KARIN ON THE FARSIDE

Reisezeit: November 2007 - Mai 2008  |  von Karin Neeb

Runder Abschluss

21.4. Die Faehre nach Coromandel ging nicht, wohl aber das Schiff nach Waiheke, grade mal eine halbe Stunde von Auckland entfernt. Das Unwetter herrschte auch dort, und am schlimmsten, als ich aus dem Bus ausstieg. Durchnaesst bis auf die Haut fand ich mich nach ein paar Minuten an einer Stelle, wo der Bus vorher vorbeigefahren war. Ich fand notduerftigen Unterstand und rief den Besitzer des Hostels an, damit er mir den Weg erklaerte. Wieder den gazen Berg hoch, und die andere Strasse hinunter. Ok, sagte ich, aber erst, wenn es nicht mehr wie aus Kiebeln schuettet. Nach ein paar Minuten erkannte ich hinter dem Regenvorhang einen Mann: Mein Vermieter war mit dem Auto gekommen, um mich abzuholen. Er selbst, das Auto und das Hostel hatten schon bessere Zeiten erlebt. Schade, das Haus, mitten im Bush, mit einem wunderbaren Rock Pool, war eigentlich sehr schoen. Es gab nette Leute dort und zwei sehr nette Hunde. Es schuettetr dann noch fuer den Rest des Tages, ich haette wohl noch ein paar Stunden unter der Plane gewartet... Am naechsten Tag machte ich mich zu einer Wanderung auf. Waiheke ist etwas tropischer als das Festland, war mal eine Hippie- und Kuenstlerkolonie. Jetzt gibt es eine stuendliche Faehre, da gibt es genuegend Leute, die nach Auckland pendeln. Und natuerlich bombastische Ferienhaeuser. Mit die schoensten Haeuser ueberall in Neuseeland sind nur 2 Wochen im Jahr bewohnt. Einige dieser Villen, meist mit eigener Bucht, oft Seeblick nach 2 Seiten und einem Stueck eigenen Wald, bekam ich auf meiner Wanderung um viele, viele Buchten herum zu sehen. Es gibt dort eine Menge kleiner Weingueter und trotz allem viel Platz. Bei der Wharf fragte ich dann, ob denn die Coromandel-Faehre am folgenden Tag wieder ging. "Wir haben hier keine Verbindung nach Coromandel." Das wollte ich nicht glauben. Aber in der Tat ist die Anlegestelle am anderen Ende der Insel, nur mit Taxi zu erreichen, was mehr kostet, als Auckland-Coro per Boot hin und zurueck. So stand ich denn am naechsten Morgen um 6 auf, nahm die fruehe Faehre nach Auckland, um gleich darauf wieder zurueck zu dampfern, diesmal aber auf dem Schiff, das bis Coro faehrt. Es ist ein flinker Catamaran, dauert 2 Stunden, per Bus waere es fast eine Tagesreise. Ich hoffte, dass Carl, der Postman, mich dort mit nach Corville nahm. Das tat er prompt. Gut 30 km in Richtung Nordspitze, ich hatte gedacht, es ginge nur ne kurze Strecke in die Huegel hinein. In einer wunderbaren gruenen Landschaft stand da ploetzlich eine blendend weisse Stupa mit bunten Goetterfiguren: Ich wollte meine Neuseelandreise in einem buddhistischen Retreat abschliessen. Sofort wusste ich, dass sich die umstaendliche Reise gelohnt hatte. Einen friedlicheren und freundlicheren Platz haette ich mir nicht wuenschen koennen. Corville besteht aus ein paar Haeusern und einem Laden, der von 80 Gemeindemitgliedern gemeinschaftlich betrieben wird. Am naechsten Tag wanderte ich an den Strand. Wie so oft fand ich eine grosse Bucht ohne Wasser vor, es war Ebbe. Tags darauf wollte ich, nach der morgendlichen Meditation, nochmal im Wald wandern. Kaum hatte ich das Retreat verlassen, fand ich eine Tafel an der Strasse, die auf einen Pferdeausritt hinwiess. Samstags um 10:30, hiess es da. Es war gerade 10:23, und so fand ich mich unvermutet kurz darauf auf dem Ruecken von Jasper, einem reinrassigen aber nicht besonders spritzigen Braunen, und ritt zusammen mit Lisa, Melissa und dem Pferdefuehrer Nathan durch die gruenen Wiesen, durch Fluesse und Haine, durch die aeltesten Obstwiesen Neuseelands. Anschliessend erhielt ich eine handgezeichnete Karte und wanderte auf steilen, schmalen Pfaden durch den Bush hinauf auf den Bergkamm und hinunter zu Wasserfaellen, die sicher nur sehr selten besucht werden. So nahm ich Abschied von "meinem" Wald, fand immernoch neue Farne und auf dem Heimweg auch noch Wasserkresse fuer meine letzte selbst zubereitete Mahlzeit. Ich freute mich auf die asiatischen Restaurants in Auckland.

Im Ressort war ein neuer Gast per Zufall angeschwemmt worden. Ingrid hatte ihren eigenen Jeep und sie bot an, mich am maechsten Tag zur Faehre zu fahren. Im Gegenzug lud ich sie zu einer kleinen Wanderung ein, die uns zickzack ueber einen Bergfluss bis zu einem weiteren Wasserfall hinauf fuehrte. Am Spaetnachmittag bestieg ich die Faehre und fuhr im schoensten Abendlicht durch diese stille Inselwelt zurueck nach Auckland. Meine Reise fand so einen ueberaus runden Abschluss, denn vor Monaten hatte ich versucht, dort oben auf der Coromandel-Halbinsel in einem buddhistischen Ressort als Wwoofer unterzukommen, jetzt hatte ich noch sehr schoene Stunden in Mahamudra erlebt.
Mir bleiben 2 Tage in Auckland fuer letzte Besorgungen, und der Himmel ist wieder strahlend blau. Ich habe demnach gute Chancen, einen Rucksack voller Sonne mit nach Hause zu bringen.

Coromandel Peninsula

Coromandel Peninsula

Neuseeland pur

Neuseeland pur

Alles Buddha- oder was?

Alles Buddha- oder was?

Hoch zu Ross

Hoch zu Ross

Mit Jasper

Mit Jasper

Gruene Huegel

Gruene Huegel

und Wasserfaelle- bitte querdenken!

und Wasserfaelle- bitte querdenken!

Hier stimmt die Richtung

Hier stimmt die Richtung

Es daemmert

Es daemmert

Byebye Auckland

Byebye Auckland

© Karin Neeb, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
6 Monate Neuseeland- oder- nicht jeder kann ans andere Ende der Welt reisen, um bei sich anzukommen
Details:
Aufbruch: 17.11.2007
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 11.05.2008
Reiseziele: Neuseeland
Samoa
Der Autor
 
Karin Neeb berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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