Mari e Monti: Eine Frau, ein Motorrad...
Auf den Spuren von Malern...
schwarzen Stieren,weissen Pferden und rosa Flamingos...
Nach ueber einer Woche Camping an der Kueste habe ich mir eine etwas komfortablere Unterkunft durchaus verdient und fuehle mich auf Anhieb in diesem kleinen Hotelchen mit Minibalkon auf den Platz Voltaire wohl. Der Duft frischer Bettwaesche und Handtuecher ist mir ein paar Euros mehr durchaus wert - nicht zu vergessen: eine wirkliche HEISSE Dusche!
Auch Arles erweist sich schon am ersten Abend als prima Wahl - obwohl der franzoesischen Sprache nur rudimentaer maechtig (bisher hats gerade zum Nicht-Verhungern gereicht)- fuehle ich mir hier, in diesem beschaulichen und huebschen Staedtchen richtig wohl und quartiere mich bei Madame spontan nicht nur 2 Naechte wie urspruenglich geplant, sondern gleich 4 Naechte ein....Planung ade - das Treffen mit Anke und Frank in Spanien wird wohl erst auf ihrer Ruecktour stattfinden.
Als Abschluss des Tages starte ich einen franzoesischen Abend mit Pastis und Gauloises - frei dem Motto "liberté toujours"..., der aber ziemlich frueh sein Ende findet, als zur besten Zeit gg.20.00 h saemtliche Kneipen des Platzes schliessen und die Buergersteige in Arles hochgeklappt werden. Soviel zum Thema "Liberté" - aber gut wenn man einen kleinen Balkon besitzt, auf dem der Abend dann fortgesetzt werden kann.....
Zu neuem Leben erwacht das Plaetzchen ungeahnt gg. 22.00 h und wird aufgrund einer offenbar ziemlich angesagten Bar in der Nachbarschaft zum Corso umfunktioniert, auf dem sich alles, was sich fuer wichtig haelt mit Auto und voll aufgedrehter Anlage bei offenen Scheiben nunmehr zeigt und die bereits in der Bar befindlichen Freunde gruesst. So komme ich doch noch zu ein bisschen Musikbeschallung - wenn auch in einem recht extravaganten Mix: Franz. Chansons, nordafrikanischer Pop und die Charts von heute laufen bis weit nach Mitternacht...
Nach ausgiebigem Sightseeing in Arles - und es gibt wahrhaft VIEL zu sehen und zu entdecken kein Wunder, dass sich van Gogh hier so wohl fuehlte und seine Meisterwerke schuf - breche ich zu einem "Brueckentag" auf und erkunde die weitere Gegend mit ihren zahlreichen Sehenswuerigkeiten.
Dabei darf Avignon natuerlich ebensowenig fehlen wie der Pont du Gard, unter dessen Boegen ich mich bei bestem Sommerwetter noch ein bisschen sonne.
Angeregt von soviel Kultur besuche ich spontan am Abend ein klassisches Konzert mit barocker Musik in einer hinreissenden ebenso barocken Kirche - Vivaldi, Bach und Corelli als kleine Abwechslung zum Corsokonzert unter dem Balkon....
Und als ich nach dem Konzert schon denke, dass der Tag kaum noch zu toppen ist, werde ich stiller Beobachter von Moniques Junggesellinnen-Abschied a la franchise:
Aufgrund des Sprachproblems kapiere ich nicht gleich, was der Maedelsauflauf in der Bar und vor allen davor zu bedeuten hat - aber irgendwann ist selbst mir klar, dass es hier nur um das Aequivalent zum Junggesellenabschied gehen kann. Die Maedels sind schon bei meinem Eintreffen im Hotel gut dabei - vor allem die zukuenftige Braut, Monique.
Kaum habe ich mit einem Roten und einer Ziggi auf dem Balkon Platz genommen, faengt das Spektakel auch schon an, als Monique und ein anderes Maedel aneinandergeraten, sich anzicken und wildes Geschrei starten. Grosser Auflauf nunmehr auf der Strasse - Parteien bilden sich und Monique bricht schreiend zusammen.
Nein, Hilfe lehnt sie kategorisch ab, rafft sich wieder auf, um - jetzt herrscht bei mir Alarmstufe Rot!!! - sich schwankend Moeppi (direkt unter dem Balkon geparkt) zu naehern. Nunmehr von Heulkraempfen geschuettelt bricht sie doch tatsaechlich ueber Moeppi ein zweites Mal zusammen und gerade als ich beschliesse, nach unten zu gehen, reisst sie sich wieder zusammen, schwankt zum daneben geparkten Kombi von Madame und kotzt den Frust ob der gemeinsamen Zukunft (??) quer ueber die Motorhaube des Autos...Was mag wohl Madame zu dieser Bescherung am naechsten Morgen sagen?? - Merde?? Ich schmeisse mich derweil vor Lachen schier weg und muss ins Zimmer gehen...
