Auf dem Jakobsweg durch die Schweiz
Lebe langsam...: von Heitenried nach Freiburg
19.6.2003 12. Tag, von Heitenried nach Freiburg
Fast eine ganze Stunde bin ich nun in Freiburg umhergerannt bis ich mich einigermaßen orientiert hatte wo ich übernachten kann und wo ich morgen weiter muss. Letztlich habe ich das günstigste Hotel gefunden mit zwar schäbigen, aber wenigstens sauberen und ruhigen Zimmern. Wohl fühle ich mich in Freiburg nicht, obwohl das eine ganz faszinierende Stadt ist mit einer mittelalterlichen Altstadt, in der ich die ganze Geschichte förmlich gespürt habe. Die ganzen alten Häuser, die Burganlage, die Straßen und Plätze zu sehen und zu betreten und sich bewusst zu sein, dass Pilger schon jahrhunderte zuvor denselben Weg gegangen sind und vermutlich ebenso verwirrt wie ich waren, das ist schon faszinierend!
Freiburg
An zahlreichen Stellen habe ich Zeichen der Jakobspilgerschaft gefunden, als Statuen, Bilder oder in den Kirchen. Leider schmerzen meine Füße zu sehr als dass ich noch mal losziehen kann um alles nochmals genauer zu betrachten. Aber mein Ziel ist ein anderes und daher nicht so schlimm wenn ich hier nicht alles sehen kann.
Jakobusstatue und Wegzeichen
Heute Morgen bin ich schon um halb sechs ganz sanft von einer Blaskapelle geweckt worden, die wohl zu Ehren des heutigen Fronleichnamsfest vor dem Hotel ein kleines Ständchen gespielt haben. Es war wirklich ganz sanft, da sie ein wunderschönes Stück spielten, dem ich sogar gerne noch etwas länger gelauscht hätte, es war ganz ruhig und sehr gefühlvoll. Nach einem kurzen und nicht erwähnenswerten Frühstück habe ich mich aufgemacht um heute Freiburg zu erreichen. In St. Antoni kam ich gerade rechtzeitig zur Fronleichnamsmesse, der ich beiwohnte und die ganz festlich mit Kirchenchor und dennoch ganz einfach und ursprünglich war. Zumindest sang der Chor so und es hörte sich fantastisch an. Ganz genauso wie man sich einen festlichen Gottesdienst in den Bergen eben vorstellt. Nach der Messe war ich ganz ergriffen als ich meinen Weg fortsetzte, ganz ergriffen und überglücklich, dass ich eine so schöne Zeit in einer so schönen Umgebung verbringen darf.
Historisches Wegstück kurz nach St. Antoni
Mein Weg führte mich heute wieder durch eher hügelige Landschaft, oft in der Sonne aber zumeist auf herrlichen Wald- und Feldwegen, teilweise auch über Wiesen. Kurz vor Tafers hatte ich mich etwas verlaufen doch auch hier halfen mir wieder die Menschen am Wegrand dabei den richtigen Weg zu finden. In Tafers sah ich mir die Jakobskapelle mit dem Galgenwunder an und wanderte dann weiter immer Richtung Freiburg, was mich auf einen ruhigen Weg an goldenen Getreidefeldern vorbei auf einen Wiesenweg führte. Irgendwann erreichte ich Freiburg und folgte dem ausgeschilderten "Chemin du St. Jaques", der mich durch die ganze Altstadt führte.
Jakobskapelle mit Galgenwunder in Tafers
Eine weitere große Etappe meiner Reise ist heute zu Ende gegangen. Ich habe Freiburg erreicht und werde es wohl wie geplant bis Genf schaffen. Ich bin unheimlich stolz auf mich, soweit gekommen zu sein und ich bin überglücklich diese Reise, die auch für mich mit Unwägbarkeiten verbunden war, angetreten zu haben. All meine Erwartungen sind bei weitem übertroffen worden. Die Landschaft, die netten Menschen, die Ruhe, die Besinnlichkeit, das Gefühl auf geschichtsträchtigem Boden zu gehen, vergangene Zeiten in sich zu spüren, die Ausstrahlung und die Energie der alten Wege und Gebäude, der Kapellen, Klöster und Kirchen zu fühlen, diese Ausgeglichenheit fern von jedem Stress und Hektik! All das erleben zu dürfen, darüber bin ich überglücklich und sehr dankbar!
Aufbruch: | 08.06.2003 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 21.06.2003 |