Ein Traum wird wahr
Ins Landmannalaugar
Der nächste Tag beginnt mit strahlendem Sonnenschein, allerdings bläst ein nahezu stürmischer Wind aus Nord.
Beim Frühstück erkundigen wir uns, ob die Hochlandstraßen ins Landmannalaugar befahrbar sind und bekommen die Antwort: Wenn wir tapfer wären, kämen wir dorthin!
Wir kommen mit dem netten dänischen Ehepaar ins Gespräch und sie erzählen, daß sie von Skogar 80 km ins Landmannalaugar gewandert sind und sie schwärmen von den tollen Farben der Berge dort. Sie sind der Ansicht, daß die Fahrt dorthin durchaus zu schaffen sei.
Wir erfahren auch, daß sie auf Hestakrain ihre Tochter besuchen, die seit einem Jahr in dem Gasthaus arbeitet und nun nicht mehr nach Hause will, da sie einen isländischen jungen Mann kennengelernt hat.
Bevor wir losfahren, buche ich noch eine Reittour für den Abend und sage, wenn wir bis zum Abendessen nicht zurück sind, dann sollen sie die Bergrettung rufen.
Dann suchen wir unsere Sachen zusammen und brechen auf.
Das schweizer Ehepaar spricht uns auch noch auf unser Unternehmen an und wünscht uns viel Glück.
Nachdem wir unsere Wanderschuhe und die Badesachen eingepackt haben brechen wir auf zu den "heißen Quellen der Leute vom Land", ins berühmt-berüchtigte Hochland.
Damit wir keine Gletscherflüsse durchqueren müssen fahren wir das Gebiet von Norden her an.
Zuerst führt uns unser Weg durch das grüne fruchtbare Tal der Thjorsá, aber je weiter wir nach Norden kommen, desto spärlicher wird der Bewuchs.
In der Ferne können wir etwas sehen, das wie Bodennebel aussieht, aber es ist wohl eher der von dem Wind hochgewirbelte Staub.
Wir kommen an etlichen Wasserkraftwerken vorbei und der Anblick der Hekla begeleitet uns auf unserem Weg.
die Hekla
Kurz bevor die Strecke in die Sprengisandur-Route übergeht, biegen wie rechts ab auf die F 228. Hier umgibt uns eigentlich fast nur noch schwarze Wüste und mittendrin ein grünlich schimmernder See...
Seen im Hochland
Dann führt uns der Weg weiter über eine Schotterpiste durch die Wüste. Der Sturm wird immer schlimmer und entwickelt sich zu einem echten Sandsturm. Trotz des strahlenden Sonnenscheins verdunkelt sich die Sonne und die Sicht nimmt mehr und mehr ab, bis wir schließlich die Straße kaum noch erkennen können. Weit und breit kein Mensch zu sehen und uns wird es langsam mulmig. Im Geiste denke ich ans Umkehren und mein Heiner gibt später zu, daß seine Gedanken ganz ähnlich waren. Irgendwie kämpfen wir uns mit angehaltenem Atem weiter durch und ich denke, daß wir diesen Ausflug wohl knicken können, weil man bei diesen Sichtverhältnissen die bunten Berge wohl nur erahnen kann.
Wir kommen dann an ein Schild, das das Naturschutzgebiet Fjallabaksleid markiert. Auch hier wird die Sicht nicht besser.
durchs Hochland
Sandsturm!!
Durch die Einsamkeit führt der Weg über ein Bergkuppe.
Nach dem wir den Berg überquert haben, sehen wir schon von weitem eine Kreuzung.... und oh Wunder, oh staune von links nähern sich fünf Jeeps und von rechts sogar ein Bus.
Nun sind wir nicht mehr allein und können uns im Sandsturm hinter den Bus hängen. Vorbei führt der Weg noch an einem großen See und der Bus bleibt in einer Ausbuchtung stehen. Wir folgen den Jeeps.
Kurz vor Landmannalaugar sind noch zwei Flüsse zu furten und ich hatte mir eigentlich vorgestellt, daß wir davor parken und den Rest zu Fuß zurück legen.
Aber in meinem Heiner kommt der Offroader durch und er folgt den vorausfahrenden Jeeps durch die Furten.
Endlich angekommen, verspüre ich wenig Lust den Wagen zu verlassen, weil der Wind immer noch recht kräftig bläst und den Sand durch die Landschaft treibt, allerdings ist es etwas heller geworden. Trotzdem wage ich an eine Wanderung nicht zu denken.
Wir steigen trotzdem erstmal aus und schauen uns das Camp an.
Es gibt hier einen Campingplatz und eine Hütte. Ein paar Hartgesottene versuchen hier im Sandsturm ihr Zelt aufzubauen!
Wir schauen uns die heißen Quellen an, in denen sich einige Badende tummeln.
Nach einiger Zeit klart es mehr und mehr auf, die Sonne kommt zum Vorschein, der Wind ist zwar immer noch vorhanden, aber es ist kein Sandsturm mehr, wie durch ein Wunder hat es aufgehört.
Endlich können wir auch die uns umgebenden bunten Berge sehen.
Camp in Landmannalaugar
endlich freie Sicht!