Wer jetzt glaubt, der Abend sei fuer Monique und ihre Clique gelaufen, irrt gewaltig - kaum sind die Traenen getrocknet, das verschmierte make-Up noch weiter verschmiert, lacht die Braut in spe schon wieder - und saeuft weiter....
Im Hotel Gaugin sitzt man offensichtlich auch in der ersten Reihe...und zwar ohne GEZ!!
Irgendwie kann ich jetzt die Omis verstehen, die aufgestuetzt auf ein Kissen den ganzen Tag aus dem Fenster starren.....das Leben, nichts als das wahre Leben werden sie sehen...und hoffentlich genau so viel Spass dabei haben, wie ich als Voyeur bei Moniques Party....
Mit bester Laune starte ich in den naechsten Tag und sattele Moeppi fuer einen Trip in die Camargue. dabei entdecken wir noch am Wege liegend ein weiters Modell van Goghs live und in Farbe:
Seit fruehester Jugend, nach Lektuere eines Buches ueber Camarque-Pferde und die Zigeunerwallfahrt in Saintes Maries de la Mer, wollte ich in die Camarque - gut 30 Jahre spaeter nun die Verwirklichung dieses Wunsches....
Und tatsaechlich die Landschaft ist an diesem sonnigen Spaetsommersonntag atemberaubend - Wasser- und Brachflaechen schimmern in allen Gruen- und Brauntoenen - zahllose Seevoegel ziehen in Schwaermen ueber mich hinweg. Und dann endlich sehe ich die ersten Flamingos live und in Farbe: rosarote Wolken dieser Burschen - allerdings strategisch guenstig gerade so positioniert, dass ich sie fotografisch nicht einfangen kann.... Stundenlang pilgere ich also in Endurostiefeln und mit Moppedhose, aber Bikinioberteil quer durch die Camarque, mit dem Ziel, die Burschen vor die Linse zu bekommen. Aber: Fehlanzeige - kein einziger Flamingo macht sich die Muehe, mal ein bisschen naeher zu kommen - was wahrscheinlich auch an meinem extravaganten Outfit liegen mag....
Waehrend ich noch die schweren und heissen Stiefel verwuensche, trete ich jedoch unversehens in einen hinterhaeltigen Hasenbau und knicke mit dem linken Unterschenkel gut 25 cm ein - ohne Stiefel wahrscheinlich ein klarer Fall von Baender ab, so nur ein paar Stacheln von irgendeinem Gewaechs in den Haenden und ein versifftes Kameraobjektiv....
Gut, Flamingos werden also abgeschrieben, bleiben aber noch die weissen Pferde und die schwarzen Stiere, die es gilt, fotografisch einzufangen. Aber auch hier: die Natur hat sich kollektiv verschworen und bleibt im Untergrund - nur die doofen Moewen halten sich nicht dran und scheinen mich mit ihrer Anwesenheit und ihrem Geschrei zu verhoehnen....
Ohne Flamingos, Stiere und Pferde gesehen zu haben, zuckele ich mit dem Mopped stattdessen ueber schoene Schotterpisten, staube Wanderer maechtig ein und finde irgendwann durch Zufall den Weg an einem super Strand. Menschenleer und unendlich lang und da gibt es natuerlich kein Halten: Die neuen Stollenreifen muessen unbedingt auch auf Sand getestet werden, wo mein Testurteil fuer die Strasse eher bescheiden ausfaellt - Und wo bitte schoen hat man schon kilometerweiten Sandstrand - Befahren erlaubt??
Und so sause ich mit Moeppi ueber den Strand, gehe natuerlich wieder ueber die Grenzen des eigenen Koennens hinaus und beim sportlichen Wendeversuch (muss man nicht auf Sand extra schnell fahren??) hauts mich dann aus der Bahn und in den ziemlich harten Sand...Mangels anderweitiger Hilfe muss das Bergemanoever nun aber klappen und im Schweisse meines Angesichts stemme ich Moeppi wieder hoch
Als kleine Belohnung wartet nach enttaeuschendem Zwischenstopp in Saintes Maries de la Mer auf dem Rueckweg noch einmal eine super Schotterpiste auf uns und:
Uebergluecklich nach einem super Tag reite ich in den Sonnenuntergang Richtung Arles und kann mich nun schweren Herzens mit dem Gedanken anfreunden, Arles am naechsten Tag endgueltig zu verlassen.....wo es noch sooooo viel zu sehen gaebe.
Aufbruch: | 03.06.2007 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | Oktober 2007 |
Frankreich
Spanien