Australien / Neuseeland (November 2007 - April 2008)
Northern Territory - Top End
Am 18. Februar fuhren wir vom Kings Canyon aus weiter in Richtung Alice Springs. Wir freuten uns darauf, nach 2 Wochen Wildnis endlich wieder mal in eine Stadt zu kommen, wenn man bei Alice Springs überhaupt von einer Stadt sprechen kann. Wir haben uns etwas ausserhalb des Ortes im bisher schönsten Campground, dem Mc Donnell Ranges Caravan Park niedergelassen. Ein tolles Gefühl, nach 2 Wochen Staub und Kies wieder mal richtigen Rasen unter den Füssen zu spüren.
Die beiden Swimming Pools sind auch nicht zu verachten. Vor allem, weil die Temperaturen in den kommenden Tagen auf über 40 Grad steigen werden. In den folgenden Tagen statten wir den Sehenswürdigkeiten um Alice Springs einen Besuch ab. Dies sind vor allem die Western Mc Donnell Ranges mit ihren schönen Schluchten und Wasserlöchern.
Bei unserer Tagestour mit dem Camper klappern wir der Reihe nach die Aussichtspunkte ab und sparen uns das Ellery Creek Waterhole (ein natürliches Wasserloch zum schwimmen) bis zu letzt auf. Als wir dort ankommen stellt sich heraus, dass die 2 Kilometer lange Zufahrt eine Gravel Road der übleren Sorte ist. Da wir keine Lust haben bei über 40 Grad Lufttemperatur zu Fuss dort hin zu latschen und auch kein Platz zum parkieren unseres Campers vorhanden ist, holpern wir halt mit unserem "Laschti" dort hin - unter Missachtung sämtlicher Vorschriften unserer Vermieterfirma. Die Strecke ist dermassen holprig, dass Karin bei der Rückfahrt im Wohnbereich des Campers versucht die Kühlschranktüre zuzuhalten, welche manchmal dazu tendiert sich selbständig zu öffnen. Im Laufe der Rüttelfahrt löst sich auch noch das Tablar auf dem der Mikrowellenherd steht und droht mit samt dem Gerät runterzukrachen (was jedoch glücklicherweise nicht passiert). Immerhin konnten wir ein erfrischendes Bad im Ellery Creek nehmen.
Die Pfütze war zwar unglaublich schlammig und die Fliegen haben uns fast aufgefressen, aber das sind wir uns ja mittlerweile gewohnt. Unser Camper hat uns hoffentlich unterdessen auch verziehen, was wir ihm angetan haben.
Nach drei schönen, heissen Tagen in Alice Springs fahren wir weiter Richtung Norden. Unsere nächste Übernachtung findet in Wycliffe Well statt, der UFO Hauptstadt von Australien. Angeblich werden hier weltweit die meisten Ufos gesichtet.
Aber vermutlich liegt das daran, dass man sich hier so ziemlich im Nirgendwo befindet und das Pub mit der grössten internationalen Bierauswahl von ganz Australien ebenfalls dort ist. Wir machen zum ersten mal auf einem Campingplatz mit einer Horde Fliegen Bekanntschaft. Bisher hatten wir das Glück, dass wir auf den Campingplätzen nur selten mit vielen Fliegen zu kämpfen hatten. Diese hier sind jedoch so nervtötend, dass wir uns entschliessen, unser Abendessen im klimatisierten Camper einzunehmen. Langsam aber sicher nähern wir uns dem tropischen Norden von Australien und wie befürchtet ist die Übergangszone von Wüste zu Tropen (was das Klima betrifft) relativ ätzend. Das Problem liegt darin, dass die Temperaturen in der Wüste mit über 40 Grad sehr heiss aber infolge der geringen Luftfeuchtigkeit von unter 5% sehr gut zu ertragen sind. In den Tropen ist es anders, dort ist zwar die Temperatur mit 30 Grad etwas tiefer, dafür die Luftfeuchtigkeit von meistens über 90% extrem hoch. In der Übergangszone treffen nun heisse Wüstenluft und tropische Feuchtigkeit aufeinander. Das gibt eine recht explosive Mischung die unser Körper nur mit Mühe erträgt. In diesem Klima beschränken wir unseren Besuch bei den sehr schönen Devils Marbels auf einen relativ kurzen Rundgang, um die schönen Felsformationen.
