Sahara - Grenzfahrten zwischen den Welten
Der Weg nach Timbuktu
Die Strecke bis Timbuktu gilt als Banditengebiet. Tuareg-Rebellen machen die Gegend unsicher. Wir werden aufgefordert, nirgends anzuhalten und keine Anhalter mitzunehmen. Doch was tun als der Abend naht? Die Gegend ist leicht hügelig, Steppe und Buschland soweit das Auge reicht. Wir beschließen, ein Stück von der Piste wegzufahren, uns so gut es geht hinter einem Hügel zu verstecken, noch bei Helligkeit zu kochen, ohne Petroleumlampen in der Dunkelheit zu sitzen. Während wir uns bei Mondschein nur flüsternd unterhalten, wie wir meinen gut getarnt, schießt plötzlich mit lautem Gebelle Rex unter dem Campingtisch hervor. Es ist nicht zu fassen: in nur zehn Meter Entfernung reiten auf großen Kamelen zwei vermummte Tuareg an unserem Lager vorbei! Wir hatten sie weder gesehen noch den Tritt der Kamele gehört! Mit unserer Tarnung war es wohl nicht so weit her. Unseren Gruß erwidern sie nicht, ziehen stumm in die Dunkelheit hinaus. Den Rest der Nacht verbringen wir etwas unruhig in unseren Zelten.
Am nächsten Tag begegnen wir einer achtköpfigen Tuareg-Familie, die auf großgewachsenen Reitkamelen, den Mehari, unterwegs ist. Sie haben wunderschöne Reitsättel aus buntgefärbtem Leder. Ihr gesamter Hausrat inklusive Zelte ist auf drei Lastkamele verteilt. Die Paare reiten auf einem Kamel, die Frauen sitzen hinter ihren Männern, die jüngere Frau hat ein Baby im Arm, ein etwa zehnjährige Mädchen ein Lamm. Man grüßt sich freundlich, die Tuareg steigen ab, wir steigen aus. Als wir auf das Weinen des Zweijährigen aufmerksam werden, sehen wir, dass sein linker Arm eine große Brandwunde aufweist, auf der eine grüne Pflanzenpaste aufgetragen ist. Es sieht gefährlich aus. Wir leisten erste Hilfe und verweisen auf die Notwendigkeit einer ärztlichen Behandlung. Es werden Geschenke ausgetauscht, geflochtene Bändchen gegen Bonbons und Datteln. Das Familienoberhaupt bietet uns einen Kamelritt an. Den nehmen wir gerne an. In luftiger Kamelhöhe wirkt das Land noch unendlicher.
Unterwegs im Rebellengebiet
Tuaregfamilie
Die nächste Nacht verbringen wir geschützt in dem kleinen Campement eines Tuaregdorfes. Wir sind bereits im Niger-Delta und die zu befahrende Strecke wird immer schwieriger. Die Piste vergabelt sich, um sumpfige Flussstellen zu umfahren. Mit unserer Feuerwehr können wir zweimal Nothilfe leisten und im Schlamm steckengebliebene Landrover wieder ans feste Land zu ziehen. Es freut uns, dabei die Bekanntschaft der Afrikareisenden Pamela Watson zu machen, deren Buch "Der Traum von Afrika. Eine Frau, ein Fahrrad - die Freiheit" gerade in Deutsch erschienen ist. Der große Strom bildet hier viele Inseln, auf denen Rinder und Schafe zum Weiden gebracht werden. Ein stolzer Tuaregreiter durchquert mit seinem Kamel eine Wasserfurt. Ein ungewöhnliches Bild.
Durchquerung des Niger
Endlich kommen wir zur Fähre. Sie kann nicht mehr anlegen, da der Wasserstand bereits zu niedrig ist. Ein junger Targi, der hier einen einträglichen Nebenjob ausübt, hängt sich an das Außenfenster und dirigiert unser Fahrzeug per Fingerzeig 200 Meter durch die Untiefen des Überschwemmungsgebiets. Wir tauchen ein bis über die Achsen. Ächzend graben sich die Reifen durch Schlamm und Wasser. Ein Aufatmen als wir wieder festes Ufer einer Insel erreichen. Von dort können wir das Autos auf die Fähre fahren. Die Überfahrt dauert eine halbe Stunde.
Aufbruch: | 05.11.2001 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 10.02.2002 |
Niger
Mali