Paul goes "Down Under" 07/08
Cattle Station
15.01.08 - 07.02.08
Die Zivilisation hat mich wieder!
Die letzte Zeit haben Andres und ich im "richtigen" Australien verbracht. Wir waren drei Wochen zum arbeiten auf einer Cattle Station (Rinderfarm) im Outback. Und das war wirklich Outback! Handynetz kennen die da draussen noch nicht. Internet gab es zwar aber nur an einem Computer im Office vom Boss. Wir waren also komplett von der Aussenwelt abgeschnitten
Die Farm war fuer Australische Verhaeltnisse ziemlich klein. Grade mal 6500 Hektar (= 65 km2). Riesig! Aber fuer eine australische Cattlestation ist das wirklich ziemlich klein. Macht aber nix. Die Station war fuer den Boss eigentlich nur so ne kleine Altersbeschaeftigung. Vorher gehoerte im eine der groessten Cattle Stations Australiens mit schlappem 10.000 km2 (nein, keine 0 zu viel)! Auf diesen 65 km2 lebten jedenfalls Ian, der Boss mit seiner Frau, Kay, und Tochter Fiona, die glaub ich offiziel Besitzerin der Station ist und Toni, ein Arbeiter. Plus Andreas und mich. Also 6 Menschen. Dazu kommen ca. 3200 Rinder (spaeter weniger weil Ian ein paar verkauft hat als wir da waren), ungefaehr 20 Pferde, ein Hund (spaeter 3) und ein paar Millionen Kaenguruhs, Wallabies, Wildschweine und Dingos.
Der Alltag sieht dann ungefaehr so aus:
5:15 Uhr: Aufstehen, Brot mit Corned Beef und voellig ueberzuckerter Tee zum Fruehstueck.
6:00 Uhr: Arbeitsanfang
10:00 Uhr: manchmal 15 min Smoko, wieder schwarzer Tee mit viel zu viel Zucker
13:00 Uhr: ungefaehr 1h Lunch, Brot mit Corned Beef oder Marmelade, schon wieder dieser Tee
18:00 Uhr: Feierabend, irgendwer muss kochen. Der Rest sitzt mit nem Tee vor dem Fernseher und guckt Tennis oder so. Ist eigentlich egal was kommt weil man an den meisten Tagen davon eh nichts mehr wirklich mitbekommt.
Unser genauer Job war immer das was halt grade anfaellt. Eingestellt wurden wir eigentlich zum "fencing", also zum Zaeunebauen. Zum Glueck waren das aber nur ein paar Tage. Fuer Kilometerlange Zaeune in 12 Meter Abstand Zaunpfosten in den Boden zu hauen bei an die 40 Grad in der prallen Sonne kann naemlich mit der Zeit recht anstrengend werden. Besonders bei steinigem Boden und die bloeden Steine liegen eben immer genau da wo die Pfosten rein sollen. Aber wenn man das geschafft hat ist der Rest am fencing zwar Zeitraubend aber relativ leichte Arbeit. Tore schweissen und an der richtigen Stelle im richtige Winkel etc einbetonieren, Strainerposts (groessere Pfosten an denen der Draht gespannt wird) einbetonieren, Stacheldraht ziehen und spannen, befestigen und kleine "Dropper" dranmachen und fertig. War super zu sehen wie die Farmer hier ihre Zaeune bauen. wenn die ueber 2 Kilomter Zaun an einem bestimmten Punkt oder Pfosten rauskommen wollen, dann machen die das eben per Auge. Nix genauer Messen oder so. Augenmass reicht. Und das klappt. Uber eine 1,8 Kilometer lange Zaunstrecke hatten wir z.B 8 cm Abweichung.
Ansonsten haben wir noch nen bisschen im Workshop gearbeitet. Z.b Stahlrohre auseinanderscnheiden und wieder zusammenschweissen uns solche Sachen. Das Arbeitsprinzp ist relativ einfach. Man ueberlegt sich was man haben will, z.B 3 neue Tore fuer den neuen Zaun und dann rennt man einfach nen bisschen auf dem Gelaende rum. Ueberall liegen irgendwelche alten Rohre, Stahlmatten uns sonstiges altes Metall rum. Da sucht man sich einfach was das einigermassen passend aussieht und schneidet sich das dann zurecht. Und wenn die Dinger eigentlich nur noch purer Rost sind werden sie trotzdem nochmal genommen.