Zwei Tage und rund 700 Kilometer später ist dieser Spuk vorbei. Wir befinden uns nun definitiv in den Tropen und die Temperaturen sind um einiges erträglicher geworden. Auf der Tagesetappe von Tennant Creek nach Daly Waters haben wir einiges erlebt. Zuerst haben wir einen Gould's Goanna (eine Echsenart) auf der Strasse entdeckt, den Karin gekonnt umfahren statt überfahren hatte. Dann gaben sich einige Tausend Heuschrecken die Ehre, welche sich ebenfalls auf der Strasse befanden und mit Vorliebe auf unserer Windschutzscheibe zerplatzten. Mitten in diesem Getümmel lag ein vermutlich verletzter Mäusebusshard (keine Ahnung wie die Dinger in Australien heissen) mitten auf der Strasse auf dem Rücken und schlug mit den Flügeln wild um sich.
Als wir in Dunmarra (unserem eigentlichen Etappenziel) ankamen, buchten wir an der Reception des Caravan Parks einen Stellplatz für unseren Camper und fuhren anschliessend auf das Gelände. Leider mussten wir feststellen, dass der Inhaber unter "sauberen, modernen Toiletten" und einem "Sparkling Swimming Pool" nicht ganz das gleiche verstand wie wir, ganz zu schweigen von den toten Käfern, welche sich rund um das Restaurant aufhäuften und dem unbrauchbaren Rasen. Nach kurzer Diskussion legten wir fest, dass wir hier definitiv nicht unsere Nacht verbringen möchten. Also zurück an die Reception, Geld zurückverlangt und abgerauscht. Rund 40 Kilometer weiter, in Daly Waters sah es dann schon um einiges besser aus. Dort war zwar die Bedienung zu dämlich unseren Namen und die Autonummer aufzuschreiben, aber das hat uns nicht wirklich gestört. Nach einem kurzen Sprung in den Swimming Pool und einem kühlen Bier im Rasen vor dem Wohnmobil war die Welt wieder in Ordnung, wenigstens vorübergehend. Kurz nach dem Abendessen öffnete der Himmel seine Schleusen und bemühte sich die ganze Nacht ununterbrochen wie aus Kübeln zu schütten. Zu allem Überfluss fanden die ansässigen Treefrogs, dass ein solches Wetter optimal wäre für ein nächtliches Quakkonzert.
Wir kannten ja Frösche und deren Vorliebe für lautes Partnerwerben dank unserem Nachbar zu Hause bereits, aber was diese kleinen putzigen Kerle an mörderisch lautem Singsang von sich gaben übertraf alles was wir bisher erlebt hatten. Karin liess sich davon nicht weiter stören und schlief wie ein Murmeltierchen. Michi hatte da etwas mehr Mühe, zumal er immer darüber nachdachte, wie tief wohl das Wohnmobil am nächsten Morgen im Wasser stehen würde. Morgens um 7 liess dann der Regen endlich nach und wir wagten einen ersten Blick nach draussen. Rund um unseren Camper stand das Wasser ca 10 cm tief und die Zufahrtswege waren ebenfalls leicht überflutet. Die Treefrogs quakten nach wie vor drauflos, wobei Karin der Meinung war, dass das Gequake nun aus unserem Camper kommt. Ein prüfender Blick um und unter das Wohmobil brachte jedoch keine grünen Tierchen zum Vorschein. Ansonsten schien das Unwetter keine grösseren Auswirkungen gehabt zu haben.
Nach einem ausgiebigen Pancake Frühstück (natürlich selbstgemacht) machten wir uns auf den Weg Richtung Mataranka und wollten vorher noch kurz im Daly Waters Pub vorbeischauen, von dem es hiess, dass man es als Tourist unbedingt gesehen haben müsste. Doch diese Idee schlugen wir uns nach einer kurzen Fahrt aus dem Kopf. Die Strasse zum Pub führte über einen Floodway, welcher etwa einen halben Meter tief unter Wasser stand. Wir drehten also um und machten uns auf den Weg nach Mataranka, wo es einige Thermalquellen gibt, in denen man baden könne. Als wir dort ankamen stellten wir sehr schnell fest, dass wohl auch dieses Vorhaben im warsten Sinne des Wortes ins Wasser fällt. Sämtliche Zufahrtsstrassen zu den Thermalquellen waren teilweise metertief überflutet. Also liessen wir auch das bleiben und fuhren weiter Richtung Katherine. Dort quartierten wir uns für zwei Nächte in einem Campingplatz ein, von dem wir hofften, dass ein allfälliges Hochwasser ihn nicht erreichen würde. Als wir über die Brücke das Katherine River fuhren, konnten wir erstmals feststellen, was Regenzeit in den Northern Territory bedeutet.
