Mari e Monti: Eine Frau, ein Motorrad...
C'est la vie...
...oder vom Winde verweht
Auch wenn der Abschied von diesem netten Staedtchen Arles mehr als schwer faellt, heisst es wieder einmal Moeppi satteln und auf - Richtung Sueden.
Auch die naechste Reisestation liegt immer noch in Frankreich - und wieder schaffe ich den Sprung ueber die Pyrenaeen nicht....
Da das Wetter wider Erwarten bombig ist, soll die Tagesetappe nocheinmal am Meer enden und so faellt meine Wahl auf das malerische Staedtchen Collioure im Sueden Frankreichs (aber fast an der Grenze zu Spanien).
Und weil ich mich an meine mit mir selbst getroffene Abspache halte (Meer + sonniges Wetter = Zelten),wird nach einer langen Tour entlang der ziemlich haesslichen Kueste(mit gaaaanz vielen Flamingos direkt am Strassenrand in stinkenden Brackseen) und einem Zwischenstopp in einem mittelalterlichen Staedtchen mit viel Burg und -Mauer gegen Abend der Zeltplatz La Girelle in der Naehe von Collioure angesteuert.
Schon in Hoehe von Narbonne beginnen allerdings die ersten Wolken aufzuziehen - es wird doch wohl nicht.....????!!!
Aber der nette Platzbetreiber beruhigt mich: kein Regen in den naechsten Tagen, da der Tramonte maechtig wehen wird....Was das wohl heissen soll??
Was unter "maechtig wehen" zu verstehen ist, bekomme ich schon in der Nacht zu spueren: die Dackelhuette versucht abzuheben...
Am naechsten Morgen hat sich das Wetter allerdings wieder beruhigt und bei bestem Sonnenschein geniesse ich meinen Cafe au Lait im Platzlokal - waehrend im Hintergrund DAS Livekonzert mit Vinicius, Jobim und Toquinho laeuft...Besser kann ein relaxter Tag am Meer kaum starten!!!
Als ich nach einer schoenen Tour durch das menschenleere Hinterland von Banyuls, einem Abstecher nach Cadaques (billige Ziggis, guenstiger Sprit und zuguterletzt ein preiswerter I-net-Anschluss...)und der erfolgreichen Suche von schoenen Schotterpisten abend wieder auf dem Platz eintrudele, treffe ich dort auf Antje und Andreas, die mit ihrer Kati ebenfalls auf Tour sind und die letzten Urlaubstage auf dem Campingplatz verbringen wollen.
Klar, dass man sich beim gemeinsamen Essen eine Menge zu erzaehlen hat - wo doch die beiden ebenfalls schon eine "Auszeit" hinter sich haben und mit den Moppeds um die Welt gereist sind. Und da sich der Wind wieder merklich aufgenommen hat und die Temperaturen gefuehlt nur noch kurz ueber dem Gefrierpunkt zu liegen scheinen, reicht der Rote wieder einmal nicht lange...
Waehrend Antje am naechsten Tag eine Wanderauszeit nimmt, verabreden sich Andreas und meine Wenigkeit zu einer kleinen Spritztour ins Hinterland, um - na was wohl - klar, die Schotterpisten zu testen....
Im franzoesisch-spanischen Niemandsland werden wir schnell fuendig und versuchen uns an einer Piste, die sich noch (oder besser: gerade im Anfangsstadium) des Baus befindet - zumindest laesst sich der Verlauf der zukuenftigen Strasse schon erkennen.
Schoen steil schraubt sich die Piste ins Hinterland - doch irgendwann ist wiedereinmal Ende im Gelaende: die Kati macht an einer rutschigen Steigung die Graetsche und kommt nicht mehr weiter (ob das wohl an den etwas abgefahrenen Reifen lag???)....Und so ueben Andreas und ich das Bergen der Moppeds am Hang - erfolgreich, wie das Beweisfoto dokumentiert....
...sind allerdings auch immer mit beschwerlicher An- und Abfahrt verbunden - und nichts fuer schwache Nerven...
Klarer Fall, das kann's noch nicht gewesen sein - und tatsaechlich finden wir hinter einer Klosterruine eine weitere schoene Piste, die uns wieder Richtung Frankreich fuehrt.
Der Tramonte weht mittlerweile mehr als nur unangenehm, aber wir haben uns in den Kopf gesetzt, noch eine schoene Bergpiste im Hinterland von Port Vendres zu fahren.
Und hier machen Andreas und ich eine Erfahrung der ganz besonderen Art:
Als wir ueber einem Kamm fahren wollen, haut uns der Tramonte regelrecht um - erst natuerlich mich (klar!!)und als Andreas zur Hilfe kommen will, auch ihn - samt Kati.
Und wer's nicht glauben will: hier der Beweis!
Ans Bergen der Moppeds ist fuer einige Zeit nichteinmal zu denken: Der Wind haut uns immer wieder um, so dass wir wie die Maikaefer im Brombeergetruepp auf dem Ruecken strampeln.
Selbst als wir wieder auf die Beine kommen, koennen wir die Moppeds kaum hoch bekommen, der Tramonte ist immer noch so stark, dass die Moppeds wieder umzufallen drohen.
Irgendwann ist aber auch das geschafft - leider ist die Weiterfahrt nur von kurzer Dauer - nach 200 m haut mich der Wind wieder um, diesmal in eine Felswand. Beim Bergen muessen als Kollateralschaden Blinker und Spiegelgewinde dran glauben - wohl ein Grund, den BMW-Service in Spanien zu testen...., da diesmal nix zu tapen ist......
Andreas und ich sind uns einig: Das haben wir noch nicht erlebt - und wollen es auch nicht noch mal erleben!!
Um den gluecklichen Ausgang unserer Expedition zu feiern, beschliessen wir spontan, abends den Platzgrill anzuwerfen und ein opulentes BBQ (mit Gluehwein) zu starten...
Leider ist die Planung dafuer suboptimal (keine Kohle) und so muss Andreas nochmals los, waehrend Antje und ich ein wenig plauschen.... Allerdings sind wir nach einiger Zeit etwas beunruhigt: Andreas kommt und kommt nicht wieder - und als er endlich auftaucht, werfen wir uns fast weg, als er erzaehlt, dass es auch ihn ein zweites Mal "vom Winde verweht" hat.
Zum leckeren BBQ gesellen sich nach kurzer Zeit noch ein Paerchen, das in Montpellier studiert sowie zwei Radfahrer aus der alten Heimat Goettingen - auch hier ist der Abend wieder laenger als der Rote reicht, der im Uebrigen direkt verkonsumiert wird ohne Umweg ueber die Gluehweinschiene...
Trotz der ueberaus netten und unterhaltsamen Gesellschaft breche ich die Zelte am naechsten Morgen ab - aus den geplanten 2 Tagen in Collioure sind mal wieder 4 geworden - und starte nun final in Richtung Pyrenaeen.
Antje und Andreas haben mir von den tollen Strecken und Panoramen vorgeschwaermt, so dass ich - wo ich schon mal in der Naehe bin - diese auch erleben moechte.
Aufbruch: | 03.06.2007 |
Dauer: | 4 Monate |
Heimkehr: | Oktober 2007 |
Frankreich
Spanien