Australien / Neuseeland (November 2007 - April 2008)
Tasmanien
Nachdem wir mit dem Auto die Fähre verlassen hatten, stand uns erst einmal das lange Warten vor der Quarantänestation bevor. Leicht amüsiert konnten wir dabei mitverfolgen, wie einige Wagen vor uns eine Familie einen riesigen Plastiksack mit frischen Früchten vom Festland dem Abfalleimer zuführen durfte. In der Kolonne neben uns sass ein älteres Pärchen im Auto, welches hastig ein paar Bananen in sich hineinstopfte, um zu verhindern, dass diese ebenfalls entsorgt werden müssen. Wir fanden es irgendwie lustig, wie gewisse Personen es fertig bringen, sämtliche Anweisungen, welche einem schon beim Check-in, beim betreten der Fähre und in sämtlichen Faltblättern die den Passagieren abgegeben werden, eingebleut werden zu ignorieren. Da wir uns natürlich, wie es sich für Schweizer Touristen gehört, richtig vorbereitet hatten, war die Quarantänekontrolle innerhalb kürzester Zeit abgeschlossen und wir konnten die erste Tagesfahrt in Tasmanien in Angriff nehmen. Wir fuhren erst einmal der Nordküste entlang Richtung Westen, mit dem Ziel uns baldmöglichst eine Bleibe zu suchen, da die Überfahrt nicht ganz spurlos an uns vorübergegangen war. Als wir nach rund 2 Stunden Fahrt das Küstendörfchen Boat Harbour Beach ansteuerten war für Michi klar, wo wir die nächste Nacht verbringen würden.
Ein Ort mit schneeweissem Sandstrand, glasklarem Wasser, einer optimalen Brandung und wolkenlosem Himmel musste einfach ausgenutzt werden. Nach einiger Recherche vor Ort quartierten wir uns leicht oberhalb des Strandes in einer Holiday Unit ein. Während Michi den Nachmittag mehrheitlich am Strand und im (Tschuldigung für die Ausdrucksweise) arschkalten Wasser verbrachte, legte sich Karin auf dem gemütlichen Sofa unserer Unterkunft hin um das Geschaukle von letzter Nacht auszuschlafen.
Am darauffolgenden Tag fuhren wir weiter nach Stanley, einer kleinen putzigen Ortschaft, welche um einen schroffen, rund 150 Meter hohen Felsen (The Nut) gebaut ist.
Für Schwämmlis führt ein Sessellift hinauf, die hartgesottenen, nehmen den geteerten Zick Zack Wanderweg, welcher so steil ist, dass man sich fragt, weshalb die nicht eine Treppe dort hinauf gebaut haben. Oben angekommen führt ein Weg zu einer Klippe, wo man sich den Wind um die Ohren pfeifen lassen kann.
Wir haben uns in Stanley für zwei Nächte in einem sehr schönen B&B einquartiert (wo wir endlich auch noch den gesponserten Neujahrs-Champagner vom Capital Square Hotel, Sydney genossen und zwar ohne nächtliche Folgen.....) und besuchten am zweiten Tag unseres Aufenthaltes den Park "Dismal Swamp", was so viel bedeutet wie trüber Sumpf. Mitten im Regenwald von Tasmanien kann man sich hier für 20 Dollar auf einer mörderischen Rutschbahn, welche in rund 10 Sekunden 100 Höhenmeter überwindet sämtliche Rückenwirbel brechen lassen und anschliessend auf einem Sumpfwanderweg fragwürdige Kunstwerke im Wald bewundern. Zugegeben, unser Kunstverständnis gehört nicht zu den besten, aber vielleicht lag es auch an den Kopfschmerzen nach der Rutschpartie, dass wir den Ausstellungstücken im Wald nicht den gebührenden Respekt entgegenbrachten.
Auf der Weiterfahrt am folgenden Tag stellten wir definitiv fest, dass Tasmanien nicht die grüne Insel ist, die wir uns immer vorgestellt hatten.