Von der Brücke konnte man auf den etwa 10 Meter tiefer gelegenen Wasserspiegel schauen und bekam das Gefühl, dass der Fluss mitten durch einen Wald floss. Ein eigentlicher Flusslauf war nicht zu erkennen. Sämtliche Bäume, welche allem Anschein nach in der Trockenzeit das Flussufer säumen, standen mindestens 5 Meter tief im Wasser. Ein Brückenpfeiler zeigte einen Wasserpegel von bald 9 Metern an. Zu allem Überfluss regnete es auch immer wieder. Der Himmel war tief mit Wolken verhangen und die ganze Szenerie war irgendwie düster. Wir stellten bald einmal fest, dass Camperferien bei Regenwetter nicht so das gelbe vom Ei sind. Wenn man nicht draussen sitzen kann, dann fällt einem bald einmal die Decke auf den Kopf und wenn man zur Toilette oder Dusche geht trägt man den ganzen Dreck ins Wohnmobil rein, was vor allem für die Damen der Schöpfung und deren Putzinstinkt ein Problem ist. Als wir gerade dabei waren das Abendessen vorzubereiten ging das Gequake vom Vortag erneut los. Karin ist erneut der Meinung, dass das Geräusch aus unserem Camper kommt. Michi redet etwas von Paranoia. Das lässt Karin nicht auf sich sitzen und macht sich auf, diesen Frosch zu finden. Der Camper wird rundherum akribisch abgesucht und zu guter Letzt noch die Motorhaube geöffnet. Michi lacht nur und meint, dass da drin sicher keine lebenden Frösche zu finden seien. Irrtum!
Unter dem Motorblock auf einer Rahmenverstrebung sitzt ein kleiner grüner Treefrog und schaut leicht gelangweilt zu uns hinauf. Nachdem Michi sich in aller Form bei Karin entschuldigt hat machen wir uns daran, das Viech aus unserem Motorengehäuse zu vertreiben. Dies ist der Zeitpunkt, wo sich der zweite Treefrog aus dem Heck unseres Wohnmobils meldet. Es ist kaum zu glauben! Wir haben es tatsächlich geschafft, 2 Treefrogs 200 Kilometer weit über den Highway zu chauffieren. Mittels eines Besenstiels ermutigen wir den "Front"-Frosch aus unserem Camper auszusteigen. Er hüpft widerwillig unter unseren Camper auf den Boden, schaut sich kurz um und verschwindet dann irgendwo in der Carosserie, wo wir nicht mehr an ihn ran kommen. Den Abend verbringen die beiden Frösche damit, sich zuzurufen und wir ihnen zuzuhören. Im Laufe der Nacht haben die beiden dann irgendwann beschlossen, dass unser Camper auf die Dauer kein zu Hause sein kann. Am nächsten Morgen jedenfalls hören wir ihren Singsang irgendwo aus einigen Bäumen zu uns herüber tönen und sind erleichtert, dass wir nicht mehr damit rechnen müssen irgendwann zwei tote stinkende Frösche in unserem Wohnmobil zu haben.
An diesem Tag (das Wetter ist immer noch grau in grau) stand die Katherine Gorge (eine Schlucht des Katherine Rivers) auf unserem Programm. Ein eindrückliches Erlebnis, wie sich das Hochwasser durch die Schlucht wälzt.
Wir haben sogar eine kleine Wanderung zu einem Aussichtspunkt gemacht, was bei 95% Lufftfeuchtigkeit und über 30 Grad Lufttemperatur nicht zu den angenehmsten Tätigkeiten gehört.
Nachdem wir uns übers Internet über die Strassenzustände des Top Endes informiert hatten, machten wir uns am nächsten Tag auf, den Kakadu Nationalpark zu besuchen. Dieser Park ist rund 20'000 Quadratkilometer gross (ca. ½ der Schweiz). Etwa die Hälfte des Parks besteht aus sogenannten Wetlands, welche in der Regenzeit metertief mit Wasser überflutet werden. Zwei Strassen führen in den Nationalpark. Der Arnhem Highway von Darwin aus (unserem eigentlichen Endziel) und der Kakadu Highway. Unsere Abklärungen per Internet haben ergeben, dass auf dem Arnhem Highway für uns infolge von Überflutungen für unseren "Lastwagen" kein Durchkommen ist. Die Strasse steht an einem Ort bis 60cm tief unter Wasser und wenn überhaupt wäre lediglich mit einem 4WD an ein Durchkommen zu denken. Für uns ist das nicht weiter tragisch, bedeutet aber, dass wir auf dem gleichen Weg (rund 200 Kilometer) in den Park hinein und wieder herausfahren werden. Als wir auf dem Kakadu Highway Richtung Jabiru (dem touristischen Zentrum des Parks) fahren stellen wir schon bald fest, dass auch auf dieser Strasse nicht mehr viel fehlt, bis sie unpassierbar wird. Diese Tatsache wiederum führte dazu, dass wir (auf jeden Fall Michi) die folgenden drei Tage, welche wir in diesem Nationalpark verbrachten mit einem leicht angespannten Gemütszustand verbrachten. Jeder heftige Regenguss führte dazu dass Michi sich vor seinem geistigen Auge bereits ausmalte, wie wir endgültig irgendwo stecken bleiben und nicht rechtzeitig zum Abgabetermin nach Darwin kommen. Nichts desto trotz haben wir uns natürlich ausgiebig den Sehenswürdigkeiten des Kakadu Nationalparks gewidmet. In Cooinda haben wir eine Bootstour gebucht, welche uns die Schönheit dieses Parkes und die Tierwelt eindrücklich vor Augen führte.