Des weiteren gabs noch Cattle-Work. Das heisst das eine Gruppe Rinder zum Yard getrieben wird und dann da in kleinen Gruppe bzw einzeln durchgejagt wird. Zum Beispiel zum wiegen oder fuer Schwangerschaftstests oder zum verladen auf nen Roadtrain und dann ab zum Hafen. Das war eigentlich immer ganz gute Arbeit auch wenn ich mich am Anfang erst nen bisschen ueberwinden musste mit voller Wucht auf die armen Viecher drauf zu hauen wenn sie mal nicht so wollten wie sie sollten. Aber daran gewoehnt man sich spaetestens dann wenn eines von den Biestern mal versucht zurueckzuschlagen und austritt. Hat mich zwar keins erwischt aber nen paar mal fast.
Dann gabs noch die staendigen Aufgaben wie Zaeune kontrollieren, Wassertanks kontrollieren, den Workshop aufraeumen irgendwelche Sachen reparieren, Reifen wechseln oder was auch immer grad mal wieder kaputt war.
Fuer ein paar Wochen auf so einer Station zu leben ist echt ne super Erfahrung. Am 26.01 (Australia Day, Nationalfeiertag) haben sich alle von den umliegenden Stations auf so nem kleinen Platz getroffen, morgens um 10 angefangen zu trinken und Cricket gespielt. Und Andreas und ich mitten dabei. Oder an nem anderen Tag hat Ian einen seiner Soehne mit Frau und Sohn und nem Freund eingeladen zum BBQ. Da hat der Boss halt einfach mal eine von seinen Kuehen erschossen und geschlachtet und abends kam se auf den Grill. Solche Sachen erlebt man eben nicht wenn man immer nur in Hostels in den grossen Staedten lebt. Oder der einzige Pub im Umkreis von wahrscheinlich 100km in dem dem sich jeden Samstagabend alle Farmarbeiter der Umgebung treffen und sich hemmungslos besaufen und dann wieder nachts zur Station zurueckfahren (ja, selbst fahren) oder einfach da einschlafen wo sie gerade sitzen oder liegen. Man kann sogar im Pool schlafen.
Oder die Muellentsorgung bei der einfach alles in den "Dump", nen grosses Loch im Boden, geschmissen wird und von Zeit zu Zeit verbrannt wird. Nach dem anzuenden sollte man sich aber schnell entfernen weil da auch alte Autobatterien, evtl scharfe Munition etc drin rumliegt. Eben einfach alles was man nicht meht braucht oder versehentlich da rein kommt. Da machen es sich die Aussis doch ziemlich einfach. Oder jagen. Ian hatte zwar auch immer sein Gewehr im Auto dabei, hat es aber fast nie benutzt. Toni, der Farmarbeiter dagegen nen bisschen oefter. Quasi jeden abend nach dem Essen und 5-10 Dosen Bier hat er sich sein Gewehr geschnappt und hat nen paar Wallabies oder Schweine oder was immer grad da rumgelaufen ist abgeschossen. Das interressiert da draussen einfach niemanden.
Ich hab auf der Farm auch ne ganze Menge gelernt an handwerklichem Zeugs und so. Da fragt niemand ob man irgendetwas fahren darf sondern ob man es fahren kann. Und wenn nicht dann gibt es ne kurze Erklaerung und los gehts. Oder ich habs zum Beispiel geschafft meiner Jeanshose nen Flicken zu verpassen. Waehrend dem Finale der Australian Open. Dummerweise geht der Eine schon wieder ab , der war aber auch genau ueber dem Knie. Oder ne Flex. Ja, ich hatte schon einmal ne Flex in der Hand, aber wirklich benutzt hab ich noch keine so richtig. Einweisung dauert dreissig Sekunden und dann stand ich da mit so nem Ding in der Hand wie ihr weiter unten noch sehen koennt. Schweissgeraete. All so nen Zeugs. Mit ein und zwei achsigen Anhaengern durchs Gelaende fahren. 5000 liter Benzin oder Wassertank auf einem alten ungebremsten Anhaenger hinter einem Auto von vielleicht nem bisschen mehr als einer Tonne. Und dann ab in den Busch. Hat geklappt! Uralte LKW fahren bei denen die Motorhaube mit nem Seil festgebunden ist damit sie bei 20 kmh nicht nach oben schlaegt. Mit 2 12 Volt Batterien. Musste man aber trotzdem immer ueberbruecken zum anmachen.
Na, ich koennte noch ganz lange weiterschreiben. Es war auf jeden Fall eine super Erfahrung aber nach ein paar Wochen reichts dann auch
mein Liebling... nen alter Toyota Landcruiser ohne Tueren aber riesigem Kuhfaenger... ganz komische Schaltung... ca 1 min vorgluehen... Wahnsinn!!
Aufbruch: | 12.09.2007 |
Dauer: | 10 Monate |
Heimkehr: | 11.07.2008 |