wollten mehr
Doch dann Begann erst der richtig harte teil. Es wurde so extrem steil, dass wir alle 4 Schritte (die ohnehin nicht groesser als eine halbe Schuhlaenge waren) Pause einlegten und uns erschopft auf den Eisaexten aufstuetzten. Zudem setzten bei mir erste Zeichen von Hoehenkrankheit ein... Kopfschmerzen.
gezeichnet von Qualen
60 Hoehenmeter vor dem Gipfel hatten wir jedoch noch 1,5 Stunden Zeit, so dass wir nicht ans Aufgeben denken wollten.
der letzte Anstieg... wirklich so steil (im Hintergrund der Schatten des Vulkans)
Schliesslich erreichten wir nach dem groessten Kraftakt und der groessten Schweinehundueberwindung unseres Lebens nach 6,5 Stunden (womit der Rekord des Kletterossis von 7 Stunden sogar eingestellt wurde ) und 1147 Tageshoehenmetern den Gipfel! Moritz den Traenen nahe, den boden kuessend, ich fassungslos und Julian laut schreiend (Einer seiner schoensten Aufstiege... hat schon 600-700 hinter sich, 40 Jahre alt) fielen wir uns beim seltenen Anblick des qualmenden Kraterinnerens und unter warmen Sonnenschein in die Arme.
Die Strapazen schienen fuer einen Moment vergessen und wir machten Fotos, assen, was noch nicht gefroren war und genossen diesen einmaligen Moment ueber den wolken auf dem Gipfel, der abgesehen vom Chimborazo den Sternen am naechsten ist, auf dem 2t hoechsten aktiven Vulkan der Erde, dem 2t groessten Berg Ecuadors, mit einer so perfekt vulkanischen Form, dass das Umland in 2000 Metern tiefe durch die Wolkenloecher rundum klar zu sehen ist. Wie schon gesagt, war es selbst fuer Julian ein aussergwohnlicher Moment, da er nur selten Aufstiege unter Vollmond unter Sternenhimmel erlebt hat, die in einem windstillen, wolkenfreiem Gipfel endeten... Es ist schwer Worte zu finden, wie viel Glueck und Freude ich in diesem Moment empfand!
morgens um 7:20 auf dem Cotopaxi
der Krater
Ich (links) Moritz (rechts) am Krater
Moritz, Julian, Isch
Zeichen der Qualen... die gefrorene Headlamp
Der ein einhalbstuendige Abstieg schien nun nur noch ein Schaulauf... nix da.
der Abstieg... da sind wir hoch?
Meine Kopfschmerzen wurden immer schlimmer und mir wurde ziemlich schlecht. Dies in Kombination mit grosser Muedigkeit liess mich den Abstieg stark bremsen, so dass es erneut in die Verlaengerung ging. Auf Grund des lansgamen Abstiegs gingen die Schmerzen bei Moritz in die Knie und aus den 1,5 Stunden wurden ueber 2... wir kamen also erst nach 9 qualvollen stunden im Refugio an (Moritz nahm mir den Rucksack die letzten 10 Minuten ab), wo es einige Zeit kostete, ehe ich mich aus meiner Regunglosigkeit dazu durchringen konnte eine Aspirin zu nehmen.
Irgendwie manageten wir es dann noch die letzten 300 Hohenmeter mit vollem Gepaeck zum Carpark, von wo wir mit dem Jeep zurueck nach Latacunga fuhren und uns ein Mahl in unserem Stammlokal in der Padre Salceco goennten... in Fachkreisen "Bob" genannt.
ich richtung Parkplatz...
Alles in allem war der Cotopaxi wohl das groesste Erlebnis, meines Lebens und ich wuerde es jedem empfehlen und ihm gutes Wetter und Vollmond wuenschen.... doch mich bekommen da keine 10 Pferde und kein Geld der Welt nochmal hoch!!!
Heute geht´s mit Moritz ab nach Quito und Sonntag allein nach Costa Rica.
Aufbruch: | 27.06.2006 |
Dauer: | 11 Wochen |
Heimkehr: | 13.09.2006 |
Costa Rica
Panama
Nicaragua