Obschon der Nordwesten eigentlich der feuchteste Teil der Insel ist, hat es hier schon seit Monaten nicht mehr geregnet und die paar Regentropfen, welche in Stanley am Vorabend gefallen waren führten nicht dazu, dass die Insel viel grüner wirkte. Unser nächstes Ziel war der Cradle Mountain-St. Claire Nationalpark. Hier wird's für alle Wanderfreunde und bergbegeisterten interessant (und das meinen wir wirklich so)! Wir hatten ja bereits mehrere Wanderungen in nicht immer berauschenden Verhältnissen auf dem australischen Festland absolviert und haben definitiv verstanden, dass die Australier unter dem Begriff "Berge" nicht ganz das gleiche verstehen wie wir. Aber die Tageswanderung, resp. Bergtour welche wir im nördlichen Teil dieses Parkes machten, belehrte uns eines Besseren. Zwar schaute mich die nette junge Dame an der Reception der Cradle Mountain Lodge nur verständislos an, als ich sie fragte, ob man bereits vor 07.30 Uhr Frühstücken könne, da wir eine grosse Tageswanderung vor hätten. Aber ansonsten kann das Gebiet um den Dove Lake den Schweizer Wandergebieten absolut das Wasser reichen.
Wir starteten also nach dem Frühstück (welches man ja nicht auslassen kann, wenns schon im Preis inbegriffen ist) bei rund 5 Grad Aussentemperatur und stahlblauem Himmel zu unserer Tour, welche uns auf den Cradle Mountain und an insgesamt 6 Bergseen vorbei führen sollte.
Nach rund 7 Stunden reiner Lauf- und Kletterzeit sind wir wieder an unserem Ausgangspunkt angelangt, überwältigt von optischen Eindrücken. Das geniale daran war, dass wir in diesem sonst häufig wolkenverhangenen Gebiet fast den ganzen Tag keine Wolke zu Gesicht bekommen haben und sich auch die uns so verhassten Fliegen kaum gezeigt haben. Und die Landschaft war einfach phänomenal!
Ausserdem haben wir während unseres Aufenthaltes in der Cradle Mountain Lodge einen tasmanischen Teufel (welcher sich gerade über die Abfalleimer hinter dem Hotelrestaurant hermachen wollte), einige Wombats sowie dutzende Wallabies gesehen, welche zur Abwechslung mal nicht plattgewalzt am Strassenrand lagen. In Bezug auf totgefahrene Tiere ist übrigens das australische Festland im Vergleich zu Tasmanien direkt harmlos. In Tasmanien fährt man praktisch in jeder Kurve über ein flachgedrücktes Fellkneuel oder einen blutigen Fleischhaufen auf der Strasse und es fällt einem manchmal schwer, die Fahrt durch das schöne Land zu geniessen, wenn man täglich an hunderten Tierkadavern vorbei fährt.
Nach unserer Bergtour fuhren wir weiter nach Hobart, wo wir uns für zwei Nächte einquartierten, damit Karin ihren Muskelkater vom Klettern wieder etwas auskurieren konnte. Am Pier des Hafens haben wir köstliche Meeresfrüchte genossen und auf dem Mount Wellington (welchen wir mit dem Auto erklimmten) die Aussicht auf die Stadt, die Tasman Bridge und die umliegenden Buchten bewundert.
Am 24. Januar gings dann weiter nach Port Arthur, wo wir uns die Gefängnisruinen der historischen Strafanstalt (hier wurden früher die ganz schweren Jungs hingebracht, welche bereits in anderen Gefängnissen Straftaten verübt hatten) im Rahmen einer "Ghost Tour" anschauten. Ganz so gruselig, wie wir es uns vorgestellt hatten wars zwar nicht, aber immerhin haben wir beim Rückmarsch zu unserem Hotel noch einen Pinguin auf dem Rasen eines historischen Gebäudes gesehen. Vielleicht wars ja der Geist eines bereits verstorbenen Pinguins....
Als nächste Station steht der Freycinet National Park auf dem Programm. Hier haben wir wohl glücklicherweise noch so ziemlich die letzte verfügbare Unterkunft erwischt, ein grosszügiges Zweizimmer-Studio mit allem was man so braucht, vor allem wenn man dringendst frische Wäsche benötigt. Am 26. Januar machen wir eine kleine Wanderung zum Wineglass Bay Lookout, welche wir aufgrund des endlich ausgeheilten Muskelkaters von Karin zur gleichnamigen Beach verlängern.
