Auf dem Jakobsweg durch die Schweiz

Reisezeit: Juni 2003  |  von Andreas Honisch

Lebe langsam...: von Romont nach Genf

21.6.2003 14. Tag, von Romont nach Genf


Lac Leman, Genfer See! Ich schippere gerade drüber und kann kaum fassen, dass ich es wirklich geschafft habe! In gerade mal zwei Wochen quer durch die Schweiz, von Konstanz nach Genf. Zwei wunderschöne Wochen, in denen ich viel erlebt und viele Menschen kennen gelernt habe. Zwei Wochen, in denen ich viel Zeit für mich hatte, in denen ich immer wieder an meine Grenzen gestoßen bin, mich immer wieder erneut aufraffen musste und mich immer wieder gefreut habe, dass ich es gewagt habe. Zwei Wochen in denen ich immer wieder von dieser wunderbaren Landschaft für alle Strapazen belohnt wurde.

Hierher zu kommen war heute gar nicht so einfach. Eigentlich hatte ich vor, bis Moudon zu wandern und dann irgendwie bis Lausanne mit Bus oder Zug die letzten 20 Kilometer zurückzulegen. Morgen wollte ich dann nach Genf schippern und mit dem Zug wieder nach Hause. Aber kurz nach Romont muss ich wohl falsch abgebogen sein und als ich meinen Irrtum bemerkte, war es leider schon zu spät. Also bin ich weiterhin den "falschen" Markierungen gefolgt, in der Hoffnung, einigermaßen in die richtige Richtung zu wandern. Mein Glück ließ mich natürlich nicht im Stich, vielleicht wurden auch meine Gebete erhört, auf jeden Fall kam ich nach über drei Stunden in Vauderens raus, irgendwo nach Moudon und vor allem mit Bahnhof! So kam ich nach zwanzigminütiger Zugfahrt in Lausanne an.

Genfer See

Genfer See

Die Schiffe nach Genf fuhren nur um 14 oder wieder um 18 Uhr, was mir aber bei einer vierstündigen Schifffahrt zu spät war. Da ich nicht in Lausanne teuer übernachten wollte, fuhr ich mit der netten kleinen Metro bis zum Hafen und erreichte gerade noch rechtzeitig mein Schiff nach Genf. Ich bin eben ein Glückskind, auch wenn ich mir Lausanne leider nicht mehr anschauen konnte. Die zwei Wochen wandern spüre ich in allen Knochen, vor allem in den Beinen und ohne meine Stöcke kann ich kaum noch gehen. Daher wäre meine Sightseeingtour durch Lausanne wohl sowieso zur Qual geworden. So genieße ich bei strahlender Sonne die gemütliche Fahrt, wieder auf einem alten Schaufelraddampfer, und werde mich in Genf zum Abschluss meiner Reise mal ausnahmsweise in ein gutes und wohl auch teures Hotel einmieten. Der See ist herrlich! Tiefblau liegt er eingebettet in einer wunderschönen Landschaft mit hohen Bergen und malerischen kleinen Ortschaften. Sogar den Mont Blanc konnte ich wunderbar sehen.

Abschied von Lausanne

Abschied von Lausanne

Genf

Genf

Was für ein Schock! Genf ist eine große Stadt mit allem was dazugehört. Viel Verkehr, viel Hektik, viel Lärm und für mich ohne erkennbaren Flair, ohne Atmosphäre. Die Altstadt ist zwar schön rausgeputzt aber trotz der vielen Menschen überall völlig leblos. An jeder Ecke dröhnt irgendeine andere Musik und es war mir nicht möglich ein ruhiges Fleckchen zu finden. Es war wohl ein Fehler hierher zu kommen. Willkommen im Leben! Nachdem ich durch die Stadt getrieben wurde habe ich es aufgegeben zu versuchen hier noch positive Eindrücke zu suchen. Ich will hier nur noch weg und freue mich auf meine morgige Heimfahrt.

© Andreas Honisch, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisebericht von meiner Wanderung auf dem Jakobsweg durch die Schweiz. Gestartet bin ich in Kreuzlingen und nach 2 Wochen in Genf angekommen.
Details:
Aufbruch: 08.06.2003
Dauer: 14 Tage
Heimkehr: 21.06.2003
Reiseziele: Schweiz
Der Autor
 
Andreas Honisch berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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