Vietnam - ein erstes Kennenlernen

Reisezeit: Dezember 2007 - Januar 2008  |  von H & M

5. Tag: Hue

Mittwoch, 02.01.2008

Was für ein Tag!! Halb 5 kam unser Wakeup-Call, waren soo müde, mussten aber schnell unser Zeug zusammen packen und uns fertig machen und dann den Koffer vor die Tür stellen. Draußen hat schon der Kofferboy gewartet. 05:15 Uhr haben wir uns alle unten getroffen, da gab's dann Frühstück für alle - Kaffee, Tee und ein labberiges Sandwich und eine Banane. Draußen im Park konnten wir einen schnellen Blick auf die vielen Vietnamesen erhaschen, die dort tatsächlich um diese Zeit schon Tai Chi gemacht haben. War irre was los dort! Die Fahrt zum Flughafen ging recht fix, Mopeds waren noch nicht sehr viele unterwegs, aber Menschen schon einige (viele Zeitungsverkäufer und in den Garküchen saßen auch schon einige Leute). Am Flughafen dann die übliche Prozedur, haben einen kurzen Schreck bekommen, als uns beim Einchecken gesagt wurde, dass wir pro Person nur 20kg Gepäck mitnehmen dürfen - und wir hatten ca. 26kg pro Nase. Aber war dann doch nicht so. Der Flug war ganz ok, gab so einen komischen Kuchen zu essen, Konsistenz wie Gummi und sehr synthetisch. Egal. Hab mich ein bisschen mit der Geschichte Vietnams beschäftigt. Eine Stunde später sind wir in Hue angekommen. Erster Eindruck: Ruhe! Kein Gehupe, kein Verkehr. Dann der Schock: Es regnete und war ca. 18 Grad kalt. Brrr, was für ein Unterschied, v.a. weil wir alle noch sehr sommerlich leicht angezogen waren...Aber der Tourguide erklärte uns dann unmissverständlich, dass da vorne zwar unser Hotel sei, aber da fahren wir jetzt nicht hin, sondern machen erstmal den ganzen Tag Besichtigungsprogramm. Na super. Hue selbst machte jetzt keinen sooo tollen Eindruck, ziemlich runtergekommen und dreckig und keine besonderen Gebäude. Auch der Reiseführer sagte eigentlich nicht sonderlich viel Gutes. Der erste Stopp war beim Grabmal des Kaisers Tu Duc (1848). Nicht nur ein Grabmal, sondern eine parkähnliche Anlage mit einem See, Wohnhäusern, Empfangshalle und natürlich auch den Gräbern des Kaisers und seiner Konkubine. Eine sehr romantisch angelegte Anlage. Allerdings bei Regen nicht ganz so wirkungsvoll. Am Eingang wollten uns ziemlich penetrante Verkäuferinnen Regencapes und Schirme andrehen und selbst wenn man schon einen Schirm gekauft hatte, wollten sie noch penetrant ein Regencape hinterher verkaufen. Wir haben uns provisorisch gegen Regen und Kälte geschützt - ich habe Marco's Fleecejacke bekommen und dazu noch seine Socken, die ich dann mit den Trekkingsandalen angezogen haben. Nicht sehr stilvoll, aber war wenigstens ein bisschen wärmer als barfuß, aber nach 10 Schritten war auch alles nass und ich habe den Rest des Tages nur noch gefroren (wir alle). (kurzer Einschub von Marco: auch wenn die Regencapeverkäuferinnen wirklich penetrant waren, ist das kein Anlass sie anzubrüllen und obergenervt zu tun, wie einmal durch unseren Schwaben geschehen. Da kam kurz wieder die typische Ich-Bin-Ein-Besserer-Mensch-Als-Du-Mentalität durch, was ich zum K... finde. Die machen das ja nicht aus Spaß an der Freude, sondern weil's denen echt schlecht geht, was man an der Bausubstanz und an der ganzen Lebensweise sehr gut erkennen kann. Mit einem netten Lächeln und mehrmaligen NEIN Danke geht's letztlich auch.)

