Le tour de Bénin
1. - 7. Oktober: Elfte Woche
Weil ich gerade abartig unter Zeitdruck bin, fasse ich mich diese Woche kurz und erzähle nur einige Highlights. Es tun sich nämlich unerwartete bürokratische Hürden bei der Fernanmeldung zu Sprachkursen meiner geliebten Fantastischen Universität (FU) auf, mein Praktikumsbericht will auf französisch übersetzt werden, dutzende Besorgungen erwarten ungeduldig darauf, dass ich sie mache und außerdem stecke ich während ich diese Zeilen schreibe mitten in meinen Reisevorbereitungen für Togo und Ghana.
Folgendes ist also in der Woche passiert: 3. Oktober, Treffen mit Zacharie und Arlette, beninisch Kochen, Abschied von Nikolai, Begrüßung von Johanna. Ok, vielleicht doch etwas ausführlicher.
Am 3.Oktober lud der deutsche Botschafter in seiner Residenz zum Empfang. Herr Conze ist der ehemalige Oberbefehlshaber der UN-Truppen im Kongo. Deswegen wird er auch Kongo-Conze genannt. Außerdem geht er gerne im Pendjari-Nationalpark jagen. Da gibt es eine extra Zone, wo das erlaubt ist. Das ist eigentlich ganz gut geregelt: Reiche Leute, die seltene Tiere töten wollen, können das dort für ein Heidengeld gerne versuchen - ohne Garantie, dass es klappt. Das Geld geht dann zu einem guten Teil an die Dörfer in der Gegend, deren Bewohner sich im Gegenzug dazu verpflichten, die vom Aussterben bedrohten Tiere nicht zu jagen. So können die sich mit dem Geld was zu Essen kaufen, die Tiere sterben nicht aus, und reiche Leute können weiterhin seltene Tiere töten. Jeder ist zufrieden.
Aber zurück zur Botschaft. Im Prinzip die komplette deutsche Exilbevölkerung und einige erlesene Beniner gaben sich ein buntes Stelldichein bei Bier, Wurst und Leberkäs'. Anstelle der guten alten Strichmännchen prangten Frau Schiffer und Herr Ballack an der Klotür. Man war das deutsch. Es war trotzdem echt nett, unter anderem habe ich mich noch mal mit Rainer unterhalten, einem NFPler des DED (das kommt von Nachwuchsförderungsprogramm). Außerdem hatte ich so die Gelegenheit, die Regionaldirektorin des DED, Kora Gore Bi, um eine Mitfahrgelegenheit noch Lomé anzuhauen. Da fährt sie nämlich zufällig Mittwoch morgens hin - genau dann, wenn ich auch los will.
Dieses Bild hat nichts mit dem Inhalt dieses Kapitels zu tun. Ich habe diese Woche nämlich keine Fotos gemacht. Aber es ist schön grün.
Am Samstag habe ich dann mit Arlette und Zacharie "Racines" weitergesehen. Der Versklavte aus Gambia (man erinnert sich) versuchte mehrmals wieder auszubrechen, worüber sich Zacharie jedes Mal tierisch freute. Dann wurde er aber eingefangen und es wurde ihm der Fuß abgehackt. Dumm gelaufen. Außerdem habe ich dort zufällig Rainer getroffen, der sich von einem Zacharie bekannten Schneider eine Hose nachschneidern lässt. Er hat auch ein Bisschen die Serie mitgeguckt, ist gegen Ende aber immer mehr eingedöst.
Ansonsten habe ich in der Woche mehrmals mit Armel gekocht (oder eher er mit mir). Mein Kochrepertoire umfasst jetzt pâte rouge mit Tomaten-Paprika-Soße und ignam pilée mit Erdnusssoße. Außerdem habe ich mir ein beninisches Kochbuch gekauft. Ich hoffe nur, dass ich die nötigen Zutaten in Berlin auch auftreiben kann... In Westafrika wachsen Sachen, die gibt's bei uns gar nicht.
Der Sonntag war dann ein bisschen traurig. Einerseits, weil mit eine Waschmaschine auf den Finger gefallen ist, andererseits, weil ich mich für lange Zeit von Nikolai verabschieden musste. Er bleibt noch 2 Jahre in Benin, ich 2 Wochen. Ich gehe die Woche auf Reisen, er zurück nach Natitingou. Aber ich plane schon meine Wiederkehr...
Das mit der Waschmaschine hat sich übrigens so ergeben: Nikolai, Rainer und ich haben Martin, einem anderen DEDler, beim Umzug geholfen. Ohne Sackkarre oder sonstige Hilfsmittel, also mit rein maskuliner Kraft, hievten wir das Ding durch mehrere Zimmer, die Treppe runter, und rauf auf den DED-Pickup. Beim letzten Hieven habe ich mir die Maschine mehr oder weniger auf den Finger gehievt. Das tat weh, war aber nicht weiter problematisch. Der Finernagel ist trotzdem noch etwas verfärbt und empfindlich. Danach haben wir noch Frühlingsrollen gegessen und noch ein bisschen in Martins neuem Haus geplaudert. Ein echter Palast - und das direkt am Meer. Wer für den DED arbeitet, lebt echt nicht schlecht.
Dann musste ich auch schon weg, weil ich Johanna am Flughafen treffen wollte. Johanna macht jetzt ein Praktikum in einem SOS-Kinderdorf in Abomey - sie bleibt 12 Monate. Kennen gelernt haben wir uns, als sie diesen Reisebericht entdeckt und mir ins Gästebuch geschrieben hat. Kaum ein paar Emails ausgetauscht, war schon ein Treffen verabredet. Ich fahre vom Flughafen mit ihr mit nach Abomey und werde da 2 Tage bei ihr wohnen, bevor ich dann nach Togo fahre. Genau genommen ist es aber Abomey-Calavi, eine Vorstadt von Cotonou und nicht das echte Abomey, das sich etwa 110 Km landeinwärts befindet. Gut, dass wir uns am Flughafen getroffen haben. Sonst wäre ich nämlich schnurstracks ins andere Abomey gedüst. Am Treffpunkt hätte ich dann warten können, bis ich schwarz werde. Und wenn ich nicht gestorben wär', dann säß' ich da noch heute.
Aufbruch: | 23.07.2007 |
Dauer: | 3 Monate |
Heimkehr: | 22.10.2007 |
Togo