Mari e Monti: Eine Frau, ein Motorrad...
Biker's Paradies
oder: wenn der ADAC zum 2. Mal hilft
Ein letzter Blick auf die fast ueberirdische Schoenheit der Amalfikueste, Capri noch im Morgendunst, Praiano und Positano tief unter mir im ersten Sonnenlicht - ein neuer Reisetag hat begonnen.
Das Satteln von Moeppi gestaltet sich bei Aufbruch auch leichter als beim Ankommen und so koennten wir uns eigentlich recht frueh auf den Weg Richtung Cilento machen und vielleicht noch einen Stopp in Paestum einlegen.
Ein Blick auf die Zuendung und ein ergebnisloser Startversuch machen jedoch schnell deutlich, dass sich die Abfahrt mal wieder etwas verzoegern wird!
Moeppi mit Parkbeleuchtung des Nachts abzustellen und zu glauben, das Zuendschloss eingerastet zu haben, erweisen sich als fataler Irrtum und gleichzeitig als klassischen Fall fuer den ADAC.
Lehrjahre sind halt keine Herrenjahre - denke ich mir - un d harre in praller Sonne aus, bis der freundliche Kollege vom italienischen ACI mit dem Motorrad vorbeischaut, grinst und ueberbrueckt.....
Endlich - ich kann weiter!! Tagesziel: Marina di Camerota - tief im Sueden des Cilentos - genauergesagt Samueles Agroturismo "Nonna Rosa". Wieder eine Reise in die Vergangenheit (die letzte auf dieser Tour) und wieder ein eingeloestes Versprechen - naemlich wiederzukommen.
Cilento - immer noch abgelegene Region im Sueden von Kampanien , fast an der Grenze zu Basilikata mit traumhaften kuesten und menschenleerem, bergigem Inland - Traum aller Biker, Wanderer und Kulturinteressierter.
Dass auch die Menschen des Altertums an dieser region gefallen gefunden haben, beweisen die Ruinen von Paestum und Velia eindruecklich. >Der geplante Mittags-Stopp hier muss jedoch verschoben werden - die Zeit drueckt ein bisschen, schnell fahren ist auf diesen Strassen nicht und vor Einbruch der Dunkelheit anzukommen, ein erklaertes Ziel.
Ausserdem: Steine gucken bei 40 °C Aussentemperatur ist kein wirkliches Vergnuegen und schon gar nicht, in voller Montur....Einziges Zugestaendnis an die italienischen Sitten: kein Nierengurt, keine Handschuhe, Helm geklappt (und daher leider: Gesicht vollstaendig verbrannt...
Endlich ankommen bei Samuele und Carolina ist ein bisschen nach hause kommen. Die selbe Herzlichkeit und Unkompliziertheit wie schon zuvor - dazu das gute Essen von Philomena.
Nonna Rosa ist wie gemacht fuer ein paar relaxte Tage und eine prima Homebase fuer Tagestouren in die Umgebung...
Einziger Wermutstropfen in dieser scheinbar perfekten Umgebung: die wahnsinnige Hitze. Mittlerweile taeglich fast 40°C - temperaturen wie im August - allgemeine Lethargie......neidvoll lese ich den Wetterbericht aus Koeln... REGEN!!!!!
Auch das Fahren klappt nur noch in den fruehen Morgenstunden oder aber am spaeten Nachmittag, der Fahrtwind scheint direkt aus der mittleren Sahara oder alternativ aus dem Pizzaofen zu kommen - von Kuehlung keine Spur!!!
Touren im Cilento: Kurven durch abwechslungsreiche Berglandschaften, karge Gipfel wechseln sich ab mit tiefen Schluchten, in denen fast immer ein kleines Baechlein zu finden ist,Duft von Macchia und bluehenden Esskastanien, auf jeden Huegelchen ein kleines, mittelalterliches Dorf , in dem die Zeit stehengeblieben zu scheint - umgeben von intensiver Landwirtschaft: terrassierten Olivenhainen, Weinbergen etc. und ewig klingelnde Ziegenherden.
Aber bei aller Abgeschiedenheit: eine Bar findet sich immer fuer einen Cappu am Morgen, an der sich bereits vor meinem Eintreffen die oertlichen Wuerdentraeger zusammengesetzt haben und sich nun ueber die blonde Tedesca wundern, die da so allein mit ihrem Moeppi auf grosser Tour ist und in ihrem kleinen Nest halt macht...
Erstaunlicherweise werde ich sehr oft von den Leuten hier in deutsch angesprochen: viele von ihnen haben nach dem Krieg ihre aermliche Heimat verlassen und sich auf dem Weg nach D gemacht. Nach Station in Hamburgo, Monaco, Francoforte oder Colonia sind sie mittlerweile wohlhabend in die alte heimat zurueckgekehrt, und koennen an diesen Morgenden ein bisschen vor ihren Kumpels angeben, da sie sich mit mir in deutsch unterhalten koennen....
Speziell die Kuestenregionen mit den vorgelagerten Inselchen und Kaps erinnern mich mehr an Irland, Cornwall oder Schottland - allein die Temperatur laesst auf Sueditalien schliessen.
Genauso abwechslungsreich wie das Inland gestaltet sich auch das Fahren entlang der Kueste auf der SS 18: Steilklippen, Kaps, Grotten, Buchten oder lange Sandstaende - fuer jeden Geschmack scheint es das optimale Angebot zu geben.
Eine geplante Weiterfahrt bis in tiefe Kalabrien kann ich allerdings streichen - die spektakulaere Kuestenstrasse wurde hinter Maratea gesperrt. So blieb nur der Blick von der riesigen Christusstatue in Maratea ueber die Berge nach Kalabrien - vielleicht ist es auch besser so: langsam fange ich an, ueber eine Neujustierung meines Kompasses nachzudenken.....grobe Richtung Nord-nordwest....
Da mit einer Abkuehlung in den naechsten Wochen nicht zu rechnen ist, scheint mir das auch durchaus vertretbar zu sein.
Wieder etwas, was ich auf dieser Tour gelernt habe - ich, der es nie warm genug sein konnte - streiche wegen der grossen Hitze die Segel und sehne mich ins verregnete D....
Da sich auch jobmaessig einiges tut, sieht der momentane Plan eine kurze Rueckkehr nach D vor, bevor ich Moeppi fuer eine neue Tour sattele. Aussderdem muessen wir uns von ueberfluessigen Ballast trennen (mind. 20 kg, das 20. T-Shirt, Pannenspray, Spanngurte, Regenkombi, Fleece......)
Ob das tatsaechlich die geplante Tour ueber Suedfrankreich nach Nordspanien sein wird, bezweifele ich ob der Temperaturerfahrungen hier - vielleicht doch mal hoch nach Schottland und dann erst wieder Ende Sommer in den Sueden?????
Aufbruch: | 03.06.2007 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | Oktober 2007 |
Frankreich
Spanien