Mari e Monti: Eine Frau, ein Motorrad...

Reisezeit: Juni - Oktober 2007  |  von Susanne R.

Inselglueck und Segeltraeume

Schweren Herzens haben wir uns wieder auf den Weg gemacht, haben Nonna Rosa nach entspannten Tagen und tollen Touren im Cilento und angrenzenden Regionen verlassen und als neues Ziel - in noerdlicher Richtung - Ponza ins Auge gefasst.

Obwohl Sonntagmorgen sind tausende auf den Strassen ans Meer unterwegs und wir muessen uns erst wieder an Stress und Hektik beim Fahren gewoehnen....
Aufgrund Moeppis Aversion gegen neapolitanisches Strassengewirr nehmen wir die Abkuerzung ueber die Autostrada und landen ziemlich schnell wieder in Formia, wo ersteinmal ausgiebig im vollklimatisierten Shopping-Center eingekauft wird....

Blick von Nonna Rosa auf Marina di CamerotaRelaxte Tage im südlichen Cilento

Blick von Nonna Rosa auf Marina di CamerotaRelaxte Tage im südlichen Cilento

Ein Berg, ein Tal, ein Dorf.....unterwegs in Basilikata

Ein Berg, ein Tal, ein Dorf.....unterwegs in Basilikata

Mittagsstopp irgendwo in der kalabrischen Pampa

Mittagsstopp irgendwo in der kalabrischen Pampa

Nach einer kurzen Nacht bei den Nonnen in der Villa Maria Teresa schaffen es Moeppi und ich tatsaechlich, die Faehre nach Ponza rechtzeitig zu erreichen, um dort ersteinmal ( und tatsaechlich auch zum ersten Mal) Theater beim Verladen zu bekommen
Moeppi vollbepackt auf den Hauptstaender zu hieven ist fuer mich leider immer noch ein Ding der Unmoeglichkeit - und da sich der freundliche Bedienstete der Faehrgesellschaft hartnaeckig weigert, mir dabei zu helfen, kommt die Beladung der Faehre etwas ins Stocken......
Wie gut, dass das italienische Temperament (besonders bei LKW-Fahrern) so ausgepraegt ruhig und ausgeglichen ist....
Das einsetzende Hup- und Pfeifkonzert treibt dem Bediensteten nicht nur die Schweissperlen auf die Stirn, sondern befaehigt ihn auch, mir subito beim Aufbocken zu helfen - warum nicht gleich so???


Herrlich wieder auf dem Wasser zu sein, die Kueste von Gaeta langsam im Dunst am Horizont aus den Augen zu verlieren und sich auf eine kleine, sonnenbeschienene Insel in der Vorsaison zu freuen.....

1. Irrtum: Puenktlich zur Ankunft ziehen dicke Regenwolken ueber den pontinischen Inseln, zu denen auch Ponza zaehlt, auf, aus denen es kraeftig zu schuetten beginnt....Warm, aber dennoch ziemlich nass

2. Irrtum: So unbekannt die kleine Inselgruppe bei auslaendischen Touristen sein mag, so beliebt ist sie auch bei wohlhabenden Italieniern - vorzugsweise in der Vorsaison....


Und machen wir uns bei stroemendem regen, einem geschlossenen Tourist Info auf die Suche nach einer geeigneten Unterkunft - langsam mal wieder an dem gefassten Plan zweifelnd....

Das Preisniveau der Insel toppt alles bisher dagewesene - und folgt der Logik: Schoenheit + Insel = SUPERTEUER!!!!
Darueber hinaus findet just in dieser Woche hier ein italienisches Segelevent statt und die Angehoerigen der Segler samt Hund, Katze, Maus und Schwiegereltern wollen auch irgendwie untergebracht sein.....

Mit verminderter Leidensfaehigkeit bzgl. des oertlichen Preisgefueges checke ich schliesslich im Del Capitano, einem kleinen Hotel in Ponza Porto ein, sattele Moeppi bei stroemendem Regen ab und vernickere den restlichen Nachmittag vollkommen erschlagen...


Zwar scheint beim Aufwachen wieder die Sonne, allerdings macht sich ziemlich schmerzhaft mein kleiner Kollateralschaden am Fuss wieder bemerkbar. Offensichtlich doch ein Fall fuer den Roentgenarzt in D - den Schmerzen nach zu urteilen irgendetwas zwischen schwer verstaucht und angeknackst....

Ja, ich weiss - never say never - aber bei der Hitze darf man ein bisschen leichtsinnig sein....und mit Jeans und Sneakers fahren; dumm nur, gerade dann ein kleines Off-Road-Experiment zu einer kleinen Badebucht starten zu wollen...und die eigenen Faehigkeiten was das Fahren am Geroellabhang angeht, gnadenlos zu ueberschaetzen....Richtiges Bremsen auf Geroell, das sich eigentlich bergab schon von allein bewegt, will halt gelernt sein! Oder: schlecht gebremst ist gut gefallen......

Selten so geschwitzt und geschlottert auf dem Rueckweg!

Da ist wohl in D ein kleines Off-Road-Training faellig - fuer alle zukuenftigen Badebucht-Adventures - um in Zukunft umfall- und unfallfrei diese Strecken meistern zu koennen. Dafuer ist Moeppi als Enduro eigentlich ja auch gemacht!

Da die Wege auf Ponza doch irgendwie begrenzt sind - 2 Strassen mit insgesamt 10 km - geniesst Moeppi in den naechsten Tagen eine Auszeit, waehrend ich versuche, den Fuss wieder "einzulaufen" und die Insel per pedes erkunde.

