Sahara - Grenzfahrten zwischen den Welten
Ein Drehkreuz in der Sahara: Dirkou
Am nächsten Tag nähern wir uns dem Pistenknotenpunkt Dirkou. Fritz, der in kurzen Hosen unterwegs ist, hält kurz vor dem Ort das Auto an, um auszusteigen und in lange Hosen zu schlüpfen. Ein kurzes Beinkleid gilt hier als Unterwäsche und man will ja nicht unschicklich gekleidet in der Oase erscheinen. Wie sich herausstellt, hat dieser Halt aber den Argwohn des örtlichen Polizeikommandanten geweckt. Bei der Ortseinfahrt werden wir zur Seite gewunken und einem Verhör unterzogen. Wir müssen die Pässe abgeben und lange auf deren Rückgabe warten. Es bleibt uns Zeit, das Treiben vor Ort zu beobachten. Hier treffen sich die Pisten, die Algerien, Libyen, Tschad und Nigeria miteinander verbinden. Wie ein Spinnennetz durchziehen diese Handelsrouten seit Urzeiten die Sahara. Waren es früher Kamelkarawanen, die in diesen Wüsten unterwegs waren, werden diese immer mehr durch schwere, hoffnungslos überladene Allrad-Lkw ersetzt, die Schmuggelware transportieren. Über Dirkou führt eine wichtige Drogenstraße nach Europa. Hier wird abgeladen, umgeladen, aufgeladen, Waren ebenso wie Menschen, die illegal Grenzen von Süd nach Nord überschreiten wollen.
Hier ist auch ein Treffpunkt der unterschiedlichsten Ethnien. In den Oasen leben Kanuri, die einst Frondienste für die gefürchteten Tuareg leisten mussten, die Felder bestellten und die Palmen pflegten. Direkt vor unserem Auto steht ein attraktiver junger Mann mit eindrucksvollen Schmucknarben im Gesicht, die seine Stammeszugehörigkeit ausdrücken. Die Islamisierung der Bevölkerung gelang nur oberflächlich. Schleier für Frauen, die hier in die buntesten Gewänder gehüllt sind, gibt es nicht.
Der Markt von Dirkou ist groß und gut bestückt. In den Verkaufsständen machen sich Fliegenschwärme auf den ausgebreiteten Fleischfetzen breit. Es gelingt uns endlich, bei einem Straßenhändler Geld zu wechseln, unsere französischen Francs in CFA-Francs, die im gesamten frankophonen Afrika das offizielle Zahlungsmittel sind. Und in einem Hinterhof können wir unsere Treibstoffreserven auffüllen. Ein junger Mann saugt den Diesel mit einem Schlauch aus Fässern an und füllt damit unseren Tank und unsere Kanister.
Wir verlassen Dirkou in Richtung Bilma. Ein dreibeiniger, hell gefleckter Hund humpelt über die Piste, die schnurgerade durch den weiß-gelben Sand verläuft, um am Horizont direkt in den blassblauen Himmel zu führen.
Frau in Seguedine
Hoffnungslos überladener Lkw bei der Abfahrt von Dirkou Richtung Norden
Hotel "L'Afrique" in Dirkou
Aufbruch: | 05.11.2001 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 10.02.2002 |
Niger
Mali