Michi hat sich dann umgehend ins eher kühle Wasser gestürzt, Karin hingegen wollte eigentlich nur die Beine "bädele", da hat sie eine kleine Brandung überrascht und halb zugedeckt. Somit musste sie unfreiwilligerweise auch noch eine Trocknungsphase einlegen. Auf dem Rückweg zum Ausgangspunkt kam uns eine Horde Japaner entgegen, welche irgendwo aus einem Bus ausgespuckt wurde. Zum Glück waren wir frühzeitig (sozusagen unter uns) unterwegs und auch trockenen Fusses wieder in unserem zu Hause angekommen. Kaum dort eingetroffen sah sich eine Wolke gezwungen über unserem Haus kurz ein paar Minuten auszuregnen. Der Regen, welcher dringend nötig wäre, war jedoch von kurzer Dauer.
Heute ist ja australischer Nationalfeiertag, aber ausser ein bis zwei Autos mit australischer Flagge und ein paar Beiträgen im TV konnten wir diesen Tag nicht von allen andern unterscheiden. Keine Feuerwerke, keine sichtbaren Partys.....
So fahren wir am Sonntag wieder weiter mit dem Ziel Launceston gen Norden mit einem kleinen Umweg über den Mt William NP, wo wir nach ca. 40 Kilometern Gravelroad gemäss Reiseführer Wombats, Forester Kängurus und Felsenwallabies hätten finden sollen - leider haben sie diese für uns heute nicht "herausgelassen".
Also rösseln wir nochmal 20 Kilometer im staubtrockenen Kies, damit wenigstens unser 4WD wieder mal etwas zu tun hat und lassen uns für die letzten beiden Nächte auf Tasmanien in Launceston nieder.
Frohgemut wie jeden Abend machen wir uns auf, irgend eine kulinarische Köstlichkeit in irgend einem Restaurant zu uns zu nehmen. Den Reiseführern sei dank, wissen wir ja immer wo die besten Happen zu finden sind. Und da wir ja den Speck nicht nur anfressen, sondern auch gleich wieder los werden wollen, machen wir das in der Regel zu Fuss. Heute war ein Restaurant angesagt, welches am anderen Ende der Stadt liegt, aber praktisch an der gleichen Strasse, wie unser Hotel. Also einfach 2 bis 3 Kilometer geradeaus laufen und schon ist man am Futtertrog angekommen. Dumm nur, wenn dieser nicht geöffnet hat, oder wie in unserem Fall vermutlich nie mehr öffnen, sondern eher verfallen wird. Also weitergelatscht zum nächsten "Geheimtipp". Sorry, ausgebucht gibt's da zu hören. Immerhin beim dritten Versuch hats geklappt und das Essen war erst noch wunderbar.
Natürlich geht's nach dem Essen den ganzen Weg auch zu Fuss wieder zurück zum Hotel. Dort angekommen wurde es dann plötzlich heiter. Karin (wie immer für die sichere Aufbewahrung des Zimmerschlüssels zuständig) fängt an in ihrem Bauchtäschchen rumzukramen. Zuerst gelassen, wie Frauen das in ihren Handtaschen zu tun pflegen, dann aber immer hektischer und mit verzweifeltem Ausdruck im Gesicht. Der Zimmerschlüssel ist definitiv nicht da! "Aber ich han en ganz sicher ipackt, wo mer gange sind!". Vermutlich ist er im Restaurant rausgefallen... Unschön, aber kein Beinbruch. Schliesslich gibt's ja eine Hotel Reception. Wir also rüber zur Reception, nur um festzustellen, dass diese seit 15 Minuten geschlossen ist und erst am nächsten Morgen wieder bedient wird. Und netterweise steht auch nirgends eine Nottelefonnummer und die Türklingel funktioniert auch nicht. Fensterklopfen und ähnliches bringt leider auch nicht den gewünschten Effekt. Also nichts wie ins Auto gehüpft und zurück zum Restaurant, um nach dem Schlüssel zu fragen. Zu Dumm! Der Autoschlüssel ist im Hotelzimmer! Also neue Strategie: Einer von uns läuft zum Restaurant zurück und der andere wartet hier, falls jemand auftaucht. Michi stellt sich freiwillig fürs Warten zur Verfügung, während Karin den interessanteren, Schweiss treibenden Laufjob bekommt (joggen in Ausgangsklamotten war immer schon Karins grösster Wunschtraum!).
