KARIN ON THE FARSIDE

Reisezeit: November 2007 - Mai 2008  |  von Karin Neeb

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05.01. Ein sonderbarer Tag. Ich nahm guter Dinge Abschied von Kerikeri, obwohl ich noch nicht weiss, wo die Reise hingeht. Meine Bewerbungen fuer einen neuen wwoof-Platz hatte ich an die Adressen geschickt, die die Suchmaschine unter den Begriffen healing und massage gefunden hatte. Ich dachte, ich versuch es mal mit Ehrlichkeit und schrieb, ich habe Schmerzen in den Haenden, waere aber fuer abwechslungsreiche Taetigkeiten noch gut. Zwei Absagen und 6 mal keine Reaktion. Im Bus nach Sueden fuhr ich die bekannten Strecken zurueck, und das ist eine Reiseart, die mir gut gefaellt. Ich mag mich lieber ein wenig zuhause fuehlen, die Orte wiedererkennen, als pausenlos neue Attraktionen abzuklappern. Paihia war mal wieder unter einer dunklen Wolke abgetaucht. Dort stieg ein Mann zu und setzte sich zu mir. In den 40ern, blondgelockt, strahlend blaue Augen, ein wenig abgerissen. Neuseelaender legen absolut keinen Wert auf formelle Kleidung. Die legendaere Hochzeit in Gummistiefeln wurde mir neulich mal wieder erzaehlt. Die Braut, in weissem Kleid, und dazu gumboots. Flipflops, hier jandals genannt, sind eines der nationalen Symbole, wie der Kiwi und der Farn. Aber auch barfuss ist ganz ueblich, und natuerlich diese komischen Gummi-Clogs. Ok, der Mann neben mir im Bus erzaehlt mir die unglaublichste Lebensgeschichte. Er wurde als Baby von Maoris adoptiert und kennt ihre Mythologie und Philosophie. Wir hatten die verrueckteste Diskussion ueber Gott und die Welt bzw. Spiritualismus und Lebensart. Nach einer Stunde stand er auf, umarmtr mich, drueckte mir ne Karte in die Hand und verschwand. Kia Ora. Willkommen, danke, genug heisst dieses Maori-Zauberwort. "New Zealander" steht als Berufsbezeichnung auf der Karte, und Kaupapa, Vision 2020.

Nach dieser Vision hatte ich mich im backpackers mit einer Frau rumzuschlagen, die es nicht verstand, dass ich keine 3 Naechte in einer fensterlosen Besenkammer mit 3 weiteren Frauen verbringen wollte. Dann machte ich mich auf, auszukaundschaften, wo ich auch am Sonntag nach einer Kamera und anderen nuetzlichen Dingen schauen kann. Hier in der mittlerweile vertrauten Grossstadt hatte ich das Gefuehl, nach 4 Wochen auf einem kleinen Boot wieder festen Boden unter den Fuessen zu haben. Nachdem ich fuer weitere Naechte ein anderes Backpacker gebucht hatte und dann in einem von Hunderten asiatischen Lokaelchen sass, leckeres koreanisches Essen verspeiste und draussen eine filmreife Szene nach der anderen beobachtete, ging es mir so richtig gut. 5 unbekannte Vorspeisen wureden aufgetischt und ein dampfender hotpot mit sweet beef, alles wunderbar. Nur das Wasser, Leitungswasser, das hier schmeckt wie das Wasser aus einem swimming pool, stellte ich gleich wieder weg. Am Abend fand ich unerwarteter Weise einen offenen Buchladen und ging, wie von einem Magneten angezogen, auf ein Buch ueber gewebte Steine zu. In Wharepuke hatte man mir anfangs gesagt, dass der wilde Acker da oben mit dem verbeulten Wohnwagen einem Onkel gehoert, der Bildhauer ist. Mit der Zeit begriff ich, dass diese eigenartigen Steinskulpturen, denen ich schon vielerorts begegnet bin, von Chris Booth stammen. Auf der Weihnachtsfeier war ich 6 Booth-Maennern begegnet und wusste nicht mehr so recht, wer wer war. Also fragte ich vorsichtig nach, wer der Bildhauer ist, der Vater oder der Sohn? Sie sind Zwillinge, wurde mir beschieden. Das Buch in meinen Haenden gab nicht nur Auskunft ueber die Familienverhaeltnisse. John und Chris, der mit der elfengleichen Muechnerin Annemarie 2 kleine Kinder hat, sind Jahrgang 1948. Tausende von seinen Skulpturen sind auf der ganzen Welt verstreut. http://chrisbooth.co.nz/rainbow.html. Es wird mindestens 4 Tage lang regnerisch-trueb sein. Am Sonntag gibt es also Einkaeufe statt Sightseeing.

© Karin Neeb, 2007
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Die Reise
 
Worum geht's?:
6 Monate Neuseeland- oder- nicht jeder kann ans andere Ende der Welt reisen, um bei sich anzukommen
Details:
Aufbruch: 17.11.2007
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 11.05.2008
Reiseziele: Neuseeland
Samoa
Der Autor
 
Karin Neeb berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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