Auf dem Jakobsweg durch die Schweiz
Lebe langsam...: von Rapperswil nach Einsiedeln
12.6.2003 5. Tag, von Rapperswil nach Einsiedeln
Mein erstes großes Etappenziel ist erreicht, heute bin ich in Einsiedeln angekommen! Der Weg hierher war wieder wunderschön, obwohl heute der bislang heißeste Tag mit über 36° im Schatten war. Gestartet bin ich in Rapperswil und von dort erst mal über den Holzsteg nach Pfäffikon. Am Frauenwinkel machte ich eine erste kurze Rast und verabschiedete mich vom Züricher See, den ich aber beim anschließenden Aufstieg auf die Luegeten noch oft in seiner ganzen Pracht sehen sollte.
Abschied vom Zürisee
Der Aufstieg war recht steil und atemraubend, schließlich mussten auf dem relativ kurzen Wegstück über 400 Höhenmeter gemeistert werden. Auf den Luegeten genoss ich ein letztes Mal den herrlichen Ausblick auf den Zürisee und stieg über viele Treppen und wurzlige Wege mitten durch den Wald auf den Etzelpass hinauf.
"Mahnmal" auf dem Etzelpass
Auf der Passhöhe hatte das St. Meinrads-Pilgergasthaus direkt neben der gleichnamige Kapelle leider geschlossen. Also ging's nach kurzer Rast gleich weiter zum Abstieg zur Teufelsbrugg hinab. Vor der Brücke ist im Geburtshaus von Paracelsus eine Gartenwirtschaft untergebracht, in der meine kurpfälzischen Mitpilger und ich uns erst mal mit Gerstensuppe, Käse und Wurstsalat zünftig stärkten.
Abstieg zur Teufelsbrugg
Der Weg führte über die Teufelsbrugg und wunderschöne, hügelige Blumenwiesen auf den Hinterhorben. Dort auf der Höhe mit herrlichem Ausblick auf den Sihler See und die Berge, am Galgenchappeli vorbei Richtung Einsiedeln, dessen Kloster schon bald zu sehen war.
Sihler See
Die eindrucksvolle Klosteranlage überragt den Ort und es war ein ganz besonderes Gefühl, auf dem alten Pflaster des riesigen Klosterplatzes zu stehen und die ganze Geschichte von über tausendjähriger Pilgerschaft zu spüren!
Rast kurz vor Einsiedeln
Untergebracht bin ich im Hotel Linde in einem günstigen Pilgerzimmer, das aber immer noch sehr viel Geld kostet, dafür aber einen, wenn auch kleinen Ausblick auf die Klosterkirche bietet. Gerade geht ein Gewitter runter und ich freue mich schon auf eine etwas kühlere Nacht. Körperlich geht es mir inzwischen sehr gut. Die Blase am Fuß habe ich mit meinen Blasenpflastern recht gut im Griff, zumindest behindert sie mich nicht beim Wandern. Der Rucksack stellt auch kein Problem mehr dar, ganz im Gegenteil, ich fühle mich ohne ihn schon fast nackt. Auch mit meiner Kondition bin ich sehr zufrieden. Dank meiner, wie ich meine, hervorragenden Stocktechnik kann ich Steigungen regelrecht raufspurten, wobei ich dabei zur Hälfte mit meinen Armen gehe. Mein Körper scheint sich nun umgestellt zu haben, wobei ich abends trotz allem recht erschöpft aber auch überaus zufrieden bin.
Meine Pilgerreise übertrifft bislang alle meine Erwartungen bei weitem. Ich wandere durch eine wunderschöne Landschaft, lerne unterwegs viele nette Menschen kennen, finde immer wieder Zeit für mich, fühle mich entspannt, ausgeglichen und bin ganz stolz auf mich, meine Reise gewagt zu haben und sie so gut zu bestehen. Ob ich nun gleich als neuer Mensch zurückkommen werde glaube ich nicht, aber ich werde auf jeden Fall um viele Erfahrungen und vor allem zahlreiche Erinnerungen reicher sein. Und ich habe auch die Bestätigung, dass ich meine Ziele erreichen kann, dass ich Durchhaltevermögen habe und mein Leben und auch mein weiteres Schicksal meistern kann und werde.
Heute haben sich Gerda und Wolfgang, meine kurpfälzischen Wegbegleiter verabschiedet und wieder auf den Heimweg gemacht. Ich bin mal gespannt, wen ich noch so alles auf dem Jakobsweg treffen werde. Mit den beiden habe ich auf jeden Fall einen schönen gemeinsamen Weg gehabt und in den beiden zwei sehr nette Menschen kennen gelernt.
Kloster Einsiedeln
Aufbruch: | 08.06.2003 |
Dauer: | 14 Tage |
Heimkehr: | 21.06.2003 |