Nach rund 20 Minuten kommt sie zurück, ohne jedoch einen Schlüssel aufgetrieben zu haben. Jetzt wird's langsam ganz schwierig, denn für eine Übernachtung unter dem Sternenhimmel waren wir beide irgendwie nicht in der Stimmung und ein Zelt hatten wir auch gerade keins dabei . Da kommt Karin die rettende Idee. Ein Blick um die Gebäudeecke zeigt ein Eingang sowie ein Fenster, welches Licht hat und dem Erscheinungsbild nach kein Hotelzimmer ist. Karin bringt auch noch diese Strecke (ca. 10 Schritte) hinter sich und klopft an die Türe, was von einem kläffenden Hündchen beantwortet wird. Kurz darauf erscheint die nette Dame von der Reception in der Türe und ein kurzes Gespräch später verfügen wir über einen neuen Zimmerschlüssel! JUHEEE! Doch nicht unter der Brücke schlafen heute Nacht. Das Öffnen der Zimmertüre offenbart dann anschliessend, dass der Zimmerschlüssel gar nie eingepackt wurde. Wir müssen zugeben, dass wir selten so froh waren, in einem Hotelbett übernachten zu können, wie an diesem Abend.
Der darauffolgende Tag ist wettertechnisch wieder mal von der allerfeinsten Sorte. Wir nutzen das Wetter um die Cataract Gorge, eine Schlucht mit Süsswassersee direkt am Stadtrand zu besuchen und mit der längsten freihängenden Sesselbahn der Welt (gemäss Betreiber) mit einer mastenlosen Spannweite von 308 Metern zu fahren.
The Cataract Gorge inkl. Brücke, Sessellift und Pool (wir haben natürlich im See gebadet und nicht im Pool)
Ausserdem fahren wir nach Grindelwald, einem Hotelresort, welches im Schweizer Dorfstil gebaut ist, um eine Runde Minigolf zu spielen.
Mit Grindelwald hat das Ganze aus unserer Sicht zwar nichts zu tun, aber es ist auf jeden Fall herzig gemacht und das Quartier in welchem sich das Resort befindet besteht praktisch vollumfänglich aus Häusern mit Krüppelwalmdächern, so dass man schon ein wenig das Gefühl bekommen kann, nicht in Tasmanien zu sein...
Michi hat die Minigolf Partie mit 80 zu 84 Punkten gewonnen. Wir haben es übrigens fertig gebracht, zwei Bälle ins Gebüsch zu pfeffern und nicht mehr wieder zu finden.
Der anschliessende Tag unserer Abreise stand ganz im Zeichen der Seepferdchen und Schnabeltiere. Wir haben in Beauty Point (die Ortschaft heisst wirklich so) eine Seepferdchen Zucht besucht und durften unter der Anleitung des Tourguides sogar ein lebendes Exemplar in die Hand nehmen. Wir hoffen, es lebt jetzt auch noch...
Anschliessend haben wir im Platypus Haus Schnabeltiere beim tauchen beobachtet und den Echydnas beim fressen zugesehen. Echydnas sind eine Art australische Igel und sehen irgendwie voll daneben aus. Aber wenn man sie laufen (bzw. rumtorkeln) sieht muss man sie einfach gern haben...
Abends um 8 Uhr gings dann ab Devonport mit der Fähre wieder zurück aufs Festland und erneut durften wir eine äusserst schwankende Überfahrt erleben.
Aufbruch: | 26.11.2007 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 30.04.2008 |
Singapur
Neuseeland
Fidschi