Sogar ein Salzwasserkrokodil erwies uns die Ehre und schwamm an unserer Aluminiumschale vorbei.
Zwischendurch geht immer mal wieder ein sintflutartiger Regenguss nieder. Diese werden jedoch immer seltener und am nächsten Morgen lacht uns auf der Weiterfahrt nach Jabiru sogar die Sonne entgegen. Wir sehen uns einige der wenigen, in der Wetseason zugänglichen Sehenswürdigkeiten an und kämpfen uns ab und zu mit unserem Camper durch leicht überflutete Strassen.
Tagsdarauf steht ein einstündiger etwas "holpriger" Rundflug über die Klippen und Wasserfälle des Kakadu Nationalparks auf dem Programm. Die meisten Wasserfälle, welche wir überfliegen (JimJim-, Twin- und Double-Waterfalls) sind nur in der Trockenzeit mit dem Fahrzeug zugänglich und zeigen ein eindrückliches Wasserschauspiel.
In der darauffolgenden Nacht öffnet der Himmel erneut seine Schleusen und der Campingplatz von Jabiru versinkt langsam aber sicher im Wasser. Auch am Morgen regnet es weiter und das Zusammenpacken (Wassertank nachfüllen, Stromkabel zusammenpacken etc...) wird eine warme und sehr nasse Angelegenheit. Michi ist innerlich bereits davon überzeugt, dass wir nun definitiv nicht mehr aus dem Park rauskommen, da soviel Regen sicherlich nicht spurlos an den Zufahrtsstrassen vorbei gegangen ist. Wir begeben uns zum Informationszentrum, um die aktuellen Strassenverhältnisse ausfindig zu machen. Zu unserem Erstaunen teilt man uns mit, dass zur Zeit alle Strassen befahrbar seien und der Arnhem Highway an der kritischen Stellen nur noch ca. 20 cm Wasser habe. Der Regen sei kein Problem gewesen, da es nur gerade in Jabiru wie aus Kübeln geschüttet habe.
Wir also voller Enthusiasmus los auf den Arnhem Higway Richtung Darwin. Als wir nach rund 150 Kilometer an der angeblich überfluteten Stelle vorbei kommen weist lediglich noch eine Tafel darauf hin, dass hier die Strasse mal überflutet gewesen sein muss. Vom Wasser selber ist jedoch keine Spur vorhanden. Nun kann sich auch Michi wieder entspannen und die restliche Fahrt nach Batchelor, von wo aus wir am nächsten Tag den Litchfield Nationalpark erkunden wollen, geniessen.
Der Litchfield Nationalpark ist ein etwas kleinerer Park, der vor allem für seine Wasserfälle und Badestellen bekannt ist. Gemäss Reiseführer gibt es einige Badestellen, welche auch in der Wetseason zum Schwimmen zugänglich sind. Michi freut sich entsprechend darauf in den Felsenpools baden zu können. Leider macht uns auch hier das Wetter resp. die Regenfälle der vergangenen Tage einen Strich durch die Rechnung. Infolge des hohen Wasserstandes und der daraus resultierenden starken Strömungen sind zur Zeit sämtliche Badestellen gesperrt.
Immerhin können wir uns die schönen Wasserfälle anschauen, welche ja vor allem dann interessant sind, wenn richtig Wasser runterkommt.
Unsere nächste Etappe führt uns nach Darwin, wo wir uns auf einem Campinplatz für einige Tage einrichten und langsam aber sicher die Abgabe des Campers vorbereiten. Die nachmittäglichen Regenschauer fluten regelmässig unseren Campingplatz, aber ansonsten ist das Wetter nun schon ziemlich brauchbar. Viel Sonne, tropisch feuchtes Klima und Temperaturen um oder leicht über 30 Grad.
Am 5. März haben wir unser Camper Abenteuer definitiv abgeschlossen und verbringen die letzten Tage im Stadtzentrum von Darwin im Central Hotel. Hier heisst es wieder einmal Wäsche waschen, Souvenirs kaufen und Gepäck optimieren. Bis am 10. März müssen wir unser Reisegepäck auf Economy Level reduziert haben. Dann heisst es "Neuseeland, wir kommen!".
Aufbruch: | 26.11.2007 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 30.04.2008 |
Singapur
Neuseeland
Fidschi