Einen kurzen Zwischenstopp auf einem Markt später fuhren wir dann zum Königspalast. Dafür ist Hue, alte Kaiserstadt, berühmt, gehört auch zum UNESCO Weltkulturerbe und ist schon recht beeindruckend. Auf einer Fläche von 600 x 600 m entstand eine Stadt in der Stadt nur für den Kaiser und seine Bediensteten. Die Anlage wurde dem Kaiserpalast in Peking originalgetreu nachempfunden (nur kleiner). Leider wurden die meisten Gebäude von den Amis im Vietnamkrieg zerstört, so dass nur noch recht wenig zu besichtigen ist und einige Gebäude leider etwas lieblos aus Beton wieder aufgebaut wurden. Allgemein haben wir festgestellt, dass die historischen Bauten hier sehr stark verfallen und dass auch nichts restauriert wird. Der Reiseleiter meint, es fehlt einfach das Geld dazu. Das war in Kambodscha ganz anders, da wurde ein riesengroßer Aufwand betrieben, alles original wieder aufzubauen und zu restaurieren. Der Kaiserpalast in Hue war auf jeden Fall sehr interessant, so was haben wir vorher noch nicht gesehen. Besonders schön waren die Halle der höchsten Harmonie sowie der Ahnentempel, denn die Vietnamesen verfolgen eine ausgeprägte Ahnenverehrung. Blöd war nur, dass es nass und kalt und bäh war und all unsere Klamotten schon mächtig klamm und wir alle kalte Füße hatten. Schnell machte sich der Wunsch nach einem Restaurant breit, was offenbar nicht auf dem Programm stand, aber immerhin hatten wir ja heute kein richtiges Frühstück und es war schon halb 2, da knurrt den allermeisten Deutschen natürlich der Magen. Sind dann also zu einem Tourirestaurant gefahren, sollte wohl gehobener Standard sein, aber so richtig gefallen hat's uns nicht. Essen war für die Verhältnisse hier überteuert und geschmeckt hat es auch nicht so, wie wir es z.B. aus Saigon gewohnt waren. Und warm war es auch nicht sonderlich, und überhaupt hatten alle ein bisschen schlechte Laune. Zum Glück gab's nach der Nudelsuppe noch einen kleinen Reisschnaps, das steigerte die Stimmung kurzfristig etwas. Der nächste Programmpunkt war dann eine Fahrt mit einem Drachenboot auf dem so genannten Parfümfluss. Der heißt so, weil früher am Ufer jede Menge Jasmin wuchs und es toll duftete. Davon konnte man heute nicht mehr so sehr viel spüren...

So, ich geh jetzt Haare fönen und übergeb mal an Marco...hier bin ich.
Auf dem Drachenboot wurden uns wieder einmal vielfältige Dinge feilgeboten, wie Schals, landestypische Blusen oder auch Kimono´s. Bilder oder Schnitzereien gab´s auch. Nach einer ca. 1-stündigen Fahrt, die bei dem nasskalten und trüben Wetter eher unspektakulär war, hielten wir beim letzten Tagesordnungspunkt - der Thien-Mu-Pagode mit angeschlossenem Tempel in dem wir noch dort lebende Mönche beobachten konnten. Das ganze Areal war heute eigentlich am schönsten. Nicht ganz so krampfhaft auf Tourismus ausgelegt und durch die Mönche mit Leben gefüllt. Als wir gegen 16.45 Uhr dort waren, haben sie gerade ihr gemeinsames Essen vorbereitet. Innerhalb der Anlage steht scheinbar fehl am Platz ein Oldtimer. Der Austin erlangte am 11. Juni 1963 traurige Berühmtheit durch seinen Fahrer. Der Mönch Thich Quang Duc fuhr mit dem Wagen nach Saigon setzte sich vor das Auto, ließ sich mit Benzin übergießen und anzünden. Damit protestierte er gegen den damaligen Diktator in Südvietnam, der den Buddhismus verbot, um seine christliche Weltanschauung durchzusetzen. Kurz nach der Verbrennung wurde Diktator Diem vom CIA erschossen. Nach der Besichtigung ging´s dann endlich und heiß ersehnt in unser Hotel, in dem wir mit einem heißen Ingwer-Tee empfangen wurden. Die Stimmung wurde spürbar besser. Ein wirklich schickes Hotel mit riesengroßen Zimmern und allem Pipapo. Nach einer heißen Dusche und ein paar heißen Tees werden wir uns nun mal auf Hotelerkundungstour begeben. Vielleicht finden wir ja eine Internetmöglichkeit, dann schicken wir das hier gleich auf die Reise.

Ein kurzes Zwischenfazit zu einer geführten Rundreise (der wir ja eher skeptisch entgegen gesehen haben):

Wenn man nur zwei Wochen Zeit hat, ein Land zu erkunden, dann ist das sicherlich die einfachste und bequemste Methode, um von Ort zu Ort zu kommen und vor Ort alle wichtigen Dinge zu sehen und zu tun. Somit erspart man sich viel Zeit, die mit der Organisation der individuellen Weiterreise drauf gehen würde. Allerdings bekommt man vom Leben der Bevölkerung selbst kaum etwas mit, weil man nur von einer Touri-Attraktion zur nächsten wohlbehütet im Bus gefahren wird. Außerdem kann es ab und zu schon recht nervig sein, alle Interessen der Gruppenreisenden unter einen Hut zu bringen. Manche wollen mittags groß essen gehen, andere wollen sich lieber etwas mehr von der Umgebung ansehen, wieder andere frieren plötzlich und wollen nicht mehr Boot fahren und noch andere kommen ständig zu spät oder kaufen jeden Verkaufsstand auf....Das würden wir alleine mit Sicherheit ganz anders machen. Aber für das, was dieses Jahr möglich war, haben wir es doch ganz gut gemacht, man bekommt mal einen ersten Eindruck vom Land und kann sich ein Bild machen.

Morgen geht es mit dem Bus weiter nach Hoi An, wo wir dann erstmal 4 Tage vor Ort bleiben werden - Badeaufenthalt. Na hoffen wir mal, dass sich das Wetter entsprechend bessert...

Bis bald und viele Grüße!

© H & M, 2007
Du bist hier : Startseite Asien Vietnam 5. Tag: Hue
Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine organisierte Rundreise durch Vietnam mit einem Abstecher nach Kambodscha.
Details:
Aufbruch: 27.12.2007
Dauer: 16 Tage
Heimkehr: 11.01.2008
Reiseziele: Vietnam
Angkor Wat
Der Autor
 
H & M berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.