4 Monate in einer anderen Welt - Indien

Reisezeit: August - Dezember 2008  |  von Elke Sch

Mumbai - ich komme!: 26. November 2008

Zufall, Glueck, Karma, Gott?
Was auch immer es war, dass mich meinen Freund Manoj letztes Jahr in London kennenlernen lies, ich bin unendlich Dankbar und wuesste nicht wo ich jetzt waere ohne ihn!

Am Abend des 26. November wurde meine Welt und wahrscheinlich auch die vieler Inder und Menschen ueberall auf der Welt erschuettert.
Schien mir Indien bis dahin so irreal und wundervoll in seiner unperfekten Art zu sein, um so weiter hat es mich in die Realitaet zurueckgeworfen.
Ich sass in meiner Wohnung und redete mit Manoj der gerade zu besuch war, als wir einen Anruf erhielten der Fernseher einzuschalten.
Die Kanaele hatte alle auf News umgeschalten und die Ueberschrift lautete "Terrorists take over Mumbai".

Um 21.30 uhr explodierte die erste Bombe. Gefolgt von vier weiteren. Sie waren in ganz Mumbai verteilt. Und nicht nur das. Gruppen von Terroristen bewegten sich mit Autos und zu Fuss durch Mumbais Strassen und schossen auf Passanten. Sie besetzten Hotels und stahlen Autos.
Weiter Bombensprengsaetze wurden in einem Boot am Hafen, Polizeiautos, Taxis und vor oeffentlichen Einrichtungen gefunden, konnten aber zum Glueck entschaerft werden.

Die meisten Bombenexplosionen und Terroristen befanden sich im Sueden Mumbais im Stadtteil Colaba.
Colaba ist der Stadtteil in dem sich die meisten Sehenswuerdigkeiten und Regierungsgebaeude befinden.
Da es dort guenstige Hotels gibt wohnen dort die meisten Touristen.
Auch ich waere mit sicherheit dort hin gezogen, haette ich nicht das Glueck gehabt eine Wohnung in Khar (Nordmumbai) zu bekommen.

Doch auch der Norden war betroffen. Eine Bombe und Schiesserei ereignete sich an der Zugstation Vile Parle im Stadtteil Juhu, dass ist nicht mal 2 km Luftlinie von mir entfernt. Die Terroristen bewegten sich von dort in Richtung Juhu Beach und hinterliessen ein Blutbad wo sie auftauchten. Vor dem Marriot Hotel, dass nur 10 min mit der Rikschah von mir entfernt ist konnten die Terroristen von Polizisten gestopt werden.

Ich verfolgte das Geschehen im TV und konnte es kaum glauben Bilder von dem Ort zu sehen wo ich einen Tag zuvor daneben noch zu Abend gegessen habe. Wir hatten vor am Donnerstag Abend ins Marriott Hotel zu gehen, da das Hotel eine gute Disco hat.

Bis spaet in die Nacht rissen die schlechten Nachrichten nicht ab. NAch wenigen Stunden waren 7 Orte in Mumbai betroffen: der Hauptbahnhof (CST), der Bahnhof Vile Parle, das Marriott Hotel, das Oberoi Hotel (Hilton Hotel), das Taj Mahal Hotel, das Nariman Haus und ein Taxi gefuellt mit Sprengstoff mitten in Colaba.
Um 1.30 uhr erreichte die Armee per Hubschrauber und Schiff Mumbai. Die Situation war nicht mehr unter Kontrolle.

Menschen wurden evakuiert und die Bevoelkerung wurde aufgefordert das Haus nicht mehr zu verlassen.
Wir im Stadtteil Kahr wurden aufgefordert Tueren und Fenster geschlossen zu halten, es war strikt verboten fuer Touristen und auch Einheimische auf die Strassen zu gehen.
Ich schlief mit einem gepackten Rucksack mit meinen noetigsten Reiseunterlagen neben dem Kopfkissen ein und hoffte wenn ich aufwache sei alles vorbei.

Leider war dem nicht so. Die Situation war zwar weitgehend unter Kontrolle, doch es ereigneten sich immernoch Schusswechsel in Suedmumbai und Terroristen hatten sich mit Geisseln im Taj Mahal Hotel und im Oberoi Hotel verschanzt.
Hier oben im Norden (Bandra, Khar, Juhu, Andheri) kehrte wieder Ruhe ein.

Das Haus verlassen ohne Begleitung traute ich mir nicht zu und wurde auch von meinen Freunden nicht befuerwortet. Wir verbrachten den Tag zusammen in der naeheren Umgebung und vergassen sogar fuer einige Momente, dass sich in der selben Stadt in der wir uns befanden Terroristen umherliefen und Angst und Schrecken verbreiteten.

Mumbai hatte sich in der letzten Nacht veraendert. Es muss sich wohl so angefuehlt haben wie am Tag nach dem 11. September in New York. Doch hier war es noch nicht zuende. Hubschrauber kreisten ueber der Stadt. In allen Fenstern sah man die Fernseher mit den News Kanaelen laufen, Menschen zuckten zusammen bei jedem lauten Geraeusch auf der Strasse, Geschaefte hatten geschlossen, Zuege fuhren nicht mehr und sogar Fluege wurden gestrichen.

Den ganzen Tag ueber versuchte die Polizei die Geisseln aus den beiden Hotels (Oberoi und Taj) zu befreien, doch auch am Abend war noch kein Ende in Sicht.

Sogar heute am dritten Tag ist noch immer nichts Zuende.
Zuege fahren wieder und Geschaefte haben in fast allen Teilen Mumbais wieder geoeffnet.
Der Stadtteil Colaba ist jedoch immer noch Katastrophengebiet. Alle Sehenswuerdigkeiten haben geschlossen und werden erst in ein paar Tagen wieder geoeffnet werden.

Dies war nicht nur ein schwarzer Tag fuer Mumbai, sondern fuer ganz Indien. Nichts ist hier sicher und es wird wohl auch noch einige Jahre, viele Reformen und klugen Menschenverstand brauchen, bevor Indien in Frieden leben kann!

Nichts desto trotz versuche ich die letzten Tage hier in Mumbai zu geniessen und lasse mir in keinster Art und Weise meine Liebe zu diesem Land, den Menschen und der Kultur nehmen!

Ich kann es kaum glauben, dass ich schon in 4 Tagen im Flieger in Richtung Deutschland sitze. Und wenn ich mir jetzt vorstellen koennte, dass es dort um die 0 C hat, dann wuerde mir ein eiskalter Schauer den Ruecken runter laufen. Doch bei den angenehmen Temperaturen von 30 C hoert auch meine Fantasie auf und ich versuche es mir gar nicht vorzustellen.

Bis bald!

© Elke Sch, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Mumbai nach Delhi und zurück!
Details:
Aufbruch: 11.08.2008
Dauer: 4 Monate
Heimkehr: 02.12.2008
Reiseziele: Indien
Nepal
Der Autor
 
Elke Sch berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.