Dabei kann ma auch prima die italienischen Touris und ihre Eigenheiten beobachten:
Modetrend des Sommers: Birkenstock-Schlappen in allen Varianten kombiniert mit moeglichst wenig Stoff ueber den Knoecheln( 100 g Bekleidung scheint schon die absolute Obergrenze zu markieren...ohne Ruecksicht auf den Astralkoerper,-)). Garniert wird das sparsame, aber unheimlich coole Outfit mit Mega-Sonnenbrillen, gegen die die alten RayBan-Pilotenbrillen geradezu winzig erscheinen.....
Merke: Ab dem Kinn ist Schluss mit der Freizuegigkeit!
Unbestrittener Vorteil des Puck-Trends: Garantiert staub- und fliegenfreie Augen beim Moppedfahren (davon traeume ich!)


Ponza und ihre Schwesterinselchen des pontinischen Archipels - ein traumhaftes Segelrevier und ich fange langsam an, ein bisschen neidisch auf die Segler zu werden und moechte auch wieder den Wind um die Nase spueren.....

Aber no chance, hier eine Crew zu finden, die mich fuer ein paar Tage mit an Bord nehmen wuerde.
Im Gegensatz zum Seglerleben, das ich kenne, reist bei den Italienern offensichtlich die gesamte Grossfamilie als Anhang an Land mit - also kein Ausstieg auf Zeit...

Dementsprechend gestalten sich auch die Regattapartys eher als Grossfamilienevent, denn als zuenftiges Seglergelage - und vor 0.00 h geht ohnehin schonmal gar nichts....

Dennoch lasse ich es mir nicht nehmen, zu nachtschlafender Zeit vorbeizuschauen, traue meinen Augen nicht: fast die Haelfte der Anwesenden tauscht sich via Handy mit ich-weiss-nicht-wem aus....Wahrscheinlich alles ultrawichtige Gespreache mit Mamma daheim.....Gluecklich, nichts verpasst zu haben, kann ich endlich schlafen gehen...

Das erklaert vielleicht auch die mangelnde Anwesenheit von Italienern im Ausland: Flugkosten fuer die Grossfamilie plus Roaminggebuehren - schlichtweg unbezahlbar...vom Sprachproblem und dem Essen mal ganz zu schweigen


Trotz fehlender auslaendischer Crews ist Ponza sicherlich einer der schoensten Mittelmeerhaefen
ueberhaupt - und ich nehme mir fest vor, dieses Segelrevier auf einem der naechsten Toerns zu "ersegeln".

Neben Ponza Porto gibt es aber noch eine Menge anderer Dinge zu entdecken - auch wenn die Wege etwas eingeschraenkt sind: Da sich auf Ponza, das schon in der Antike als Eea bekannt war, die bereits bekannte Circe mit ihrem Lover Odysseus getummelt und den gemeinsamen Sohn, Antheis (?) , gezeugt haben soll, der wiederum als Gruender der Hafenstadt Anzio in die Sagenbuecher eingegangen ist, finden sich hier (und auf den nachbarinseln des Archipels) zahlreiche Hinterlassenschaften dieser Zeit.

ent oder weder - Alternativen auf Ponza

ent oder weder - Alternativen auf Ponza

Ponza Porto

Ponza Porto

Le Forna - nach 8 Km endlich die ersehnte Abkuehlung in greifbarer Naehe....

Le Forna - nach 8 Km endlich die ersehnte Abkuehlung in greifbarer Naehe....

Bei meinen Wanderungen ueber die Insel komme ich an alten roem. Haefen, Transportwegen, Leuchttuermen und nicht zuletzt die genialen Fischzuchtbecken vorbei...

Darueber hinaus - insbesondere im Inneren der Insel - jahrtausendalte Terassengaerten, um die steilen Haenge fuer die Bewohner nutzbar zu machen. Mittlerweile verfallen diese Hinterlassenschaften jedoch - und an ihre Stelle treten neue Appartements - zwar immer noch im Stil der Insel, aber nunmehr gepflegt und fast ein bisschen steril. Wo doch die gammelige Patina gerade den Charme der Insel ausmacht.

Auf dem Weg zum alten Leuchtturm

Auf dem Weg zum alten Leuchtturm

Nachdem jeder begehbare Weg des Inselchens abgelaufen wurde, wird es mal wieder Zeit fuer einen kleinen Ortswechsel: Mit der Faehre soll es bis Anzio gehen und von dort aus direkt nach Umbrien, in die Naehe von Viterbo.

Grund fuer das neue Ziel: In Bormazo gibt es einen alten, halbverfallenen Skulpturengarten aus dem 16.Jh. - den Giardino degli Mostri - der mit seinen Monstern und Drachen im manieristischen Stil einzigartig sein soll (so zumindest die Ausfuehrungen meines Profs in Kunstgeschichte vor fast 20 Jahren.....). Da ich es bis dato nicht geschafft habe, dieses Gesamtkunstwerk live und in Farbe zu sehen, wird es langsam Zeit....

Leider kommt es erstens anders und zweitens als frau denkt - der eigenwillige Faehrfahrplan von Ponza auf das festland nimmt auf meine Belange herzlich wenig Ruecksicht und so finden sich Moeppi und ich nicht wie geplant auf der Faehre Richtung Anzio, sondern mitten in der Nacht mal wieder Richtung Formia (irgendwie zieht es uns doch immer wieder zu den Nonnen.....)

Drachen und Monster im Giardino degli Mostri - das ideale Umfeld fuer Moeppi und mich

Drachen und Monster im Giardino degli Mostri - das ideale Umfeld fuer Moeppi und mich

© Susanne R., 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
...ein Monat Fahrpraxis und eine geplante Tour über Italien, Südfrankreich und Nordspanien bis zum Cabo Finisterre.
Details:
Aufbruch: 03.06.2007
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: Oktober 2007
Reiseziele: Italien
Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Susanne R. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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