Dann ziehen wir unsere Wanderschuhe an und starten zu einer Wanderung durch das umliegende Gebiet. Der erste Weg führt uns in die Schlucht Graenagil...
durch die Schlucht
Graenagil
Immer entlang des Bachlaufes führt uns der Weg durch steiniges Gelände. Die uns umgebenden Berge schimmern in Blau- und Rottönen.
Nach einer Weile führt der Weg über Stock und Stein steil bergan bis wir zu einem Lavafeld kommen, das Laugahraun.
Hier oben liegt vereinzelt noch Schnee und wir müssen sogar mehrere Schneefelder überqueren.
Schnee im Lavafeld
Weiter geht unsere Wanderung durch das Lavafeld bis wir am Fuße des bunten Berges Brennisteinsalda ankommen.
Auch hier riecht es wieder nach Schwefel und aus der Erde steigt Dampf.
Brennisteinsalda
In seinen Rot-Blau-Grün-Braun-Tönen hebt sich der Berg von der schwarzen Lava und dem klaren blauen Himmel ab.
Dann beginnt der Abstieg zurück zum Camp.
Wieder überqueren wir Schneeflächen und müssen aufpassen, daß wir nicht ins Rutschen kommen.
Kurz bevor wir wieder durch das Lavafeld gehen müssen, haben wir einen herrlichen Ausblick in ein grünes Tal, das von bunten Bergen umgeben ist, auf denen auch noch Schneereste liegen
Landmannalaugar
Nachdem wir dann nochmals das Lavafeld durchquert haben, haben wir einen schönen Ausblick von oben auf das Camp und auch die heiße Quelle können wir sehen.
Camp von oben
heiße Quelle
Wieder am Auto angekommen, beschließt Heiner die Gelegenheit zu nutzen und noch ein Bad zu nehmen.
Mir ist der Wind zu kalt und da ich nach der Wanderung verschwitzt bin, mag ich mich nicht ausziehen.
Dafür kann ich ihn dann beim Baden fotografieren!
Ein Mann vom Land in einer heißen Quelle!
Nachdem er sich bibbernd abgetrocknet hat, gehen wir wieder zurück zum Auto und treten unseren hoffentlich nicht ganz so spannenden Rückweg an.
Heiner möchte gerne gefilmt werden, wenn er die Flußläufe mit unserem Geländewagen passiert. Also steige ich vorher aus und lege den Weg über eine Brücke zu Fuß zurück und dann fährt er los. Das Wasser spritzt hoch und schon ist er am anderen Ufer angekommen. Ich steige wieder ein und wir durchqueren die zweite Furt. Aber hoppla, die ist seit dem Vormittag doch um einiges tiefer geworden und das Wasser schwappt uns über die Kühlerhaube. Mir stockt ein wenig der Atem, aber unser Suzuki steckt das brav weg und wir erreichen auch diesmal unbeschadet das andere Ufer.
Nun fahren wir den gleichen Weg zurück, aber diesmal können wir von der Landschaft sogar etwas erkennen. Der Sturm ist weg und der Sand auch. Wir sehen den großen See nochmal und
auch hier gibt es noch ein Kraftwerk.
Rückweg vom Landamannalaugar
Nun müssen wir uns ein bißchen sputen, damit wir pünktlich zu unserer Reitour zurück auf der Farm sind.
Kurz nach fünf sind wir dann dort. Heiner besteht darauf mitzureiten und ich erkundige mich, ob sie Pferde haben, die von einem Nichtreiter geritten werden können, aber das ist kein Problem.
Wir gehen zum Stall und finden ein junges Mädchen, zwei Hunde und zwei fertig gesattelte Pferde vor, zwei Rappen.
Wir gehen auf den Reitplatz und nehmen die notwendigen Einstellungen vor, dann steigen wir auf und los geht es durch die flache Wiesenlandschaft.
Die Pferde sind ruhig und zuverlässig und das Mädchen ist sehr nett und vorsichtig. Nach einer Weile tölten wir an und ich stelle fest, daß ich tatsächlich einen Sofatölter unter mir habe. Er ist sehr leicht zu tölten und superbequem und auch Heiners Pferd bewegt sich im Tölt vorwärts, obwohl er gar nicht reiten kann.
Wir durchqueren eine Wiese, wo mehrere Pferde stehen, aber wir werden nicht von ihnen behelligt.
Dann geht es auf Wiesenwegen weiter. Ich versuche mein Reittier etwas zu biegen, muß aber feststellen, daß es recht
steif ist. In Island wird halt gradeaus geritten!!
Nach einer guten Stunde sind wir unversehrt wieder am Stall und bedanken uns für den Ritt. Dann wird es Zeit sich zum Abendessen aufzumachen. Wir treffen auch die netten Dänen dort wieder und berichten ihnen von den Erlebnissen des heutigen Tages. Im Fernsehen wird dann über den Sandsturm berichtet.
Zum Abschluß des Tages klettern wir noch in den hauseigenen Hot-Pot, der sich auf der Terrasse befindet.
Wir haben ihn für uns alleine und entspannen uns in dem ziemlich heißen Wasser. Dabei genießen wir einen herrlichen Ausblick über die grüne Ebene der Thjorsá und den schneebedeckten Gipfel der Hekla im Hintergrund.
Was kann es schöneres geben??
Aufbruch: | 13.06.2007 |
Dauer: | 15 Tage |
Heimkehr: | 27.06.2007 |